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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Das Waldvolk ist offline

    Unweit der zentralen Tempelruine, 5. Tag, Morgengrauen - der Schamane

    Mehrere Hiebe seines rostigen Jagdschwertes waren nötig, um den Kopf vom schuppigen Körper zu trennen. Dann aber riss er den Kopf hoch und blickte in das tote Gesicht dieses Fischmenschenwesens, der sich hier in tieferen Kanälen zur zentralen Tempelruine breit gemacht hatte.
    Kein einfacher Gegner für den einstigen Pantherkrieger, als sie sich im Nahkampf befanden. Doch als er sich zurück gezogen hatte und die Nacht über im Wasser verbarg, änderte sich dieses Spiel bei Morgengrauen.
    Als lauernde Tooconda waren Krallen, ein Schuppenpanzer und übermenschliche Kraft keine Hürden mehr. Alles wurde zermalmt und die Fischblase platzte. Ein hässlicher Erstickungstod folgte und er sah zu.

    “Chichi! Du hattest hier nichts verloren! Mögest du in dunklen Wassern in Ewigkeit von diesem Tod träumen.”, verfluchte er die Seele dieses Wesens.
    Es war eine weitere Trophäe für seine Champions. Viele hatten sie schon beisammen. Nun eine mehr und wohl die Letzte von der er und die Seinen wussten. Wie sich das Waldvolk schlug hatte er beobachtet und empfand sie weiterhin als nicht würdig über Tooshoo und den Sumpf zu herrschen. Es war nicht ihre Heimat. Es war seine Heimat und die seines Volkes. Seit Tausenden von Jahren.
    Doch nun zählten Köpfe und dann konnten sie wirklich beweisen, ob sie doch irgendwie würdig waren.

    Er hob seinen Druidenstab in die Höhe, packte an seine Maske und erhob die Stimme.
    “Chuthulu! Kommt! Kommt alle zum nördlichen Tempel meines Herrn! Wir wollen Köpfe sehen und der Jagd ein Ende bereiten!”, dröhnte seine Stimme über das gesamte Gebiet. Dann brach er auf.

    Ornlu

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Basislager, Tag 4, früher Abend

    "Und dann hat er mit seinem Kampfsstab diesen scheiß Skekettkrieger platt gemacht. Ausgeteilt, abgewehrt, alles eingesetzt, den Stab verloren und dann doch irgendwie den gammligen Bastard bezwungen. Das war bei dieser alten Vettel. Was danach so war und wo er wohl nun liegt oder liegen könnte, hat dir ja schon Chala erzählt.", führte Shakes aus und war sichtlich angespannt. Ornlu hatte sich die lange Geschichte der stark geschrumpften Gruppe über ihre beiden großen Abenteuer am Feuer bei Sumpfkraut und Eintopf noch einmal erzählen lassen.
    Yariks wahrscheinlichee Tod bedauerte er. Er verlor ungern seine Lehrlinge auf solche Art.
    Vor allem hatte er wohl gezeigt, dass er in Sachen Stabkampf nur noch mit Erfahrung dazu lernen würde, wenn er sich gegen einen solchen Gegner behauptete. Allein die Kerbe in Yariks Kampfsstab erzählte ihre Geschichte. Vielleicht würden sie eines Tages noch einen Abschlusskampf führen. Vielleicht.
    Menschlich verlor die Gemeinschaft viel Potential, denn jeder Waldvölkler war drei Mal so viel wert und zehnfach schwer zu ersetzen, wie all diese Städter die in jeder Ecke und Gasse neu auftauchten.

    "Danke für eure Geschichte. Wenn das alles ein gutes Ende findet, werde ich mit meinen Wölfen nach Yarik und Eileen suchen. Wir sind die Besten, wenn es darum geht etwas oder jemanden zu finden oder zu jagen. - Gewissheit oder ein Wunder - beides ist möglich. Ruht euch aus. Jilvie wird euch morgen wohl neu einteilen. Ich denke aber, sie wird euch nicht mehr weit raus schicken. Bewahret!", wünschte der Wolfsdruide und ging zum nächsten Jagdkommando, das Leute vermisste oder verloren hatte.
    Er war nicht der Händchen-halt-Onkel oder Tröste-Wauwau. Das war keiner hier zum Glück. Aber reden und Geschichten austauschen war wichtig für diese Gemeinschaft und Ähnliches machte auch Ricklen und Mertens. Selbst Ryu hatte sich ein Beispiel genommen.

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Yarik ist offline

    Dritter Tag. Irgendwann. Unter dem Totenbaum.

    Ich sterbe…
    Die Ranke hatte sich um seinen Hals geschlungen. Er wollte schreien, aber er konnte nicht. Sie drückte ihm die Kehle zu, ließ ihn bereits Sterne sehen. Vergeblich versuchte er, sich in dem sumpfigen Boden festzukrallen, schlug um sich, suchte nach Halt – aber die Erde war weich und schlüpfrig, und wenn er einen Busch oder eine Wurzel zu fassen bekam, dann wurde sie einfach ausgerissen. Die Ranke zog ihn fort in den Nebel, während seine Kameraden anhnungslos schliefen. Der Affenkopffelsen war bereits im Dunst verschwunden. Er war allein. Mehr Ranken kamen, besetzt mit Dornen, wanden sich um seinen Leib. Die Schmerzen waren unerträglich, als sie begannen, seine Bauchdecke aufzureißen. Heißes Blut schoss aus der Wunde, die er vergeblich mit den Händen zu verschließen versuchte, damit seine Eingeweide nicht herausfielen. Die Welt verschwamm vor seinen Augen, als die Pein ihn übermannte und sein Bewusstsein schwand.
    Er war Glaen, und er starb.

    Ich sterbe…
    Er würgte und versuchte, den Kopf zu heben, aber etwas drückte ihn nach unten, tiefer in den Schlamm. Der dünnflüssige Matsch füllte seinen Mund und verstiopfte seine Nase. Seine Lunge brannte und in seinen Ohren dröhnte es, er braucht Luft, Luft, Luft!, aber er atmete nur weiteren Schlamm ein, der nach Moder und Tod schmeckte. Er sah nichts mehr, hörte nichts mehr, war ergriffen von Panik. Seine Gegenwehr war umsonst. Seine Bewegungen wurden schwächer, bis sie gänzlich erschlafften, und seine letzten Gedanken galten nicht seiner Tochter, sondern waren erfüllt von nackter Angst, die alles andere verdrängte. Angst, und dann nichts mehr.
    Er war Liam, und er starb.

    Ich sterbe…
    Der Bandit lachte dreckig. Sie spürte das Messer an ihrer Kehle, der kalte Stahl ritzte ihre Haut und ein dünnes Rinnsal an Blut lief ihren Hals herunter. Sie wagte nicht, sich zu regen, die Angst lähmte sie, obwohl sie tief in ihrem Inneren wusste, dass der Bandit sie sowieso töten würde – egal, ob sie nun kämpfte oder nicht. Ihr gegenüber saß ihr Vater, seine Arme waren auf seinen Rücken gefesselt und ein anderer Bandit hielt ihn fest. Seine Augen – meine Augen! Das… das bin ich! – waren geweitet vor Angst und Wut und Hass und er versuchte zu kämpfen, aber er hatte keine Chance. Er konnte nur zusehen. Der Bandit lachte lauter und stieß mit dem Messer zu. Der Schmerz war unerträglich, und sie schrie, aber ihr Schrei verwandelte sich schnell in ein gequältes Gurgeln, als ein Schwall heißen Blutes ihre Kehle hinabströmte.
    Sie war Lyzbeth, und sie…
    … brannte …
    … alles brannte …
    … die Welt war Feuer und Flammen und Ruß und Qual und sie sah ihren Vater nicht mehr er sah sich selbst nicht mehr da war nur Feuer!

    ~~~

    Yarik wollte schreien, aber die Pein war selbst dafür zu groß. Es fühlte sich an, als würde er bei lebendigem Leib von innen heraus verbrennen. Jede Faser seines Körpers stand in Flammen, seine Nerven schmolzen unter der unerträglichen Hitze und überfluteten seinen Geist derart, dass er meinte, den Schmerz sehen zu können. Er zuckte unkrontrolliert, wand sich in Krämpfen, röchelte und mahlte mit den Zähnen, seine Augen rollten in ihren Höhlen so weit nach hinten, dass nur noch das Weiße zu sehen war.
    Nach einer Zeit, die sich anfühlte wie eine Ewigkeit in der Hölle, ließ der Schmerz endlich nach und hinterließ ein Gefühl dumpfer Taubheit. Yarik sackte schwer atmend in sich zusammen.
    Wo bin ich?
    Mühsam öffnete er die Augen, aber er sah dennoch nichts. Um ihn war nur völlige Dunkelheit. Es war kalt und nass, der Gestank modrigen, fauligen Erdreichs erfüllte die Luft und die Enge des Raumes war fast spürbar. Metallischer Blutgeschmack lag auf seiner Zunge und jeder Atemzug rasselte in seinen Lungen, als wären sie mit Schleim und Wasser gefüllt.
    Die Erinnerungen kamen langsam wieder zurück. Die Jagd… der Nebel… seine Gefährten: Liam, Glaen, die tot waren, Chala, Valerion, Shakes, die er aus den Augen verloren hatte, und – und Eileen.
    Eileen…
    Ein leises Stöhnen ließ ihn zusammenfahren. Er war mit einem Mal wieder hellwach.
    „Eileen?“, krächzte er und lauschte. Ein Rascheln war die Antwort, gefolgt von einem trockenen, gequälten Husten.
    „Eileen! Halt durch… Wir… Wir schaffen es!“ Adrenalin schoss in Yariks Blutbahn, als er verstand, dass es noch nicht verloren war. Die Aufregung spülte sie letzten Reste der Verwirrung hinfort und seine Erinnerung kam zurück. Die Höhle, in die er Eileen gefolgt war – die Falle, die ihm von der Pflanze gestellt worden war! Das dämonische Unkraut hatte ihn erwischt, ja. Aber jetzt war irgendetwas geschehen…
    Das Feuer!
    …etwas war geschehen, und er war wieder frei! Und Eileen war ebenfalls hier! Es war noch nicht zu spät!
    „Halt durch!“, beschwor er das Mädchen noch einmal und ließ über seiner Handfläche eine kleine Lichtkugel erscheinen. Eileen saß ihm gegenüber, er brauchte nur die Hand auszustrecken und könnte sie berühren. Ranken und Wurzeln staken in ihrem Körper und zogen sie gegen die lehmige Höhlenwand, ein schleimiges schwarzes Geflecht wucherte über allem. Sie hob mühsam den Kopf und sah ihn an, aber Yarik war sich nicht sicher, ob sie ihn wahrnahm – sie schien einfach durch ihn hindurch zu blicken.
    Er wollte sich zu ihr beugen, aber etwas hielt ihn zurück und ein scharfer Schmerz schoss durch einen Unterleib, als er sich bewegte. Jetzt erst merkte er, dass auch er noch immer von den Wurzeln der Höllenpflanze gefangen war, die sich in sein Fleisch gegraben hatten. Aber etwas war anders – sie sahen verdorrt und kraftlos aus.
    Yarik biss die Zähne zusammen und riss sich mit einem beherzten Ruck los. Der Schmerz war brutal, ließ aber schnell zu einem dumpfen Pochen nach. Er rutschte zu Eileen und nahm ihren Kopf in beide Hände.
    „Eileen? Eileen, kannst du mich hören?“
    Ihre Augenlider flatterten, aber schließlich klarte sich ihr Blick ein wenig auf und sie fing an, stumm die Lippen zu bewegen. Sie sah fürchterlich aus – ihre Haut wirkte beinahe durchsichtig und war von schwarzen Adern durchzogen, Auswüchse eines Piles wucherten in ihrem Gesicht und an unzähligen Stellen war ihr Körper mit der Pflanze verbunden. Auch wenn die Ranken ebenso einen toten, verdorrten Eindruck machten.
    „Ich hole dich hier raus“, versprach Yarik und tastete an seinem Gürtel entlang, bis seine Finger sich um den Griff seines Jagdmessers schlossen, das er zum Glück nicht verloren hatte, „Lass mich nur… mach dich bereit!“
    Er fing an, eine der Ranken durchzuschneiden, und Eileen stöhnte gequält auf. Sie packte plötzlich sein Handgelenk und schüttelte den Kopf.
    „Nein…“, flüsterte sie, „Nein!“
    Yarik hielt inne und sah sie durchdringend an. „Eileen, wir müssen weg von hier!“
    Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf, was Yarik nur an den Bewegungen ihres langen, blonden Haares ausmachen konnte, das ihr jetzt in schmutzverkrusteten Strähnen ins Gesicht hing.
    „Es ist zu spät“, murmelte sie, „Es tut so weh… und… es ist in mir, Yarik! Es ist in mir!“ Sie schluchzte, ihr Griff verstärkte sich. „Es hat … es … ich sehe sie sterben, sie alle, immer und … immer … und es wird mich nicht mehr loslassen! Ich … ich …“
    „Wir finden einen Weg!“, beschwor Yarik sie, „Im Lager sind Heiler, Druiden, wir...“
    „Ich sterbe“, stellte Eileen mit einer Endgültigkeit fest, die jegliche Kraft aus Yariks Gliedern weichen ließ. Er konnte nichts anderes tun, als sie anzustarren. „Es ist zu spät. Es ist längst zu sehr zu … einem Teil von mir geworden. Ich bin … Wenn du versuchst, mich loszuschneiden – es würde mich umbringen. Und es würde … es würde wehtun! So … so sehr wehtun...“
    „Ich kann dich nicht einfach hierlassen!“, protestierte Yarik, „Ich kann nicht – “
    Eileen hob eine Hand, und Yarik verstummte. Sie sah ihn eindringlich an. Das Weiß ihrer Augen war von krankhaft gelber Farbe, aber ihr Blick war klar. So klar wie ihre nächsten Worte: „Beende es.“
    Yarik sackte in sich zusammen und schüttelte den Kopf. „Niemals! Das … das kann ich nicht!“ Er schluckte schwer, seine Gedanken rasten. Was sollte er tun? „Ich hole Hilfe!“, krächzte er schließlich, „Ich komme zurück, ich verspreche es!“
    Eileen seufzte leise. „Es lässt dich nicht gehen“, erklärte sie ruhig, als würde sie mit einem Kind reden, „Es hat den Gang längst verschlossen. Wir sind beide hier gefangen, und wir werden beide hier sterben. Die Frage ist nur … wie lange es dauert!“
    Yarik kroch mühsam in Richtung des Tunneleingangs. Sie musste sich irren!
    Sie irrte sich nicht. Dort, wo der Tunnel ins Freie geführt hätte, war der Gang von einem undurchdringlichen Gewirr aus Wurzeln und lehmiger Erde versperrt. Yarik zog an einigen der Wurzelstränge, aber er erkannte schnell, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen war.
    „Es kommt zurück!“, flüsterte Eileen plötzlich und griff sich an die Schläfen, „Yarik, ich höre es wieder! Es fängt wieder an!“
    Und er spürte es auch. Etwas, das begann, an den Grenzen seines Bewusstseins zu schaben und zu kratzen und zu nagen, ein Nebel, der sich in seinem Geist ausbreitete, sein Denken lähmte und in dem sich Gestalten bewegten. Noch war der Nebel nicht sehr dicht, die falschen Erinnerungen und Visionen unklar, aber Yarik verstand, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er kämpfte dagegen an, schüttelte den Kopf, als könnte der damit die fremden Gedanken einfach herausschütteln.
    Eileen zog an seinem Wams. Ihre Augen waren vor Angst geweitet. „Bitte! Schnell! Ich will nicht … ich will nicht sehen, Yarik! Ich will nicht noch einmal … sehen müssen!“ Sie umfasste seine Hand, in der er das Jagdmesser hielt. Hob sie hoch und setzte sie Spitze gegen ihren Brustkorb, auf Höhe ihres Herzens.
    „Bitte…“

    Das Licht erlosch. Yarik hielt Eileens leblosen Körper im Arm und wartete auf den Nebel, der sich in seinem Geist ausbreitete. Wartete auf die Visionen und hieß die Hölle willkommen, die er sich redlich verdient hatte.

    ~~~

    Ich sterbe…
    Sie war gefangen in einem Erdloch mitten im Sumpf, es gab kein Entrinnen. Nur die Klinge des Mannes, der da mit geschlossenen Augen ihr gegenüber hockte, versprach noch Rettung. Die Spitze seines Messers hatte bereits einen kleinen Schnitt in ihrer Haut hinterlassen. Nur noch ein Ruck, ein kurzer Schmerz…
    Sie war Eileen, und sie starb.

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Alle! Sogar die Drachen!

    “Nördliche Tempelruinen…Wir sind da.”, sagte der Druide mehr für sich, wie zu all jenen, die mitgekommen waren. Alle waren zuversichtlich, ja gar euphorisch, dass die Jagd vorüber war und sie siegreich mit all ihrer Beute waren. Es konnte nur so sein.

    Das Waldvolk hatte sich behauptet. All die abgeschlagenen Köpfe die sie mitgebracht hatten, sprachen für sich. Jede Trophäe barg eine Geschichte für die Feuer des Waldvolkes. Sang ein Lied über Mut, Glück und Heldentum. Über Furcht und den Sieg darüber.
    Langsam erschienen alle Kommandos am großen Treffpunkt beider Seiten der großen Wilden Jagd.
    Viele waren von den Kräfte raubenden Tagen auf der Jagd gezeichnet. Manche ihres Volkes hatten sie verloren und manche trugen Narben an Leib und Seele davon. Das war der Preis für ein weiterexistieren des gesamten Volkes in Tooshoo.

    Die Gegenseite erschien. Vorne weg schritt der Schamane und wurde von der grünen Bestie, wie auch den einarmigen Troll flankiert. Der ganze Rest der tierischen Horde folgte. Ebenso mit so manchem Opfer und gezeichnet. Die wenigen Snapper fielen dem Druiden dabei auf, aber auch ein Sumpfhaibulle war laut Onyx gefallen und von wohl so manche Tiere und Wesen mehr..
    Der Krötenprinz, wie ihn Freyja getauft hatte und auf den Ornlu schon getroffen war, war ganz am Ende vom Tross.

    Beide Seiten reihten sich auf und hielten fünfzig Schritte voreinander an. Beide Seiten trugen die Trophäen der Wilden Jagd bei sich und legten die abgeschlagenen Köpfe oder anderweitige Beweise vor.
    Ornlu erblickte so manche Trophäe bei der Gegenseite, die keiner von ihnen gesehen hatte - und doch waren das eindeutig Abscheulichkeiten, die nicht in diese Welt gehörten. Ornlu zählte neun Köpfe bei ihnen und sechs Köpfe bei den Champions des Sumpfes.

    “Ich zähle mehr bei uns! Damit haben wir gewonnen. Akzeptiert ihr eure Niederlage!?”, fragte Ornlu laut und blickte den Maskierten an.

    “JA!”, knurrte der Schamane des Herrn des Sumpfes und die Waldvölkler johlten und jubelten. Klopfen mit Waffenschäften auf den Boden oder gegen Schilde.

    “Dann rufe deinen Herrn!”, forderte Mertens in Vertretung von Jarvo auf.

    “So sei es! Chichichichi….chi”, sprach der uralte Druide im Körper eines jungen Mannes und hielt seinen Druidenstab in die Höhe. Der leuchtete im grünen Schein des Kristalls auf und verblasste dann allmählich.
    Alle waren gespannt auf den Herrn des Sumpfes und erwarteten sein Erscheinen, nun da er gerufen wurde. Doch nichts geschah. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis zumindest Ornlu etwas spürte. Doch was er spürte, war bekannt und dann wieder nicht.
    “Haltet euch bereit!”, warnte er und fixierte den Schamanen zornig an.

    “Was ist geschehen!? Was hast du getan!?”, fragte er und trat vor, während der Großteil etwas verwirrt schien. Doch manche mit gewissem Gespür für bestimmte Dinge verstanden schon. Ryu schob mit einer Bewegung des Daumens seine Klinge aus der Scheide, während Griffin seinen Bogen fester umgriff, so dass es knarrzte. Ricklen und Jilvie gaben verdeckte Zeichen und Mertens beruhigte so manches Gemüt.
    Der Schamane trat ebenso vor und blickte zurück auf seine Champions. Eine Wahrheit, die er auch ihnen verschwiegen hatte?

    “Wir brauchten einander, um diese große Gefahr im Sumpf zu vernichten. Das Böse zu tilgen. Chacha! Ja! Und das haben wir. Chutuluuu! Jetzt brauche ich das Waldvolk erneut. Der Siegelhüter wurde wiedergeboren, aber er wurde von mir zu früh wieder gefunden. Zu sehr habe ich gehofft, dass er seinen Pflichten wieder nachgehen kann. Zu sehr…” - er stockte, machte einen Schritt vor, nahm seine Maske ab und kniete vor dem Waldvolk nieder. Er blickte voller Reue zu seinen Jägern und blickte dann aus starken Augen zum Waldvolk.
    “...zu verdorben war sein Sumpf. Zu viel Einfluss des Bösen umgab ihn. Jetzt haben wir den Einfluss deutlich geschwächt. Jetzt können wir den Herrn des Sumpfes retten! Schwächt ihn mit mir und wir vollführen ein Reinigungsritual!”, flehte der Schamane und hob flehend die Arme, als würde er sie alle für Innos höchstselbst halten.

    Ornlu hatte sich jedoch schon entschieden. Er wollte gerade antworten, da erschien der Herr des Sumpfes.
    Jung und verdorben! Mit Auswüchsen und Hörnern, die seine ursprüngliche Gestalt eines gewaltigen Mischwesens aus Lurker und Sumpfhai verändert hatten.
    Und gleich schien er seinen Machtanspruch über den Sumpf deutlich zu äußern. Er hob die Klauen und vollbrachte etwas, was ein Naturgeist nicht konnte. Er rief die Verderbtheit, die ihn korrumpiert hatte. Nur noch wenig war vom reinen Naturgeist da, dem die Wesen des Sumpfes so treu folgten. Diese waren nun irritiert.
    Die Verderbtheit erschien in Form weniger korrumpierter Wesen. Wesen wie dutzende schweinsgroße Riesenspinnen, wie eine verderbte Tooconda, wie Lurker und Sumpfhaie die ihrem Herrn und Vater folgten und wie diese Insektoiden, die den Minecrawler ähnelten.
    Ihr Herr und Gebieter hatte ein Ziel und das war in diesem Moment vor allem Ornlu klar.
    “Ryu…ich will die Maske.”, sagte er dem Hayabusa ganz leise und der nickte lediglich. Kein großer Plan, aber bereit, sofort zu handeln. So wie früher.

    “Waldvolk!”, rief der Druide und ließ seinen Druidenstab feuerrot aufleuchten. Ließ seine Magie aufkommen, wie ein mächtiger Wirbelwind aus rötlichen Schleiern.
    “Einmal verdorben! Immer verdorben! Vernichtet den Herrn des Sumpfes! - Und du! Du gehörst mir!”, schrie er mit magisch verzerrter Stimme, schlug mit dem Druidenstab einmal auf den Boden auf und jagte dann wie der Wind auf den Schamanen zu.
    Die achtundvierzig Schritte waren in einem Wimpernschlag überwunden. Der Windläufer-Zauber endete und mit einem Donnern krachten die Druidenstäbe aneinander. Der Schamane wurde durch die Wucht in Ornlus Schlag nach hinten gedrängt und hielt dann knapp den Schlag, der dann kam von sich ab. Mit aller Kraft hielt er mit seinem Druidenstab gegen, so dass beide nur eine Handbreite auseinander standen.

    “Deine Maske - seine Macht - ist sein Ziel, du Narr! Sie muss weg von hier oder zerstört werden!”
    “Helf mir! Und ich gebe dir alles! Er darf nicht sterben! Tooshoo wird fallen!”, zischte der Schamane und versuchte sich frei zu drücken.
    Ornlu gab auf diese Worte nichts. Ein Zögern, ein Warten oder sonst eine Geste, die nicht zum Ziel führte und er und die Seinen würden ihre Leben verlieren. Zu gerissen, zu treudoof war dieser Schamane der Natur, dass er seinem Herrn, dem er eine Ewigkeit schon diente, nun abschwor. Egal ob sein Herr nicht mehr ein Kind der Natur war.

    “Du bist nichts ohne deinen Herrn.”, dachte er sich und verstand seinen druidischen Kontrahenten sehr gut. So gut, dass er das Kräftemessen beendete und sich abdrückte, um dann eine grelle Lichtkugel zu schaffen und wieder zu attackieren. Doch dieses Mal war er nicht allein. Ryu kam hinzu und deckte den Schamanen mit mächtigen Hieben seiner Klinge ein. Ornlu sprang dann ein und Ryu wich zur Seite, um dann einem Drehschlag zusammen mit Ornlu auszuweichen und dann mit einem beidhändig geführten Schlag von unten nach oben zuerst den Schamanen in die Defensive zu treiben und dann den Abstand so schnell zu verkürzen, dass der Schamane seinen Stab fallen ließ und Ryu mit sehr festen Griff an seine Unterarme daran hindern musste, seine Waffe zu nutzen.

    Ryu reagierte prompt, als würde er sowas jeden Tag üben und ließ sein Schwert fallen. Dann packte seine Hand umgekehrt den Unterarm des Schamanen, packte zu und wiederholte das mit dem anderen Arm, so dass der Spieß umgedreht wurde. Sie rangen nicht einmal kurz, weil der Hayabusa eine halbe Körperdrehung machte und den Schamanen umwarf. Der wollte sich gerade wieder erheben, da warf sich Ryu hin, schlug mit der Faust auf den Brustkorb, packte den angreifenden Arm mit einem Bein und riss mit beiden Händen an der Maske.
    “Ryu! Augen zu und weg drehen!!”, warnte Ornlu noch. Die Maske löste sich und so wie der Druide geahnt hatte, wollte der Schamane einen Giftblick anwenden. Doch Ryu drehte ab und warf Ornlu die Maske zu. Der Schamane schrie auf und weckte seine Magie. Sein Druidenstab jagte wirbelnd am Boden entlang und erwischte Ryu knapp am Stiefel.

    Ornlu indes hatte die Maske und vollführte abermals den Zauber des Windläufers. Er jagte vorbei an Freund, Nachbar und Feind und schuf Abstand vom Geschehen. Der Schamane rief dem Hayabusa irgendwas zu und eilte dann Ornlu hinterher.
    Ornlu ließ sich einholen und ein Stakkato an Hieben der beiden Stäbe erklang, während schon weiter entfernt von ihnen Champions des Sumpfes, wie auch das Waldvolk sich gegen die neuen Feinde formierten.
    Beide trennten sich nach dem Schlagabtausch und ließen ihre mächtige Magie aufkommen.
    Der Kampf der Druiden begann...

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Alle! Sogar die Drachen! Wo ist eigentlich Lester?

