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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Tooshoo #38

    Bewahre Reisender,

    die Ruhe im Bruchwald von Tooshoo ist trügerische. Nachdem das Weißauge gefallen ist, halten sich die Echsenmenschen bedeckt. Doch noch immer hält sich das Dunkel, das die Schwarzmagier vor vielen Wintern dort entfesselten, und für jeden Sonnenstrahl, der das Blätterdach durchbricht, tummelt sich eine Kreatur in den Schatten der Mangroven, bereit unbedarfte Wanderer in die Tiefen der Sümpfe zu reißen und nie mehr freizugeben.

    Der Baum von Tooshoo steht unberührt - heute mehr denn je wie eine abgeschottete Festung inmitten der Baumkronen. Seit dem Überfall der Echsen hat ihn scheinbar niemand mehr betreten. Doch mancher meint des Nachts einen Lichtschein hoch oben am Baum gesehen zu haben - vermutlich ein verirrtes Irrlicht.
    Das unbewohnte Schwarzwasser ringsum ist im Verfall begriffen. Die Dächer sind undicht, so manche Hütte bereits eingefallen. Nur wenige Stege auf dem Hauptweg nach Süden scheinen noch von unsichtbarer Hand instand gehalten zu werden. Einzig die Sumpfkrautplantage südlich von Schwarzwasser, wo sich der Wald zu lichten beginnt, ist wieder in Betrieb und liefert das im Schutze des gefährlichen Waldlandes angebaute Rauchkraut in die Städte des Nordens der Insel.

    Es heißt, das Waldvolk sei hierher zurückgekehrt, nachdem das Fort im Bluttal durch die Orks gefallen ist. In Gruppen sollen sie den Bruchwald durchstreifen. Auch sei das ein oder andere Mal ein Reisender durch einen Pfeil oder Speer aus dem Nichts vor einer Sumpfkreatur gerettet worden. Doch die Zeiten, in denen man sie in der Sumpflilie auf ein Bier und einen Plausch antreffen oder auf dem Schwarzmarkt Waren von ihnen erstehen konnte, sind lange vorbei.

    Wenn du Kontakt zum Waldvolk suchst, probiere es lieber im südlichen Stewark. Es heißt, regelmäßig besuche eine Gruppe von Waldläufern das Gasthaus zur Gespaltenen Jungfrau. Glaube mir: Du sparst dir eine gefahrvolle Reise und es ist wahrscheinlicher, dass du jemanden triffst, der bereit ist mit dir zu sprechen.

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    Abenteurer Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, Nachmittag

    Einige Zeit rumorte ihr Magen, unsicher ob das rohe Fleisch verdaut oder abgestoßen werden sollte. Mit gekrümmtem Oberkörper hatte Zarra in sich herein gehorcht, darauf geachtet, was ihr Körper ihr mitzuteilen versuchte. Nach und nach waren die Krämpfe abgeklungen, der Schleier der Erschöpfung lichtete sich von ihrem Blickfeld und ihre Gedanken flossen klarer in gewohnten Bahnen.
    Sie strich sich mit dem Ärmel ihres Umhangs über das blutverschmierte Gesicht, betrachtete die Rückstände auf dem durchnässten, dunklen Stoff. Der metallische Geruch waberte noch immer um sie herum, insbesondere jetzt, wo ihre Sinne wieder schärfer wurden. Es war, als ob das rohe Wildfleisch eine latente Energie in ihr entfesselt hätte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und mit jedem Schlag pumpte es neue Hoffnung durch ihre Adern. Die Unruhe, welche sie verspürt hatte, verwandelte sich in eine treibende Kraft, die sie dazu anspornte, ihre Fesseln zu sprengen. Jene Fesseln, die sie seit jeher dazu verdammten zurückhaltend, schüchtern, ängstlich zu sein.

    Sie stand auf, ihre Muskeln angespannt, einen wilden Ausdruck in den Augen. Ihre Gedanken rasten, getrieben von der inneren Unruhe, die sich nicht beruhigen ließ. Sie war ein plötzlicher Begleiter, der sie nicht zur Ruhe kommen ließ, der sie in einen Wachzustand trieb und sie daran erinnerte, dass Stagnation gleichbedeutend mit dem Ende war. Diese Unruhe war nicht nur körperlich spürbar, sondern auch tief in ihrer Psyche verwurzelt, ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht mit ihrer gegenwärtigen Lage abfinden konnte.

    In der anderen Ecke regte sich die Harpyie, die ihr Aufstehen gehört hatte. Ein drohendes Kreischen war zu hören und die krallenbewährten Hände schlugen in ihre Richtung. Doch das Mädchen wich nicht zurück, nicht mehr. Sie würde sich nicht wieder darauf verlassen, dass jemand zu ihrer Rettung kam, nicht darauf warten, dass sie langsam von diesen Halbwesen vereinnahmt wurde.
    In dem Moment, als sie sich entschieden hatte, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und zu fliehen, durchströmte sie ein Gefühl der Entschlossenheit. Die Angst, welche zuvor in ihr brodelte, wandelte sich nun in einen klaren Fokus. Sie dachte an die Freiheit, die jenseits dieser alten Mauern auf sie wartete, und an die Möglichkeit ihre Großmutter wiederzusehen. Zarra war sich bewusst, dass die Flucht gefährlich war, der Erfolg ungewiss, doch die Vorstellung, weiterhin eine Gefangene zu sein, war für sie unerträglich.
    Ihre Hand legte sich auf ihre treue Kräutersichel, die zum ersten Mal in ihrem Dasein etwas anderes zerteilen würde als die Stängel von Kräutern.

    Die Harpyie reagierte sofort auf die sich wehrende Beute, machte einen großen Satz, unterschützt von einem Schlag ihrer Flügel, auf die Weißhaarige zu. Panik stieg in dem Mädchen auf, doch ihre Wahl war getroffen und die Sichel löste sich aus der Halterung. Sie schloss die Augen, riss ihren rechten Arm empor, an dessen Ende sie das Werkzeug hielt und schrie auf, als sie spürte, wie die gekrümmte Klinge auf etwas anderes als Luft traf. Stechender Schmerz durchfuhr ihre Wange, zwang ihre Augen wieder auf.
    Ein großer Schnitt war im Flügel der gefiederten Frau zu sehen, zugefügt von einer einfachen Kräutersichel. An Zarras Wange lief warmes Blut herab, quoll aus einer Kratzwunde, die ihr durch die Klauen der Harpyie beigebracht wurden. Die Vogelfrau kreischte wie wild vor Schmerz und sprang zurück, was die widerspenstige Jugendliche nutzte, um auf eine Öffnung im Boden zuzustürzen, die ihr zuvor aufgefallen war. Einst war dort wohl eine Falltür gewesen, die jedoch dem Zahn der Zeit und den Launen der Witterung zum Opfer gefallen war.

    Ohne nachzudenken sprang sie hinab, stürzte einige Schritte tief, ehe sie unsanft auf der unteren Ebene aufschlug. Die Luft wurde ihr aus dem Körper gepresst und sie japste atemlos. Über ihr tauchte die Visage der Harpyie auf, deren Ausdruck wutverzerrt und bösartig wirkte.
    Noch immer nach Luft ringend kämpfte sich Zarra auf die Beine. Sie musste tiefer hinab, wenn sie ihren Häscherinnen entkommen wollte. Es war reines Glück, dass sich von den vier Monstern nur eines in diesem Moment in der Kammer aufgehalten hatte.
    Vor ihr erstreckte sich eine brüchige Treppe, die tiefer hinabführte. Es gab keine Fenster oder andere Richtungen, die sie einschlagen konnte. Von oben drangen ohrenbetäubende Vogelschreie. Scheinbar passten die Flügel der Harpyie nicht durch die Öffnung.

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    Veteran Avatar von Chala Vered
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    Im südlichen Sumpf, Vormittag - Chala, Valerion, Yarik

    Die Nacht war kurz gewesen. Chala war am Feuer eingenickt, doch an anderer Stelle aufgewacht. Wie sie dort hingekommen war, blieb ihr schleierhaft, doch der Weckruf hatte sein Soll erfüllt. Während sie wie am Tag zuvor durch den Sumpf streiften, hatten sich dunkle Wolken über ihnen zusammengebraut.
    Hoffentlich kein Regen, dachte Chala, während sie zu Yarik aufschloss, der vor ihr lief.
    Als sie näher kam, konnte sie ihn Murmeln hören.
    „Ich weiß, ich sollte das Mädchen suchen…“
    Welches Mädchen? Das, welches von den Harpyien verschleppt worden war? Kannte er sie? War sie ihm wichtig? Die Aranisaani hielt sich etwas hinter ihm, lauschte, ob er seine Gedanken weiterhin laut aussprechen würde.
    „Weil ich eine Aufgabe habe!“, stieß er aus, so als würde er brüsk einer Frage begegnen.
    Doch niemand der anderen sprach ein Wort. Sie alle hielten mit bedrückter Stimmung Ausschau nach sich anbahnenden Gefahren. Sie wollten kein zweites Mal nahezu unvorbereitet einer Horde Untoter entgegentreten müssen.

    Irgendwie erinnerte Yariks Gebaren sie an etwas, doch der Finger wollte nicht die Wunde treffen, die sie zu schließen versuchte. Viel mehr wunderte sie sich darüber, wie sehr sich der Mann im Kampf gegen die Wiedergänger und der Vettel verändert hatte. Zuvor wirkte er bedacht und ruhig, doch die Leblosen hatten ein Feuer in ihm entfacht, dessen Ursprung sie nicht verstanden hatte. Natürlich war es furchtbar, wenn man sich diesen Gestalten stellen musste, doch weshalb sollte es jemanden derartig mitnehmen? Immerhin waren die Körper längst tot gewesen. Oder gerade deshalb? Wegen der Totenruhe? Nicht, dass Chala viel darauf hielt. Ein toter Körper war eben genau das; tot. Die Seele war längst fort nach ihrem Dafürhalten also getrennt von all dem, was dem verwesenden Körper widerfuhr.

    „Das ist nicht wahr! Und jetzt lasst mich endlich in Ruhe…“, hörte sie Yarik erneut flüstern, verpasste jedoch einen Teil der Worte, da er ein seltsames Knurren von sich gab, dass seine Stimme erstickte.
    Hört er Stimmen? Oder hat er etwa etwas ähnliches wie…, überlegte Vered, als sie schließlich erkannte, woran sie sein Verhalten erinnerte. Doch konnte sie ihn darauf ansprechen? Einfach so?
    Er ist die erste echte Chance, die sich mir bietet, führte sie sich ihr stärkstes Argument vor Augen.
    Sie lief etwas schneller, um zu dem Magiekundigen aufzuschließen, hielt sich dennoch schräg hinter ihm. Wenn etwas anderes mit dem Kerl los war, sollte sie nicht genau in seiner Blickrichtung stehen.
    „Yarik, mit wem hast du gesprochen?“, fragte sie direkt und unverblümt, während sie vorsichtshalber eine Hand auf ihre Messer gelegt hatte, was jedoch auch so wirken konnte, als wäre sie stets bereit Gefahren zu trotzen.

    Während sie auf eine Antwort des Stabträgers wartete, bemerkte sie, wie die Luftfeuchtigkeit zu steigen schien. Schwaden von Nebel zogen auf und Liam gemahnte sie zur Vorsicht.
    „Verliert nicht euren Vordermann aus den Augen!“
    „Und was ist mit Vorderfr…“
    „Die natürlich auch nicht“, unterbrach der Anführer die erwartete Frage Glaens, der sich hinter Chala hielt.

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    Waldläufer Avatar von Valerion
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    Im südlichen Sumpf, Vormittag - Chala, Valerion, Yarik

    „Verdammte scheiße“, murmelte Valerion und schlug sich durch das Geäst.
    Er hatte gestern Abend etwas mit Selana zusammen gesessen, auch seine Kampfgefährtin Chala saß stumm in seiner nähe. Sowie andere waren am Feuer des Basislagers gewesen. Einige wollten die niedergedrückte Stimmung mit Musik aufheitern aber er konzentrierte sich eher auf Selana, die lange in seinem Arm lag und für sich weinte. Irgendwann hatte sie sich von ihm gelöst, war auf seinem Schoss eingeschlafen, während Valerion stumm schweigend an der Sitzfläche lehnte und lange dem Feuer bei seinem wilden tanz zuschaute. Irgendwann war er auch eingeschlafen, eine Typische Schlafgelegenheit aus seinem alten Leben. Als er früher in Tavernen immer so eingenickt war.

    Als er früh am morgen erwachte, war sie schon lange verschwunden. Er schmunzelte kurz, normalerweise war er immer der Kerl, der morgens abhaute.
    „Und das ohne einen Kuss“, murmelte der Bärtige grinsend. Er hatte Gerüchte vernommen von einem Angriff, anscheinend wurde eine junge Frau entführt, aber das ging seine Gruppe nichts an. Recht früh wollten Liam und Yarik los, also waren sie früh losgezogen. Da es diesmal gegen die Pflanzen ging, hatte Valerion seine Klinge vorbereitet. Er hatte seinen Salzvorrat in einen Krug wasser geleert, einige Verbände genommen und diese eingetaucht, um seine Klinge damit einzuschmieren. Wahrscheinlich würde die Klinge schnell Rosten, aber so hatte Valerion einen guten Angriffspunkt für feindliche Pflanzen.

    Nun waren sie seit einiger Zeit unterwegs. Er war ziemlich weit zum Schluss, vor ihm lief Eileen, die wohl gestern einiges mitgemacht hatte, aber trotzdem zeigte sie sich Stark für die nächste Mission. Ob Selana heute auch solchen Mut hatte? Valerion hatte nicht geahnt, dass sie hinter ihrem starken Kern so eine Frau gewesen war. Bei ihrer letzten Begegnung wollte sie beweisen, das Valerion nur ein Schwätzer und Amateur war, doch wenn Yarik nicht gewesen wäre, wie hätte dann das Duell ausgesehen?