    Die Ereignisse hatten sich mit einem Mal überschlagen – Schon wieder! Der verdammte, halbnackte Irre hatte sie alle aufs Kreuz gelegt und nun war es, wie so oft, an ihnen, dieses Desaster zu richten. Wäre es nach Ryu gegangen, so hätte er dem Schamanen an Ort und Stelle das Rückgrat gebrochen, um diesem Terror ein Ende zu bereiten. Doch was wäre dann gewesen? Wäre das Ornlus Plan zugutegekommen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber sich darüber jetzt Gedanken zu machen, half nichts und machte die Situation in keiner Weise besser. Noch einen stummen Augenblick schauten die Augen des Wyvern-Hüters in die Richtung in der Ornlu verschwunden war. -Sieh zu, dass es zählt, Kleiner.-, ging es dem Templer im Beisein eines erwartungsvollen Hebens der Mundwinkel durch die Gedanken. So, wie es nur zu häufig bei Lehrmeistern vor kam die ihre besten Schüler mit einer wichtigen Aufgabe betraut hatten. Doch war Jadewolf, wie er sich nannte, nicht der Einzige, der nun eine Aufgabe hatte. Eigentlich hatte der Hayabusa sich die großen Reden und pompösen Auftritte vor den Leuten des Waldvolkes schon lange abgewöhnt, nur… Jarvo fehlte… Der Anführer der nun die richtigen Worte finden musste. Eine führende Hand im Antlitz der Verderbnis die dort auf sie zu rollte.

    Ryu blickte über seine Schulter, sah das groteske Abbild jener Missgeburt, die sie alle in dieses Leid gestürzt hatte. Jener Schwächling, der sich in der Verderbnis suhlte, die Sarkany mit jeder Faser seines Körpers zu hassen gelernt hatte. Ja… Das war seine Beute in dieser Schlacht. Und so sehr die Abscheu gegen diese Abscheulichkeit die Unruhe in seine Glieder trieb, so sehr zerrte auch das Pflichtbewusstsein gegenüber seiner Brut an seinem Herzen. Wieder wandte er den Blick nach vorne. Die ratlosen, von Angst erfüllten Gesichter sprachen Bände. Wann hatte der Templer zum letzten Mal solche Mutlosigkeit in den Augen gestandener Jäger und Krieger gesehen? Das musste Jahre her sein… Damals… Zur Zeit des Weltenrisses…

    Der Hüter schloss die Augen. Das Kribbeln an seinem Rücken war mittlerweile mehr einer heißen, pulsierenden Welle gewichen, die sich immer wieder durch seinen Körper zog. Ihn antrieb, loszupreschen. Aber das ging so nicht. Er konnte sich nicht auf die Beute fixieren, wenn sie umringt, war von all diesen widernatürlichen Monstrositäten. Ryu brauchte diese Menschen. Und sie brauchten jemanden, der sie davor bewahrte den Zweifeln zu erliegen, denen er selbst in der Tempelruine fast erlegen war. Aber da war noch etwas. Etwas so unglaublich Wichtiges, dass Freiya und Griffin ihm wiedergegeben hatten, seit sie damals ins Weißaugengebirge aufgebrochen waren… Vor einer gefühlten Ewigkeit: die Erinnerung den Geist der Gemeinschaft. Die geballte Kraft der Brut. Den unbeugsamen Willen des Waldvolkes.

    „Ryu, wie wäre es…“, er spürte die Hand Griffins auf seiner rechten Schulter. „… Schau dir die Jungs und Mädels doch mal an… So ein bisschen Templer-Feuer, hm? Das wird…“, doch der Hüter löste sich unter der Hand seines Waffenbruders, riss die Augen auf und trat einen energischen Schritt vor all die tapferen Jäger, machte einen Satz auf den nächsten, umgestürzten Baum und blickte einmal über die Gesichter der Anwesenden. All jene, die sich zu diesem vermaledeiten Spiel einer machthungrigen, verdorbenen Bestie eingefunden hatten. Nur um ihre Leute zu schützen. Um den schon lange zerbrochenen Frieden zu bewahren.

    „Alle Mann hergehört! Jadewolf hat sich klar und deutlich ausgedrückt! Wir wurden verraten vom wahnsinnigen Einsiedler und seinem Herren! Lasst euch nicht täuschen! Dieser halb nackte Hurensohn ist KEINER von uns! Seine Worte sollen Zweifel säen und euren Kampfgeist brechen, damit sein Herr leichtes Spiel mit euch hat! Sein Herr, dieser hässliche Bastard, für dessen Unterhaltung wir geblutet haben. Für dessen Bespaßung wir an die Grenzen unserer Freundschaften getrieben wurden. Durch dessen grausames Spiel wir Freunde, Brüder und Schwestern zu Grabe tragen müssen! Und wofür!? Um uns weiter unterdrücken zu lassen, bis er uns wieder aus Langeweile fordert, um Leben und Tod zu kämpfen!? Das mag für den ein oder anderen von euch vielleicht verlockend sein! Eine Herausforderung der eigenen Fähigkeiten! Eine Prüfung der eigenen Meisterschaft. Und wo jene mit dem Sturm des Kampfes im Blut geboren wurden! Wo manche von uns nichts belebenderes kennen als das Gefühl der Jagd, sind nicht alle derartig veranlagt. Ich sehe Väter und Mütter unter euch! Freunde und Familien denen nicht an dummen Spielen mit dem Tod als Trostpreis gelegen ist. Ich sehe stolze Mitglieder eines Volkes, das nicht zweifelt. Einer Gemeinschaft, die stark in ihrem Zusammenhalt ist und einander bewahrt. Die sich noch nie hat unterkriegen lassen! Ihr Jäger, Krieger, Väter, Mütter, Brüder und Schwestern vom Waldvolk! Ich sage…“, mit einem festen Griff packte der Hüter das Gefängnis, welches sein treustes Werkzeug nun schon wieder zu lange im Zaum gehalten hatte und befreite eben jenes. Das obligatorische, schneidende Surren erklang, als er den grünlich leuchtenden Stahl zog und in einem Bogen über sein Haupt führte und schließlich an seine Seite. „… ES REICHT! Wir lassen uns nicht die Verderbnis des Zweifels an unseren Brüdern und Schwestern in die Herzen pflanzen! Wir unterwerfen uns keinem verdorbenen Schwächling, der unsere Freundschaft mit Füßen tritt! Es ist an der Zeit, dass wir alle aus diesem Alptraum ERWACHEN und ihm zeigen, dass das Waldvolk vor NIEMANDEM das Knie beugt! Zeigen wir diesem Tyrannen, dass das UNSER Sumpf ist! Dass wir keine Despoten tolerieren! Dass wir die Stärke unserer Gemeinschaft gegen jeden Sturm bewahren werden! BEWAHRET!“

    Da war es wieder… Das feurige Gefühl in seiner Brust, als seine beiden Jagdgefährten sich vor dem Baumstamm postiert und im selben Moment den Schlussruf der Hüters wiederholt hatten. Freiya wie Griffin hatten ihre Rechte, respektive Linke in die Luft gerissen. Sie schienen vom selben Kampfesgeist erfüllt wie der Hayabusa. Ihre Augen glühten mit Inbrunst und dem Wunsch, dieses verdammte Spiel endlich hinter sich zu lassen. Und mit dem nächsten Schrei, dieses Mal, unerwarteterweise weiter hinten, brachen nach und nach die Zweifel in den Augen des Waldvolkes. Vareesa und Ronja waren die ersten die eingestimmt hatten. Direkt gefolgt von Ricklen und seinem Jagdkommando. Auch Mertens war an den Stamm herangetreten und stimmte ein. Und am Ende war es ein gemeinsames „BEWAHRET!“, welches durch die Sümpfe hallte.
    Der Hayabusa atmete tief durch. Hoffentlich würde der Kampfgeist für den anstehenden Kampf anhalten. Mit einem weiteren Satz sprang er von dem Baum herunter, wo Griffin ihm bereits auf die Schulter klopfte und breit grinste. „Hehe, gut gebrüllt… Hüter! Etwas viel Pathos, aber scheint gewirkt zu haben.“. Ryu nickte, stieß dabei mit der Unterseite seiner Faust an die hin gehaltene seines Freundes. Dann ging der Blick des Schwertmeisters zu Feiya die auch zu den beiden Waffenbrüdern herangetreten war. Sie sagte nichts, doch ihre Augen leuchteten, erfüllt von einem Feuer, das der Templer selbst nur zu gut kannte. Sachte lächelte er und legte ihr dann die Hand an die Schulter. Es war ein fester, Anerkennung zusprechender Griff, bei dem er sie sehr sachte an der Schulter hin und her schob und dann nickte. Schließlich trat Mertens zu ihnen hin.

    „Also, Hauptmann… Wie ist der Schlachtplan?“
    „Mertens, hör zu. Du weißt am besten wie Jarvo koordinieren würde. Meine Stärke liegt im Feldeinsatz, das wissen wir beide. Du hast ab jetzt das Kommando. Allerdings bleibt Griffin an meiner Seite und…“, wieder blickten die orange-roten Wyvern-Augen zur roten Snapperin die bereits die Hände in die Hüfte gestemmt hatte. Ihr entschlossener Blick verriet alles, doch würde es sich der Hüter nicht noch einmal erdreisten, sie von einer Entscheidung wie dieser auszuschließen. „… Und Freiya auch!“, ergänzte sie schließlich bestimmt und reckte dabei entschlossen das Kinn in die Höhe. Ryu grinste leichte, nickte dann abermals. „Also… sieh zu, dass ihr uns den Rücken freihaltet.“
    „Wie werdet ihr vorgehen?“
    „Hmm…“, der Hüter warf einen Blick zum zu dem übergroßen Ungetüm, das sich dort in seiner Machttrunkenheit zu suhlen schien. Die Augen des Hayabusa verengten sich zu Schlitzen und der Grim in seiner Mimik mit dem er den Despoten des Sumpfes bedachte, sagte alles aus. „… Wir agieren situativ mit dem Ziel, uns seinen Kopf zu holen. Riskant, aber wir wissen nicht, wozu er noch in der Lage ist. Das wird sich im Kampf herausstellen. Die beiden hier und ich sind seit Beginn dieser Jagd eingespielt genug, um diesem Abschaum zu zeigen, wer Jäger und wer Beute ist.“.

    Was Ryu jedoch nicht äußerte, waren die flüchtigen Gedanken, die ihm in den Sinn kamen. Was wäre, wenn der Tyrann gefällt war? Was würde mit dem Siegel geschehen? Diese ganzen Dinge waren nichts über das er viel wusste, doch ihre Wichtigkeit war ihm durchaus bekannt. Aber darüber nachzudenken, half nun nichts. Auch, dass er andere Pläne für seine Freunde hatte, als mit ihm gemeinsam der Beute gegenüberzutreten. Dieser Verräter gehörte ihm allein. Denn, so wie das hitzige Gefühl, das sich über seine Wirbelsäule zog nur zu klar machte: Sarkany und Garagh hatten noch eine uralte Rechnung zu begleichen...

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    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Alle! Sogar die Drachen!

    Sie hatten gekämpft. Sie hatten gesiegt und verloren. Gejubelt und gelitten. Das alles unter der Prämisse, dass sie ihre Heimat verteidigten! Ihr Zuhause! Dass sie sich als würdig erwiesen hatten, Tooshoo weiterhin zu bevölkern!
    Und jetzt das! Das Entsetzen war den Menschen des Waldvolkes in die Gesichter geschrieben. Entsetzen darüber, was der Mann mit der Maske getan hatte. Und auch darüber, welche neuerlichen Monster sich da durch den Sumpf auf sie zu bewegten! Sie hatten doch gewonnen! Sie hatten mehr von den Bestien erlegt als die Champions des Sumpfes und sie hatten sich als würdig erwiesen als das Volk, was zurecht auf Tooshoo siedelte. Doch war sämtliche Freude hinweggeblasen durch den Verrat des Schamanen.

    Viele von ihnen waren erstarrt und blickten den korrumpierten Wesen regungslos und mit weit aufgerissenen Mündern entgegen.
    Jadewolf rief ihnen etwas entgegen, rief, dass sie den Herren des Sumpfes vernichten sollten. Allein war kaum einer in dieser Situation dazu im Stande.
    Jadewolf und Hayabusa entfernten sich, jagten dem Eremiten hinterher, während der Rest stehen blieb. Der Herr der Sümpfe und seine Schergen bewegten sich wie eine Welle durch den Sumpf. Bedrohlich und umgeben von einem dunklen Nebel, der die Korruption atmete, die sie verinnerlicht hatten, kamen sie wie eine langsame Lawine näher. Zähflüssigem Teer gleich, der alles Grüne und alles Leben unaufhaltsam und vernichtend unter sich begrub. Immer näher kamen sie, doch griffen sie nicht an, sondern lauerten und warteten auf das Signal ihres Herren.

    „Waldvolk, sammelt euch!“, rief Mertens, der sich als Erster ein Herz fasste. Wenn sie nicht langsam reagierten, würden sie ihren Untergang besiegeln, noch bevor ein Pfeil geschossen und ein Hieb gesetzt war. „Waffen raus und zusammenrücken!“
    Er suchte in der Menschenmenge nach seinen engsten Verbündeten. Doch Jilvie und Ricklen waren zu weit weg. Aus dem Augenwinkel aber nahm er wahr, wie der Hauptmann plötzlich wieder bei ihnen aufgetaucht war. Der bärtige Hüne neben Hayabusa legte ihm die Hand auf die Schulter und dann plötzlich hatte der Schwertkämpfer sich über sie alle erhoben, um die Worte an sie zu richten.
    Worte, die ein jeder von ihnen gebraucht hatte. Worte, die direkt den Weg zu ihren Herzen fanden, den Stolz und Mut in ihnen weckten, die so tief in ihnen verankert saßen. Eigenschaften, die sie jetzt brauchten, um sich ein letztes Mal dem zu stellen, was ihr Leben bedrohte.
    „Verdammt, du hast es doch noch drauf“, murmelte Mertens, als der Hauptmann seine Rede beendet hatte und das letzte laute Bewahret! durch den Sumpf tönte. Eine direkte Kampfansage an die Korruption!
    Ein kleines bisschen Erleichterung machte sich in ihm breit. Ryu hatte Recht, sie waren nicht allein, sie waren alle zusammen hier. Und sie würden sich zu Wehr setzen mit allem, was sie hatten! Mit ihren Fähigkeiten - Kampfkraft, Geschick, Köpfchen und Zusammenhalt, Jarvo hatte sie aufgezählt, als sie die ersten Monster erlegt hatten – und einer großen Portion Sturheit würden sie den Bestien die grüne Hölle bereiten …

    Hayabusa hatte Mertens die Verteidigung mit klaren Worten überlassen. Ja, er wünschte sich Jarvo an seine Seite, der die Stärken und Eigenheiten der Menschen hier am besten kannte. Aber Mertens würde ihn so gut er es verstand vertreten. Das schuldete er seinem langjährigen Freund und all diesen Menschen in diesem vermaledeiten Sumpf!
    Der Hauptmann näherte sich mit entschlossenen Schritten dem Herren des Sumpfes, den Hünen Griffin und die Rote Snapperin an seinen Flanken. Mertens sah noch, wie die beiden sich verteilten, während Ryu weiterhin den direkten Weg wählte. Um diesen Kampf würde er sich nicht kümmern müssen.
    „Waidmannsheil, Hauptmann“, murmelte er. Dann drehte er sich um.
    „Jagdkommandoführer zu mir!“, brüllte er plötzlich. Endlich tauchten Ricklen und Jilvie an seiner Seite auf und mit ihnen einige andere.
    „Also zuhören: Hayabusa kümmert sich mit seinen Leuten um den Herren des Sumpfes. Wir halten ihm und auch Ornlu den Rücken frei und beschützen all jene, die es brauchen. Die Devise lautet: Tötet die korrumpierten Wesen! Zeigt keine Gnade, denn auch sie werden sie uns gegenüber nicht zeigen! Das wird kein Kaffeekränzchen, das wird harte und dreckige Arbeit! Wir greifen sie wie gewohnt an: Speerkämpfer vor, die Bogenschützen in die Büsche oder am besten auf die Bäume. Wir bleiben stets in Bewegung, ihr wisst, wie der Hase läuft: Auftauchen, Zuschlagen, Abtauchen! Der Wald ist unser Freund! Nutzt ihn. Lockt unsere Feinde auseinander und in die Falle! Nehmt dabei jeden in die Pflicht, der euch über den Weg läuft! Wir holen das Beste aus uns raus, was wir können!“
    Mertens blickte sich um. Die Zeit wurde knapp, sie mussten handeln!
    „Ihr habt den Hauptmann gehört! Auf zum letzten Gefecht! LOS!“

    Die Anführer stoben auseinander und riefen ihre Leute zu sich. Mertens zog seinen Bogen und legte einen Pfeil auf. Er würde dort aushelfen, wo es nötig war. Dieses Heer der Dunkelheit, bestehend aus einer verderbten Tooconda, Lurkern und Sumpfhaien, großen Spinnen und widerlichen Insektoiden, musste vernichtet werden. Er sah, wie sich die ersten daran machten, in den Büschen zu verschwinden. Schon ging eine Salve an Pfeilen auf die korrumpierten Kreaturen nieder. Unangekündigt und fatal. Erste Speere tauchten auf, die die Monster bedrängten und dann wie von Geisterhand verschwunden waren. Die Wesen des Sumpfes indessen verteilten sich und nahmen die Jagd auf.

    Mertens lief in geduckter Haltung nach vorn, nutzte das Grün des Sumpfes, um sich zu verbergen. Er sah, wie einer der Lurker Turya nicht weit von ihm bedrängte. Er zielte und ließ die Sehne los, der Bogen sang. Der Pfeil hatte sein Ziel getroffen.
    Sofort legte er nach.
    Ein merkwürdiger Gedanke schoss ihm dabei durch den Kopf:
    Wie wichtig ihnen das alles war ... Jahrelang hatten sie auf dem Baum gehockt und sich wenig Gedanken gemacht, hatten in der Vergangenheit gelebt, obwohl ihre Gegenwart hätte ihre Aufmerksamkeit gebraucht. Und da waren sie nun und kämpften verbissen um ihre Zukunft …

    Er musste an seinen Sohn denken und seine Frau. Sie mussten gewinnen. Sie mussten einfach! Alles andere wagte er nicht zu denken …

    Freiya

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    Abseits der nördlichen Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Ornlu vs Schamane

    Was würde man sich nach diesem Kampf der Druiden erzählen? Ornlu hatte alles richtig gemacht? Wieso töteten Druiden einander? Woher nahmen sie solche Macht her? Ein Glück griffen sie nie in die Belange der Menschen ein! Er hat sich in einen Drachen verwandelt! Der Schamane war viel zu mächtig für Jadewolf! Vieles würde man sagen und noch mehr wäre frei erfunden, weil es keine richtigen Zeugen geben würde. Ornlu hatte den Ort des Kampfes bewusst gewählt. Weit genug vom Rest. Weit genug vom Herrn des Sumpfes.

    Beide blickten einander in die Augen und den Schamanen musste nun bewusst sein, dass Ornlu niemals
    die Maske in die Nähe des Herrn des Sumpfes bringen würde. Niemals würde er die Maske zurückgeben, außer er war tot. Niemals würde er seinem kranken Herrn helfen. Und noch mehr - so wohl ein Gedanke des Eremiten - gierte er wohl selbst nach der Macht des alten Geistes. Ein Druide mit zwei Druidensteinen könnte die Welt verändern. Ganze Regionen vernichten und gedeihen lassen. Könnte seinen Herrn vollkommen heilen…

    Ornlu hingegen war bewusst, dass der Schamane niemals nachgeben würde und niemals seinen Herrn verlassen könnte. Was andere als Treue und Stärke durch beispiellose Dienerschaft sehen mochten, war in den Augen des Wolfsdruiden Schwäche. Abhängigkeit bis in den Tod. Sein Leben für seinen Herrn. Ein Sein, das nur Sinn hatte mit dem Herrn. Vorteile - klar. Aber Freiheit in vielerlei Hinsicht war was anderes. Die Maske dem Schamanen zu überlassen war gefährlich. Zu sterben und den Wolfsstein an den Schamanen oder den Herrn der Sümpfe zu verlieren - noch gefährlicher. Genauso wie das Leben wäre, wenn er sich nun mit der Maske und dem Wolfsstein davon machen würde. Er wäre ein Gejagter der Naturgeister, die allesamt diese freie Macht an sich reißen wollen würden. Die Maske musste weg oder vernichtet werden. Es gab keinen anderen Weg für Ornlu.

    Nein - diese beiden erkannten was bevorstand. Der letzte Tag für einen der beiden.
    Ornlu hob die Maske in die Höhe und befestigte sie dann seelenruhig am großen Waffengurt am Rücken. Da musste sein Kontrahent erst einmal ran. Dann nickte er und Schlag auf Schlag ging der magischen Reigen los.

    Es war der Schamane der in Windeseile am Boden ein großes Symbol mit dem Druidenstab zog und dann seine Magie rein jagte. Geisterhafte Wesen des Sumpfes entstiegen dem Symbol und erfuhren sogleich den Konter des Wolfsdruiden. Der hatte an seinen Druidenstein gefasst und rief Geisterwölfe aus der mythischen Sphäre. Ein Geheul erklang und die Wölfe stürzten sich auf Lurker, Blutfliegen und Sumpfhaie. Fast alle vergingen in diesem kurzen Schlagabtausch. Lediglich ein Sumpfhai kam durch und Ornlu musste weichen, denn der Schamane hatte diesen Geist unter seiner Kontrolle. Seine Hiebe trafen und dann wiederum doch nicht. Einen Moment später musste er sich des Schamanen und des Sumpfhais erwehren und bestand es mit Bravour.

    Erst wehrte er die Attacke die von oben kam ab, sprang zurück, als der Sumpfhai nach ihm schnappte und vollführte einen halben Drehschlag, um Abstand zu schaffen und sogleich zu attackieren. Ein schneller Hieb gegen den Stab des Schamanen, dann ein Stabwirbel und ein Schlag mit großer Wucht, bevor ein Ausweichmanöver, wegen des Geistes nötig wurde. An verteidigen war nicht zu denken und so nutzte er seinen Verstand und Instinkt, um sich hieraus zu befreien. Ein Hieb gegen den Schamanen, der gut abwehrte und den Stab des Wolfsdruiden ableitete. Der nutzte den Schwung, schlug mit dem Stab ein halbes Rad und schwang den Druidenstab über Kopf nach dem Sumpfhai. Der wurde erwischt und wie er sich gedacht hatte, war er nicht mehr vom Schamanen kontrolliert. Magischer Regen rieselte hinab, als Ornlu unverblümt nach dem Schamanen stach und zum Tanz der Stabkämpfer bat.

    Der Schamane nahm an und schnell erfolgte eine Schlagserie mit beiden Stabenden, die Ornlu genau so abwehren konnte und dann zum Angriff überging. Erst ein schneller, halber Drehschlag von unten nach oben geführt und sogleich nahm er den Schwung daraus mit, um aus einer vollen, nach vorn gerichteten Körperdrehung den nächsten Schlag in Richtung Beine des Schamanen zu setzen. Der blockte ab, indem sein Stab in den Boden gerammt wurde, bevor er diesen rauszog und zwei Mal kräftig nach Ornlu stieß und immer länger wurde. Der Wolfsdruide wich gekonnt dem ersten Stoß aus und lenkte den zweiten Stoß mit beidhändig gegriffenen Druidenstab zur Seite. Prompt verkürzte der Eremit die Distanz, indem er mit vollem Körpereinsatz Ornlu rammte und ins Straucheln brachte. Der aber fing sich, indem er seinen Stab als Stütze nutzte und parierte dann auch den seitlichen Hieb seines Gegners. Sofort entfachte dann Seitens Ornlus eine Serie an schnellen Schlägen mit beiden Stabenden. Von oben mit Rechts, seitlich mit Links, Rechts von unten und dann sofort von Links oben, bevor er zur Stichattacke ansetzen und den ersten Stich in Richtung Gesicht setzte, den zweiten gegen das Knie des Schamanen anvisierte und mit dem dritten Stich dann auch traf, als das Stabende vorbei am Druidenstab des Schamanen gegen dessen Brust stieß. Nun taumelte er zurück, hielt sich kurz und atmete tief ein. Doch der Wolf schonte seine Beute nicht.

    Von links hieb er seinen Stab nach rechts gegen die Beine des Eremiten, der nur ausweichen konnte und sofort von rechts nach links gegen die Rippen kommend das andere Stabende abwehren musste, um dann von links kommend einen heftigen Schlag nach rechts gegen den Kopf irgendwie noch abzuwehren wusste. Ornlu war dadurch nah genug, um ihn einen Tritt zu verpassen und seine Attacke dann abzuwehren. Erst ein Drehschlag dem er auswich und dann eine links-rechts Kombination die er mit seinem Drudienstab abfing und sich kraftvoll nach hinten weg drückte.
    Sein Kontrahent ging zum Angriff über, doch Ornlu vollführte riskant einen schnellen Drehschlag aus ganzer Körperdrehung auf die Beine des Schamanen abzielend, bevor er die Kraft mitnahm und einen weiteren, nun sehr kraftvollen Drehschlag und damit doppelten Drehschlag auf Höhe der Hüfte seines Gegners durchführte. Der konnte nur blocken und aufgrund der Wucht zur Seite weichen, da setzte Ornlu zur großen Attacke an.
    Ein Schlag aus vollem Sprung jagte von oben nach unten hinab und der beidhändig zur Parade nach oben bereit gehaltene Stab des Schamanen ächzte und bog sich so wie sein Besitzer, der in die Knie ging und anerkennen musste, wer der bessere Stabkämpfer war. Und wäre es nur um diese Kunst gegangen, so wäre der Kampf mit den nächsten Attacken des aggressiv vorgehenden Ornlu entschieden.

    Doch sein Gegner entschied, dieses Duell über die Magie zu lösen. Er täuschte eine Attacke vor und drehte sich dann zur Seite ab, um Abstand zu gewinnen. Ornlu reagierte und eilte zunächst hinterher. Doch schnell wurde klar, was der Schamane im Sinn hatte. Dieser schwang den Druidenstab und erweckte Wurzelwerk, das sich vor Ornlu aufbäumte und mit einzelnen Strängen nach ihm griff.
    Der reagierte indem er sich mit dem Stab kraftvoll nach hinten stieß und dann den Druidenstab selbst mit Magie schwang.
    Wurzeln stürzten sich auf Wurzeln und umschlagen sich gegenseitig.
    Der Schamane setzte die nächsten Wurzeln frei und Ornlu entschied zu attackieren, statt die Kräfte zu messen.
    Er lief an und sprang dann wie ein Dreisprung-Athlet an erwachenden Wurzelwerk vorbei, wirbelte dann mit dem Druidenstab und bekam magisch glühende Augen, als er das vordere Stabende auf den Boden jagte und ein magischer Impuls in das Erdreich jagte.
    Ein Wurzelstrang groß wie eine Ogerfaust jagte aus dem Boden und griff nach dem Unmaskierten.
    Der konterte mit einer noch größeren Wurzel, die die Faust wie eine Würgeschlange umwickelte.
    Ornlu ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und setzte einen weiteren, sehr starken magischen Impuls, um die Kontrolle über die gegnerische Wurzel zu erlangen.
    Dann hob er die offene Hand nach oben und griff dann nach dem Schamanen.
    Der ließ seinen Stab aus den Händen gleiten, ließ sich auf die Knie fallen und stieß aus seinen Händen selbst mächtige Magie die nun die nahende wurzelartige Trollpranke von unten nach oben von Wurzeln umschlingen und nieder zu ringen begann. Sehr effektiv und dominierend. Nicht nur wegen der eingesetzten Magie, sondern weil Ornlu mit seinen Wurzeln gar nicht mehr verbunden war.
    Der war schon auf dem Sprung auf die manipulierten Wurzeln, nutzte die Höhe und setzte zum Sprungschlag an.
    Der Schamane knurrte auf, ließ ab von seiner Magie an seinen Wurzeln und sprang zur Seite, um seinen Druidenstab zu greifen und kniend die nächste Attacke zu erwarten.
    Der Wolfsdruide blieb seinem aggressiven, Kräfte nicht schonenden Stil treu und weckte seine Magie. Seine Augen leuchteten grell auf und Wurzeln stürzten sich auf den Schamanen und befanden sich schon über diesem.

    Der reagierte mit seiner Magie und musste mindestens genauso viel Kräfte wecken wie Ornlu selbst. Ein Schild aus Magie, Wurzeln und allem was die Natur in unmittelbarer Nähe hergab baute sich kokonartig um den Herold des Herrn der Sümpfe und bewahrten ihn vor der einschlagenden Kraft des Wurzelgeflechts.
    Sein Schild der Natur verstärkte sich ungemein und Ornlu wählte nun einzelne Wurzeln die ausholten und versuchten, das Schild zu durchbohren.

    Dann wurde Ornlu überrascht! Er hätte erwartet, dass der Schamane einfach gegen hält und einen Ausweg aus dem Kokon findet, damit er für Ornlu wieder angreifbar geworden wäre. Doch stattdessen entfachte seine Magie einem Donnerschlag gleich und machte aus dem Kokon und Ornlus Wurzeln Splitter jeder Art, die in alle Richtungen wie pfeilschnelle Geschosse jagten.

    Blut! Die Stirn und beinahe das linke Auge wurden kratzend und stumpf erwischt. Ornlu hatte keine Chance, sich weg zu drehen. Eine Platzwunde sorgte dazu, dass Blut teils ins linke Auge und entlang der Schläfe floss, als er am Boden lag und die Orientierung suchte. Mit zugekniffenem Auge und Blut wegreibender Hand, hörte er mehr die zu ihm eilenden Schritte. Das anstürmende Schnauben des Eremiten und der beginnende Klang eines ausholenden Stabes. Ornlu atmete tief ein…

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    Abseits der nördlichen Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Ornlu vs Schamane

    …der erste Atemzug und es begann.
    Ein zweiter Atemzug und er holte aus. Der dritte Atemzug entließ den Zauber, während der Eremit die Distanz überwunden hatte und schon am zuschlagen war.
    Blutige Tropfen und ein leichter Schwall des Blutes in seiner Hand flogen in die Richtung des Schamanen und begannen im Flug zu dampfen. Bekamen einen gelblichen Ton und trafen die Haut des Eremiten an mehreren Stellen, bevor sein Druidenstab sein Ziel finden konnte.
    Er schrie und sprang auf wie ein brennendes Tier. Seine Haut dampfte an den Stellen wo Ornlus Blut getroffen hatte und wurde regelrecht verätzt.
    Ornlu ergriff die Gelegenheit, packte seinen Druidenstab und sprang auf. Er attackierte wild drauf los und der Schamane konnte hierbei nur erwischt werden und von den Füssen runter geholt werden. Als der Druide dann den wohl finalen Hieb setzen wollte, leuchteten die Augen des Schamane grün auf und er klatschte in die Hände.

    Im nächsten Moment schwirren unzählige, seltsame Käfer in der Luft und sammelten sich zu einen Schwarm zusammen. Ornlu war erstaunt, weil er das noch gar nicht kannte und erst recht nicht in so einem Tempo eine Wandlung miterlebte.
    Im nächsten Moment handelte er jedoch instinktiv und schuf so schnell es geht Abstand zum Schwarm der sich formiert hatte und tatsächlich attackierte.

    Der Wolfsdruide stampfte einmal auf den Boden und just im nächsten Moment riss Wurzelwerk aus dem Boden hervor und Totholz sammelte sich, um eine schützende Kuppel über Ornlu zu bilden.
    Von Außen hörte er schon die schabenden und beißenden Geräusche der Insekten, wie sie selbst Wurzeln anknabberten und versuchten durchzukommen. Ihre Flügel vibrierten in der Luft und es wurden immer mehr überall an der Kuppel. Würden sie irgendwo durchkommen, wäre es schwer für Ornlu, das noch abzuwehren. Sorgenvoll blickte er um sich, hörte das wilde Schaben und vibrieren der Flügel immer heftiger werden.
    Panik? Nein.

    Er kniete sich auf den Boden, legte den Druidenstab vor seine Knie ab und atmete tief aus und wieder ein. Er schloss die Augen und ließ seine Magie aufkommen und in magischen Echos austreten. Sie begannen allmählich die äußeren Geräusche nichtig zu machen. Nur der Klang seiner Magie zählte und darauf fokussierte sich seine beginnende Kampfmeditation.
    Seine Magie berührte seinen Schild und begann Risse und Lücken zu schließen, an manchen Stellen zu verwachsen und langsam neue Geflechte zu bilden. Weitere tiefe Atemzüge ließen erneut die Magie aus ihn heraus in Echos erklingen und die Kuppel reflektierte alles wieder zurück auf Ornlu.
    Er blendete die heftiger werdenden Störfaktoren von außen aus und schüttelte jegliche Sorge und Bedrohung von sich ab. Stattdessen erdete er sich wieder. Fokussierte sich wieder, nach den bisherigen Schlagabtausch und fasste Gedanken…Lösungen, während seine Magie immer stärker wurde und nunmehr die Insekten sich abmühen mussten, überhaupt den Schild zu beschädigen.
    Es war die Lektion des Platzregens, die der Druide verinnerlichte. Akzeptieren, dass die Bedrohung da war. Erdulden, dass es jederzeit enden konnte und fokussieren auf das, was nun zählte. Ornlu öffnete die Augen und holte gezielt etwas Schöllkraut von Nereas Kräutern hervor, um es im Mund zu zerkauen.

    Dann ließ er es zu, dass die Insekten den Schild mehr und mehr schwächten, während er sich innerlich auf seine nächste Zauber vorbereitete. Erste Löcher entstanden.
    Ornlu erhob sich mit dem Druidenstab, stampfte erneut auf und der Schild platzte mit einer schwachen, magischen Druckwelle auf. Die Insekten flogen auf und durften beim attackieren zusehen, wie der Druidenkristall von Ornlu aufleuchtete.
    Einem Drachen gleich stieß er rötlichen Rauch aus dem Mund und hüllte sich damit ein. Seine Kleidung aus Stoffen und Pflanzenresten bekam Löcher und Risse, während die Insekten es an ihren Flügeln zuerst bemerken durften. Ja, selbst seine Haut wurde agressiv angegangen und war guter Grund dazu, dass er sich rasch aus dem Wirkungsbereich entfernte. Währenddessen fielen die Insekten zu Boden, weil sie kaputte, zerfledderte Flügel und angegriffene Chitinpanzer bekommen hatten.

    Der Insektenschwarm rottete sich zusammen und bekam menschliche Form. Ornlu hingegen riss sich die immer noch sich auflösende Kleidung vom Leib und stand da dann lediglich in seiner Hose und Stiefeln aus Sumpfhaileder. Sein Oberkörper hob sich tief ein- und ausatmend und zeigte die Spuren von vielen Jahren als Druide.
    Der Pakt mit dem Hetzer durch die riesige Bissnarbe am ganzen Oberkörper, seinen Druidenstein und den Fangzahn des Hetzers, aber auch Narben vieler Kämpfe, Rituale und die Tätowierungen der Wolfssippe.
    Ornlu fasste sich ans Haar und es fiel teils ab, weil es auch was abbekommen hatte. Doch das war es wert gewesen.
    Der Schamane stützte sich vom Boden ab, hustete und biss sabbernd die Zähne vor Schmerz zusammen. Seine Haut war rot und rissig, verätzt und blutig.
    Dazu hatte er wesentlich mehr Magie in seine Wandlung einsetzten müssen, wie der Wolfsdruide in seine Zauber.

    “Beinahe…”, sagte er in der alten Sprache und blickte den Eremiten vernichtend an.
    “...sag mir deinen Namen, bevor du stirbst.”

    Der Schamane stand auf, zittrig und trotzdem noch voller Kraft dank seines Körperbaus. Er öffnete leicht den Mund, stierte Ornlu an und dann schrie er. Er schrie seinen puren Zorn vereint mit seiner Magie aus und richtete sie gegen den Druiden. Ornlu wusste, was das hieß und spürte, dass die vielen Kräfte hierher eilten. Zuerst waren es die Vögel und größere Insekten, dann Raubtiere des Sumpfes, Champions des Herrn des Sumpfes, die noch loyal zum Schamanen standen. Lurker, Snapper, Sumpfhaie, Spinnen, Toocondas und Blutfliegen. Jetzt zählte es.
    Ornlu umgriff den Wolfstein, atmete Magie ein und aus und schrie dagegen. Schrie so sehr und Mächte weckend, dass die Schleier zur Anderswelt sich bewegten. Das die Luft vibrierte und Tiergeister schemenhaft auftauchten, um das umliegende Holz und Pflanzen zu beseelen und tierische Gestalt anzunehmen. Geisterhafte Wölfe aus Wurzeln erhoben sich, Hirschgeister stampften auf und Sumpfhaie aus Rankenwerk schlängelten aus dem Boden hervor. Ein Sammelsurium an Tieren und hölzernen Tiergeistern erschien und stürmte aufeinander los…

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Freiya, Griffin & Ryu im Aufmarsch

    „Das wird langsam zur Gewohnheit, hm?“, Griffin runzelte die Stirn als er ganz nebenbei mit der bloßen Faust einem dahinsiechenden Skelett den Schädel zertrümmerte und es mit einem beherzten Tritt in einen verrottenden Scavanger beförderte der durch die Wucht von den ohnehin schon instabilen Beinen gerissen wurde. „Dir ist schon klar, dass du mir mehr als nur ein paar Antworten schuldest, wenn das hier vorbei ist!?“. Freiya führte ihr Rapier einmal von links nach rechts, zerteilte dabei eine von der Verderbnis triefende Blutfliege, gefolgt von einem Stich nach dem noch panisch surrenden Oberkörper. Diesen ließ sie in einen Schwung übergehen, der den zuckenden Leib in einem hohen Bogen zur Seite beförderte. „Von mir aus, aber…“, der Templer riss seine Rechte in die Luft, packte den auf ihn zu springenden Wolfsrumpf an der Kehle, bevor der halb herabhängende Kiefer nach ihm schnappen konnte und starrte in die leblosen Augen der Kreatur. Darin war kein Leben mehr. Nur noch die Erinnerungen an Schmerzen, Hass und Furcht. Bedauerlich. Aber für Mitgefühl war nun kein Platz mehr. Ein lautes Knacken ertönte, als unter dem Griff des Hüters Knochen brachen und auch dieses Wesen unter einem lauten Platschen im Morast landete. „… Für den Moment: Konzentriert euch!“.

    So wie Mertens die Kommandos bereits eingeteilt hatte waren die drei Jäger, durch all das Erlebte bereits enger zusammengeschweißt als so manches, langjähriges Jagdkommando aus den Reihen ihrer Leute nach vorne geschritten. Direkt in Richtung des Herren des Sumpfes. Schon mit dem ersten, langsamen Schritt den der Hayabusa getan hatte, richtete sich die gewaltige Gestalt auf und blickte auf die drei Jäger hinab. Sie eilten nicht. Rannten nicht. Sie schritten voran. Entschlossen und im Bewusstsein, dass sie nicht unbedacht handeln, sich keine Fehler erlauben durften. Dass es von nun an zählte. Die Regeln wie die tapferen Jäger sie gelernt hatten galten nun nicht mehr und alles, was blieb war der Kampf ums Überleben. Die Zukunft, entweder erfüllt von Freiheit. Oder Sklaverei. Nur, dass letzteres für das Waldvolk keine Option war.
    Doch zumindest eines war klar: Das Aufbegehren der ersten drei Jäger war dem verzerrten Abbild, das einst ein Sumpfhai oder Lurker gewesen sein konnte Herausforderung genug, zum Angriff zu rufen. Es bedurfte nur eines langsamen Anhebens der grotesken, geschwärzten Klaue damit die ersten Wesen sich aus ihrer Lauer erhoben und los preschten. Eine schiere Übermacht aus untoten, korrumpierten Wesen. Zerrissen, innerlich wie äußerlich. Zusammen und aufrecht gehalten von einer verdorbenen, alles pervertierenden Macht deren Zentrum dort in voller Größe über ihnen allen thronte.

    Doch die Jäger schritten weiter: Griffin mit dem Bogen in der Linken, Freiya die ihr Rapier bereit gemacht hatte. Und Ryu der bereits die gewundene Sumpfstahlklinge mit einer Daumenbewegung ein Stück weit aus ihrer Schwertscheide schob. Doch so schnell wie die Bestien reagierten, so schnell waren es auch die Jagdkommandos, die unter Mertens Führung organisiert waren und handelten:

    Ein gewaltiger Schwall aus Pfeilen surrte mit einem Mal über die Köpfe der drei Lockvögel hinweg und stürzte einen großen Teil des losgelösten Schutzwalls aus verdorbenem Fleisch und Knochen, der gedroht hatte, auf sie loszustürzen. Kreaturen wurden von den Beinen gerissen, am Boden festgenagelt oder schlicht von den nachrückenden Wesen zertrampelt, nachdem sie ins Wanken gerieten.

    Und Freiya, Griffin und Ryu… Waren weiter geschritten. Bis auch sie schließlich an der „Front“ standen, wo einige wenige Jäger mit Speeren, Schilden und Klingen dazu eilten und dabei weite Schneisen und, sofern man ihren Feinden so etwas noch zutrauen konnten, Verwirrung stifteten. Ein zerfressener, massiver Sumpfhaibulle, dem einer der drei Maulteile fehlte, richtete sich auf, brüllte einmal verzerrt und wandte sich einigen der Jäger hinterher. Dabei riss er faulige Molerats und anderes Kleingetier über den Haufen. Und so ging die Strategie nach und nach auf: Wie die Schatten im Sturm vorbeiziehender Wolken schlug das Waldvolk zu. Pfeilsalven und Plänklertrupps die darauf abzielten, die schiere Masse an korrupten Wesen und Bestien zu zerstreuen und aufzureiben. Und vor allem dafür zu sorgen, dass die drei Hüter freie Bahn hatten. Oder zumindest mit möglichst wenigen Feinden in ihrem Weg nahe genug an den Herren des Sumpfes kamen, um ihren Plan umzusetzen. Und genau diesen würde Ryu nun offenlegen.

    „Freiya. Du desorientierst sie. Sammle alle Jäger ein, die von ihrer Truppe abgeschnitten wurden und halte mir den Weg frei. Führe dein Jagdkommando. Griffin, stifte Chaos und unterstütze sie dabei. Schlag dort zu, wo es weh tut, und halte dich nicht einen Moment lang zurück. Und ich…“, erneut zog der Hüter sein Schwert und fokussierte nun dieses Zerrbild eines einst so edlen Geschöpfes. Einer Kreatur, die er nur zu gut aus einem Leben kannte, das weit in der Vergangenheit lag. „… Ich werde sie richten.“. Der Hayabusa spürte die Blicke seiner beiden Gefährten. Einerseits Griffin, der protestieren wollte, jedoch beim Anblick der Entschlossenheit und dieses ungewohnten, lodernden Zorns in den Augen seines Freundes keine Worte fand. Auch Freiya, die mehr von der Erkenntnis geschlagen zu sein schien, anführen zu müssen, gleichermaßen aber auch in Sorge zu ihrem Gefährten blickte, brauchte eine Sekunde, ehe sie dann nickte. „Aber… Du allein?“, wandte Griffin nun doch ein. „… Du glaubst doch wohl nicht…“, doch Ryu schnitt ihm das Wort ab. „Vertrau mir. Ich bin nicht allein. Und Freiya wird Hilfe von einem Hauptmann brauchen.“
    Erneut wollte der bullige Hüter und Waffenbruder protestieren, schnaubte dann jedoch tief, vermutlich einerseits, weil er mit diesem Titel wohl abgeschlossen hatte. Andererseits, vielleicht, weil der Hayabusa doch eine Ader getroffen hatte. Aber das tat nun nichts zur Sache. Griffin knurrte etwas Unverständliches, atmete dann aus und nickte. „Beginnt!“.

    Damit begannen die beiden, sich ihren Weg freizumachen und Ryu den Weg zu ebnen. Der Hüter setzte ein Lächeln auf, das seine Augen nicht erreichte. Es stimmte. Er war nicht allein. Nicht im Geringsten. Denn die hoch geschlagene Fontäne die hinter seinem Rücken aufkam offenbarte nur einen Augenschlag später und unter einem lauten Aufbrüllen die grüne Bestie. Jene alte Schattenläuferin, die gelauert hatte und nun mit einem gewaltigen Satz über den Kopf des Hüters gesprungen war. Unter der Landung ihrer mächtigen Hufe zertrampelte sie dabei weitere Kreaturen, warf sich nach links, dann nach rechts und begann bereits jetzt schon, das Schlachtfeld zu dominieren. „Dann sind es also nur du und ich gegen Garagh… Waidmanns Heil, grüne Dame…“

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    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Alle! Sogar die Drachen!

    Sprachlos starrte Freiya Ryu hinterher, doch wurde ihr Blickkontakt von der riesigen grünen Schattenläuferin unterbrochen. Sie wandte sich zu Griffin, der wiederrum zu ihr runter sah. Sie beide schienen überwältigt von der Situation. Freiya war fassungslos. Sie sollte ein Jagdkommando führen? War Ryu von allen Sinnen? Das konnte sie doch überhaupt nicht!
    „Freiya!“
    Jilvies Rufen riss sie aus ihren Gedanken. Die blonde Jägerin kam aus einem Gebüsch hervor.
    „Was ist los?“
    „Ryu …“, begann Freiya leise, dann aber sprach sie lauter: „Ryu hat gesagt, ich solle zerstreute Waldläufer einsammeln und als Jagdkommando führen.“
    Jilvie entfloh ein Grinsen: „Hat er das? Tja, und nun? Worauf wartest du? Du hast die Order des Hauptmanns gehört!“
    „Aber ich kann das doch überhaupt nicht! Vor allem nicht in so einer Situation!“, erwiderte Freiya und die Verzweiflung kroch in ihr hoch.
    Jilvie sah sich um, doch keins der Monster war in ihrer Nähe. Sie packte Freiya an der Schulter.
    „Dann streng mal dein hübsches Köpfchen an! Was hast du gelernt von uns?“
    Freiya hielt einen Moment inne. Sie war zunächst irritiert, dann aber begann ihr Kopf ganz langsam zu rattern.
    „Immer auf den Führer des Kommandos hören!“
    „Gut, weiter!“
    „Immer der Devise folgen!“, sagte Freiya dann. Langsam wurde ihr vom kalten Wasser, in das Ryu sie gestoßen hatte, geschocktes Gehirn wieder warm.
    „Wie lautet die Devise?“, fragte Jilvie. Freiya blinzelte mehrmals.
    „Ja, wie lautet sie denn? Was hat Mertens gesagt?“, sagte die Rothaarige.
    „Auftauchen, zuschlagen, abhauen! Das heißt –“
    „Bogenschützen in die Bäume, Speerkämpfer nach vorn, um die Biester auf Abstand zu halten und Schwertkämpfer in die Büsche“, sprudelte es plötzlich aus Freiya raus. Sie hatte sich wieder gefunden. „Verwirrung stiften, wie Ryu es gesagt hat!“
    „Gutes Mädchen! Und jetzt finde dein Kommando!“, sagte Jilvie, die Hand immer noch auf Freiyas Schulter. Freiya legte ihre Hand auf Jilvies Arm, nickte und dann lösten die beiden Frauen sich.

    „GRIFFIN!“, rief Freiya. Der Bärtige tauchte hinter ihr auf.
    „Hau drauf! Auf alles, was du erwischst. Ich werde hier vorne abräumen und du bringst jene zur Strecke, die doch durchkommen zu Ryu. Nimm keine Rücksicht, wir kommen dir nicht in die Quere!“, sagte sie. Griffin nickte nur.
    „Alles Glück der Erde, mein Freund!“, wünschte sie ihm, dann verschwand sie zwischen den Büschen.
    Sie brauchte Leute!
    „Bogenschützen!“, rief sie laut. „Bogenschützen zu mir!“
    Bisher hatte die Jägerin Glück gehabt, das Kampfgeschehen hatte sich weiter weg von ihnen abgespielt. Sie würde einen Halbkreis um die gedachte Arena bilden müssen, die Ryu und die Grüne Bestie als ihren Kampfplatz gegen den Herrn des Sumpfes auserkoren hatten.
    „He, brauchst du uns?“
    Zwei Gesichter tauchten aus den Büschen auf und Freiya fiel ein Stein vom Herzen: Ronja und Vareesa!
    „Ja, ich brauch euch! Hoch auf den Baum mit euch. Nichts darf zu Ryu und der Schattenläuferin durchkommen. Ich hole Verstärkung für hier unten, ihr müsst uns den Rücken freihalten, verstanden?“
    Die beiden Frauen sahen sich kurz an und nickten dann. Freiya war unfassbar froh, die beiden hinter sich zu wissen. Sie sah noch, wie die zwei Bognerinnen sich drauf und dran machten, das umzusetzen, was die Rote Snapperin gefordert hatte.

    Dann hörte sie plötzlich Kampfgetümmel in der Nähe. Sie zog ihr Schwert und brach durch ein Gebüsch durch. Sie erblickte eine blonde Frau, die ihr bekannt vorkam, im Kampf mit einem korrumpierten Lurker. Es war Larah! Sie hielt eine Hellebarde in der Hand und gab ein ziemlich beeindruckendes Bild von sich ab, wie sie das Vieh auf Abstand hielt. Freiya schlich sich von Hinten an und hieb mit dem Schwert in den Rücken des Lurkers. Larah ließ im nächsten Augenblick die Hellebarde auf den Hals des Lurkers niedersausen und besiegelte das Ende des Untieres.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Freiya. Larah nickte und sagte dann: „Ich wurde abgedrängt.“
    „Ich brauch genau deine Hilfe, Larah!“, stieß Freiya hervor. Larah war wie geschaffen mit der Hellebarde. „Dort hinten bei der Buche sitzen Ronja und Vareesa im Baum. Lock die Monster dorthin und macht sie zusammen kalt! Verstanden? Sie dürfen nicht ihrem Herren zur Hilfe kommen!“
    Larah nickte.
    „Danke“, entfuhr es Freiya. Sie klopfte Larah auf die Schulter: „Waidmannsheil!“
    Dann eilte sie weiter. Sie brauchte noch … Ein Pfeil surrte an ihr vorbei und traf eine Blutfliege, die viel zu groß war für ihren Geschmack, genau in den Kopf. Das fliegende Monster hatte hinter Freiya gelauert und hätte leichtes Spiel gehabt, wär der rettende Pfeil nicht gekommen! Die Rothaarige wusste nicht, wo der Schuss herkam, streckte kurz den Daumen in die Luft und lief dann weiter. Sie hatte keine Zeit, den Schützen ausfindig zu machen.

    Sie eilte über Stock und Stein, nur um in das nächste Kampfgeschehen zu stolpern: Eine Spinne so groß wie ein Molerat lieferte sich einen tödlichen Tanz mit einer weiteren Frau. Das Untier hatte die Vorderbeine erhoben und dort, wo eigentlich dunkle glänzende Augen sitzen sollten, saßen trübe giftig-gelbliche Kugeln. Schwarzer Geifer tropfte von den Zähnen des Monsters. Die Frau, von dunkler Haut und in einer dunkelbraunen Lederrüstung, ließ behände ihr Schwert auf das Vieh nieder sausen. Die Klinge blieb in Kopf und Leib der Spinne stecken, angewidert stemmte die Dunkelhäutige den Fuß ins Gesicht ihrer Gegnerin und zog der Schwert mit einem Schmatzen zurück. Freiya indessen war aber nach vorn auf sie zugegangen und zog ihre eigene Klinge rasch von links nach rechts, direkt neben der Frau. Erschrocken drehte diese sich um und blickte auf eine weitere Spinne, die sich hatte in ihrem Rücken angenähert. Nun lag die Bestie auf dem Rücken und die Beine waren eingekringelt.
    „Bist du allein hier?“, fragte Freiya. Sie erkannte die Dunkelhäutige, sie hatte sie nach der Rückkehr aus dem Gebirge in der Sumpflilie gesehen. Ihr Gegenüber nickte.
    „Komm, ich brauche eine gute Schwertkämpferin“, sagte Freiya und bewegte sich geduckt zwischen den Büschen zurück zur Buche, wo Vareesa, Ronja und Larah warteten. Dort lag bereits ein widerliches insektenähnliches Wesen auf dem Boden.
    „Das hier ist –“, begann Freiya.
    „Chala“, erwiderte die Neue in der Runde.
    „Sie wird euch unterstützen. Chala, das ist Larah und oben im Baum sitzen Ronja und Vareesa mit ihren Bögen“, erklärte Freiya.
    „Wir kennen Chala!“, rief Ronja von oben herab.
    „Gut! Noch einmal für alle die Devise: Kein Monster soll den Hauptmann und die Schattenläuferin bei ihrem Kampf gegen den Herrn des Sumpfes erreichen. Auch wir unterbrechen den Kampf nicht, ist das klar?
    Ihr lockt die Viecher zu euch. Nutzt eure Waffen, Larah hält alles auf Abstand, Ronja und Vareesa nutzen ihre Bögen. Chala, du hilfst Larah und schlägst aus dem Verborgenen zu. Alles verstanden? Ich verlass mich auf euch! Jeder hilft dem anderen! Griffin ist hier auch irgendwo, aber dem kommen wir auch nicht in die Quere.“
    „So kenn ich dich gar nicht, hast du jetzt hier das Sagen?“, rief Ronja.
    „Das habe ich!“, erwiderte Freiya grimmig. „Und keiner von uns kann es sich leisten, aus der Reihe zu tanzen!“
    Sie blickte Chala und Larah an. Die Blonde nickte. Chala schien zu zögern, musterte Freiya, dann aber hob sie die zuerst die Augenbrauen und dann die Mundwinkel, während sie ihre Klinge fester umschloss: „Verstanden!“

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag

    Freiya hatte das Frauenquartett allein gelassen, um erneut durchs Unterholz zu schleichen und zu sehen, ob sie noch jemanden aufgabeln konnte. Das Waldvolk wehrte sich weiterhin mit allem was ihm zur Verfügung stand gegen die Brut des verkommenen Herren des Sumpfes. Die Rothaarige hatte sich ein Stück weg bewegt von ihrem Ausgangspunkt und wollte eigentlich einen Blick auf den Kampf von Ryu und der Schattenläuferin gegen ihren Kontrahenten werfen, außerdem hätte sie sich gerne versichert, dass es Griffin gut ging, doch plötzlich raschelte es neben ihr und zwei Personen erhoben sich aus dem Gebüsch. Freiya erkannte den Turbanträger mit dem blinden Auge und seine Tochter sofort.
    „Maris, was ist los?“, fragte sie geradeheraus.
    Er deutete mit dem Finger auf eine Gestalt nicht weit von ihnen: Freiya sah eine Tooconda, so verdorben wie der Herr des Sumpfes selbst, die genau auf ihren dunklen Meister zuhielt!
    „Nein, sie darf sie nicht erreichen! Sie darf nicht durchbrechen!“, rief die Jägerin entsetzt.
    „Na los, Papa, tu was!“, drängte das junge Mädchen an Maris‘ Seite ihn. „Du weiß doch jetzt, wie das geht mit dem Toocondas!“
    „Das war was anderes, die ist … verdorben!“, knurrte ihr Vater.
    Freiya wurde panisch, als sie sah, dass die Tooconda dem Geschehen bei Ryu immer näher kam. Sie allein konnte nichts ausrichten, aber in ihrer Ausweglosigkeit wollte sie loslaufen, wenigstens um das Monster davon abzuhalten, seinen Weg weiter zu verfolgen!
    Doch Maris hielt sie an der Schulter zurück:
    „Lass mich das mal machen!“
    Und dann geschah etwas, was sie noch nie erlebt hatte: Maris schien sich zu sammeln, holte Luft und brüllte. Er brüllte so laut, dass Freiya und Runa sich sofort die Ohren zu hielten und wegduckten. Die Bäume um sie herum schienen zu erzittern, der Sumpf zu wanken. Einen Augenblick schien nichts zu passieren, dann auf einmal begann der Boden erneut zu erzittern. Maris macht ein paar Schritte nach vorn und deutete wortlos auf die Tooconda. Und plötzlich brachen von überall Tiere hervor: Hirsche, Rehe, Wildschweine, mehrere Snapper, ein Lurker, sogar mehrere Molerats und Vögel, viele Vögel kamen herbei gestürmt. Sogar ein Sumpfhai war dabei! Das Federvieh stürzte sich auf die Augen der Tooconda und der Rest schwappte wie eine große Welle über die Tooconda drüber und begrub das Untier unter sich wie eine zu große Welle eine Sandburg am Strand.
    Fassungslos starrte Freiya auf den Punkt, wo eben noch die Tooconda gewesen war. Dann wandte sie sich langsam zu Maris um:
    „Was bist du?“
    „Total abgefahren!“, entfuhr es seiner Tochter.
    Freiya schüttelte kurz den Kopf.
    „D-danke!“, stammelte sie. Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln.
    „Ähm, was … könnt ihr noch so?“, fragte sie, dann fiel ihr Blick auf die Schwerter, die beide mit sich trugen. Maris hob die Schultern:
    „Och, naja, so einiges …“
    „Maris, könnt ihr beiden hier bleiben? Ich schau, dass ich Verstärkung für euch finde. Ich brauch jemanden, der hier die Ecke absichert und dafür sorgt, dass kein Lakai vom Herren des Sumpfes zu ihm vordringen kann.“
    „Kämpft der Hauptmann noch gegen ihn?“
    Freiya nickte: „Es sieht ganz so aus. Eine Schattenläuferin ist bei ihnen, sie kämpft an Ryus Seite.“
    Maris legte seinen Arm um die Schulter seiner Tochter: „Wir bleiben hier und werden den Ort hier verteidigen.“ Das Mädchen an seiner Seite nickte grimmig, die Hand am Griff ihres außergewöhnlichen Schwertes.
    „Habt Dank!“, sagte Freiya. Erleichterung durchflutete sie, als sie ihre Schritte über einen dünnen Pfad führte. Es ging voran.