    Valerion schüttelte den Kopf, es war jetzt keine Zeit lange nachzudenken, jederzeit könnte eine neue Bedrohung aus dem Sumpf stürmen, um sie zu töten.
    Da vernahm er ein merkwürdiges Geräusch in seiner nähe, wie eine art schleichen am Boden.
    „He hört ihr das ....“ mehr konnte er nicht sagen, er wurde direkt zu Boden geworfen, eine verdammte Ranke hatte sich um seine beiden Knöchel gezogen.
    „ACH VERDAMMTE SCHEIßE“, schrie er laut auf, so dass sich alle umdrehte. Er wurde schon gut mehrere Meter weggezogen, als er eine dicke Wurzel zu greifen bekam.

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Ryu Hayabusa ist offline

    Zentraler Sumpf, Tempelruine, im Laufe des Tages

    Onyx war also am Leben. Das war seitdem dieser ganze Mist angefangen hatte vermutlich die beste Neugikeit die der Hayabusa bisher erfahren hatte. Dennoch... Da war etwas an ihm. Etwas, das Griffin und Ryu schon beim Verlassen der Gebirgsruinen begegnet war. Dieser Geruch von Efeu... Als sich die Augen von Waldläufer und Hauptmannes für einen Moment getroffen hatten, hatte letzterer etwas zu erkennen geglaubt. In der Iris des Waldläufers regte sich etwas... Nein... Dahinter... Tiefergehend... Waren das... Ranken? Blut? Nein... Dafür war das, was er zu sehen dachte zu... Rein?

    Eine Weile hatte er Onyx so im Blick behalten. Zwar war er froh, dass sich dieses seltsame, unterbewusste Gefühl das völlig gegen Ricklens Bericht gesprochen hatte, bestätigte. Dass es nicht nur die noch immer irgendwo lauernde Wut über dessen Provokation war und der grimmige Bogenschütze noch am Leben. Aber dennoch... Etwas war anders. So ganz anders. Da stand der südländische Waldläufer nun und bewegte sich auf eine flegmatische Art und Weise die so... Unnatürlich wirkte. In seinem Leben hatte Ryu ja schon viele Verletzungen gesehen, die andere hatten 'langsamer' werden lassen, aber das hier... Das konnte nicht das Werk einer Ogerkeule oder eines Sturzes gewesen sein. Als würde in Onyx' Adern das Harz eines Baumes nun... Fließen war vielleicht das falsche Wort.... Voll im Saft und doch still stehend und langsam. Sich lediglich sanft im Wind wiegend den seine Krone erfasste... Der Templer hatte bei den Bildern in seinem Traum etwas anderes erwartet. Etwas giftiges wie... Ja, wie was eigentlich? Würgeranken? Fleisch fressende Pflanzen? Nein, das war es nicht. Stattdessen hatten sie nun eine Mann gewordene Eiche gefunden. Oder einen Mann wieder gefunden, der nun die Ausstrahlung einer Eiche hatte? Es war schwer zu sagen, doch selbst wenn der Waldläufer gerade nicht er selbst zu sein schien... So war da doch dieser Abdruck den Ryu im Geiste spürte, als habe er zuvor die Hand an die Rinde der großen Eiche von Silden gelegt. Das war seltsam... Ungewohnt und doch vertraut. Zwei Eindrücke die nicht aufeinander passen wollten und doch übereinander gelegt eine seltsame Übereinstimmung fanden. Zu gut kannte der Hüter dieses Gefühl, doch bisher immer nur anders... Wilder und lauernder. Von sich selbst... Aber auch von Griffin.

    Während Freiya ihren Jagdgefährten versorgte und versuchte heraus zu bekommen, was ihm fehlte, blinzelte der Templer schließlich zwei mal und schaute dann zu Griffin. Sein Waffenbruder schien den Blick ebenso auf dem wortkargen Jäger gebannt zu halten, ließ sich jedoch nur wenig anmerken. Dennoch erkannte der Hüter die Anspannung und offensichtliche Verwirrtheit in der Anwesenheit von Onyx. Er spürte es also auch. Noch einmal gingen die Wyvern-Augen zu dem Mann, der ihn immer mit "Boss Ryu" angesprochen hatte, sich vergewissernd ob diese Eindrücke die er gespürt hatte real waren. Dann wieder zu Griffin. Innerlich verglich der Templer wie beide auf ihn wirkten. Onyx war diese standhafte, ruhige Eiche voller Energie. Eine Energie die ihn an einen plätschernden Bach an einem warmen Sommertag erinnerte. Ihren Weg suchend mit dieser natürlichen Harmonie die man spürte, wenn man nach einem längeren Spaziergang unter der Sonne in ihren kühlen Schatten trat und sich einig erfrischende Spritzer jenes Baches ins Gesicht beförderte.

    Und Griffin war... Wie war Griffin? Griffin war da gewesen. Schon immer. Gemeinsam waren sie damals erwacht und vielleicht lag es in seiner ständigen Begleitung, dass Ryu sich darüber nie Gedanken gemacht hatte. Und doch war der Südländer so anders in dem was er ausstrahlte. Wie der gemütliche, beobachtende Kumpel der irgendwo in einer Baumkrone saß, gemächlich an Früchten naschte und das Leben genoss. Nur um im nächsten Moment, wenn ihm etwas nicht passte oder jemand drohte jene Früchte zu klauen, Laut zu geben und einer tobenden Naturgewalt gleich jene Quelle des Ärgernis zu zerschmettern. Vollkommen egal, ob dabei ganze Felsen bersten oder Bäume ausgerissen werden mussten... Nur um kurz darauf wieder zu tanzen, zu lachen und sich wieder den schönen Dingen im Leben zu widmen. Im wahrsten Sinne des Wortes eine Laune der Natur mit der man mal konnte... Und dann wieder darauf achten musste, nicht in zwei Hälften zerrissen zu werden. Wie ein dekadenter Jäger den man, im Gegensatz zu den Freizeitjägern der städtischen Adelshäusern tatsächlich ernst nehmen und respektieren musste.

    Zwar sprach der Templer nicht davon, doch war er sich im Moment mehr als sicher, dass die Gewissheit, zumindest Griffin einordnen zu können ihm wesentlich lieber war, als jene Eiche dort die Freiya gerade pflegte. Dennoch: Onyx war Teil des Waldvolkes. Ein verdienter Waldläufer unter Ricklens Jagdkommando. Und wenn er Hilfe brauchte, so sollte er sie bekommen. Über alles weitere würde man noch nach der Jagd sprechen können. Und sein Waffenbruder sah das offensichtlich genauso, als er auf die Bitte des Meisterschützen reagierte und schließlich einging.

    "Du spürst es auch, oder?"
    , hatte der bärtige Südländer an seinen Freund gerichtet. Ryu nickte langsam und schwieg jedoch eine Weile während sie gingen. Seine Blicke wanderten durch das Umfeld. Krötenwurz... Wie sah das Zeug nochmal aus? Der Hüter kannte sich rudimentär mit ein paar einfachen Gewächsen aus, aber wirklich interessiert hatten ihn primär immer einfache Speisepilze und Moose über die man seine Schritte dämpfen konnte. Der natürliche Instinkt seiner Einheit mit dem großen Wyvern war es wiederum, der ihn vor gefährlichem Grünzeug warnte. So hatte sich der Hayabusa nie wirklich mit der Materie befasst. Als die beiden schließlich noch etwas mehr Abstand genommen hatten, griff er das Thema über Onyx noch einmal auf. "Ja... Es ist dasselbe... Gefühl, das ich beim Verlassen der Kultstätte hatte... Aber... Das is' anders, im Vergleich zu uns beiden. Du spürst es ja selbst. Da... Ist nicht jemand... Viel mehr... Etwas... Nichts das einem entgegen blickt, wenn man ihm in die Augen schaut. Nur etwas, dass dort..."