    Doch das Gefühl währte nur kurz. Schon hörte sie ein entzerrtes Knurren hinter sich und drehte sich um. Ein Lurker rannte auf sie zu!
    Schon wieder eins von diesen Mistviechern! Doch bevor Freiya etwas tun konnte, wurde das Untier von einem Speer durchbohrt. Im nächsten Augenblick sprang ein blonder Jäger aus dem Gebüsch.
    „Du hast hier das Kommando, sagt Jilvie?“, rief Ricklen ihr entgegen. Sein Blick war wild, er war aufgepumpt von dem Kampf.
    „Eigens vom Hauptmann erteilt bekommen!“ erwiderte Freiya.
    Ricklens Augen weiteten sich. Doch dann fasste er sich und blickte sie grimmig an. Er schob den Unterkiefer vor und ein stolzer Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit: „Gut, was ist deine Order?“
    „Wen hast du bei dir?“
    „Hjarti und Kiyan mit dem Speer, Jilvie und Onyx mit ihren Bögen, außerdem Kjal mit Schild und Schwert.“
    Freiya nickte einmal und deutete auf den Sumpfhai, der sich den Weg direkt zum Kampfgeschehen um den Herren des Sumpfes bahnte.
    „Haltet ihn auf! Er darf nicht zu seinem Herren gelangen! Und dann bleibt am besten dort an der Stelle, also dort in der Nähe. Damit ich die Flanke abgesichert weiß!“
    Ricklen packte seinen Speer. „Das werden wir!“ Er stürmte davon und Freiya sah ihm hinterher. Für einen Augenblick atmete sie durch. Sie beugte sich nach unten und setzte die Hände auf die Knie. Es war unfassbar anstrengend, alles zu koordinieren und den Überblick zu behalten. Dafür Sorge zu tragen, dass alles so funktionierte, wie Ryu es ihr aufgetragen hatte. Jetzt hatte sie drei Punkte um den Kampfplatz abgesichert, das war gar nicht mal so schlecht.

    Nach wenigen Augenblicken richtete sie sich wieder auf.
    „Hey, Rote Snapperin!“, tönte es plötzlich von oben aus dem Baum. Sie blickte hinauf und ein erleichtertes Grinsen entfuhr ihr.
    „Fridtjof! Alles in Ordnung bei dir?“, rief sie zu ihm hoch.
    „Jawohl!“, erwiderte der Jäger, der seinen Bogen in der Hand hielt.
    „Kannst du mir noch ein wenig den Rücken freihalten?“, fragte sie ihn.
    „Selbstverständlich! Du kannst dich auch mich verlassen!“
    „Ich weiß“, sagte sie leise. Dann rief sie hinauf: „Danke! Ich muss weiter! Muss schauen, ob ich noch jemanden finden kann!“

    Vielleicht sollte sie aber noch einmal nach dem Damenquartett mit Ronja, Vareesa, Larah und Chala sehen. Hoffentlich passierte niemandem etwas! Sie näherte sich wieder dem Kampfgeschehen um Ryu, der Schattenläuferin und dem Herren des Sumpfes und kniete sich hin, um sich umzublicken. Was brauchte es noch? Ach ja, Verstärkung für Maris und seine Tochter! Freiya wollte sich wieder aufrichten, als sie in diesem Augenblick grob umgeworfen wurde. Ein schnarrendes Geräusch ertönte und hastig drehte sie sich um. Einer der roten Snapper erschien über ihr, aber … er war … anders als sonst. Seine Augen waren milchig und aus seinem Maul troff jene Flüssigkeit, die sie schon bei den Spinnen gesehen hatte. Eine große Wunde klaffte an seiner Seite. War er … tot? Oder vielmehr … untot? Freiya wollte hastig ihren Dolch ziehen, die einzige Waffe, die ihr in dieser Situation noch helfen konnte. Doch mit einem Schlag wurde die widernatürliche Kreatur weggeschleudert. Eine bärtige, starke Gestalt baute sich vor Freiya auf. Griffins Atem ging schnell, seine Muskeln waren angespannt. Er drehte sich zu Freiya um und reichte ihr die Pranke, um sie hochzuziehen. Die Rothaarige stand auf und hielt seine Hand und seinen Blick für einen Augenblick. Sie war froh, dass er aufgetaucht war.

    Ja, das Waldvolk war da. Sie würden den Sumpf säubern. Sie würden die dunkle Brut austreiben, die Erde und das Wasser befreien, die Pflanzen und die Tiere erlösen von dieser Pest. Und ihre Geschichten und Lieder würden durch den Sumpf schallen und der Kreis des Lebens würde von vorne beginnen.

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    General Avatar von Yared
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    Baumkrone, Riesenbaum von Tooshoo

    Fünfter Tag der Wilden Jagd, Vormittag

    Der Kampfeslärm drang weit, sogar bis hier hinauf in die Krone des Riesenbaums.
    Selbst mit seinem Fernrohr, das ihm Melford nach der erfolgreichen Jagd auf den Hirschtroll wieder zurückgegeben hatte, konnte er in dem schwankenden Dickicht westlich von hier kaum etwas erkennen.
    Yared hatte am Morgen, nachdem sie den vierten Tag der Jagd, nach der Mühe mit dem Erlegen und Zerlegen ihrer Beute, noch zum Ausruhen genutzt hatten, beschlossen, dass er Melford nicht zum nördlichen Tempel begleiten wollte. Der Kapitän und ehemalige Anführer der Rattensippe, wollte vermeiden, dass alte Animositäten - und aufgrund seiner Position als Paladin Innos‘ eventuell neue - dem Waldvolk von Tooshoo in diesem Wettbewerb, dessen Fairness sowieso schon immer eher zweifelhafter Natur war, Steine in den Weg legte.
    Der Baumeister hatte mit den Achseln gezuckt und hatte sich beim Aufladen des schweren Monsterschädels samt ausladendem Geweih helfen lassen.
    Yared musste etwas grinsen, als sie durch den Weckruf des Schamanen erfahren hatten, dass ausgerechnet die Ruine des nördlichen Tempels – ihre gefühlt eben erst verlassene Wirkungsstätte – der Platz sein sollte, an dem die Köpfe gezählt und der Sieg verhandelt werden sollte.
    Das klang sehr nach Eulen nach Setarrif tragen.

    Doch was, bei allen Göttern, hatten der Narr mit der Maske und sein feiner Herr der Sümpfe da wieder angezettelt?
    Zuerst hatte er vermutet, dass dieser falschen Schlange von Eremit der Ausgang der Jagd nicht passte. Doch seine seit der Paladinweihe endgültig geschärften Sinne für magische Vorkommnisse sagten ihm etwas anderes. Bei jedem Blinzeln seiner Augen schien es, als könne er für einen winzigen Bruchteil eines Wimpernschlages das gewaltige Flackern einer Flamme aus Finsternis erkennen, die sich über dem Bruchwald in der Nähe des nördlichen Tempels erhob. Hinzukam immer wieder ein aufgeladenes Gefühl, das aus unterschiedlichen Quellen in unregelmäßigen Wellen über das Tiefland fegte und die feinen Haare auf seinen Unterarmrücken zu Berge stehen ließen. Die flüchtigen Elemente aus Beliars Sphäre waren offenbar noch immer nicht gebannt und bäumten sich nun zwischen den Mangroven ein letztes Mal auf.

    Es half nichts, wie sehr er sich auch den Kopf darüber zerbrach, wie er helfen konnte. Yared wusste, dass er nicht rechtzeitig mehr am Ort der Kämpfe eintreffen würde. Also besann er sich darauf, was er hier tun konnte, versuchte Ruhe auszustrahlen für all die Familienangehörigen der Wächter, Jäger und Waldläufer da draußen – so wie es Jarvo getan hätte, wenn er da gewesen wäre – und hatte Bud und Terrence darauf vergattert ihm sofort Bescheid zu geben, wenn sich irgendwas oder irgendwer, der nicht zum Waldvolk gehörte dem Baum nähern würde.
    So harrte er der Dinge und betete zu seinem Gott.

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Ryu, die grüne Bestie, Herr des Sumpfes

    Endlich… Ryu betrachtete sich diese monströse Pervertierung aller guten und rechten Dinge der Natur, die sich dort vor ihnen aufbäumte. Gemeinsam mit der grünen Dame, der uralten Schattenläuferin hatte der Hüter es vollbracht, die Arena zu „säubern“, um endlich mit dem Duell zu beginnen dem er schon so herbeigesehnt hatte. Zu Beginn war es alles noch chaotisch: Die Schattenläuferin und der Wyvern-Krieger waren sich hier und da in den Weg getrampelt. Mal wurde er von der massigen Gestalt der Bestie fortgestoßen, dann wiederum rasierte er ihr beim Ausholen mit der Klinge einen Fellfetzen vom Körper. Doch je länger diese, ja, man konnte fast schon sagen, „Aufwärmübung“ voran ging, desto eingespielter wurden Hüter und Bestie. Wo ein Waren aus dem Unterholz hastete, um der grünen Bestie in die Seite zu fallen war Ryu bereits angesprungen, um ihn nach einem einschüchternden Brüllen direkt einen Kopf kürzer zu machen. Wo der zerfressene Sumpfhai aus dem Morast herauf brach, als der Hayabusa mit einem Snapper rang, sprang die grüne Dame in einem gewaltigen Satz heran, packte den übergroßen Wurm und schleuderte ihn in die Ferne, wo sich die Jäger des Waldvolkes im Nu darauf stürzten und ihm ein Ende bereiteten. Dann verschwanden sie wieder. In der Tat: Die Jagdkommandos schienen mit jedem gefallenen Monster zu erstarken und sich ihrer sicherer zu werden. So aber auch Hüter und Bestie.

    Was für die großen Mächte des Festlandes gerade mal ein Scharmützel sein musste war für die vereinten Jäger Tooshoos eine Schlacht gewesen. Und für Ryu… Trotz des ernstes der Lage fühlte er sich so anders… Jenes warme Gefühl, das seltsame Prickeln, das schon seit der Tempelruine seinen Rücken hinauf kribbelte, pochte mit jedem Augenblick markanter. Trieb eine wohlige Hitze durch seinen Körper und schien ihn zu beflügeln. Es war nicht zu verleugnen: Der Templer gehörte zu jenen, die mit dem Sturm im Blut geboren waren. Die nichts anderes kannten als den Kampf und das Gefühl, dem Tod immer wieder selbst ins Gesicht zu lachen. Und so war es auch dieses Mal.

    Und nun standen sie ihm gegenüber. Garagh, dem Verräter. Die Bestie an seiner Seite, hielt der Wyvern-Hüter den so genannten „Herren“ fest im Blick, konnte jedoch nicht umhin, in eben jener Art zu grinsen, die seine Augen nicht erreichten. Was hatte nur für eine derartige Veränderung gesorgt? Die Kreatur, die dort vor ihnen aufbäumte war deformiert und verkrümmt mit Hornbewüchsen. Jener Kamm auf ihrem Rücken glich drei giftgrünen Stacheln. Die „Krone“ und fest mit seinem Schädel verwachsen schien glich stark der Schläfermaske, wie der Templer es einst von den Amuletten und Symbolen seiner alten Kaste kannte. Das Abbild eines falschen Götzen, dessen Name Jahre später keinen fanatischen Glauben mehr beschrieb, sondern, fast schon gereinigt, einen Lebensweg beschrieb. Einer, dem Ryu bis heute gefolgt war. Doch dieses Zerrbild… Vereinte nichts davon. Die gebeugte, lauernde Haltung dieses Kolosses wirkte lauernd und hinterhältig. Sie erinnerte den Templer an jene buckeligen Berater an königlichen Höfen, die nur für die eigenen Vorteile andere einander ausspielten und sich an deren Leid bereicherten. Ja… Genau so und nicht anders hatte er die Verderbnis kennen- und hassen gelernt. Dann waren da noch die dreifingrigen Klauen, schwarz gefärbt vom Blut derer, die er bereits verschlungen hatte. Sie wirkten schärfer als die meisten Klingen, die der geübte Waffenschmied je gesehen hatte und, rein aus handwerklicher Sicht konnte er sich durchaus vorstellen, was für vorzügliche Waffen sich daraus fertigen lassen mussten. Doch erst einmal heran kommen… Aber da war noch etwas… schwärzlich grün pulsierende… Blasen, die Teil seiner Brust waren? Sechs, schwer zu definierende, sich immer wieder leicht aufblähende Körper an der Zahl. Fast schon wie bei einem Frosch oder der Brust eines Sumpfhais. Aber… hatten diese Wesen nicht immer nur jeweils eines davon? Lag etwas dahinter, das ihm Kraft gab? Der Hayabusa fixierte den Blick auf das Pulsieren und es war, als konnte er mit seinem geistigen Auge erkennen, wie kleine, schwache Stöße von deren Mitte durch den gesamten Körper des Sumpfherrens zuckten – Vorsätzlich nach oben in den grotesken Schädel. Als zerrte etwas an der schieren Essenz dieses Wesens. Dann sollte es also dort sein. Gut.

    „Jetzt zur Beute, hrm, altes Mädchen?“, dabei hob er sachte die Rechte, fast schon so routiniert als würde er gegen Griffins Faust klopfen wollen, doch ein mahnendes Grollen der Schattenläuferin ließ ihn innehalten. Ja, richtig. Sie waren zwar verbündet im Kampf gegen diese Abscheulichkeit… Aber, dass eine so alte Kreatur sich freiwillig von einem Krieger, sei er noch so nah der Natur gewesen, anfassen ließ… Wie stolz diese Bestie doch war. Ryu nickte, hob sein Schwert mit der Spitze voran in die Richtung des Herren des Sumpfes. Dann griff er auch mit der Linken an das Schwertheft und nickte sachte. Ein tiefer Atemzug durchwanderte die Lungen des Hüters. Die Augen für einen Moment geschlossen, warf er allen Ballast der letzten Tage von sich. Fast schon, als wollte er sich selbst aus der eigenen Haut schälen. Die urtümliche Wut, der Instinkt der Jagd und die Wildheit, die in seinem Herzen brüllte – Wie im Weißaugengebirge ließ er sich davon treiben. Begann hinter sich zu lassen, was ihn einschnürte. Dann… entwich die Luft aus seinen Lungen und das unmenschliche, gutturale Knurren begleitete die heiße Luft die Mundwinkeln und Nasenflügeln entstieg. Sarkany blickte auf, die Augen lauernd auf der Beute. Dann, so wie der verdorbene Herr sich ihnen zuwandte, preschten Hüter und Bestie gleichermaßen los:

    Mit einem gewaltigen Satz sprang die grüne Dame direkt in Richtung der Brust der Beute, versuchte ihre Klauen in deren Fleisch zu bohren, doch sie... Rutschte ab!? Stattdessen holte Garagh, der durch den Aufprall des massigen Schattenläufers zurück taumelte einmal mit jener geschwärzten Klaue seiner Rechten aus, während er sie mit der Linken packte wie ein Spielzeug, um dem alten Wesen den Garaus zu machen. Etwas, das Ryu nicht im Geringsten gedachte zuzulassen. Er hatte sich nämlich unter der springenden Schattenläuferdame hindurch gemogelt, direkt hinter den Herren des Sumpfes, dessen eines Bein nun geknickt genug war, als dass es, ähnlich bei einem Menschen die Achilles-Sehne zum Angriff bot. Das würde er nutzen, um die schuppige Haut zu durchtrennen! -Nimm zwei Mal Maß…-, rief er sich, wie so oft bei einem präzisen Schnitt in die Gedanken und schlug mit einem mächtigen Hieb durch, der… An der glitschigen Haut des Sumpfherren abglitt. Nicht weniger überrascht weitete der Hüter die Augen, als er aus dem Sprung, den er dafür gestartet hatte, direkt auf der äußeren Seite des präsentierten Fußes landete und die Schwertspitze in den Boden rammte, um nicht zu weit durch den Morast zu rutschen. Eigentlich hatte er erwartet, dass dieser Fehler der Schattenläuferin zum Verhängnis werden würde, doch…

    Auch in der Wildnis galt: Unterschätze niemals einen Jäger, der es geschafft hatte in seinem Beruf alt zu werden! Die grüne Dame stemmte ihre massiven Beine gegen die glitschige Brust und stieß sich einmal mit ihrem mächtigen Horn nach oben, gegen den knochigen Kiefer Garaghs und brachte ihn damit nur noch mehr aus dem Gleichgewicht. Eine weitere Chance für Ryu. Der Hüter riss das Schwert aus dem Boden, rannte, fast schon auf allen Vieren auf den Herren des Sumpfes zu und sprang erneut ab. Dieses Mal jedoch mit seinem Fuß voran. Was er nicht schneiden konnte, würde er eben zertrümmern! Und dieses Mal funktionierte es tatsächlich. Das Bein des Riesenmutanten knickte weg und die eben ausgeholte Rechte musste aushelfen, ihn vor dem Umstürzen zu schützen. Ein drittes Standbein zu bilden.

    Die grüne Bestie war frei, landete auf allen Vieren, doch konnte Ryu sichtlich erkennen, wie ihr Horn einen leichten Riss davongetragen hatte. Wie stabil war der Schädel Garaghs nur!? Doch dafür war keine Zeit. Und das erkannte auch die grüne Dame, die sich dieses Mal auf den stützenden Arm Garaghs stürzte und dort in dessen Handgelenk verbiss. Ein schriller, Ohren betäubender Schrei durchdrang im nächsten Moment das Schlachtfeld, als Garagh seine Klaue vom Boden und damit die grüne Dame in die Luft riss, an deren Lefzen geschwärztes, dunkles Blut herunter rann. Diese Bestie war wirklich eine Macht der Natur, die es zu respektieren galt. Mehr noch als Garagh selbst. Aber wo der Tyrann seinen Arm hinauf riss, war Ryu bereits daran nachzusetzen. Mit einem gewaltigen Satz und der abgestützten, glitschigen Ferse als Sprungpunkt war der Templer hinauf an die drei Stachel auf dem Rücken der Bestie gelandet. Dort, wo sie herauswuchsen, die schuppige Haut durchstoßen hatten, setzt er erneut mit seiner Klingenspitze an und stach voller Zorn zu. Vielleicht waren dies die Schwachpunkte, die sie angehen mussten. Und dieses Mal schien es zu wirken. Unter einem schmatzenden Geräusch aus durchdrungenem Fleisch und reißender Haut drang die Sumpfstahlklinge Ryus in den Körper Garaghs ein. Seine Linke, mit der sich Sarkany am Stachel festhielt, ruckte einmal kräftig nach rechts, gemeinsam mit seinem gesamten Körper. Wenn er diesen Fortsatz lockern und damit Nerven, Muskeln und schlussendlich das gesamte Schmerzempfinden des Mutanten beeinflussen konnte – So sollte es sein. Und wenn nicht – Die grüne Bestie sollte diesen Moment nutzen, sich zu orientieren und erneut anzugreifen.

    Aber keine Aktion war ohne Reaktion. Garagh richtete sich zu seiner vollen Größe auf, griff sich an das verwundete Hand… Oder Klauengelenk, dem mit dem Fortschleudern der Schattenläuferin ein sichtliches Stück Fleisch entrissen wurde und schüttelte sich gleichermaßen energisch, wodurch auch Ryu drohte den Halt zu verlieren. Für gewöhnlich war so ein Ritt nichts, das ihm wirkliche Probleme bereitete. Doch dieser schleimige Film, der auf dem schuppigen Körper der Beute lag, machte es alles andere als einfach und so musste der Hüter darauf bauen, schlussendlich sein Schwertheft als einzige Halterung nutzen zu können, da sowohl Stachel als auch die aufgerissene Haut keinen Halt boten. Das war ungünstig. Wirklich SEHR ungünstig! Wieder und wieder strampelte er, versuche mit seinen Füßen einen Ansatz zu finden, doch es war einfach zu rutschig! Dazu das Herumwerfen Garaghs und die Mühe, den Griff am Schwert zu halten.

    Was blieb zu tun? Loslassen und ohne das Schwert, welches so tapfer als seine Klaue fungiert hatte, zurückzulassen? Sich weiter festhalten? Auf die grüne Dame warten? Sarkany knurrte wütend, spannte die Arme an und schwang sich einmal mit dem nächsten Vorwärtsruck des Herren des Sumpfes nach oben, weiter hinauf zum zweiten Stachel, den er mit der gesamten Schulter umschloss. Er hatte keine Ahnung, was gerade dort unten vor sich ging, aber das Brüllen seiner Jagdgefährtin verriet, dass sie bereits daran war, Garagh weiter zu bedrängen. Sie sprang wohl umher, versuchte ihre Beute zu umkreisen, so wie sich der Herr des Sumpfes hin und her warf und nun mit ausgeholten Krallen versuchte nach ihr zu schlagen. Aber sie war eine Jägerin. Sie hatte keine Furcht vor einem Lurker oder Sumpfhai. Egal, wie groß.

    Dennoch… allein würde das vermutlich nichts werden. Außerdem würde Sarkany, ein edler Wyvern der er war, nicht von einer landgebundenen, alten Frau in ein schlechtes Licht rücken lassen bei so einer aussichtsreichen Jagd! Kurzerhand ließ er vom zweiten Stachel ab, sprang mit einem Salto hinunter und ließ sein ganzes Körpergewicht am Schwertheft hängen, welches die durchstoßene Haut immer weiter aufriss und weiteres, schwarzes Blut in die Luft und den Sumpf entließ. Gefolgt von einem weiteren Schmerzensschrei Garaghs. Doch bei dieser gesamten Rutschpartie gelang auch genug der glitschigen Schutzschicht des Sumpfhai-Lurker-Wesens in dessen Wunde und sorgte dafür, dass der Sumpfstahl, ummantelt von jener Masse auf etwa halbem Wege aus der Wunde herausglitt und Ryu drohte, in die Tiefe zu stürzen. Sein Herz pochte, seine Instinkte arbeiteten auf Hochtouren, doch blieb nur zu hoffen, dass er das möglichst unbeschadet überstehen würde, als innerhalb eines Wimpernschlages plötzlich auf halber Strecke die grüne Dame unter ihm auftauchte und er sie am Fell zu packen bekam. Wie hatte sie das geschafft? Wie war sie so schnell in den Rücken Garaghs gekommen? Der Hüter zog die Brauen zusammen. In der Wildheit, die seine Gedanken dominierte passte dieses Phänomen nicht hinein. Dieser massige Körper konnte sich unmöglich so schnell bewegen. Nicht einmal der Jadewolf mit seinen Windschritten war so geschwind mit der Maske des Schamanen davongeeilt. Aber die Dame war alt… Und hatte wohl noch ihre ganz eigenen Geheimnisse. Doch bevor ein weiterer, klarer Gedanke kam, hatte sie ihn direkt, noch einen Meter vor dem Aufprall von sich abgeworfen. Sie duldete keine Berührung von Menschen. Doch sie schien den kleinen Lockvogel zu brauchen.

    Sah sie ihn als Lockvogel an? Ryu blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Es galt zu jagen! Ein kurzer Atemzug, ein Anspannen der Muskeln und das ungleiche Jäger-Duo schnellte erneut los. Dieses Mal gedachte der Hayabusa, das angerissene Gelenk Garaghs ins Ziel zu nehmen. Zur Not mussten sie diese Pervertierung der Natur Stück für Stück auseinandernehmen. Aber wo war die Bestie schon wieder hin!? Aus dem Augenwinkel vernahm Sarkany nur eine leichte Nebelschwade wahr. Dort, wo zuvor noch seine Gefährtin Widerwillen gestürmt war. Und nun war sie weg. Egal! Die Klaue des Sumpfherren schnellte einem gewaltigen Speer gleich auf den Templer zu und hätte ihn wohl zerfetzt, wäre er nicht in einer Kombination aus Hechtsprung und Schraube darüber hinweggesetzt. Noch in der Landung riss er dabei seine Klinge in Drehrichtung nach oben und spürte, wie Stahl auf Fleisch traf. Doch etwas war nicht richtig daran. Ryu kannte das Gefühl, einen Feind zu zerteilen. Er wusste, wie sich es sich anfühlte, wenn eine Klinge Sehnen und Muskeln durchtrennte. Aber das…

    Das fühlte sich viel mehr an, als wäre seine Schneide durch eine Kerbe im Holz eines alten Baumes gedrungen. Er blickte auf, versuchte das Gelenk zu erfassen, doch wo zuvor noch die klaffende Wunde war, hatte sich ein seltsamer, hornartiger Schorf gebildet, in dem nun lediglich eine Kerbe seines Schwertes Zeichen des ansonsten fatal gewesenen Treffers abzeichnete. Wie konnte das nur möglich sein? Sarkany wusste um die straken, regenerativen Kräfte, die jene besaßen, die mit der Natur im Einklang standen. Er selbst war der lebende Beweis dafür, dass sein geschundener Körper gut mit der Heilung von Wunden und Brüchen umgehen konnte. Aber nicht in dieser kurzen Zeit. Nicht in diesem Ausmaß. Nicht bei dieser Verderbnis… Oder es gerade das? Dieselbe, trügerische Linderung mit der er in den Ruinen konfrontiert worden war? Diese falsche Schlange…
    Sarkany fletschte die Zähne und knurrte. Dann blickte er aufwärts und über ihnen, aus dem Dickicht der Baumkronen kam er wieder auf: Dieser leichte Schwall aus Nebel aus dem urplötzlich die grüne Dame flog und direkt im Nacken des Sumpfherren landete, laut brüllte und begann, sich darin zu verbeißen. Einen Moment den Ryu nutzte, um seinerseits nachzusetzen: Er sprang erneut am Bein Garaghs hinauf, stieß sich von dessen Knie ab und begann dieses Mal damit, in zwei Schnitten die blasenartigen Auswüchse an dessen Brust zu attackieren. Doch wie schon zu Beginn: Es half nichts! Der so viel gerühmte Sumpfstahl glitt von der aufgeblähten, glitschigen Haut ab und erneut musste der Hüter in der Landung frustriert unter einem der aufstampfenden Füße des Verräters abrollen. Auf allen Vieren ab kniend, brüllte der Hüter einmal laut, ehe er frustriert mit der Faust in den matschigen Boden schlug. Wie konnte es sein, dass seine Klauen und Fänge einfach an der Beute abglitten wie an einem glitschigen Aal!? Wie konnte es sein, dass die grüne Dame es schaffte, sich mit einem derartigen Tempo zu bewegen und Garagh als einzige zu schaden!? Ungläubig und mit geweiteten Augen starrte Ryu auf die, durch die unzähligen Kämpfe der letzten Tage in Mitleidenschaft gezogene Klinge. Stumpfe Stellen und leichte Kerben konnte er schon immer ausbessern. Selbst Dellen ließen sich irgendwie beheben… Doch dieser kleine, unscheinbare Haarriss… Er löste etwas in Ryu aus… Er sorgte sich. All die Jahre des Trainings und dem Streben nach Perfektion… Und es war immer noch nicht genug? Hatte er nicht gelernt, Sarkanys Macht die nun schon so lange in seinen Adern pulsierte zu meistern? „Das darf doch nicht wahr sein! Verdammte Scheiße!“, stieß er knurrend aus, das Gesicht verkrampft und die Augen geweitet. Diese verdammte Hitze in seinem Rücken! Sie war nur Ablenkung! Sie…

    Eher instinktiv, rollte sich der Hüter unter dem zweiten, herab stampfenden Fuß seines Feindes weg, als die Bestie plötzlich wieder neben ihm auftauchte, unter jenen Fuß eilte und mit ihrem Horn nach oben stieß. Dieses Mal durchtrennte sie dabei die Schwimmhäute der beiden verkrümmten, deformierten Zehen und ließ Garagh zurücktaumeln. Sie stahl ihm schon wieder die Beute! Was machte sie anders? Was… Da war er wieder… Sie… atmete diesen seltsamen Nebel aus und…

    Ruckartig sprang Sarkany auf, rannte zu der grünen Bestie und sprang in einem gewaltigen Satz zu ihr hin. Völlig egal, ob sie einwilligte oder nicht! Wenn sie eine Technik beherrschte, mit der sie für derartige Konfusion ihres Gegners sorgen konnte, wollte er sie ergründen. Wie ein dreiarmiger Seestern, nur in der Rechten sein Schwert halten, packte er sich an die Seite der grünen Dame, die durch den Nebel sprang.

    Der Hüter hatte kaum Zeit einmal durchzuatmen, gar zu blinzeln, da tauchten die beiden auch schon direkt wieder im Rücken des Verderbnisträgers auf, dieses Mal auf einigen umgestürzten Bäumen. Die Dame schüttelte sich beim nächsten angesetzten Sprung wütend und empört brüllend, um Sarkany abzuwerfen. So war das also… Der Hüter begann zu verstehen, wie sie es machte. Er würde diese ‚Technik‘ zwar nicht replizieren können, aber durchaus für sich nutzen, sofern sich die Möglichkeit ergab. Doch nun erstmal zur nächsten Landung: Denn genau in Flugrichtung schnellte auch schon wie nächste Kralle in die Richtung des Hüters. Der wiederum drehte sich mit dem Bauch nach unten, streckte, einem Falken gleich die Arme von sich und glitt nur knapp an der Krallenoberfläche vorbei durch die er die Spitze seines Schwertes zu rammen versuchte. Und dieses Mal… klappte es! Bis zur Krallenwurzel durchtrennte der Hayabusa die schuppige Haut, ehe Stahl auf Knochen traf und er wieder im Morast landete. Es war zwar nur ein Zeichen, aber er hatte das Prinzip der Chitin artigen Masse und dem Zusammenhang aus Anspannung von Haus und Ausstoßes verstanden: Wann immer der Herr des Sumpfes seine Hautpartien spannte, sonderten die Drüsen jenen schützenden Film ab, der ihn vor Schnitten und Wunden bewahrten. Spannung, Überraschung, Schnelligkeit und Präzision waren es also, mit der er agieren musste. Gut. Sein Herz schlug wild, seine Sinne arbeiteten mit maximalem Reiz und sein Schwertarm vibrierte förmlich vor Entschlossenheit.

    Und so begann das Spiel aus Nebelschritten, Versuchen, den Garaghs Schwäche gegen ihn zu nutzen und dem Versuch, der grünen Dame beizubringen, dass sie verdammt nochmal nicht so zimperlich sein sollte!

    Wie wahre Schatten der Wälder verschwanden die Dame und der Hüter, nur um im nächsten Moment anzugreifen und Schaden anzurichten, wo es möglich war. Wieder und wieder schlugen sie Wunden, rissen Haut auf und tauchten dann wieder ab. Mal die Schattenläuferin allein. Mal mit Ryu an ihrer Flanke. Zwischendurch vermochten es sogar einige der Schergen ihr Ende fanden, als sie versuchten jenen Schritten durch den Nebel zu folgen. Von manchen blieben nur abgetrennte Körperteile zurück.

    Aber bei aller Mühe. Bei allen Anstrengungen… Es war ein Kampf ohne Ende. Mit jeder Wunde, die sie schlugen, fühlte es sich an, als heilte der Herr des Sumpfes zwei weitere. Wie lange kämpften sie nun schon hier? Sicher nur einige Minuten. Und doch war die Anstrengung, die Sarkany spürte eine gänzlich andere als damals gegen Odo oder den Tausendfüßler. Dort war es wenigstens möglich, bleibende Schäden zu hinterlassen. Aber dieses Mal… Etwas fehlte… Etwas, mit dem sie diesen regenerativen Dreck stoppen konnten!
    Vielleicht… Ryu konnte seinen Plan nicht zu Ende fassen, als das Duo beim nächsten Verlassen des Nebels urplötzlich von einer gewaltigen Kraft aus der Luft gerissen wurden. Die grüne Daume brüllte laut und schrill auf, erfüllt von Schmerzen. Und auch Sarkany konnte beobachten, wie eine der Krallenspitzen ihres Feindes sich tief in das Fleisch seiner Gefährtin gebohrt und sie aus ihrer Flug bzw. Sprungbahn riss – Einige Riemen seines ledernen Panzers mit dazu festgenagelt. Hatte er… hatte der Herr des Sumpfes ihre Strategie vorhergesehen? Hatte er? Im Sturz schossen tausende Gedanken durch seinen Kopf. Kein einziger zu Ende gedacht. Kein einziger in Form und greifbar, als er unter dem massigen Leib seiner Jagdgefährtin begraben wurde und sein Bewusstsein erneut in eine tiefe, undurchdringliche Schwärze gestoßen wurde… War es das wirklich gewesen?
    Geändert von Ryu Hayabusa (09.05.2024 um 21:00 Uhr)

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Freiya war eine erstaunliche Anführerin. Es gelang ihr mühelos, den schmalen Grat zwischen ihrer freundlichen, warmen und liebevollen Art, für welche ihre Freunde und Bekannten sie schätzten, und den unmissverständlichen Befehlston einer Anführerin, die keinen Zweifel an den Befehlen zuließ, zu beschreiten. Ihre Befehle waren weder barsch gebrüllt und hart hervorgebracht, noch waren sie sanft und ruhig gesprochen. Wie sie das provisorische Jagdkommando anführte, war gleichermaßen überraschend wie eindrucksvoll. Griffin hätte der rothaarigen Frau einiges zugetraut, aber wie schnell die Kriegerin die ihr ungewollt - und unter einigem anfänglichen Unbehagen - auferlegte Führungsrolle ausübte, war beeindruckend.
    Sie hatte binnen weniger Augenblicke das anfängliche Chaos so weit unter Kontrolle gebracht, dass um den kämpfenden Ryu eine Art halbkreisförmiger Schutzraum mit einem so beachtlichen Durchmesser entstanden war, dass er sich innerhalb dieser Zone völlig frei bewegen und sich vor allem gänzlich ungestört kämpfen konnte. Die wenigen Viehcher, die dann und wann an den Kämpfern und Kämpferinnen des Waldvolks vorbeikamen, waren leichte Beute für Griffin, der als letzte Instanz seinem Waffenbruder den Rücken freihielt.

    »Ich brauch‘ das Mal!«, feixte er und packte dann den Schild des – wie auch immer die Interpretation des Gesichtsausdrucks eines Schädels möglich gewesen war – verdattert dreinblickenden Skeletts, das eines dieser Viehcher war, das sich durch die Reihen der verteidigen Waldler gemogelt hatte. Es lautes Knacken war zu hören, als die Stirn des Südländers auf Schädel seines Kontrahenten traf, welcher sich vom Rest des knöchernen Körpers löste und klappernd über den Waldboden kugelte.
    Nachdenklich wog er den Schild in den Händen. Es war eine krude Waffe. Er versuchte sich zurückzuerinnern, ob er jemals einen Schild in den Händen gehalten hatte, aber er erinnerte sich nicht. Dieses Exemplar war fast schon außergewöhnlich schmucklos und recht einfach gefertigt, nicht schön anzusehen, aber es erfüllte seinen Dienst. Er lächelte schief, als ihm die Worte seines ehemaligen Lehrmeisters erneut einfielen. Sei ihr Schild, hallten seine Worte in seinem Innersten nach, die er an diesem so fürchterlich dunklen und einsamen Ort gesprochen hatte, um ihn an seine Aufgabe zu erinnern. War das seine Aufgabe?
    Er drehte den dreieckigen Holzschild in seinen Händen und packte ihn an der unteren Spitze. Ein erneutes Krachen und Knacken war zu hören, als die Knochen des Skeletts sich über den Waldboden verteilten und der Untot des Knochenmanns abrupt endete. Zufrieden nickte er und ein sanftes Lächeln legte sich über seine Züge. Wieso hatte er nie einen Schild genutzt? Zugegeben: Es fühlte sich noch äußerst ungewohnt an, die Waffe an seiner Seite zu führen, aber ganz abgeneigt war er nicht, dieser Waffe eine Chance zu geben. Sein Bogen würde ihm hier vermutlich weniger gute Dienste leisten.

    Er wandte sich zum wiederholten Male zu Ryu um und beobachtete für einige Herzschläge lang regungslos den Kampf zwischen ihm und seinem Kontrahenten. Erneut legte sich ein äußerst zufriedener Gesichtsausdruck auf seine Züge, wo eigentlich Besorgnis hätte vorherrschen müssen. Dieser Kampf war ausschließlich für ihn allein bestimmt. Zu gerne nur wollte er seinem Freund und Bruder zur Seite eilen, aber etwas an der Intensität, mit der er kämpfte, ließ Griffin innehalten. In diesem Kampf hatte er ausnahmsweise nichts zu suchen. Seine Aufgabe lag anderswo.
    »Kämpf, Bruder.«, murmelte er leise vor sich hin. »Kämpfe, wie noch nie zuvor. Sei die Klinge, die das Waldvolk braucht.«, redete er zu sich selbst. Die Parallelen zu den Worten des Hayabusa ließen ihn schmunzeln. »Sei das Schwert des Waldes, Bruder.«, hauchte er förmlich und setzte sich auf den Waldboden. Das rechte Bein fand unter seinem Hintern Platz und den linken Fuß stellte er so, dass er seine neue Waffe gegen das angewinkelte Bein lehnen konnte. »Ich halte dir den Rücken frei, damit du nach aller Herzenslust kämpfen kannst.« Dann grinste er, ob der pathetischen Formulierung, die ihm durch den Sinn huschte.
    Das Schild schützt, damit das Schwert kämpfen kann., dachte er grinsend und schüttelte den Kopf ob dieses Gedankens.

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    Wann? Wo? - Ryu, Sarkany, Garagh

    Der Klang eines einzelnen Tropfens durchtrennte die unendliche Stille. Dunkle, schemenhafte Wellen schlugen vom Punkt des Einschlages aus in alle Richtungen. Ryu öffnete die Augen und befühlte sich den nassen Punkt auf seiner Stirn, auf dem der Tropfen gelandet war. Er lag nicht. Er saß nicht. Er fiel nicht. Er stand einfach nur da in einer unendlichen Dunkelheit. War er tot? Sein Körper fühlte sich so leicht an. Leichter als sonst, aber nicht ungelöst von den Bindungen und Spannungen die einen lebenden Körper im Reich der Sterblichen hielt. Er blinzelte. Linker Hand: Schwärze. Rechter Hand: Schwärze. Geradeaus: Natürlich! Schwärze! Unsicher hob er seine Handflächen und blickte auf die sich schließenden und öffnenden Fäuste herab die er sein Eigen nennen konnte. Nein. Definitiv nicht tot. Das Gefühl von seinen Nägeln, die sich in den Stoff der fingerlosen Handschuhe gruben und schnell vergängliche Abdrücke in seiner Haut hinterließen war real. „Hm.“, resigniert ließ er die Arme fallen, die gegen seine Oberschenkel schlugen und dabei ein erneutes, laut hallendes Geräusch erzeugten.

    Also, was war es dieses Mal? Er war sich seines Namens bewusst. Sein Körper war intakt und er war offensichtlich nicht völlig zerquetscht worden. Das Gefühl in Hoffnungslosigkeit zu ersticken war ihm auf fern. Der Hüter… Stand einfach nur herum und war ratlos. Nicht frustriert. Nicht wütend. Einfach… ratlos. Natürlich war er sich dessen bewusst, dass ihn zuvor noch die grüne Bestie unter sich begraben hatte und es jetzt vermutlich an Griffin war, den Tag zu retten. Aber so langsam wiederholten sich diese geistigen Eingebungen, Illusionen und Verzerrungen des Geistes ein wenig zu viel für den Geschmack des Hayabusa. Er war schließlich angetreten, um zu kämpfen und nicht, um schon wieder mit den Geistern seiner Vergangenheit konfrontiert zu werden. „Also. Was ist es dieses Mal? Wieder Vorwürfe und Selbstzweifel?“, äußerte der Hüter schließlich, hob resigniert die Arme und ließ sie erneut gegen seine Oberschenkel klatschen. Doch es kam keine Antwort. Dann wurde er jetzt also mit Schweigen bestraft. Schön. Immer noch besser, als zum tausendsten Mal mit ansehen zu müssen, dass Griffin, Myra und ihre Kinder ohne ihn ein besseres Leben geführt hätten. Immer noch besser, als von einer falschen Freiya in Sicherheit gewogen zu werden. Immer noch besser, als von einem falschen Ornlu eine von Verderbnis triefende Maske aufgesetzt zu bekommen. Jede Form von Stille und Einsamkeit war diesen Dingen vorzuziehen. Aber warum war er dann hier? Das Nachleben hatte er sich irgendwie anders vorgestellt. Erleuchteter? Leichter? Eigentlich hatte der Templer in seinem Leben so oft mit dem Tode gerungen, dass er nie wirklich die Gelegenheit hatte, sich das Jenseits auszumalen. Aber selbst, wenn … Unendliche Schwärze wäre bestimmt nicht seine erste Wahl gewesen.

    Aber warum war er eigentlich so ruhig gewesen? Hätten seine Instinkte nicht allerhöchste Alarmstufe schlagen müssen, vielleicht sogar weiterkämpfen müssen? Hätte sein Herz nicht bis zum Bersten schlagen müssen? Sollte er sich setzen und in sich kehren? Meditieren? Oder einfach voranschreiten, durch diese endlose Dunkelheit? Seine Gedanken wanderten erneut zu den Erlebnissen in der Tempelruine. Zu den Ketten, die ihn seit Jahren in der Vergangenheit hielten und seine Seele plagten. Der Schwertmeister in seinem Inneren riet ihm an, in sich zu gehen und sich mental auf das Kommende vorzubereiten. Die Ruhelosigkeit und der Wunsch, seinen Freunden zu helfen, trieb ihn jedoch zum Gehen an. Also lief er los. Und setzte sich gleichermaßen. Und er rannte. Und legte sich hin. Und trotzdem… Stand er da. Inmitten seiner selbst und all der Bewegungen und Haltungen, die er annahm. Kletternd. Schwimmend. Springend. Jede Form der körperlichen Bewegung. Die er kannte. Selbst das Krabbeln auf allen Vieren.

    Der Hayabusa runzelte die Stirn. Und alle anderen Hayabusas? um ihn herum auch. Sie trugen dieselbe Mimik wie er auf ihren Gesichtern. Natürlich. Sie waren schließlich er. Und er war sie. Und trotzdem war es irgendwie falsch, sich bei all diesen Dingen von außen zu beobachten. Aber gleichzeitig erkannte und spürte er in jeder Form, wie all dies sich für seinen Körper anfühlte. Die Gewohnheit all dessen war ihm vertraut. Selbst die verschiedenen Formen des Waffenganges, die er über die Jahre zur Meisterschaft gemacht hatte. Beständige Erweiterungen seiner Selbst und seiner Grenzen. Also … fing er an, es ihnen nachzuahmen. Vom einfachen Gehen bis hin zu akrobatischen Schwertschlägen aus Salti heraus. Zwar ohne Schwert, aber die Bewegung war doch die gleiche.

    Das alles fühlte sich so unglaublich vertraut an. Und gleichzeitig so fremd. Als wollte sein Körper diese Erinnerungen, die in ihn eingebrannt waren, nicht richtig akzeptieren. Als fehlte darin etwas. Sollte er also noch einmal von vorne beginnen? Die Erfahrung hatte ihn sein Leben lang gelehrt, dass man nicht den Mann fürchten sollte, der tausend Schläge einmal geübt, sondern einen Schlag tausende Male geübt hatte. Aber … hatte er all diese Dinge nicht schon abertausende Male verinnerlicht? Ryu schloss die Augen und überlegte. Dieses Mal aber konzentrierte er sich aber auf jedes kleinste Muskelzucken in seinem Körper. Auf jede Anspannung der Sehnen und das leise Knacken seiner Finger beim Schließen und Öffnen seiner Fäuste. Auf die einzelnen Haarsträhnen, die beim Neigen seines Hauptes über sein Gesicht strichen. Und schließlich auf dieses befremdliche, heiße Gefühl das nun schon so lange auf seinem Rücken diese unerträglichen Hitzestöße aussandte. Dieses verdammte Jägersmal. Ja … Ja, das Mal war es, dass sich so falsch anfühlte. Dieses seltsame, den natürlichen Fluss seines Körpers störende Aussenden unkontrollierter Hitzestöße war es, was er nicht akzeptieren wollte. Oder konnte? Diese seltsame Hitze, die ihn immer wieder in eine Richtung treiben wollte, die er nicht zu gehen bereit war. An eine Grenze hin, die Mensch von Monster trennte und die er jahrelang zementiert hatte.

    Und nun betrachtete der Hüter sich diese Grenze, als er die Augen öffnete. Ein schwaches, azurblaues Schimmern in der Dunkelheit. Ein Stern auf Augenhöhe, der so vertraut und anziehend das versprach, was der Hayabusa in all den Jahren seines Trainings selbst zu erreichen versucht hatte. Den nächsten Schritt zur Perfektion. War es an der Zeit, sich diese Grenze einmal näher anzusehen? Abzuwägen, ob es nicht doch einen Punkt der Bereitschaft gab, auch diese zu durchbrechen? Wieder ging er los und folgte jenem Stern in der Ferne. Er lief und lief. Dann beugte er sich nach vorne, stützte sich mit den Händen auf den Boden und begann, auf allen Vieren zu gehen. Langsam und erhaben. Während die pulsierende Wärme seiner Wirbelsäule mittlerweile seinen ganzen Körper erfüllte.

    Sarkany blinzelte schließlich. Dicker Staub bröckelte von der hohen Steintür hinab, die von den Gläubigen aufgestemmt wurde. Die auf den Boden gestemmten Krallen seiner Flugarme stützten seine mächtigen Beine dabei, sich langsam an die frische Luft zu begeben, wo die Gläubigen sich bereits auf die Fliesen des Tempels warfen und zu beten begannen. Ryu schaute sich um und fragte sich, wo er hier war. Er stand hoch oben auf der Brücke zu einem Turm, der über den Baumkronen des Sumpfes thronte. Sein Körper fühlte sich seltsam an. Seine Arme, wie an seinem Körper festgebunden. Sein verlängerter Rücken, um viele Wirbel erweitert, die langsam über die Fliesen schabten und mit ihren Stacheln unzählige Spuren hinterließen, die sich zu den älteren fügten. DAS fühlte sich nun wirklich fremd an! Die Nüstern seiner schuppigen Schnauze blähten sich auf, als er die orange-roten Augen weitete und auf jene Menschen blickte, die dort vor ihm im Staub lagen und ihre Gaben darbrachten. Goldene Schätze, Schmiedekunst und, viel wichtiger: Speisen! Erlesenstes Fleisch eines Schattenläufers. Goldene Früchte, gepflückt von den höchsten Kronen der Bäume und kristallklarste Wasser aus den saubersten Quellen des Weißaugengebirges. Der Hüter richtete seinen massigen Körper auf, sodass er nur noch auf den Beinen stand und ließ ein tiefes, gutturales Knurren erklingen. Er akzeptierte die Gaben seiner Schützlinge und bekräftigte dies mit dem Ausstoßen heißer Luft aus seinen Nüstern.

    „Ich akzeptiere eure Gabe, Freunde meiner Brut!“ („Was passiert hier gerade?“), dröhnte es, für die Stimme, die seiner Lunge entwich, fast schon wohlwollend und freundlich, woraufhin die Menschen in den fremdartigen Gewändern sich noch tiefer in den Staub drückten und dankende Gesten vollführten. Dann begannen sie damit, sich zurückzuziehen. Einer nach dem anderen. Warum war dieser Traum so real? Was wollte der Teil von Sarkany ihm zeigen? Was wollte er sich selbst zeigen? Wie es war, angebetet zu werden? Darauf konnte der Hayabusa durchaus verzichten. Aber … so schätzte er diesen Teil seines Seins auch nicht ein. Diese Bruchstücke der Vergangenheit hatten bisher immer eine Schwere mit sich getragen, die den Hüter maßgeblich beeinflusst oder ihn etwas gelehrt hatte. Während Sarkany sich also an seinen Opfergaben gütig tat, überblickte Ryu immer wieder das Tal auf der Suche nach vertrauten Orten. Und tatsächlich: Dort stand Tooshoo. Der Weltenbaum und stille Wächter der Sümpfe. Aber … Dieser Ort ähnelte mehr einem gesunden Urwald statt eines Sumpfes. Sah so die Welt einmal aus? Vor jenen apokalyptischen Ereignissen, die die Anhänger von Innos und Adanos immer gepredigt hatten? Wie alt war Sarkany in Wahrheit gewesen?

    „Aaaah, Fürst Sarkany! Erwacht zum selben Stand der Sonne wie an jedem dieser Tage!“, dröhnte es plötzlich in den Gedanken des Wyvern, der gemütlich auf den Knochen der Schattenläuferflanke herum kaute. Diese Stimme … Diese gurgelnde, krächzende Stimme … Sie klang bekannt aber irgendwie … anders. Reiner. Weniger schrill als die, des … Sarkany verengte die Augen und bleckte seine messerscharfen Zähne. „Warum störst du mich bei meinem Mahl, Fürst Garagh!?“ („Du! Ich bring dich um!“) Diese Kreatur, die entfernt dem Herren des Sumpfes ähnelte, schritt aufrecht bis zur Hälfte der Brücke und erst jetzt begann Ryu zumindest etwas zu verstehen. Garagh war in der Tat eine Mischung aus Sumpfhai und Lurker.

    Handelte es sich bei diesem einstigen Naturgeist etwa um eine Missgeburt? Oder war er der Punkt von dem an sich Lurker und Sumpfhaie über hunderte, wenn nicht sogar tausende Jahre hin entwickelt hatten? Wie alt war diese Welt eigentlich? Für einen Augenblick fühlte der Hüter sich so … nichtig. So unbedeutend. Doch war das, was sich gerade vor seinen Augen abspielte, eine Gelegenheit, die er nicht verpassen wollte. Selbst wenn sich das alles falsch anfühlte … in diesem seltsamen Körper zu stecken, der vor einer Kraft strotzte, die sich der Templer nicht einmal hätte erträumen lassen. Es war ein völlig anderes Gefühl von Macht und Stärke, die ihm innewohnte. Eine wahre Naturgewalt, die vermutlich nicht einmal er, Griffin und Jarvo gemeinsam hätten aufbringen können.

    „Ich bin gekommen, um zu berichten, Fürst. Unsere Anhänger haben ein Ritual entdeckt, mit dem wir die Unseren retten und beschützen können. Ein Ritual des Aufstiegs, Fürst Sarkany!“, entgegnete Garagh und hob beide Klauen gen Himmel. „Wir könnten endlich zu den Sternen aufsteigen und uns tatsächlich zu den Göttern machen, die sie in uns sehen!“.

    Sarkany hielt inne, ließ ein weiteres Brummen ertönen und antwortete dann, wie zuvor schon über die mentale Verbindung, die die beiden aufgebaut hatten. Zuckend bewegten sich dabei die schuppigen Lefzen, als der oberste Wyvern lauthals lachte. „Denkst du etwa, wir sind auf diese armseligen Tricks angewiesen, um aufzusteigen, Garagh!? Vergisst du etwa, dass uns eine Aufgabe zugedacht war, die wir zu erfüllen haben? Zu herrschen heißt zu dienen!“ („War das also der Ursprung von Sarkanys Fall?“). Der Wyvern-Fürst richtete sich erneut auf und blickte auf den etwa drei Köpfe kleineren Garagh hinab. Seine Augen verurteilten ihn aufs Schärfste, als sich das azurblaue Glänzen der Schuppen auf seiner Brust in den orange-roten Augen widerspiegelte. Doch Garagh blieb ruhig. Er ließ seine Klauen sinken und legte diese über Kreuz vor das, was man bei ihm wohl am ehesten als Taille bezeichnen konnte. „Niemals, Fürst Sarkany! Natürlich haben wir alle unsere Aufgabe! Du als der Herr der Berge, wie ich als Herr der Wälder. Doch, ist es nicht die Aussicht darauf, die unsrigen noch besser schützen zu können? Unsere Zahl schwindet! Wie viele deiner Brut sind…“, doch Sarkany ließ ein lautstarkes Brüllen ertönen. „Genug, Herr der Wälder! Wage es nicht, mich über die Meinen zu belehren! Ein jeder von ihnen ist über die Himmel gezogen, wie es seine Aufgabe von ihm verlangte!“ („Du warst also schon damals dasselbe, machtgierige Stück Scheiße, dass du heute bist…“).