    Griffin, der sich mittlerweile in die Hocke begeben hatte und gedankenlos einige Pilze aus dem Boden rupfte und in seine Tasche stopfte, hob den Blick und grinste etwas schief. Offenbar hatten sie auch eine ähnliche Wortwahl für Onyx Zustand bedacht. "... Wächst? Wie ein Wald dem es egal ist, ob man hinein starrt?". Der Templer verschränkte die Arme und kniete nun ab um ebenfalls zu suchen. Krötenwurz... Blödes Krötenwurz! War das nicht dieser gelblich blaue Pilz? "Hrm, eher wie die alte Eiche in Silden. Nur, puh... Unberechenbarer...". Kurz hielt der Hüter inne, lehnte die Rechte locker mit dem Gelenk auf sein Knie und blickte zu Griffin. "Sag mal, dieses Krötenwurz... Waren das nicht diese... Diese Pisspilze?". Griffin blickte auf und grinste schief, den Kopf schüttelnd. "Piss... Pilze?". Der Hayabusa nickte bestätigend und zuckte mit den Schultern. "Naja, diese blauen Pilze die aussehen, als hätte jemand drauf gepisst der nich' genug getrunken hat.". Sein Waffenbruder blinzelte drei mal schnell und man konnte fast schon hören, wie die Räder in seinem Kopf ratterten. Dann neigte er den Kopf schief, kneifte beide Augen zusammen und begann auch in der langsamen Erkenntnis zu nicken, wie es nur Männer unter sich taten. "Jaaa... Ich erinnere mich! Das gelbe Häubchen! Schmeckt nach einem Hauch Zitrone, Knorpel und...", doch der Templer unter brach seinen Mit-Hüter mit einem süffisanten Grinsen. "... Und Pisse?", doch Griffin atmete nur tief ein, fassungslos ob der Worte des bis dato eher stillen Kriegers. "Du hast echt eine seltsame Fixierung auf Pisse, weißt du das, Ryu? Magie! Magie wollte ich sagen!".

    Nun war es der Hayabusa der sehr langsam nickte, noch immer ein wenig belustigt ob seiner Sabotage der kulinarischen Benotung des Krötus Wurzilus... Oder wie Alchemisten das in ihrer Geheimsprache so nannten. "Mhm... Und Magie schmeckt >WIE<?". Im nächsten Moment traf ihn eine einfache Morchel am Kopf. Nicht wirklich schmerzhaft oder gar überraschend. Aber für diesen kleinen Scherz hatte er es auch verdient. Der beleibtere der beiden Krieger schlug zwei mal mit den Fäusten auf den feuchten Boden und wirbelte damit ein wenig Dreck auf. "Jedenfalls nicht nach Pi... Oh! Schau mal! Pisspilze!"

    Ein kurzer Moment der Stille kehrte plötzlich ein, als die Blicke der beiden Hüter sich trafen. Beide grinsend, ehe sie, entgegen dem ernst der Lage einmal herzhaft auflachten.

    "Blödmannsgehilfe!", ergriff der Hayabusa das Wort und warf eher halbherzig einen zum Klumpen geformten Moosball in die Richtung seines Freundes.
    "Hast du mich gerade zu deinem Gehilfen abgestuft?", entgegente dieser echauffiert und wedelte drohend mit einer weiteren Morchel, während er, ganz offensichtlich und subtil an der vermeintlichen Krötenwurz schnupperte. Ob er wirklich feststellen wollte, ob der Pilz nach Pisse roch?
    "Hast du mich gerade Blödmann genannt?", kam es nun von Seiten des Templers, der argwöhnisch eine Braue gehoben hatte.

    Doch etwas riss die freundschaftliche Stimmung der beiden mit einem mal wieder zurück in die Realität. Ein Schrei. Dumpf. Entfernt und doch zumindest für das geschärfte Gehör der Hüter wahrnehmbar drang aus den nahen Ruinen. Ohne weitere Worte sprangen die beiden auf und rannten los. Die drei Pilze des Urinus Pilozius würden Onyx schon irgendwie helfen... Und er im Gegenzug hoffentlich dabei, Zarra zu retten...
    Geändert von Ryu Hayabusa (09.04.2024 um 20:17 Uhr)

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    Veteran Avatar von Onyx
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    Zentraler Sumpf, große Tempelruine, 2. Tag, Nachmittag - Frejya, Griffin, Ryu und Onyx

    Seltsame Gefühle hatte er. Wurde bemuttert, wurde getragen, wurde angeschaut als hätte er ein Stück Schinken am Mundwinkel hängen und dann wieder nur beobachtet.
    Boss Ryu war da und Freya. Sein Hirn hatte sich irgendwie erinnert. Der andere war Onyx auch bekannt, aber es war lange her. Immer noch wirkte das Gift und immer noch war er körperlich und vor allem geistig überhaupt nicht auf der Höhe wie man Onyx kannte - oder zumindest er sich kannte.
    Frejya brabbelte immer wieder irgendwas, was er nur ganz dumpf vernahm und wirkte sehr aufgelöst. Er hätte er ihr ja gesagt, dass es schön war sie wieder zu sehen - auf onyxsche Art - doch wenn er was sagte, war es als würde er selbst sich nur dumpf hören. Als Boss Ryu und der andere verschwanden, waren sie hier allein auf der Lichtung und der Regen nieselte immer noch herab. Onyx hatte immer noch Durst und versuchte Wasser mit der Hand aufzufangen, während Frejya wohl meinte er könne das nicht. Er brummte und duldete dann, Wasser aus dem Wasserschlauch zu bekommen. Danach sah er sie an und sie ihn und es war magisch.
    Frejya wirkte völlig verwirrt und rührselig, hatte fast schon wieder Tränen in den Augen, während Onyx ein Zucken im rechten Augenlid hatte. Die Rothaarige strahlte regelrecht, als er ihr dann ungewollt zuzwinkerte.
    “Du wirst immer schöner….(Du wirst wieder gesund)”, verstand er Lippen lesend. Nach all der Zeit, hatte sie immer noch Gefühle für Onyx. Onyx versuchte sich zu beherrschen und Contenance zu wahren. Er konnte jetzt hier nicht ihre Gefühle erwidern und wollte es nicht. Sie war so schrecklich dürr. Er mochte sie, aber man jagte nicht im eigenen Jagdkommando - ausser man hieß Ricklen und Jilvie. Wieder zuckte sein Augenlid und sie begann nun sogar Tränen in den Augen zu haben.
    “Liebst du mich noch? (Geht es dir gut?)”, las er von ihren Lippen. Onyx wollte sie nicht verletzen, und nickte einfach. Eine kleine Lüge musste manchmal sein. Erst recht hier und jetzt. In besseren Zeiten, würde er ihr aber die Wahrheit sagen müssen. Sie kam näher, griff die Hand von Onyx um bezüglich ihrer letzten Frage sicher zu gehen. Sie tastete sogar nach seinem Herzschlag. Onyx atmete tief ein und betete zur Mutter, dass sie jetzt abließ.
    Und als hätte sie ihn erhört, kamen Boss Ryu und der andere aus den Büschen.
    Frejya schreckte auf und lief zu den beiden. Prüfte die Pilze und hob die Faust. Ging es ihr zu langsam oder war sie wütend, diesen intimen Moment mit Onyx verloren zu haben?