    Ryu spürte die Zweifel und das Bedauern. Das rege Schlagen von Sarkanys, vergleichsweise mit ihm, riesigen Herzens und die Trauer um die wenigen Übrigen zu dieser Zeit. Dieser Geist der Natur hatte also auch über die Jahre all jene verloren, die mit ihm eine Aufgabe erfüllt hatten. Die Menschen zu beschützen, die mit der Natur im Einklang lebten. Nur waren sich die Menschen zu dieser Zeit wesentlich bewusster, die Naturgeister viel greifbarer und Herrschern gleichgestellt. Und, zumindest wenn der Hüter sich diesen Teil der Vergangenheit, der nun auch ein Teil von ihm war, anschaute, so war zumindest der große Wyvern ihm gar nicht so unähnlich. Dieses Ringen um die Kontrolle zur Zeit nach dem Kampf um Silden … Die Grenzen, die er aufgebaut hatte vor ihrer Verschmelzung … Die heute noch standen … Es stimmte also, was der Drageen, der Anführer des Wyvernkultes ihm erzählt hatte. Sarkany wollte schützen. Bewahren. Kein anderes Bild offenbarte sich dem Templer in diesem Moment. Doch wurden seine Gedankengänge jäh gestört, als Garagh wieder das Wort erhob.

    „Vergib mir, Herr der Berge! Auch ich sorge mich um unsere Brüder und Schwestern, selbst wenn wir von anderer Art und Herkunft sind. Schließlich teilen wir uns jene Aufgaben, die alle dem großen Ziel unserer Mutter gelten. Nicht wahr? Aber, natürlich. Es war vermessen, im Anbetracht des herrlichen Azurs, dass sich bereits über das Gold deines Schuppenkleides legt, anzunehmen, dass Rituale und Magie nötig für deinen Aufstieg wären. Bitte, verzeih … Bruder.“

    Sarkany brummte nur, senkte dann sein Haupt wieder in Richtung seines Mahles, doch weder er noch Ryu ließen Garagh für den Moment aus den Augen. Doch in dem Moment, als der Herr der Sümpfe auf die Azurschuppen aufmerksam gemacht hatte, spürte Ryu auf seiner Brust dasselbe, hitzige Gefühl, das ihn schon die ganze Zeit über dem Rücken lag. War dieser Aufstieg, von dem sie gesprochen hatten, etwa der Versuch des Wyvern, zu einem Drachen zu werden? In jedem Fall war das Gefühl dasselbe. Eine Grenze, die einem näher gebracht wurde. Oder der man sich näherte? Und vor der man Angst hatte, sie zu überschreiten. Furcht und Selbstzweifel, ob der eigene Körper, das eigene Dasein stemmen konnte, was beim Durchbrechen freisetzen würde. War das Mal des Jägers also das, was für Sarkany den Aufstieg bedeutete? Sarkany schloss knurrend die Augen und Ryu erkannte noch, auch wenn es bei einem Lurker mit dreiteiligem Maul kaum erkennbar war, wie Garagh die Naturgeistversion eines hämischen Grinsens aufsetzte. So waren die Ereignisse also ins Rollen gebracht worden, die Sarkanys Fall heraufbeschworen hatten. Der Hayabusa verstand nun, warum in seinem Herzen nichts als Hass und Verachtung für Garagh brodelten. Warum er ihn für dieselben Schwächlinge hielt, die sich anderer als ihrer eigenen Stärke, bedienen mussten, um zu bestehen. Garagh… Dieser Verräter…

    Ryu öffnete die Augen und ballte die Fäuste. Nun stand er wieder in der Dunkelheit, die keine Dunkelheit war. Vor sich das azurblaue Leuchten der Schuppe, die vor seinen Augen schwebte. Ihr Leuchten fühlte sich vertraut an. Ergänzte sich mit jenem warmen Gefühl auf seinem Rücken. War es das, was Sarkany wollte? Was er wollte? Die Grenze durchbrechen? Den ersten Schritt des Aufstieges zu wagen? War es das, was der alte Templergeist auf Khorinis ihm so kryptisch vermittelt hatte? Weh Nu Su… näher an den Sternen…

    Aber… zählte es nun noch? War der Kampf nicht schon vorbei? Würde sein Körper nicht bersten beim Durchbrechen dieser Barriere? „Ich… Will kein Monster werden…“, entwich es ihm schließlich aus trockener Kehle. Und im gleichen Moment lachte das Spiegelbild Sarkanys laut auf, welches im Schimmern der Schuppe aufblitzte. Gleichzeitig lachte Ryu. All das… Diese Erinnerungen. Die Vergangenheit zweier Seelen, auf ewig miteinander verbunden. Die Dinge, die er seitdem vollbracht hatte. Das waren Taten, die einem Menschen verwehrt geblieben waren. Taten an denen er sonst zerbrochen wäre. Der Hüter dachte an all jene, die gerade vielleicht Schmerzen litten. Jene, die auf ihn bauten. Die ihm den Rücken frei hielten. Weil sie ihm vertrauten. Ihrem Freund. Ihrem Bruder. Ihrem… Hüter. Es war also endlich an der Zeit die Wahrheit zu akzeptieren…

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    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Der Azur-Hüter

    ***
    Endlich waren diese Plagen beseitigt! Diese Beleidigungen seiner heiligen Augen! Geschwüre, die seinen Sumpf bevölkerten wie das Ungeziefer, das sie waren! Die seine Kreationen und Diener wie einfaches Vieh abschlachteten! Dabei waren sie das Vieh! Diese… Menschen! Mit ihren Wünschen und Sehnsüchten! Sie widerten ihn an! Im Angesicht seiner Herrlichkeit hatten sie IHM zu dienen! Herrschen bedeutete Dominanz! Herrschen bedeutete, angebetet zu werden! Doch sie hatten nicht gebetet! Sie hatten jene Spiele zu seiner Glorie und Erheiterung verurteilt und abgelehnt! Und nun waren sie nicht einmal dazu bereit, sich für eine mögliche Beschwichtigung ihres Gottes zu opfern? Er würde sie auslöschen und von dieser Welt tilgen! Sie als letzte Gunst dabei zusehen lassen, wie sie in sein perfektes Antlitz blickend, von seinen wunderschönen Klauen zerrissen wurden! Wer nicht diente und betete würde ihm ohnehin zu einem späteren Zeitpunkt dienen. Oder jene die klug genug waren und sich ihm bereits unterworfen hatten, nähren. Und nun, da auch dieser lästige Floh und die gehörnte Ratte in den Staub getreten waren hatte er das erste Exempel statuiert. Niemand, weder Mensch noch Tier würde ungeschoren damit davonkommen, auch nur eine Fingerspitze an ihren Gott, Garagh zu legen! Kein heiliges Wort würden sie von ihm vernehmen. Nein. Sie hatten seinen Herolden nicht gelauscht. Hatten sich seinem Richturteil nicht gebeugt und selbst seinen Hohepriester hintergangen. Diesen Verrat würde er, Gott Garagh nicht dulden! Wenn er erst einmal im Besitz der Maske seines Dieners war, würde er ein neues Zeitalter in seinem Namen ausrufen. Er würde das Siegel brechen und den großen Baum zu seinem Sitz machen, bis die Nachkommen der wenigen die er als Vieh halten würde ihm einen neuen, einen prächtigeren Tempel als zur Zeit vor der großen Flut gebaut hatten! Und dann… Dann würde er endlich den Aufstieg vollenden, den er vor so vielen Äonen begonnen hatte! Dann würde er die falschen Götter herausfordern und zu seinen Sklaven machen. Niemand würde in der Lage sein ihn zu verwunden. Sein perfekter Körper, in der Lage jede Wunde zu heilen würde allem standhalten. Doch wie hatte er, der weiseste aller Strategen dereinst gesagt? Man sollte jeden Sieg im eigenen Namen vollends auskosten. Und das würde er tun. Doch zuerst…

    Garagh hatte nicht einmal ein müdes Lächeln übrig für den Frevler und die Ratte, die dort im Dreck lagen. Er würde sie später verspeisen und für hunderte Jahre verdauen, damit sie sich ihrer Sünde bewusstwerden würden. Doch zuerst galt es, die übrigen Flöhe zu zermalmen die seine getreuen Diener so zahlreich darnieder gestreckt hatten. Mit einer langsamen Umdrehung lenkte der Herrscher der Sümpfe seine Schritte nun in die Richtung der niederen Kreaturen, die ihn endlich mit der nötigen Ehrfurcht anblickten. Ja. So war es vernünftig. So war es richtig. Sie sollten erzittern beim Anblick ihres Gottes. Die Verzweiflung ob ihrer Hilflosigkeit war für ihn der pure Genuss. Doch wen von ihnen würde er als erstes zerreißen? Waren sie seine Zeit überhaupt wert? Eigentlich… Nicht. In einer langsamen Bewegung hob er erneut seine Klaue und ließ einige der Diener mit neuer, verdorbener Magie aufstehen. Niedere Bauern, doch sollten sie den wenig Übrigen seiner lebenden Diener zur Seite stehen. Zufrieden sog der Herr des Sumpfes den Geruch des Blutes ein der in der Luft lag. Es kümmerte ihn nicht, ob von seinen Dienern oder den Maden des selbst ernannten Waldvolkes. Am Ende waren sie alle nur ein weiterer Stein für seinen Aufstieg gewesen. Und doch stach ihm da etwas ins Auge… Diese zwei Flöhe dort, die zu Beginn an der Seite des anderen Flohs gehüpft waren: der rote und der große Floh, die ganz vorne standen und sich ihm entgegenstellten. Wie dreist und dumm sie waren. Von Mut konnte hier keine Rede sein. Und doch waren sie die ersten, die sich ihm in den Weg begeben hatten. Ja. Er würde ihnen die unermessliche Ehre gewähren, sie persönlich zu vernichten.

    Der Herr des Sumpfes beugte sich hinunter zu ihnen, streckte seine Klaue nach ihnen aus, unbeeindruckt von den kleinen Zweigen, die sie auf ihn abfeuerten. Unbeachtet von dem Nebel, der sich dort unten gebildet hatte. Ungeachtet von … urplötzlich durchdrang Garagh ein Schmerz wie er ihn noch nie erlebt hatte. Ein grünes Aufblitzen, gefolgt von einer Wucht die ihn direkt wieder nach hinten, ins „Zentrum“ des vorherigen Kampfes wanken ließ entlockte dem Herren einen weiteren, Ohren betäubenden Schmerzensschrei. Entsetzt über das gerade Geschehene hielt er die beiden Stumpen in die Höhe an denen zuvor noch seine wunderschönen Krallen saßen. Was war nur geschehen!? Wie … Wie konnte so etwas passieren!? Mit aufgerissenen Augen wandte sich der Herr der Sümpfe in die Richtung, in die der Ruck gegangen war und dort… Dor stand dieser vermaledeite Floh mit seiner Ratte! Und er hatte ihm den Rücken zugewandt! NIEMAND erdreistete sich, IHM den Rücken zu kehren! Ihn anzurühren und seinen wunderschönen Körper zu verunstalten! Garagh raste! Er würde diesen Floh zermalmen und vorher in seine Einzelteile zerreißen! Er würde ihm Glied für Glied aus dem Körper reißen und ihn in Verzweiflung und Verderbnis ertränken! Für alle Ewigkeit! Der Herr der Sümpfe konzentrierte sich, versuchte seine dunklen Kräfte auf seine Stümpfe zu leiten, wo die schwarze Masse gerade ein neues Paar hornverkrümmter Klauen zu bilden begann. Er würde alles überdauern. Er würde diesen … Aber was war das!? Was war an diesem Wesen, dass ihn, den unumstößlichen, aufsteigenden Gott im Schritt innehalten ließ!? Dieses Farbe… Diese azurblauen Schuppen… Und dieser vertraute Blick aus Augen dieser Farbe… War das etwa? Zum ersten Mal sah Garagh den Anlass, seiner Stimme in einem der Sterblichen Gehör zu verschaffen.
    ***

    Kurz zuvor:
    Sie hatte es also noch einmal geschafft. Ein letzter Kraftaufwand. Die grüne Dame hatte sich, mit Hilfe ihres Begleiters noch einmal aufgerichtet. Die Schmerzen in ihrer rechten Flanke waren schlimmer als all die Wunden, die sie über die lange Zeit ihres Lebens erlitten hatte. Die Klaue der Beute hatte ein tiefes Loch gerissen, aus dem nun beständig Blut floss. Sie würde nicht mehr lange auf dieser Welt haben. Und das wäre in Ordnung gewesen, hätte sie die Beute noch reißen und ihren Jungen bringen können. Ein letztes Mal noch, bevor sie den Bau verließen, wollte sie ihre Kinder nähren. Aber nun wollte es der große Kreislauf nun doch anders. Sie spürte, wie ihre Kraft schwand und sie bereits mit dem rechten Bein abknickte. Erschöpft und frustriert ging der Blick der Dame zu Jäger, der an ihrer Seite gestritten hatte. Für gewöhnlich konnte und wollte sie so etwas nicht akzeptieren. Doch selbst sie, die an dieser Jagd schon von Anfang an gespürt hatte, dass etwas im Argen lag, musste die Umstände akzeptieren. Ob es an ihren Wunden lag, dass sie die Dinge nun so verzerrt, wahrnahm? Wo zuvor die orange-roten Augen der Bergherren sie angestarrt hatten, waren diese, zwar in ihrer Form noch gleich, doch nun erfüllt von einer azurblauen Wildheit, der selbst einen Hauch von Respekt zollen wollte. Auch sein Gebaren, die ganze Körperhaltung war so anders. Als wäre etwas in dem Jäger erwacht, von dem sie seit Beginn der Jagd gefühlt hatte, dass es ausbrechen wollte.

    Dieser Jäger war anders. Die Haut unter seiner falschen Haut hatte begonnen zu verdampfen. Die darunter liegende Haut freigegeben, die ein enges Muster an Schuppen bildete, die dem Azurblau seiner Augen in nichts nachstand. Sie zog sich über seine Arme hinab unter die falsche Haut an seinen dünngliedrigen Klauen. Er starrte sie hinter der Haut an, die sein Maul bedeckte. Wie komisch die Menschen doch waren. Dann fixierten die Augen die Beute und er neigte sein Haupt. Bat er sie etwa um etwas? Sollte sie ihre letzten Kräfte aufwenden, nur um sich noch einmal erniedrigen zu lassen? Die Dame fletschte die Zähne und versuchte aufzustehen. Diese Respektlosigkeit! Wie konnte dieser mickrige Jäger es nur wagen! Aber andererseits… Die Schmack, dieser verdorbenen Kreatur ihre Jagdründe und, höchst wahrscheinlich ihre Jungen zu überlassen war keine Option. Aber war sie überhaupt noch in der Lage, noch einmal zu wandern? Wieder spürte sie, wie dieser Mensch es sich erdreistete, sie zu packen. Wie knurrte, versuchte aufzubegehren und sich zu schütteln. Doch sein Griff blieb starr. Zu gegebener Zeit hätte sie ihn und nicht den Herren des Sumpfes gejagt. Aber es waren wohl andere Zeiten, die anbrachen. Also beschloss sie, wenn es schon ihr Ende werden würde, zumindest einem anderen, fähigen Jäger eine Chance zu geben, für eine bessere Zukunft zu sorgen. Aber nur noch dieses eine Mal! Danach würde sie ihn aus dem Reich der Geister heraus verfolgen und seine Seele fressen! Also atmete sie unter schmerzerfüllten Zuckungen tief die faulige Luft des Sumpfes ein und jenen Nebel aus, durch den sie nun schon so oft geschritten war, … und sprang!
    ***

    Das Erwachen:
    Er hatte sie also gebrochen. Die Grenze die einen Hüter sonst davon abhielt, völlig der wilden Urmacht zu verfallen und schließlich zu einer Bestie zu werden. Diese Macht, die so viel Potential und Gefahr barg. Aber welche Wahl war ihm am Ende geblieben? Seinen letzten Atemzug aushauchen, begraben unter einer wirklich übelriechenden, alten Schattenläuferin? Nein … das war nicht Ryu Hayabusas und auch nicht Sarkanys Art. Lieber würde der Hüter seinen Körper mit einer Macht überlasten, die sein sicheres Ende bedeutete, statt die Hände in den Schoß zu legen und das Ende seiner Brut hinzunehmen. Er hatte die Schuppe, das Sinnbild der verborgenen Kraft ergriffen. Hatte akzeptiert, dass er die einfache Menschlichkeit hinter sich gelassen und die Schwelle zu einem Monster schon lange überschritten hatte. Doch nie hatte jemand behauptet, Monster wären nicht auch in der Lage zu fühlen. Zu träumen. Zu bewahren.

    Die Hitze, die seinen Körper erfasst hatte, schmerzte, als hätte man ihn mit kochendem Wasser begossen. Sie ließ die oberste, dünne Schicht seiner Haut dort auf platzen, wo so lange die schuppigen Ansätze geschlummert hatten. Es war, als hatte er Teile seines alten Seins hinter sich gelassen, nur um nun in den alten Farben Sarkanys da zu stehen. Der Hüter fühlte, wie die Wirbel der Mitte seines Rückens drohten, aus seiner Haut zu springen und die heiße Spannung fühlte sich einem spitzen Schmerz gleich, ebbte erst nach nach einer Weile ab. Eiskalter Schweiß bildete sich auf der Stirn unter dem Haaransatz des Krieges und auch dort begannen die Schuppen hervorzutreten. Seine Knochen fühlten sich falsch an, der zusammen gepresste Kiefer drohte zu bersten. Alles in seinem Körper schien sich zu verändern … kräftiger zu werden … bestialischer … Und dann, als er nur noch die Hitze spürte und seine innere Flamme im Begriff war, lichterloh zu brennen und alles im Scheine urtümlicher Wildheit zu verschlingen … war der Hüter erwacht.

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    Wie einfach es doch war, wenn man eiskaltes Kalkül mit brennender Macht kombinierte. Ryus Gedanken waren leer. Einzig das Wissen des Jägers durchwanderte seinen Geist. Die Masse einer Lurkerklaue war das bedrohliche an diesen Wesen. Und gleichzeitig waren diese Klauen direkt an ihren Schwachpunkten: Gelenke dieser Wesen waren meist unverhältnismäßig dürr und für direkte Angriffe verwundbar. Aus dieser Logik heraus war der Hüter mit seinem ersten Angriff und erhobener Klinge direkt mit zwei blitzschnellen Schlägen durch die schwachen Knochen Garaghs hindurch gedrungen und hatte dessen Klauen in hohem Bogen durch die Luft befördert. Und nun stand er da, mit dem Rücken zur Beute und den azurblauen Augen, die auf der grünen Dame lagen. Er blickte an sich herab. Wie er sich verändert hatte. Mit zwei kurzen Handgriffen löste der Hüter die Armschienen, die zuvor seine Arme bedeckt hatten und ließ diese achtlos zu Boden fallen. Dann trat er auf die sterbende Schattenläuferin zu und hielt dabei ihren Blick. Sie war schwach und atmete schwer, während der schlammige Boden unter ihr sich langsam mit einem dunklen Rot färbte.

    Der Hüter empfand tiefstes Mitleid mit ihr: Eine so prächtige Kreatur, einfach so dahingerafft. Wie viel sie gesehen, wie viel sie erlebt haben musste. Wie lange sie in diesen Sümpfen gejagt haben musste. So ein tapferes Wesen. Behutsam legte er ihr seine von Schuppen gezierte Hand auf das Fell und streichelte einmal liebevoll darüber, was der Dame nur ein erschöpftes, ja, fast schon trauriges Schnauben entweichen ließ. Dabei fiel der Blick des Hüters auf seinen Arm. Erst jetzt wurde ihm die sichtliche Veränderung bewusst, die sein Körper durchmacht hatte. Die Anspannung, die seine Sinne und Instinkte auf ein Höhenmaß und eine Klarheit gebracht hatte, wie er sie noch nie empfunden hatte. Alles in ihm arbeitete gleich einer Maschine und sein Herz raste in seiner Brust. Schließlich nickte er noch einmal der Dame zu und riss sich den ledernen Brustpanzer vom Körper, der gerade noch so an einem Fetzen Leder festhing. In diesem Moment wandte der Hüter seinen Blick über die Schulter und seine Beute, sein einstiger Bruder hielt in der Bewegung an. Der Schock war selbst unter der verdrehten Knochenfratze zu erkennen, als die weit aufgerissenen, azurblauen Augen den Herren des Sumpfes mit reiner Verachtung und Wut straften.

    „Fürst Sarkany! bist du etwa zurückgekommen, um MEINE Glorie, meinen Platz einzufordern!?“
    „Mein Name ist nicht Sarkany, du elender Verräter. Und du bist es nicht einmal würdig, seinen Namen auszusprechen.“, entgegnete der erwachte Hüter in multipler Stimme, während er sich umdrehte und langsamen Schrittes auf ihn zuging. „Ich bin nicht hier für deine beschissene Glorie oder den Ruhm deines widerlichen Spieles!“
    „Ich bin hier, um die Rache für meine Brut einzufordern! Ich bin hier, um deinen Wahnsinn zu beenden, falscher Götze! Ich bin hier… Um dich zu richten!“

    Bei diesen Worten löste der Hüter seinen Mundschutz und zog sich schließlich den Kopfschmuck samt der damit verbundenen Kapuze vom Haupt, um seiner Beute das Gesicht zu offenbaren, in das sie blicken sollte, nachdem er sie bis auf den letzten Knochen zerbrochen hatte. Er musste an sich halten, nicht mit voller Wut auf den Herren der Sümpfe loszugehen. Energisch hob sich der Brustkorb des Hüters, mühsam die gewaltige Wut niederkämpfend, die das Wyvern-Herz in seiner Brust durch seinen Körper pumpte. Eine letzte Geste war es, die der Krieger in ihm noch vollführte: Das Lösen seiner Schwertscheide die er aufrecht in den Boden stieß. Eine Tradition, die Ryu noch aus seiner Heimat kannte. Ließ ein Krieger seine Schwertscheide vor einem Duell zurück, so bedeutete es, dass er nicht vorhatte, aus diesem lebendig zurückzukehren. Und so war es auch. Die Flamme Sarkanys würde ihn früher oder später verschlingen. Doch zuvor würde er Garagh richten. Es war alles, was ihn gerade antrieb. Ein einziger, alles verbrennender Wunsch.

    „Dann wirst du sterben, naiver Herr der Berge!“, brüllte Garagh ihm schließlich mental entgegen und begann mit der neu regenerierten, sechsfingrigen Klaue von oben herab nach seinem alten Feind zu schlagen. Doch dieser zeigte sich unbeeindruckt, schritt direkt in den Angriff hinein, nur um sein Schwert nach oben zu reißen und dessen Spitze mit dem gewaltigen Stoß durch die Klaue zu treiben, die ihr Ziel allein durch die Wucht und Masse einige Zentimeter tiefer in den weichen Boden presste … und dann nicht mehr weiterkam.

    -Die Klaue eines Lurkers ist besonders dick an ihren Fingergelenken. Das Fleisch zwischen den Knochen ist eher weich und lediglich durch die dicke Schuppenhaut geschützt.-, schoss es dem Hüter durch den Kopf, als er sein Schwert einmal herumdrehte und entlang des Bereiches zwischen den Krallen heraus und mit dem Ruck Garagh einen Schritt nach vorne zog. Im Schwung drehte der Hüter sich einmal um die eigene Achse, stieß sich aus dem Boden ab und versetzte dem Herren des Sumpfes einen gewaltigen Schlag gegen den knöchernen Unterkiefer, der von solcher Gewalt war, dass der Verräter nach hinten umkippte.

    Doch das war erst der Anfang: Der Hüter schob sein Schwert in die zerfledderte Schärpe der wenigen Kleidung, die er noch trugt, setzte nach, sprang Garagh auf den Leib und steuerte auf dessen Schädel hin. Was folgte war eine wilde Kaskade aus Faustschlägen und Angriffen verkrampfter Hände und geschwärzter Nägel, die dem Klauenhieben verschiedener Echsenwesen glichen. Und egal wie diese Hiebe und Angriffe aussahen: Garagh musste es spüren! Den Zorn uraltem, aufgestauten Grolls der mehr und mehr die knöcherne Krone des Herren zu zertrümmern drohte, bevor der Hüter ablassen musste. Seine Instinkte hatten ihn vor der herannahenden Klaue gewarnt, die nach ihm zu greifen versuchte. Stattdessen wandte er sich um, stieß sich von der Brust des Verräters ab und packte eins der Fingerglieder der linken Klaue des Feindes. Mit der Wucht seines Körpers und all seiner Stärke, schaffte er es dabei, jenen Finger einmal um die Hälfte seiner Achse um zu brechen, ehe er wieder im Morast landete.

    Plötzlich knickte der Hüter ab. Ein heißer Schmerz durchfuhr seinen rechten Arm und zog sich hoch bis in seine Brust. Er musste das beenden. Musste irgendwie dieses widernatürliche Geschwür eines einstigen Naturgeistes vernichten. Er hatte die Kraft. Er konnte es schaffen. Es gab keine Alternative. Der Hüter knickte ab, rutschte fast auf ein Knie, doch hielt er sich. Niemals würde sein Knie den Boden im Antlitz dieses Scheusales berühren.

    Die azurblauen Augen starrten den erzürnten Hybrid aus Lurker und Sumpfhaut an. Pfeilschnelle Blicke verschoss der Hüter dabei entlang des Körpers und möglicher Schwachstellen an Garagh. Er hatte sich zu lange auf seine Schergen verlassen. Zu lange hatte er sich bedienen lassen und seine körperliche Stärke vernachlässigt. Er war so unglaublich langsam geworden, denn wo er seinen alten Feind nun zertrampeln wollte, musste der Hüter nur einen knappen Schritt samt Drehung zur Seite machen. Und schon war er an dessen Fußgelenk, welches er mit einem mächtigen Tritt zur Seite knicken und damit Garagh erneut zum wütend brüllend zum Stolpern brachte. „Wie kannst du es wagen, du mickriger Wurm!?“, hallte es in den Gedanken des Hüters. Also hatte er ihn aus der Fassung gebracht. Ja… So war sie, die Beute in ihrer Verzweiflung. Saryu bleckte die Zähne und atmete warme Luft durch seine Nasenflügel aus. Saryu? War das sein Name? Nun, zumindest für den Moment klang es angebracht.

    Mit einer schnellen Bewegung zog Saryu sein Schwert. Seine erweiterte Klaue, die bereits kaum mehr an Gebrauchsspuren zu übertreffen war und rammte diese in Folge eines weiteren Sprunges durch das verhältnismäßig dürre Gelenk Dagons. Ein weiteres, schrilles Aufschreien folgte, als der Templer die Klinge mit dem Griff nach oben hebelte und Sehnen durchtrennte und einige der unzähligen, feinen Knochen die üblich für die Fußgelenke eines Lurkers waren, durchbrach. Kein Schleim der Welt und keine glitschige Haut, die je gewachsen war, hätte ihn in seinem Zorn davon abhalten können.

    Doch da war er wieder: der pulsierende Schmerz, der Saryus Körper durchzog. Wie es ihm wohl ergangen wäre, hätte er nicht all die Jahre seinen Körper gestählt und Prüfungen unterzogen, an denen er fast zerbrochen wäre? Hätte die Hitze des Jägermal ihn direkt verschlungen? War das wirklich die Grenze menschlicher Belastbarkeit, mit der er nun, zusätzlich zu der Kreatur, die einst ein so edler Naturgeist war, zu kämpfen hatte? Das konnte doch nicht alles sein! Das musste enden! Bald!
    Saryu riss schließlich das Schwert aus dem Gelenk Garaghs, der nun unkontrolliert und mit einer Wut nach ihm schlug, bei der lediglich die überstrapazierten Reflexe Sorge trugen, nicht in Fetzen gerissen zu werden. Wieder und wieder tauchte der Hüter zwischen den Klauen hindurch, sprang, umging oder schlug sie tatsächlich zurück. Und doch gelang es Garagh, Abstand zu schaffen den Saryu nicht erlauben durfte. Genug Abstand, um wieder zu regenerieren. Und wieder. Und wieder. Egal wie sehr der Hüter seinen Feind deformierte und ihn mit Schmerzen bedachte: Garagh regenerierte. Nein, nicht nur. Er… Mutierte. Für einen abgeschlagenen Fuß wuchsen zwei nach. Drei verlorene Krallen? Auf einmal waren es sechs! Das Einzige, was sich jedoch nicht zu regenerieren schien waren die Sprünge und Risse, die der Hüter ihm auf der knöchernen Fratze zugefügt hatte. Dahinter saß etwas… Das Zentrum. Saryu spürte es eindeutig.

    Keuchend und schwer atmend umgriff der Hüter die abgewetzte Stoffwicklung seines Schwertheftes. In seinem Kopf hörte er die hämische Stimme seines Feindes. „Oooh … Du denkst, du hättest eine Macht freigesetzt, die der meinen gleich kommt? Närrischer, kleiner Mensch! Du spielst mit einer Macht, die dich zum Bersten bringt, während ich…“, provokativ hob er die Klaue die Saryu zuvor nach hinten weggebrochen hatte und ließ diese in einer zuckenden, krampfartigen Bewegung nach vorne rucken. „… ICH überdauere dich! Jedes Leid, das du mir zufügst, macht mich schöner! Macht mich stärker! Und bringt mich meiner Göttlichkeit näher! Aber du… Am Ende des Tages bist und bleibst du ein nutzloser. Kleiner. Mensch.“

    Der Azur-Hüter knurrte wütend. Niemals würde er dieser Perversion einstiger Naturkräfte offen Recht geben. Aber… Er log auch nicht… Irgendetwas musste her, damit er aufhörte, ständig neue Körperteile zu generieren. Feuer… Oder Säure… Aber nichts dergleichen befand sich im Repertoire des Hüters. Aufgeben war keine Option! Abermals machte er es sich bewusst. Vielleicht… Wenn er es schaffte, den Schädel zu durchdringen und das Zentrum der Verderbnis zu durchstoßen… Vielleicht würde die Brut… Vielleicht würden Griffin und Freiya ja eine Chance haben. Gemeinsam mit Ornlu, Jarvo und all den anderen die sich hier so tapfer zur Wehr setzten. Ja. Der Hüter hatte ohnehin nicht geplant dieses Schlachtfeld lebendig zu verlassen. Aber wenn schon sterben, dann wenigstens so, dass man anderen etwas hinterließ.

    Noch einmal richtete er sich auf und machte sich bereit. Mittlerweile waren es zwei und ein halbes Bein. Eine wirre Ansammlung an Klauen an jeder Hand und zwei Rückenstachel mehr, die Garagh verunstalten. Von dem einstigen Naturgeist und Hüter der vorsintflutlichen Wälder war nun nur noch dieses groteske Ebenbild aus Geschwüren und Mutationen übrig. Saryu hatte da ganze Arbeit geleistet.

    „Garagh…“, er rang nach Luft und straffte seinen Oberkörper. „… Ich bin Saryu. Vom Clan der Hayabusa und der Brut der Wyvern. Hüter des Waldvolkes und der Azur-Schuppen Sarkanys. Ich kenne dich. Ich weiß, wer du einst warst. Ein Herrscher, der immer nur forderte. Der zerstörte, statt zu bewahren und zu schaffen. Und wir Hüter… Wir finden Bestien wie dich. Und glaub mir, du bist die ekelhafteste Form einer Bestie.“
    Garagh richtete sich zu voller Größe auf und starrte in die azurblauen Augen des Hüters. Der Hass, der in den Augen des Herren des Sumpfes glühte, sprach Bände. Wieder schlug er nach dem Hüter, der mit einem weiten Ausfallschritt zur Seite ging und eine weiteres Klauenglied abtrennte. „Sind das deine letzten Worte… Hüter!? Ich schreite in diesen Wäldern seit dem Anbeginn der Zeit! Und ich werde hier noch in Äonen schreiten! Ich bin. Keine. BESTIE.“, donnerte es im Kopf des Hüters, der sich mit seinen Fingern im Gelenk des anderen Armes gekrallt hatte, den der Herr des Sumpfes zum Ausholen angehoben hatte. Hämisch grinsend bleckte der Azur-Hüter seine Fangzähne. „Nein… Du bist nur eine weitere Bestie auf meinem blutigen Pfad. Ein weiterer, alter Mörder der schon lange zur Vergangenheit gehören sollte. Einer der nur frisst und Schrecken sät.“

    Mit dem herab Schwingen Garaghs Armes, nutzte Saryu das Momentum, um mit einem heftigen Kniestoß gegen den Schädel seines Feindes zu krachen. Wieder landete er, rollte sich ab und sprang auf Distanz, als der Herr des Sumpfes hinunter auf alle Viere ging und wütend nach dem Hüter prügelte. „Wieso wagst du es überhaupt, derart mit mir zu sprechen!? Glaubst du wirklich, ICH gewähre dir eine Grabesrede!? Ich werde dir jedes Körperglied einzeln ausreißen! Ich werde dich …“, doch wurde das Gebrüll in den mentalen Ohren des Hüters jäh unterbrochen, als eine andere Stimme Garagh Einhalt gebot: Ein lautes, durch den Sumpf hallendes, tief grölendes „QUUUUAAAAK!“ ließ urplötzlich alle Kampfhandlungen zum Stillstand kommen. Aus dem Unterholz sprang mit einem gewaltigen Satz ein riesiger Schatten über die beiden Todfeinde hinweg, nur um laut platschend hinter ihnen im Morast aufzukommen und dabei demonstrativ zwischen dem Halbkreis der Jäger und Garagh zu landen. Mit einem Mal erklang in den Gedanken des Hüters ein gutturales, bauchiges Lachen, gefolgt von Worten in einer alten Sprache, die ihm zwar bekannt vorkam, er jedoch nicht zu deuten in der Lage war. „HOHOHOHOHO! SARKANY! MAPUKKIE HANTA!“.

    War das nicht eben jene Kröte, die Freiya an den Tempelruinen…? Wer auch immer diese Karte gespielt hatte, wusste, wie man einen Kampf um die Zukunft des Waldvolkes in völlige Irritation stürzte. War das Ding für sie? War es gegen sie? Der Hüter kam ja nicht mal mit Garagh alleine zurecht. Doch noch bevor Fragen gestellt werden, oder der Herr des Sumpfes überhaupt protestieren konnte, schnellte die Zunge der Riesenkröte in dessen Kniekehlen: erst die eine, dann die andere, was Garagh in die Knie trieb. Saryu bleckte unverhohlen die Zähne. Die Häme in seinem Gesicht entging dem erzürnten Lurker-Sumpfhaihybrid natürlich nicht, woraufhin er nach dem Azur-Hüter schlug, der jedoch mit einem Rückwärtssalto knapp dem Krallengewächs entging und den Moment nutzte, um einen Augenblick seiner Kräfte zu sammeln. „Wo waren wir? Achja… Nein. Ich glaube nicht, dass ich das alleine kann. Aber wir…“, eine leichte Kopfbewegung ging zu der Kröte, die einmal herzhaft rülpste und sich auf den Bauch schlug. „Wir könnten es zumindest versuchen.“.

    Damit war alles gesagt. Völlig wutentbrannt und schäumend vor Hass fuhr Garagh herum und stürmte auf allen Vieren auf den Krötenprinz zu. Dieser quakte nur einmal laut, setzte zum Sprung an und spuckte seinem Kontrahenten eine lilafarbene, zähflüssige Masse entgegen. Dann, unter einer Erschütterung, die selbst Saryu zum Wanken brachte, landete der warzige Körper neben dem Hüter und erneut vernahm er die fremde Sprache in seinem Geiste. „Hanta Sarkany! Tuicho slai Garagh! Dzabba Mapukkie Sarkany!“.

    Der Hüter folgte der abgehakten Gestik, die der übergroße Warzenträger machte und reimte sich dabei irgendwie zusammen, dass sie wohl auf einer Seite stehen mussten. Zwar wollte der Hüter noch etwas sagen, doch spürte er wie jedes bisschen Kraft das ihm noch blieb benötigt wurde, um diesen ganzen Terror zu beenden. Stattdessen nickte er nur schwach und richtete sich auf. Ein letzter Vorstoß. Mehr brauchte er nicht. Noch einmal schnellten die Blicke Saryus über den verzerrten Körper Garaghs. Dort, wo Wunden noch nicht geheilt waren, trat ein seltsamer, lila Schaum aus. War dieser große Klops an seiner Seite etwa giftig? Nun, es blieb zu hoffen! Denn viel Zeit blieb nicht für weitere Tests und neue Herangehensweisen. Noch einmal atmete der Azur-Hüter tief durch, festigte seinen Griff und rannte schließlich dem auf allen Vieren heranstürmenden, völlig irrsinnig brüllenden Garagh entgegen. Wieder flog der Schatten über die beiden hinweg. Dieses Mal diagonal über beider Köpfe hinweg. Genug Ablenkung, damit der Hüter einen Satz machen und sein Schwert durch eine der schäumenden Wunden treiben und diese nur noch weiter aufreißen konnte. Es folgten weitere Hiebe, Schläge und abgetrennte Körperteile, während Gevatter Kröte immer wieder mit seiner Zunge die verschiedenen Extremitäten Garaghs festzog und ihn dabei hinderte, Saryu weitere Wunden zuzufügen. Letztere hingegen begann nun, sich völlig auszutoben. Stück für Stück nahm er den Tyrannen auseinander, der verzweifelt versuchte, seine Wunden zu schließen, wobei nur noch mehr Schaum austrat, der sich zusammen mit dem geschwärzten Blut in eine unansehnliche Masse aus Gift und Verderbnis verwandelte. „Nein! Nein! Ich werde nicht stürzen! Ich werde mich nicht vernichten lassen von einer Kröte und einem… Einem Menschen! Das akzeptiere ich nicht!“

    Saryu blickte auf und starrte dem mittlerweile auf zerhackten Beinen und Armen knienden Garagh in die Augen. „Du hast da etwas missverstanden…“. Die Kröte ließ noch einmal die Zunge empor schnellen die sich um den Hals des Herren des Sumpfes wickelte und riss diesen auf den Rücken. Der Azur-Hüter folgte dieser Gelegenheit mit einem gewaltigen Satz hinauf in Richtung des Schädels des Verderbnisträgers, richtete dabei die Spitze seines Schwertes in Schädelrichtung und brüllte schließlich ein letztes Mal: „Ich bin! Kein! Mensch!“, ehe die der grün glänzende Sumpfstahl sich durch den zertrümmerten Schädel fraß und bis zum Stichblatt in der Schädelhöhle Garaghs verschwand. Saryu beobachtete dabei die Fassungslosigkeit und Verzweiflung, die noch einmal in den Augen seines Fendes aufflackerte. Dann, mit einem letzten Ruck riss er die Klinge noch einmal zur Seite und das letzte, was an die Gehörgänge des Herren der Sümpfe drang war das splitternde Geräusch von Stahl, als der Hüter sich mit dem abgebrochenen Heft in der Hand aufrichtete. Dabei ergriff er noch geistesgegenwärtig den fetten, glitschigen Parasiten, der sich versuchte aus der aufgebrochenen Schädeldecke zu quetschen, starrte ihm voll Ekel entgegen und zerquetschte diesen quietschenden, sich windenden Unruheherd, die Ursache all dieses Leids mit seinen Klauen.

    Damit war es vorbei … Es war endlich vorbei … Ryus Augen wurden mit einem Mal so unglaublich schwer. Er blinzelte und mit dem Blinzeln wich auch das Azur, welches Sarkany so stolz getragen hatte aus den Augen des Templers. An diese Stelle trat wieder das vertraute Orange-Rot des Wyvern. Sein Atem begann zu stocken und seine Sicht zu verschwimmen. Dann, als sein Herzschlag mit jeder Sekunde ruhiger wurde, holte ihn alles ein… Und erneut fiel er, umgeben von Sonnenbrand gleichen Schuppen, die wie Ascheflocken von ihm glitten. Es war vorbei …

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    Abseits der nördlichen Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Ornlu vs Schamane

    Scavenger zerrissen lianenartige Schlangen, Sumpfhaie aus Rankenwerk opferten sich gegen lebendige Sumpfhaie, hölzerne Wölfe rissen Lurker nieder und Snapper rissen an einem Ripper aus Holz und Lianen, bevor sie von einer riesigen Tooconda aus unzähligen Pflanzenfasern zerdrückt wurden.
    Dann fand sie selbst ihr Ende durch Lurker, die mit ihren Klauen ganze Arbeit leisteten. Blutfliegen und Libellen wurden von wild gewordenen Affengeistern attackiert und ein kapitaler Hirschgeist wurde von Waranen niedergerissen, als er schon mehrere kleine Gegner um ihr Leben brachte.
    So und noch in einigen Kämpfen mehr, prallten die Mächte beider Druiden zusammen. Die Lebewesen gerufen vom schmerzenden und verzweifelten Zorn des Schamanen. Die Tiergeister gerufen vom Hilferuf Ornlus und dem Versprechen wieder zu sein - wenn auch anders.

    Es war ein schnelles, zerstörerisches Gefecht zwischen den Wesen der Natur.
    Sumpfscavenger, Lurker, Snapper, Sumpfhaie und alles andere das vom Schamanen gerufen worden war, war hier nun gestorben und hatte viele der hölzernen Gestalten mit sich gerissen. Doch nicht genug, um dem Wolfsdruiden ernsthaft geschadet zu haben.
    Denn der stand unweit eines hölzernen Keilers und zwei Affengeistern aus Ranken und Wurzeln.

    Alle schimmerten geisterhaft grün und standen da, wie lebendige Tiere. Es war faszinierend, wie Rankenwerk und Holz beseelt worden waren, um einem Tiergeist eine feste Gestalt zu geben.
    Ornlu war sich sicher, dass sein Gegenüber überrascht über diesen Zauber war und einzuschätzen versuchte, wie viel magische Kraft dies gekostet haben musste.

    Der Wolfsdruide blickte auf den Schamanen und die verbliebenen Tiergeister stürmten los, um ihrem ursprünglichen Befehl gerecht zu werden. Ornlu wusste noch nicht was sie tun würden, wenn sie diesen final erfolgreich umsetzen würden. Sie waren keine Lebewesen wie wild gemachte Scavenger.

    Es war auch der Moment, wo er kurz durchatmen und sich magisch sammeln konnte, während der Eremit nun nur mit dem Stab gegenhalten musste.
    Die Affen sprangen und gekonnt wehrte er sie noch ab, bevor der Keiler ihn umrannte.
    Doch mit ganzen Körpereinsatz und einen größeren Funken Magie vermochte der Schamane Schlimmeres für sich zu verhindern und löste die Bindung des Keilers in diese Welt, indem er seinen Torso mit der Hand berührte und das Holz regelrecht weg flog.
    Ohne stabile Hülle verging der Geist des Keilers.
    Dann schrie der Schamane auf. Einer der Affengeister hatte zugebissen und der andere riss an seinem Stab.
    Er wehrte sich und die Affengeister ließen dann ab. Sie hatten entschieden genug gekämpft zu haben und das Schicksal des Keilers nicht zu teilen. Sie verschwanden in ihrer geisterhaften Gestalt eiligst im Sumpf.

    Ornlu wollte es nun beenden. Er war durch die Anstrengungen, den roten Rauch und seine immer noch blutende Wunde selbst gezeichnet und wollte das Glück seines noch schlimmer da stehenden Kontrahenten nicht fördern.

    Arrogant stand er da und provozierte
    regelrecht dadurch, dass er die Maske des Schamanen in einer Hand hielt und seinen Stab fordernd auf seinen Gegner richtete.
    Er wiederholte die Geste und reizte den Eremiten noch mehr damit. Der sammelte sich nun auch magisch und holte seine Reserven hervor. Aus den Resten des Keilers formten sich Geschosse. Pfähle und dicke Äste, die auf Augenhöhe des Eremiten schwebten. Dann biss er die Zähne zusammen und jagte die Geschosse - selbst zur Überraschung des Wolfsdruiden - so schnell auf ihn zu, dass keine Zeit zum reagieren blieb.
    Ein Holzpflock jagte durch den nackten Oberkörper Ornlus, trat merkwürdig dumpf klingend hinten heraus und warf diesen um. Kein Blut… - zur Verwunderung des Schamanen.

    Währenddessen

    Als die Tiergeister anstürmten, entschied sich der Druide für zwei Zauber die er noch wirken würde. Zwei Zauber, mit denen er alles entscheiden wollte. So rammte er seinen Druidenstab an Ort und Stelle in den Boden und wirkte ein Trugbild, eine Illusion, wie es ein Irrlicht selbst vermochte. Sein Druidenstab war die Quelle. Die Verbindung zueinander sollte der Weg werden und Zeit verschaffen.
    Als das Trugbild des halbnackten Druiden mit der Maske und dem Stab stand, entfernte er sich hinter der Illusion und musste nun jeden Atemzug ausnutzen.

    Eine Verwandlung sollte es sein. Mächtig genug, um schnell und tödlich zuzuschlagen. Ornlu sammelte seine Gedanken auf die Gestalt seiner selbst als großer Warg. Er begann, die Wandlung mental und körperlich vorzubereiten, da erblickten seine Augen etwas noch Lebendiges. Fast so groß wie eine Blutfliege und am Sterben.

    Ornlu deutete diese Libelle, diese blaue Sumpfjungfer die es nur in Tooshoo gab, als Zeichen. Als einen Wink, die Wandlung nicht zu wagen und diesen Weg zu gehen.
    Dann ging es schnell und musste es auch, denn der Schamane hatte die Illusion in diesem Moment gerade durchschaut.

    Das Insekt, das durch den Schrei des Schamanen gerufen und im Kampf verletzt worden war, hatte nicht mehr lange zu leben.
    Er nutzte dies für seinen finalen Zauber. Nutze die Wut dieser sterbenden Riesen-Libelle gegenüber jenen, der sie mit Zorn rief, um sie gegen ihn zu schicken.
    Der Druide nutzte sein Blut für die riskante Blutmagie, nahm seine Magie zur Hilfe und berührte die Sumpfjungfer, um dann den Zauber der Entfesselung zu wirken.
    Innerhalb weniger Augenblicke mutierte die Libelle, gewann enorm an Größe, während der Schamane Ornlu endlich erblickt hatte.
    Er sah was da geschah und mit Treffen ihrer Blicke, begann er etwas zu wirken. Etwas was den müden Geist des Wolfsdruiden brechen sollte. Ornlu sah um sich Baumwesen umher schleichen und Ranken aus dem Boden kommen. Sah abartige Tiere auf ihn zustürmen. Doch konnte dies nicht real sein.
    Nicht so real, wie das Wesen, das er nun auf den Schamanen los ließ.
    “Acharo! - Räche dich! ”, rief er dem Geschöpf zu. Es war ein schafsgroßes Wesen, das einer Libelle und einem Drachen mit seinen Spitzen und Hörnern ähnelte. Der Tooshoodrache brummte los und ließ die Luft durch seine vielen Flügelpaare regelrecht vibrieren. Schneller wie eine Libelle jagte das Wesen auf den Schamanen zu, packte ihn gnadenlos am Oberkörper und riss ihn in die Höhe. Ehe er sich irgendwie wehren konnte, biss der Libellendrache zu und jagte majestätisch, sich um ihre eigene Achse drehen, in die Höhe.
    Dann als alle Kraft weg war, starb der Tooshoodrache bei seinem Jungfernflug und stürzte mit seiner Beute aus sehr großer Höhe in die Tiefe.
    Ornlu - am Ende seiner Kräfte - beobachtete das Schauspiel am Himmel und womöglich andere auch.
    Der Schamane versuchte gar nicht mehr, irgendein Zauber zu wirken. Er spürte, dass sein Herr starb. Er gab auf…

    ~~~

    Ich Cuathemoq. Der letzter Hohepriester von Garagh, das letzte Kind der Tooshoo und Mensch vom ersten Blute. Sterbe nun hier.
    Grausame Welt. Mögest du untergehen wie mein Volk. Vernichtet von den hungrigen Wölfen und verräterischer Raben und ihrer Schafe, von den Menschen der Städte und den Bestien, die wahre Orks sein wollen - und ihrem ganzen Unwissen über die Welt wie sie einst war und hätte sein können.”, klagte der Hohepriester von Garagh verbittert. Er der in jungen Jahren, als das alte Setarrif eine Hochkultur wurde und die Myrtaner noch auf Bäumen kletterten, zum Pantherkrieger aufstieg. Er erinnerte sich nun daran, wie er mit ansehen musste, wie die Letzten seines Volkes und Überlebende der großen Flut den Krankheiten erlagen, die der Kontakt zu den neuen Menschen und neuen Orks brachte.
    Er lauschte den Geschichten seiner Brüder am Feuer von der alten Zeit, wo sie in die Sterne blickten, zusammen mit den Orks eine bessere Welt hier im Süden der Insel schufen und die Mutter und all ihre ersten Kinder als Götter ehrten.
    Wie sein Volk war. Schön und edel, von hohem Wuchs und starken Körpern. Mit prächtigen Gewändern, Federschmuck und goldenen Augen. Wie schön ihre Lieder und Gedichte klangen und was sie alles erbauten. Hatte Bilder im Kopf von den Erzählungen, wie einst sechs Tempel im Kreis um das Pantheon der Mutter standen und prächtige Gärten und Kanäle das Leben hier lebenswert machte.
    Alles vergangen…und nun war er der Letzte.
    Er war der Letzte von ihnen und Garagh hatte ihm Schutz und Macht gegeben. Lehrte ihn seine Wege und erzählte von einst, wo er selbst wie ein Gott war und einer der Tempel ihm gewidmet wurde. Wie er die Flut überlebte und Adanos bestimmte, dass er der Siegelhüter werde.
    Das verstanden diese neuen Menschen nicht. Nicht damals und nicht heute. Sie verstanden nicht, dass Garagh das Siegel bewahrte und das nur die Aufgabe seines Blutes sein durfte.
    Es schmerzte ihn in seiner ganzen Brust zu realisieren, dass all die Kämpfe und Wilden Jagden von einst nun so nichtig erschienen. Das sein Herr wohl tatsächlich nicht mehr zu retten war und alles ein Ende finden würde. Auch diese Welt, die er an seinen Bezwinger und sein Volk übergeben würde. Es war nun ihre Aufgabe das Ende zu erleben und sie sollten leiden wie sein Volk. - Etwas endete. Etwas begann. - Cuathemoq verfluchte den Tag des Weltenrisses, diesen Erzdämon und wusste, dass er gescheitert war seinen Herrn zur rechten Zeit beizustehen. Tränen kamen auf, denn er spürte wie sein Herr gerade gestorben war. Dann landete er dumpf auf dem Boden.

    ~~~

    Ornlu hatte sich seinen Druidenstab als Stütze geholt und sich zum Eremiten geschleppt.
    Sein Körper lag da zerschmettert vom Sturz auf Moos und kleinen Sumpfblumen. Umgeben von Wasser und Resten der Tempelruinen. Seine Atmung ging schwer und seine Augen starrten gen Himmel. Als Ornlu in sein Blickfeld trat, blickte er ihn ohne jegliche Art von Ausdruck im Gesicht an. Stoisch und sein Ende erwartend sagte er nur:
    “Cuathemoq…der letzte Hohepriester von Garagh. Der Letzte des stolzen Volkes der Tooshoo, das im Einklang mit Orks, Tieren und Naturgeistern lebte und eine einzige wahre Sprache sprach. Das den Namen der Mutter kannte, bevor die große Flut kam und alles endete. Ihr seid Nichts im Vergleich zu uns und dem Blut der ersten Menschen.”

    “So ist die Natur, Cuathemoq. Grausam, hart und nicht immer fair. Wo das Leben endet, entsteht wieder neues Leben. Mein Volk wird auch enden wie deines, wenn es nicht bereit ist sich anzupassen oder Pech hat und die Götterdämmerung bevorsteht. Bis dahin, werden wir das Beste daraus machen. Allemal gut genug für Nichts.”

    Der Schamane lächelte süffisant auf. Er spürte etwas Neues das vom Blute seines Herrn war.
    “Chichi chi….Vielleicht dreht sich gerade der Wind für euch und den Prinzen, der nun Herr ist. Höre! Die Belohnung für dein Volk findest du in tiefen Wassern und im Hort des einstigen Drachen. Drei Kreise, ein Siegel und ein gewaltiger Kreis den heute der Adler nicht mehr sieht. - Und nun… Chuthulu…beende es. Gute Jagd, Jadewolf.”
    “Gute Reise. Bewahre, Cuathemoq!”

    Ornlu zerschmetterte den Schädel des Schamanen und beugte sich vor seinen Körper. Dann sprach er den alten Segen des Ersten der Druiden und endete mit den Worten “...werde eins mit deinem Sumpf, Cuathemoq.”

    Und aus Cuathemoq strömten und wehten schimmernde Partikel seiner alten Seele, lösten sie auf und gingen ein in alles Leben.
    Ornlu hockte noch einige Momente vor dem Körper des Schamanen. Dachte über die Worte nach und über den Kampf. Über das was er nun machen würde mit der Maske und den Hinweisen. Er nahm dann den Druidenstab Cuathemoqs an sich. Zeugnis dessen, dass er gesiegt hatte. Der dritte Druide den er im Duell getötet hatte. Sein Ruf in der Natur würde Echos schlagen.

    “Kannst du noch laufen? Garagh ist tot. Komm zum neuen Herrn des Sumpfes. Er verlangt die Maske”, sprach die vertraute Stimme von Corax, der aus Blättern und Rabenfedern erschienen war.

    “Es wäre nett, wenn du deinem alten Meister hilfst und erzählst, was geschehen ist. Ist das Mindeste dafür, dass du wohl nur beobachtet hast.”

    “Ich trug kein Mal. Regeln sind Regeln. Die Maske hätte ich an mich genommen, wärst du gestorben. Lass uns aufbrechen, Meister Jadewolf. Bevor irgendwer noch Mist baut.”

    “Dann los. Die ganze Geschichte.”

    Und so half Corax dem Wolfsdruiden zum neuen Herrn des Sumpfes zu gelangen.
    Geändert von Ornlu (10.05.2024 um 08:06 Uhr)

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    Nördlichen Tempelruinen, 5. Tag, Mittag - Alle! Sogar die Drachen!