    Sie kamen zu Onyx und Frejya reichte dem Hünen den Pilz. Onyx deutete an davon Stücke zu wollen und bekam dann zwei kleine Stücke. Die schob er sich mit Mühe in den Mund und zerkaute sie. Dann schluckte er sie herunter und schloss die Augen. Es dauerte einen größeren Moment, da vermochte er die Lippen besser zu bewegen und nun wirklich besser zu hören.
    “Geeeben…”, sagte er und wollte den zweiten Pilz, den noch…..Griffin!....bei sich hatte.
    Er umgriff den Pilz mit beiden Händen und wisperte diesem die Worte zu, die er von der Olvara gelernt hatte. Es war nicht gleich dem Moment, wenn er mit seiner goldenen Sichel den Pilz so erntete - aber es half hoffentlich. Onyx aß dann den Pilz auf. Noch immer langsam, aber koordinierter und ein wenig sicherer.
    “Danke!”, sagte er und schloss die Augen für einen weiteren größeren Moment. Stile herrschte, während der Regen aufgehört hatte. Dann atmete er tief ein und aus. Er spürte, wie die Krötenwurz so richtig begann zu wirken. Er wurde schwitzig und hustete leicht auf. Ein Rauschen jagte durch seinen Körper und es kitzelte im Kopf.
    Als er die Augen öffnete und die Drei anblickte, reagierte ein jeder von ihnen auf Onyx. Das weiß in seinen Augen war gänzlich durch ein sehr dunkles Grün gewichen und seine rechte Pupille leuchtete in einem kräftigen Giftgrün fast schon magisch auf, während die andere einen deutlich magisch-grünen Schimmer besaß. Augenblicke blieb es so und wurde dann langsam schwächer, je schneller die erste Wirkung der Krötenwurz nachließ. Das Weiß kehrte zurück und Onyx Augen waren nur noch ganz leicht grünlich am Schimmern.

    “Jetzt Onyx wieder Kopf richtig. Körper jetzt heilen. Gift jetzt raus kommen. Nicht erschrecken. Onyx gehen gut. Nur haben lange Reise gemacht.”, sagte er und rieb sich den Dreck von den Armen ab. Man sah die grünlichen Venen an den dicken Unterarmen und im nächsten Moment stand er doch tatsächlich auf. Er war noch lange nicht wieder dort, wo er sein konnte. Aber es war ein gewaltiger Sprung von dem was er noch vor einer Stunde war und dem Jetzt. Da wo man seine Venen am Unterarm gesehen hatte, wurde seine Haut wie am ganzen Körper nun anders. Ledrig und etwas warzig. Nicht sofort, aber mit jedem Atemzug tobte sein Metabolismus. Sein Schweiß begann zu riechen. Nach Toxinen und Goblinbeere. Sein Körper begann, jegliche Wirkung der Goblinbeere zu neutralisieren. Vor allem der Nebel im Kopf und Rost in den Gelenken löste sich zuerst.
    “Werden dauern…zwei Tage…”, sagte er so ganz nebenbei und lehnte sich wieder an den Baum. Nun bediente er sich seines Wassers und trank.
    “Onyx Waffen irgendwo wo kommen her. Brauchen. Sein gefährlich hier. Sein in Baum gut versteckt…”, sagte er in großer Redelaune und starrte dann in den nahen Wald. Er sah die Herrin um die Bäume tanzen und immer wieder blickte sie zu ihn. Onyx nickte zufrieden, während der Rest ebenso dahin blickte, aber damit wohl nichts anfangen konnte.
    Mit dem Blick auf die beiden spürte er etwas, was gerufen hatte und jetzt direkt vor Onyx. Beide hatten gerufen. Das erkannte er gerade. Aber wie und wieso?
    Dieser Griffin sah ihn an und Onyx ihn zurück. Ihre Augen trafen sich und blickten tief. Diese Wildheit, diese urige Kraft und Anspannung hinter einem gelassenen Wesen. Er könnte jederzeit sich auf die Brust schlagen und alles auseinandernehmen. Gleichzeitig selbst Onyx mit Sanftheit heben und an einen sicheren Ort tragen. Doch am meisten faszinierte Onyx diese verborgene Kraft die da entfesselt werden konnte.
    “Onyx dich gesehen…”, sagte er kurz und blickte dann zu Boss Ryu. So oft sie sich schon gesehen hatten, so oft hatte er es nicht bemerkt. Jetzt aber spürte er seine Kraft, seine Dominanz und verborgenen Unruhe zu jagen, sich beweisen zu müssen. Seine ganze Körperspannung war wie sein scharfes Schwert und er lauerte wie Onyx bei der Jagd lauerte. Das faszinierte den Waldläufer am Hayabusa. Ryu jagte immer.
    “Dich auch gesehen…”, meinte er und blickte dann zu Frejya. Ob sie nun Antworten wollte oder schon eine Heirat plante? Onyx spürte nicht das, was er bei den beiden Männern spürte. Vielleicht kam das ja noch, so wie er merkte, wie er an Griffin und Ryu noch mehr Dinge erkannte, je weniger das Gift wirkte. Doch auch sie hatte er gesehen.
    “Euch alle Drei gesehen. Onyx sich noch nicht erinnern ganz…. - Wo Jilvie und Ricklen sein? Onyx müssen jagen. Dunkle Oger noch leben?”, fragte er mit ruhiger, aber nach Rache sinnender Stimme. Fast schon unheimlich. Sie wollten gerade antworten, da riss Ryu sein Schwert in die Höhe und stellte sich vor alle, während Griffin ihn dann flankierte und alle gebannt auf das was da aus den Wäldern kam schauten…
    Geändert von Onyx (10.04.2024 um 00:37 Uhr)

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, 2. Tag, später Nachmittag - Ryu, Griffin, Frejya, Onyx, Zarra, Ornlu