    Mertens hasste diese Viecher. Er hasste Spinnen und gegen solch riesige Wesen zu kämpfen. Noch von Spinnenfäden an den Beinen teils fixiert, wehrte er die Beine und das triefende Maul der Riesenspinne mit seiner Waldläuferklinge ab, doch lange würde er sich so nicht halten können. Er verpasste dem Vieh einen Hieb gegen das dicke Chitinbein und durchtrennte es fast, da stürzte sie sich auf ihn. Beinahe wäre es geschehen, da durchbohrte ein mächtiger Speer gefolgt von einen Kampfschrei die Seite der Spinne. Hebelte sie von Mertens weg und stieß noch einmal zu. Die Spinne war tot.

    “Hahaha! Die gibt es in Myrtana nicht! Steh auf! Willst du denn ewig leben? Der große, hässliche Lurch ist gefallen! Alle bösartigen Viecher sind davon gerannt. Zwei Mal hab ich dir den Arsch jetzt gerettet. Deine Frau schuldet mir ein Abendessen zu zweit!”, tönte diese Amazone. Dieses Weib, das den Kampf immer suchte und viele gute Speerkämpfer des Waldvolkes beschämte und Speerkämpferinnen ermutigte, so wie sie zu werden.
    Turya stand da wie eine verdammt gefährliche Snapperin. Sie zog Mertens hoch und nickte ihm zu.
    “Vorhin hab ich dir den Rücken gerettet. Der Lurker hätte dich erwischt. Aber danke, Turya!”, sagte er und klopfte sich schnell ab. Sie erwiderte, dass sie den Lurker schon aufgehalten hätte, bedankte sich aber auch. Dann gingen sie los und besahen sich - wie manch andere auch - aus sicherer Entfernung, was gerade geschah. Andere wiederum kümmerten sich zuerst, um die Verletzten.

    Der Herr der Sümpfe lag da mit Klinge im Schädel und Wunden aus denen giftgrüner, mit Blut gefärbter Schaum floss, auf dem Boden. Hayabusa oder was auch immer Hayabusa war, kniete sich eine Wunde haltend neben der grünen Bestie ab und sah zu wie eine riesige Kröte - Krötenprinz von vielen schon genannt - auf den toten Naturgeist sprang und mit seinen Klauen den Torso aufriss und dann das Herz mit einem Ruck hervor holte. Es dampfte heiß und das Krötenwesen grollte etwas vor sich hin.
    Dann sahen es alle. Aus dem verdorbenen Herzen entstieg eine geisterhafte Essenz purer Kraft und hatte die Gestalt des Herrn des Sumpfes grob angenommen.
    Die Zunge der großen Kröte schnellte hervor und zerschmetterte diese Gestalt, um dann eingesogen und gefressen zu werden.
    “So läuft das also ab?”, dachte sich Mertens und sah sich um.
    Sogleich stellte er sich dann vor alle, um ihnen klarzumachen, dass sie ruhig bleiben sollen. Bloß keine Eskalation. Erst recht nicht, wenn da gerade etwas geschah, was hoffentlich gut für alle war.

    Eine stärker und stärker werdende Aura umgab nun den Krötenprinzen und es waren zur wachsenden Gestalt des Wesens, kleine Details die mehr wurden. Knochen wurden kantiger und Ansätze von Hörnern kamen an Haupt und Rücken hervor.

    Dann erklang in ihren Köpfen eine Stimme, wie man sie sich nur bei solch einem Krötenwesen vorstellen konnte.
    “Gib!... Ma… Maske!”, drohte die Stimme.
    Um den Krötenprinzen sammelten sich die Champions die noch lebten und auch andere Tiere der Sümpfe, klein und groß waren zu hören und zu sehen.

    Hier stieg wohl gerade ein neuer Herr des Sumpfes auf. Das war für Mertens klar. Doch wo war die Maske? Was war die Maske? Die Maske die Jadewolf dem Schamanen rauben konnte?
    Er wandte sich dem Rest zu. Turya schien schon kampfbereit zu sein und auch Ricklen war wohl nur kurz angebunden.

    “Bleibt ruhig! Wir haben keine Maske. Er wird nicht so dumm sein und einen Pfeilhagel provozieren wollen. Wir warten auf Jadewolf! Er hatte die Maske.”, beruhigte der blonde Waldläufer und schaffte es irgendwie, dass auch Turya den Speer senkte. Ob Jadewolf sie hatte, wusste er noch nicht. Musste es hoffen.

    Die Wesen um den Krötenprinz wurden immer mehr, während die Zeit verstrich.
    Erneut grollte die Stimme dann in ihren Köpfen und die Kralle des Naturgeistes schlug drohend auf den Boden.
    Die Lage spitzte sich damit zu. Eine Aggressivität lag spürbar in der Luft und es brauchte nur ein etwas zu ungehaltenes Individuum und es würde knallen.

    Da wirbelten plötzlich Blätter auf und Rabenfedern wehten mit ihnen durch die Luft. Dann stand da der Rabendruide Corax und hob beschwichtigend die Hand, während er mit dem anderen Arm einen halbnackten Mann in Hose und Stiefeln stützte.

    Seine Haare waren teils ausgefallen, Blut floss von seiner Schläfe den ganzen Oberkörper hinab, um seinen Hals hing ein Stein, sowie ein riesiger Fangzahn und nun für alle sichtbar war da diese riesige Bissnarbe.
    Fast der ganze Oberkörper trug die Spuren eines Wolfgebisses und rote Tätowierungen untermalten die tiefen Bissnarben noch, neben anderen Tätowierungen in schwarz mit Waldvolkrunen und Wolfszeichen.

    “Was wir alles nicht wissen…”, dachte sich Mertens und sah dies auch zum ersten Mal - auch wenn er sonst viel um den alten Freund namens Ornlu wusste.
    Das was man sah, würde eines Tages noch Thema beim Waldvolk werden, denn es waren die Zeichen der Wolfssippe, die vor gut einer Generation als geächtet galt und trotzdem beim Fall von Silden für das Waldvolk unterging. Für manche war es ein offenes Geheimnis welcher Abstammung Ornlu war. Nun war es kein Geheimnis mehr.
    Doch hier und jetzt war es nichtig. Der sehr blasse Jadewolf hielt die Maske empor. Der Schamane war also nicht mehr und es war die geforderte Maske.

    Mertens eilte zu den beiden und auch Hayabusa schleppte sich zu ihnen. Da kam Frejya hinzu gerannt und Griffin, um ihren Anführer zu stützen und prompt kamen alle Anführer der Jagdkommandos hinzu.

    “Alles in Ordnung, alter Freund?”, fragte Mertens den Wolfsdruiden. Der nickte lediglich und stütze sich nun selbst an seinen zwei Druidenstäben ab.
    “Soll er die Maske bekommen? Ist es rechtens? Oder kämpfen wir?”

    “Es ist rechtens. Der Krötengeist hat die Essenz des Ersten vieler Arten sich einverleibt und hat damit einen Kreis zerschlagen, der schon zu lange währte. Er ist ein direktes Kind des Ersten, so wie Sumpfhaie, Lurker und andere Wesen der Sümpfe. Er war der Schnellste von ihnen und muss nun ein neues Gleichgewicht schaffen.”, erklärte Corax.
    “Und der Siegelhüter werden. Kein Druide kann das Siegel unter Tooshoo beschützen. Nicht einer, nicht zehn. Ein Naturgeist - ein Erster vor allem - hat diese Macht das Siegel zu stärken.”, fügte Jadewolf an und Mertens verstand.
    Er trat vor mit der Entschlossenheit eines Anführers der für das ganze Waldvolk sprach.

    “Bewahre! Ich bin Mertens vom Waldvolk und spreche für alle. Wer bist du?”
    “Dzaaaaaabbaaa! Gib! Maske! Knie und gib Maske!”, forderte die Stimme in ihren Köpfen. Jadewolf trat vor und grinste wölfisch. “Er will uns testen.”, wisperte er.
    Jadewolf hatte mehr solcher Gespräche geführt als alle anderen, ließ aber Mertens das Wort.

    “Wir knien nicht, Dzabba!”, sagte Mertens sehr laut, damit es alle hören.
    Ein grollendes, lautes Lachen erklang und die Kröte schlug amüsiert auf den Boden.
    “Gut! Ich bin… Herr! Nicht Herr Vater! Jetzt! Maske! Dann…keine Jagd!”

    “Zuerst dein Wort, dass Frieden herrscht! Das wir gemeinsam koexistieren. Du bist der Herr des Sumpfes. Wir sind das Waldvolk vom großen Baum! Wir haben die Jagd gewonnen und deinen Vater gemeinsam bezwungen. Dann gibt es die Maske.”, forderte Mertens selbstsicher, während hinter ihm sich Waldläufer, Hüter und Druiden stellten.
    Die Kröte brummte und schüttelte sich, schlug einschüchternd auf den Boden - und lachte dann über die etwas aufgeschreckte, waldvölkische Gruppe.

    “Hören Wort. Geben und Nehmen! Ihr geben Gaben für Freu…Freundschaft an mich! Immer Beltane! Dann gibt Frieden mit Sumpf und grüne Steine. - Aber!”, grollte dann seine Stimme drohend.
    “Auch Blut von euch! Sumpf nicht frei. Tempel nicht frei. Geheimnis nicht frei! Ihr helfen für Frieden. So sprechen Siegelhüter!, sprach der Noch-Krötenprinz.
    Ryu knurrte und trat vor.

    "Eins noch... Du hast gesehen, was dein Vorgänger versuchte und wie es für ihn endete. Das Waldvolk wird niemals knien. Vor niemandem. Also sei uns ein Mentor, kein Herrscher. Wir! Du weißt wer! Werden beobachten und, solltest du denselben dunklen Pfad gehen, das Schwert sein, das dich richtet.", Worte deren Nachdruck der Hayabusa bekräftigte, indem er mit dem abgebrochenen Schwertheft auf den neuen Herren des Sumpfes deutete. Dann nickte er. Es war seinerseits alles gesagt.
    Dzabba brummte und nickte. Sah den Hayabusa, dann aber auch Frejya und so manchen anderen, der sich mit Ryus Worten identifizieren konnte an. Zum Schluss fixiert er den Jadewolf, der immer noch die Maske bei sich hatte. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich sahen.

    “So sei!”, sprach die Stimme der großen Kröte und ihre Zunge fuhr aus, darauf wartend, dass Mertens wohl dasselbe tat.
    Dann schnellte die Zunge zurück und Dzabba lachte auf. Es war ein ganz eigener Humor des Naturgeistes.
    Er sprang stattdessen mit einem großen Satz vor und steckte die Klaue aus, während der Boden noch zitterte.
    Mertens schlug ein und damit war es besiegelt.

    “Tretet alle weit zurück.”, bat dann Corax und Ornlu stellte sich dazu.

    Die Maske wurde auf den Boden gelegt und Druiden und Krötenprinz bildeten ein Dreieck. Ornlu, als neuer Hüter der Maske sprach dann die magischen Worte, die die geballte, ruhende Macht in der Maske entfesselte.

    Die Knochenmaske begann zu pulsieren. Erst langsam in einem grünlichen Schimmer, dann immer schneller und stärker im Schein. Irgendwann wurde es so hell, dass man davon geblendet wurde und wegschauen musste. Als es dann nur noch ein angenehmer grüner Schein war, hatte die Kröte schon einen großen Teil der Macht in sich aufgenommen und nahm nun das letzte Licht, das die Maske abgab, auf.
    Beide Druiden nahmen nun auch Abstand, während der Krötenprinz nun gekrönt war und der Krötenkönig wurde. Die große Kröte - sprichwörtlich! Denn Dzabba wandelte sich erneut. Vor allem in Sachen Größe, aber auch andere Dinge wurden ganz anders wie bisher. Stacheln bildeten sich ähnlich wie bei einem Lurker am Rücken. Mehrerer Zahnreihen bildeten sich wie bei einem Sumpfhai im Maul und auf der Haut trat Sekret und typische Krötenwarzen hervor.
    Laut grollte der neue Siegelwächter und richtete sich auf. Er hob beide Arme in Richtung Tooshoo und vollbrachte das was man von ihm erwartete. Ein Teil seiner Macht ging über auf den großen Baum und dann war es kurz ganz still im ganzen Tooshoogebiet.
    Tooshoo pulsierte in seiner Präsenz auf und dann erzitterte das gesamte Gebiet. Als wäre etwas lange Verborgenes nun frei gemacht worden und dann sogleich in eine neue Position gerückt. Das leichte Beben verging und der neue Herr des Sumpfes widmete sich nun dem Waldvolk.

    Seine hypnotischen Augen blickten sie alle an und dann erklang nun seine noch tiefere Stimme in den Köpfen der Augenzeugen.

    “Wilde Jagd - vorbei. Frei!”

    Und damit endeten diese entbehrungsreichen Tage der Jagd. Bei manchen löste sich das Mal prompt und bei anderen verblasste es nur und würde mit der Zeit verschwinden. Alle spürten, wie ihnen eine Last von der Seele fiel. Es war wie das Gefühl endlich frei atmen zu können und ein sich öffnender Blick auf mehr wie nur diese Jagd und das Ziel. Die Augen öffneten sich wieder und erblickten das Leben in all ihrer Schönheit und Lebendigkeit.
    Manche mochten dadurch ihr Verständnis und vor allem ihr Gefühl zu allem Leben erweitert spüren, andere merkten eine gestärkte Bindung und wieder andere empfanden ganz anderes und standen nun da mit einer neuen Erfahrung.
    Alle spürten durchgehend den Segen des Jägers.
    Mertens kannte dieses Gefühl noch von der ersten Jagd und nun war es wieder da. Er fühlte sich durch den Segen sicherer in der Wildnis, respektierter und nicht wie die Beute von irgendwas. Der Segen würde irgendwann vergehen oder anders werden. Doch nun war es einfach ein Hochgefühl aus Euphorie und einer wohltuenden Müdigkeit.

    Die große Kröte hob eine Klaue und machte noch einmal auf sich aufmerksam.

    “Wilde Jagd kommt! Kommt wenn alle wieder unwürdig werden. Bewahrt! Hehehehehe….”, lachte er, drehte seinen massigen Körper um und sprang mit einem gewaltigen Satz in die dichten Mangrovenwälder, wo man nur einen geisterhaften Schein und ein Flimmern vernahm. Der Herr des Sumpfes kehrte ein in sein Reich.

    Und dann standen sie alle da. Mertens atmete tief durch und bekam von Jadewolf auf die Schulter geklopft.
    “Gut gesprochen. Wir mussten keine Kröten schlucken. Glaub mir.”

    Mertens nickte und merkte erst jetzt seine etwas zittrigen Beine. Es war nunmal nicht alltäglich vor solch einem Wesen für sein gesamtes Volk zu sprechen.

    “Jetzt hast du meinen Respekt.”, sagte Turya kurz zu Mertens und blickte wie er zu all den anderen, die nun zu den Jagdführern kamen und natürlich wissen wollten was los war.

    Mertens sollte wohl nun erneut sprechen und wünschte sein Freund Jarvo wäre nun hier. Jadewolf trat zurück, hatte die Maske bei sich und hatte keine Rede im Sinn, sondern einen Heiler. Hayabusa war auch nicht in der Lage sie alle zu informieren. Corax beobachtete nur - Er musste ran. Mertens hatte keine Wahl. Gut so.

    “Bewahret, Freunde! Vor allem Ruhe! Das war der neue Herr des Sumpfes! Er hat mit uns Frieden geschlossen und die Jagd beendet. Das spürt ihr alle! - Er möchte zu Beltane Gaben der Freundschaft für den Frieden und verspricht uns ebenso Gaben. Ich weiß noch nicht, wie das ausschauen wird. Aber er hat keinen Herold der uns verspottet und spricht direkt zu uns. Das allein ist eine neue Basis für das Zusammenleben. Wer er ist und ob er wirklich besser ist - das wird uns die Zeit zeigen. Aber ich glaube fest daran, dass nun eine neue und bessere Zeit beginnt. - Lasst uns nun heimkehren. Zurück ins Basislager. Mama Hooqua soll nur das Beste für ihren Eintopf verwenden und ein Fass oder mehr spendieren. Wir verbringen dort eine letzte Nacht. Wir feiern das Leben, das Ende der Jagd und ehren die Toten. Wir werden unsere Geschichten an unseren Feuern erzählen, unsere Wunden lecken und morgen beginnt ein neuer Tag für unser Volk. Wir suchen die Vermissten, heilen die Verletzten und bereiten uns auf Beltane vor. Ich danke euch im Namen Jarvos unseres Waldläuferführers für euren Einsatz, euer Blut und euren Mut!”, sprach der blonde Waldläufer und es wurde laut. Jubelschreie, an Schilde schlagende Waffen, erhobene Bögen, Sprüche die kaum einer verstand, sich umarmende Freunde, sich küssende Paare jeglicher Couleur und stille Genießer dieses Moments. Alles war versammelt.
    Dann begann die Heimkehr…

    Ornlu

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    5. Tag - Ende der Wilden Jagd

    In dem Moment, in dem Mertens‘ letztes Wort verklungen war, sackte Ryu neben Freiya zusammen. Er ging auf die Knie und dann zu Boden. Dort blieb er regungslos liegen.
    Freiyas Augen weiteten sich und sofort war sie bei ihm.
    „Heiler!“, schrie sie panisch, als sie neben dem Hauptmann kniete. „Wir brauchen einen Heiler!“
    Griffin war an ihre Seite getreten. Sie beugte sich über Ryu, als sich eine Person in grüner Kleidung ihr gegenüber an Ryus linker Seite hinkniete. Es war Ambrose.
    „Was haben wir denn hier? Hm. Ich sehe mindestens einen gebrochenen Knochen“, sprach er ruhig und deutet auf den linken Arm des bewusstlosen Hauptmannes. „Außerdem Verbrennungen am Rücken, Nacken … den Armen … und den Beinen … Schürfwunden und Prellungen außerdem … Er hat ganz schön was mitgemacht, das zwingt den stärksten Krieger in die Knie.“
    Freiya schossen die Tränen in die Augen. Eine altbekannte Angst stieg in ihr empor und packte sie eiskalt am Genick. Ambrose beugte sich nach unten zu Ryu und pustete vorsichtig einige Hautschuppen von den Brandwunden. Azurblaue Fetzen, die sich ablösten und die Brandwunden hinterließen, die ihn überall bedeckten.
    „Interessant …“, murmelte der Heiler. Freiya beunruhigte das alles noch viel mehr. Der Zustand, in dem Ryu sich befand, hatte sie zutiefst erschreckt, als sie ihn endlich erblickt hatte als alles vorbei gewesen war.
    „Ich werde ihn stabilisieren, dann bringen wir ihn zum Baum in die Heilkammer. Ihr habt doch fähige Heiler dort?“, fragte Ambrose.
    „Leyla“, war alles, was Freiya nickend schluchzen konnte. Die Tränen liefen ungehemmt ihr Gesicht hinab. Inzwischen standen mehrere Personen um sie herum, die das Geschehen betrachteten. Es war ihr unangenehm, derartig emotional zu reagieren, doch sie konnte den Tränenstrom nicht stoppen. Nach allem, was geschehen war, nach all den Kämpfen und ihrer Aufgabe, die ihr alles abverlangt hatte, hatte sie keine Kraft mehr, sich den Tränen entgegenzustellen und ihnen irgendwie Einhalt zu gebieten. Griffin hockte sich zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter.
    Ambrose lächelte sie an:
    „Den Hauptmann kriegen wir schon wieder hin, keine Angst“, sagte er zuversichtlich. Freiya nickte tapfer, doch die Tränen liefen ungehemmt weiter.
    „Du weiß doch, Ryu ist der zäheste Hund, den es überhaupt gibt“, versuchte Griffin sie ebenfalls zu beruhigen. Freiya nickte erneut und schluchzte weiter.

    „Ich werde eine Trage besorgen“, warf Mertens ein, der neben Ryus Kopf gestanden hatte, und schon war er weg.
    „Gut, ich brauche ein paar Heilpflanzen“, sprach Ambrose schließlich und sah sich um. Die Leute, die um sie herumstanden, verdeckten ihm die Sicht ins Gebüsch. Auf einmal meldete sich eine Stimme:
    „Ich kann welche besorgen, ich habe vorhin hier welche gesehen.“
    Freiya sah auf und blickte in die türkisfarbenen Augen von Zarra. Wie eine engelsgleiche Erscheinung war die Weißhaarige zwischen den Herumstehenden hervor gekommen. Freiya presste dankbar ihre Lippen aufeinander.
    „Ich helfe dir!“, sagte Griffin und sprang auf. Dann war er mit Zarra verschwunden. Mit Freiyas Hilfe löste Ambrose indessen vorsichtig die Überbleibsel von Ryus Hose an den Rändern der Brandwunden. Er trug sonst kaum noch Kleidung und der zerstörerische Kampf, den er hinter sich hatte, war auf jedem Zentimeter Haut des Hauptmannes zu sehen. Ryu stöhnte auf, blieb aber ohnmächtig.
    „Du hast das schonmal gemacht?“, fragte Ambrose dann, als sie fertig waren.
    Freiya nickte: „Hab mal in einem Kriegslazarett gearbeitet.“
    „Auch keine schöne Sache …“, murmelte Ambrose. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, standen plötzlich Zarra und Griffin hinter ihnen. Jeder von ihnen zwei Heilpflanzen in jeder Hand. Sie hatten sie mit den Wurzeln aus dem Boden gerissen, die Erde bröckelte noch ab.
    „Reicht das?“, fragte Zarra etwas atemlos. Ambrose musste schmunzeln:
    „Danke, damit kann ich wahrscheinlich fast ein Dutzend Hauptmänner versorgen.“

    Der Dunkelhäutige, der Griffins Bruder hätte sein können, nahm die Pflanzen entgegen. Er riss einige Blätter ab und zerknüllte sie zwischen den Händen. Dann hielt er inne, bis ein warmes, goldenes Glitzern zwischen seinen Händen emporstieg. Anschließend begann er die Blätter auf die Brandwunden zu legen. Sie saugten sich sofort fest, wie eine zweite, ledrige Haut. Wieder stöhnte Ryu auf, doch wieder blieb er ohne Bewusstsein. Das letzte Blatt packte Ambrose dem Hauptmann in den Mund, schob es in eine Wangentasche und schloss den Mund seines Patienten wieder.
    „Ich brauche mal einen Stock“, sprach er dann. Es gab ein Rascheln und hektische Bewegungen um sie herum, dann plötzlich tauchten mehrere Stöcke in ihrem Sichtfeld auf.
    Ambrose wählte ein Exemplar aus, das er passend fand. Dann öffnete er seinen Beutel am Gürtel und holte ein paar Leinenfetzen raus. Mit diesen Stoffstücken und dem Stock stabilisierte er Ryus linken Arm.
    In diesem Moment tauchte Mertens wieder auf. Bei ihm waren zwei Gestalten, die eine Trage trugen.
    „Hier gibt es einen Krankentransport?“, fragte Terrence. Freiya blickte zu ihm hoch. Unbeirrt lächelte er sie an, neben ihm stand Bud. Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen und kullerten im nächsten Augenblick wieder über ihr Gesicht. Sie war so unfassbar froh, die beiden zu sehen!
    „Na, wer wird denn gleich solche Krokodilstränen weinen?“, sagte Terrence und wischte ihr über die Wange. Freiya musste lächeln, was ihr wahrscheinlich ordentlich missglückte. Ambrose indessen hatte Ryus Atmung und Puls noch einmal überprüft.
    „Dann auf die Trage mit dem Hauptmann und zur Heilkammer“, sagte er schließlich.

    Ihn auf die Liege zu hieven war sehr unangenehm für den Verletzten, aber er blieb weiterhin ohnmächtig. Terrence und Griffin nahmen jeweils einen Griff am vorderen Ende der Trage, Bud nahm beide Griffe am hinteren Ende.
    „Freiya, gehst du auch mit?“, fragte Mertens. Sie nickte stumm.
    „Und du?“, wandte sich Mertens plötzlich an den Mann neben ihm. Es war Jadewolf. Auch er sah schlimm verletzt aus, aber – er stand und stützte sich auf zwei Stäbe.
    „Ich gehe zum Basislager mit, dort kann Ambrose mich versorgen“, erwiderte Jadewolf, ohne seinen Blick von Ryu zu lassen. Ambrose nickte nun seinerseits.
    „Dann los!“, gab Griffin das Kommando. Er, Terrence, Bud und Freiya setzten sich in Bewegung. Kein Wort sprachen sie, als sie den Weg nach Tooshoo einschlugen. Es war etwas umständlich, sich den Weg durch den Sumpf zu suchen mit der Liege und Ryu darauf, aber sie kamen voran. Freiya lief an Ryus rechter Seite, wo ihm schon bald der Arm von der Liege rutschte. Die Rothaarige nahm seine Hand, wollte sie wieder an seinen Körper legen, doch sie konnte nicht loslassen. Sie konnte seine Hand nicht gehen lassen, brauchte selbst Halt in der Angst um ihn und in der Hoffnung, ihm unterbewusst etwas Trost spenden zu können mit der Berührung, wo auch immer er sich gerade befand.

    Es war tatsächlich Leyla, die sie in Empfang nahm in Tooshoo. Die blonde Heilerin mit den geflochtenen Zöpfen und der Blume im Haar wies die Männer an, Ryu von der Trage auf ein Bett zu hieven. Bud und Terrence hatten sich dann aus dem Staub gemacht. Griffin war noch etwas geblieben, während Leyla mit der Begutachtung von Ryus Wunden und der Behandlung begonnen hatte. Freiya hatte regungslos daneben gesessen, ihr Blick war den Handgriffen der Ovates gefolgt, die eine wohltuende Ruhe ausstrahlte. Genau das, was sie nach all dem Erlebten gebraucht hatte.
    Als Griffins Magenknurren durch die Heilkammer tönte, schickte Freiya ihn zum Basislager zurück, damit er dort ausruhen und etwas zu sich nehmen konnte. Sie selbst hatte keinen Hunger verspürt.
    Nun aber saß sie immer noch neben dem Bett, in dem Ryu lag und starrte vor sich hin. Leyla war längst schon fertig, die Wunden des Hauptmannes zu versorgen und hatte Freiya versichert, dass er wieder gesund werden würde, aber jetzt Ruhe und Erholung brauchte. Das hatte die Rothaarige nur bedingt beruhigt, was sie nun aber lähmte, waren all die Geschehnisse der letzten Tage. Sie hatte aufstehen und Griffin ins Basislager folgen wollen, allein sie konnte nicht. Nicht eine Faser ihres Körpers regte sich außer ihr Atem. Vor ihrem inneren Auge ging sie immer wieder durch, was sie erlebt hatte. Es war Leyla, die sie aus ihrer Starre holte.
    Die blonde Heilerin drückte Freiya eine Schüssel mit einer wärmenden Kräutersuppe und einen Kanten Brot in die Hand.
    „Auch du musst etwas essen“, sagte sie. Freiya blickte von den blauen Augen der schönen Frau hinunter zu der Schüssel und ließ die Schultern hängen.
    „Es geht dir nicht gut“, sagte Leyla dann auf einmal mitfühlend. Freiya schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. Schon wieder schossen ihr die Tränen in die Augen. Leyla zog sich einen Hocker hin und ließ sich nieder.
    „Was hast du erlebt?“, fragte sie sanft.
    Freiya blickte von ihrer Schüssel auf: „Das ist eine lange Geschichte.“
    „Das macht nichts, ich habe Zeit.“
    Freiya atmete aus und nickte schließlich. Dann begann sie zu erzählen:
    „Es begann eigentlich schon vor der Wilden Jagd, mit einem Kampf auf Leben und Tod im Weißaugengebirge …“

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