    Es Platschte. Die Klauen drangen tief in den schlammigen Untergrund und schmatzten, als sie sich wieder lösten. Dann griffen sie nach einen Baumstamm und zogen den fast orkgroßen Körper hinauf. Die Augen spähten nach der Elster, die auf Mauerresten Platz genommen hatte. Zwei kräftige Sätze und die Wolfsbestie war bei der Elster.
    Die Fänge öffneten sich leicht, die Lefzen gingen hoch und zeigten die blanken Reißzähne. Ein Knurren der sanften, dankenden Art und das ungleiche Duo beendete die Zusammenarbeit. Die kleine Elster flatterte davon und die Wolfsbestie stieg über die Mauer auf das verwitterte und von der Natur beherrschte Gelände der zentralen Tempelruine.
    Der Geist des Druiden war schon hier und erkannte die eingestürzten Kuppeln. Nur eine schien noch intakt, während die restlichen Türme ihre Pflicht wohl seit der großen Flut erfüllt hatten.
    Ornlu beobachtete und nahm nach dem Regen die frischen Gerüche auf. Tief sog er alles durch die feine Nase und atmete wieder aus.
    Sein Kopf schwenkte dann zur Seite und er begann zu Knurren. Sein Fell bäumte sich auf und er stand da bereit zum Angriff.
    Aus dem Gebüsch sprang eine sehr große Kröte. So hoch wie er, aber mindestens genauso breit wie hoch. Sie peitschte mit der Zunge und schlug mit der Kralle auf den Boden.
    Ornlu knurrte tiefer und erhob sich auf die Hinterläufe. Die Augen der Wolfsbestie und des Krötenprinzes blickten sich tief an und dann gingen sie ihrer Wege.
    Kurz blickte der Druide zurück, denn er roch da etwas menschliches, das der Krötenprinz getroffen haben musste - aber nicht fraß. Doch wer? Sie? Nein. Es roch nicht nach der Familie Rimbe.
    “Frejya… “, erroch dann sein Gedächtnis. Anders wie einst, aber dieselbe Hauptnote. Dann fiel ihm ein, dass sie mit Ryu und Griffin hierher unterwegs war oder das kleine Jagdkommando schon da war. Er würde sie schon finden…

    Etwas später…
    Er hörte sie, roch sie und schlich um ihr Versteck. Er roch Griffins sorgenvolle Anspannung und Ryus letzte Mahlzeit. Roch Frejya und zugleich Nuancen vom Krötenprinz. Hatte er sie etwa abgeschleckt?
    Und dann roch er etwas Altes und Neues zugleich. Spürte wie da etwas wirkte und der Schweiß insbesondere Gift ausdünstete, als wäre da Alchemie zu Werke. Sollte er sich zeigen?
    Er entschied sich es zu machen. Die beiden kannten diesen Ornlu und würden sich schon einfallen lassen was das gleich war. Für den Druiden war es wichtig ihnen klarzumachen, dass er da war und auch suchen würde.
    Langsam kam er heraus. Natürlich hatten ihn die beiden Hüter schon bemerkt und sich kampfbereit gemacht. Ornlu kam wenige Schritte hervor und erblickte dann etwas, was er nicht erwartet hatte. Da war dieser Onyx und er lebte. Er war es, der nach Gift stank, der nach alt und neu roch. Die Wolfsaugen musterten ihn genau, bevor sie die anderen Drei genauso musterten. Ein tiefes Grollen erklang aus der Wolfsbestie, sie richtete sich kurz auf, nickte den beiden Hütern leicht zu und rannte dann mit mächtigen Sätzen gen Tempelanlage davon.
    Die Wolfsbestie näherte sich dem riesigen Tempel und hielt inne, als sie die drei toten Warane vorfand. Er roch kaum Blut an ihnen. Seine Klauen schabten an der schuppigen Waranhaut eines der Tiere und sein Blick ging zum Tempeleingang. Wo sonst kam der Täter für das hier her? Er würde aufpassen müssen. Knurrend beschloss er nicht offensichtlich durch den Haupteingang zu schreiten. Nein, er umkreiste die große Anlage und spähte nach alternativen Zugängen. Weit rechts vom Eingang hatte er dann was gefunden. Ornlu stürmte an, sprang auf die umgestürzte Säule und drückte sich dann mit ganzer Kraft ab, um auf eine Dachebene zu gelangen. Seine Klauen griffen in Lianen und packten zu. Mühevoll schaffte es die große Bestie sich hinauf zu hieven und sah sich dann um. Alles war voller Ranken und Lianen. Statuen auf dieser Ebene waren durch Witterung und Pflanzen zerfallen. Erzählten von einem längst vergessenen Echo einer Geschichte zu diesem Tempel. Er schritt voran wie ein Wolf auf der Jagd. Langsam Schritt vor Schritt. Näherte sich einem der zerfallenen Türme. Ein Sprung und er befand sich auf einem Sims und starrte hinauf in das Gemäuer.
    Nichts was hinauf klettern wert wäre. Womöglich würden Abenteurer dort was finden, wenn man es schaffte die zerstörte Treppe und damit mehrere Meter hinauf zu kompensieren. Aber er war nicht hier für sowas. Weiter ging es und je näher er dem Zentrum des Tempels wieder kam, umso mehr spürte der große Wolf, dass da noch mehr war. Doch was es war, wusste er nicht. Es war nicht zu greifen in seiner Bestiengestalt. Und es war nur da - nicht mehr. Als würde es ruhen. Knurrend verfluchte er die wenige Zeit und den Zustand der Sümpfe. Die Jagd war sowas von berechtigt.
    Dann horchte er auf. Die Ohren drehten sich in die Richtung, wo das Geräusch herkam. Die Nase schnüffelte und wurde sehr feucht und die Augen spähten im Licht der durch die Wolken brechenden Nachmittagssonne in dieselbe Richtung.
    Flügelschläge, Schaben an Gemäuer und unkontrollierte Laute. Der Jagdtrieb wurde geweckt, als er sich näherte und Blut roch. Auch Verwesung vernahm er eindeutig. Das Nest war dort im Turm. Er pirschte heran und sah wie eine Harpyie um den Turm herum flog und einen anderen Zugang nahm. Dann ein Schrei.
    Ornlu stürmte los. Klauen bohrten sich in den Stein und mächtige Sprünge überwandten die kurze Entfernung. Dann sprang er auf das Gemäuer und bohrte seine Klauen in den Stein. Riss sich hoch, um Löcher im Stein zu greifen und sich durch ein Loch zu drücken. Er war drin und über ihn hörte er die Flügelschläge und das zu typische Harpyiengeschrei. Dann wurde es ruhiger. Kein Flügelschlag mehr. Stattdessen tapsten die Füße der Harpyie auf den Stein.
    Der Wolf pirschte langsam heran, zog sich die Treppe hinauf und lauschte. Stille, aber ein Geruch der deutlich war. Er hatte sie gefunden. Die Wolfsbestie hob die Lefzen um ihrem Gefühl kurz freien Lauf zu lassen und machte dann das, was sie am besten konnte.

    Mit einem dröhnenden Aufheulen kündigte er sich an und rannte dann die Treppe hinauf. Brüchig wie sie war, gab sie stellenweise nach und konnte doch seine Beute nicht vor Ornlu schützen.
    Ein kräftiger Sprung und er überwand die Höhe die noch fehlte, weil die Treppe hier beschädigt war und dann stand er vor ihnen und bäumte sich auf.
    Die Harpyie erschrak und kreischte auf mit der Vorahnung bald nicht mehr zu sein.
    Zarra indes hielt sich an einer Säule fest und erstarrte vor Angst. Ihre Augen weiteten sich.
    Ohne eine weitere Drohung griff er an. Schnell, kraftvoll und tödlich stürzte er sich auf das Flattervieh. Sie wollte nach unten fliehen und wurde dann von der Wolfsbestie gepackt. Eine Klaue riss am Flügel, die andere am Bein und die Fänge bissen zu. Sie schrie auf und wurde dann stumm. Ihr Genick und Rippen knacken ekelhaft, durch den festen Biss zwischen Hals und Schultern. Blut quoll vor, als Ornlu sein Haupt schüttelte und die Harpyie dann gegen die Wand schleuderte. Sie sackte zu Boden und war tot.
    Der Wolfskönig leckte sich über die blutige Schnauze und vernahm Flügelschläge.
    Drei Harpyien erschienen von unten kommend. Kreischten und drohten.
    Ornlu erwiderte, bäumte sich auf und brüllte furchterregend zurück, so dass Echos durch den Turm jagten. Die Harpyien ergriffen die Flucht und der Hetzer sah ihnen hinterher.
    Dann schritt er zurück. Zurück zur Harpyie. Er brauchte ihr Fleisch für seine Verwandlung. Brauchte ihr Blut, um weiter zu sein, wer er war.
    So fraß er an der Harpyie, zerriss sie mit der Klaue und widmete sich dann Zarra. Die versteckte sich hinter der Säule.
    Vorsichtig kam er ihr näher. Sie schrie auf als große Bestienaugen sie ansahen und verlor das Bewusstsein.
    Ornlu roch an ihr, strich mit blutiger Klaue über ihr weißes Haar, so dass es sich verfärbte und packte sie dann mit eben jener.
    Er stieg vorsichtig hinab. Sprang die Treppen runter und gelangte aus dem Turm. Dann ging es mehrere Schritte die höhere Ebene entlang, bevor er über dem Haupteingang mit ihr stand und hinab sprang. Unsanft landeten sie und Zarra stöhnte auf.
    Ornlu blickte hingegen auf und spürte etwas im Tempel erwachen. Sie sollten hier weg.
    Und dies hätte er auch den Dreien geraten, die gut hundert Schritt entfernt da standen. Nicht weit weg von Onyx. Sie sahen zu, wie ein großer, böser Wolf das Rotkäppchen sanft in seiner mörderischen Klaue festhielt. Manche Geschichten gingen auch so aus. Sie verschwanden…
    Geändert von Ornlu (10.04.2024 um 10:25 Uhr)

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    Ritter Avatar von melford
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    Nördlicher Sumpf, 2. Tag, später Nachmittag - Yared, Melford

    Das Wetter war mies, doch in Melfords Behausung hatten sich die ehemaligen Sippenbrüder passende Kleidung angezogen, um weitestgehend trocken und warm an der Grubenfalle ankommen zu können. In der Unterkunft hatten sie auch das Gepäck von Larah und Yared untergebracht, dass sie fürs Erste nicht brauchen würden. Dort würde es sicher sein bis sie von der Jagd zurückkehrten.

    „Verdammte Axt!“, fluchte Melford mit in die Hüfte gestemmten Armen während er mit dem Sappeur in die Grube hinab schaute, in die gut und gerne eine kleine Hütte passte. Auf dem ersten Blick sah alles in Ordnung aus; die acht Baumstämme, davon vier zu jeder Seite,so wie der breite Pfad hinab und der kleine Ausgangstunnel auf der gegenüberliegenden Seite schienen noch intakt. Allerdings hatte sich die Grube zunehmend mit Wasser gefüllt. Da der Bruchwald nicht weit und das Grundwasser verhältnismäßig hoch stand, hatte sich schon zuvor immer wieder Wasser in kleinen Pfützen angesammelt. Jetzt durch den Regen waren aus den Pfützen fast schon ein kleiner Teich geworden.

    „Wenn der Regen stärker und länger angehalten hätte, dann hätte sich die Grube wahrscheinlich komplett mit Wasser füllen können. Ist natürlich auch ein miserabler Platz um ein Loch zu buddeln!“, gestand der Baumeister sich ein und kratzte sich dabei leicht verlegen am Hinterkopf. Die Idee mit der Falle hatte ihm vor Wochen so gut gefallen, dass er sich recht wenig Gedanken um dessen Standort gemacht hatte. Baum graben war ihm das Problem mit dem Wasser natürlich schon aufgefallen, aber da war es noch trocken gewesen, so dass er diesen Mackel beiseite geschoben hatte. Jetzt wäre ihm das jedoch fast zum Verhängnis geworden.

    „Naja, aber das wäre sie: meine Grubenfalle! Die Idee dahinter ist, dass man ein großes Tier durch den Eingang hinunter in die Grube lockt und dann auf der anderen Seite durch den kleinen Tunnel wieder abhaut. Das Tier sollte im besten Fall nicht mit durch den Tunnel passen! Dann betätigt man einen Hebel am Tunnelausgang und die Baumstämme fallen herab und begraben das Vieh unter sich.“, erklärte der Schwarzhaarige stolz und zeigte auf die einzelnen Bestandteile der Falle während er die Funktion erklärte. Dann schaute er zu Yared und fügte an: „Als ich das Mal bekam, hab ich mich bei denen etwas umgehört, die schon bei der ersten Jagd dabei gewesen waren. War schwer abzuschätzen was an den Geschichten wahr und was nur Prahlerei war. Da hab ich die Falle zur Sicherheit etwas größer gebaut. Als dann bei der Versammlung berichtet wurde, was uns dieses Mal bei der Jagd in den Wäldnern erwarten würde, kam mir gleich in den Sinn, dass meine Falle am besten bei diesem Hirsch-Troll-Dingens funktionieren dürfte. Darum hatte ich mir den als Ziel erwählt. Und ja, später kann man die Falle sicher noch für normale Jagden benutzen. Allerdings...“

    Nach diesen Worten gebar er Yared ihm den Rand der Grube entlang zu den Baumstämmen zu folgen, die er so präpariert hatte, dass sie durch das Betätigen eines Hebels hinab stürzen sollten. Zur Überraschung und zum Leid des Handwerkers hatte die korrumpierende Magie, die sich im ganzen Gebiet ausgebreitet hatte, das eigentlich tote Holz wieder Wurzeln schlagen lassen.
    „Ich hab Tage gebraucht, um die Stämme vorzubereiten und jetzt sprießen wieder Wurzeln. Ich glaube wir müssen jeden Stamm noch einmal Nachbearbeiten. Das frische Wurzelholz sollte schnell zu entfernen sein, aber wenn wir es so lassen, kann es gut sein, dass der Mechanismus nicht funktioniert.“ Bei diesen Worten besah er sich den Schaden etwas genauer, nickte dann kurz und zeigte hinüber zum Ausgang des Tunnels am Rand der Grube.
    „Da hinten habe ich beim Tunnel eine Truhe bereit gestellt. Da ist Werkzeug drin...“ mit diesen Worten senkte Melford die Stimme und ließ nachdenklich den Blick über sein Bauwerk schweifen. Er Schluckte, dann wandte er sich mit leicht besorgtem Blick zu Yared hinüber:
    „Als ich das Mal bekam, habe ich sofort angefangen einen Plan zu machen. Der Jagd entkommt man nicht, also dachte ich, ich mache das was ich am besten kann und Baue etwas. Ich hab das Ding zum Großteil allein errichtet...über Wochen...weiß gar nicht mehr wann ich damit angefangen hatte.“ Er ließ den Blick kurz abschweifen und schaute dann in die Tiefe des Waldes der sie Umgab. All die Tage allein hier draußen; war er vielleicht verrückt geworden? Verrückt genug um zu glauben eine dieser Bestie mit so einer Konstruktion zur Strecke zu bringen?
    „Jetzt bin ich kurz davor es auch wirklich zu benutzen. Wenn wir alles Nachbearbeiten und los ziehen, um eines dieser Bestien anzulocken, dann gibt es kein Zurück mehr. Yared...“, der Baumeister drehte sich wieder zu seinem alten Freund herum. Er konnte seine Sorgen schwer verbergen. „Ich bin froh dich nach all den Jahren wieder getroffen zu haben und jetzt ziehe ich dich in diesen Dreck mit hinein! Ich hab das Ding geplant und gebaut, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mich hier nicht verrechnet habe. Wenn du sagst, dass ich verrückt bin wenn ich damit eines dieser Biester jagen möchte, dann war's das und wir gehen zurück. Ich hab die letzten Jahre Tooshoo zusammen gehalten; fast nur Hütten und Stege repariert. Ich...ich glaube ich brauche wieder ein Abenteuer, ...eine Herausforderung! Aber nicht auf deine Kosten. Von allen Handwerkern die gerade hier in Tooshoo sind, könnte mich nur dein Urteil davon abbringen die Falle zu benutzen. Also...was denkst du?“

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    Im südlichen Sumpf, Vormittag - Chala, Valerion, Yarik

    „Yarik, mit wem hast du gesprochen?“
    Yarik drehte sich überrascht um, als Chala ihm plötzlich diese Frage stellte. Er holte schon Luft, um zu sagen „Mit niemandem“, aber irgendetwas in dem Blick der Frau ließ ihn innehalten. Sie hatte den Kopf leicht schräg gelegt und ihre Körperhaltung verriet eine gewisse Anspannung, aber in ihrem Gesicht glaubte Yarik nicht nur Misstrauen und Vorsicht zu erkennen. Nicht dass er es ihr verübelt hätte – ein verrückter alter Mann, der scheinbar Selbstgespräche führte, war sicherlich nicht die Art von Begleitung, die man sich auf einer Mission wie der ihren wünschte. Er schalt sich selbst mal wieder für seine Angewohnheit, laut mit den Geistern zu sprechen, obwohl er genau wusste, dass sie ebenso gut einfach seine Gedanken lesen konnten.
    Aber da war eben noch etwas anderes bei Chala. Ja, die leicht zusammengekniffenen Augen ließen auf ein gewisses Misstrauen schließen. Aber wie sie ihn durchdringend, fast fordernd ansah… Neugier? Oder gar… Hoffnung?
    Für eine kurze Weile sah er ihr in die Augen, während er nachdachte. Was sollte er ihr sagen? Oh, nur mit meiner Tochter, einem Mädchen aus Stewark und einer jungen Frau aus Varant, die alle tot sind. Genauso wie der Rest meiner Familie und dieser verfluchte Serienmörder, der zum Glück ausnahmsweise gerade die Schnauze hält… Dann konnte er ihr wirklich nicht verübeln, wenn sie ihn für irre hielt. An Chalas Stelle würde er sich selbst für verrückt erklären.
    Yarik ließ den Blick wieder über die knorrigen, mit Flechten und Moos überzogenen Bäume wandern, die in dem dichter werdenden Nebel aussahen wie die verzerrten Schatten missgestalteter dämonischer Kreaturen.
    „Nicht alle Toten finden sofort den Weg ins Jenseits“, setzte er schließlich vorsichtig zu einer Antwort an, „Ich meine damit nicht die Körper, wie diese Zombies, die von der Vettel belebt wurden… die sind bloße… Konstrukte, Puppen, leere Hüllen. Nein, ich meine die… Persönlichkeit eines Menschen, seine Seele. Wenn sie irgendetwas hier auf der Welt festhält und ihr nicht erlaubt, zu gehen. Ich weiß nicht, wie oder warum das passiert, aber es passiert. Hin und wieder.“

    Er wollte sich gerade wieder zu Chala wenden, wissen wie ihre Reaktion ausfiel – ob sie ihn nun doch einfach nur für einen Verrückten oder Spinner hielt, oder ob seine Einschätzung, dass sie auf irgendetwas gehofft hatte, richtig gewesen war – als plötzlich Valerion einen lauten Schrei ausstieß. Yarik fuhr herum und riss kampfbereit seinen Stab hoch, konnte aber nur noch erkennen, wie Valerion von irgendetwas ins Unterholz gezogen wurde. Glaen lief ihm bereits hinterher und kaum einen Augenblick später waren die beiden schon im Nebel verschwunden.
    Liam reagierte schnell, er hatte sein Schwert gezogen und rannte an Yarik und Chala vorbei, Eileen und Shakes direkt auf den Fersen. „Los, steht nicht rum!“, bellte der Waldläufer, „Und achtet drauf, dass ihr euch nicht aus den Augen verliert!“

    Sie achteten sehr genau darauf. Der Nebel war inzwischen so dicht, dass man kaum noch mehr als drei oder vier Schritte weit sehen konnte, so dass sie sich auf ihr Gehör verlassen mussten, um Valerion und Glaen zu folgen. Zum Glück stieß der angehende Schwertkämpfer eine ununterbrochene Schimpftriade aus, mit der er den Sumpf, den Nebel, das Wasser, den Wald, den Sumpf, die Pflanzen, die Wilde Jagd und den Sumpf in einem fort verfluchte. Schließlich wurde das Geschimpfe von dumpfen Schlägen unterbrochen, dann wieder Flüche, diesmal aber Verwünschungen gegen einen besiegten Gegner: „Geschieht dir recht, du beschissene scheiß Mist Sumpfranke! Scheiße!“

    „Seid ihr auch schon da?“, begrüßte sie Glaen grinsend, als sie die beiden endlich fanden. Valerion hockte auf einem umgestürzten Baumstamm und war von oben bis unten voller Schlamm.
    „Was ist passiert?“, wollte Liam wissen und sah sich misstrauisch um.
    „Scheiß kack Mistranke!“, schimpfte Valerion. Glaen warf ihm einen belustigten Blick zu und wandte sich dann mit ernsterer Miene wieder an den Anführer.
    „Eine Ranke, wie er sagt. Hat sich aber nicht gerade so verhalten, wie eine Ranke das tun sollte – sie hatte ihn am Bein gepackt und wollte ihn in den Sumpf ziehen. Wie so ein Tentakel! Meine Axt hat zum Glück kurzen Prozess mit dem Blümchen gemacht…“ Er tätschelte die Waffe und nickte zufrieden.
    Liam strich sich nachdenklich über das Kinn: „Wo ist diese Ranke jetzt?“
    Glaen zeigte sie ihm. Es handelte sich um ein fast armdickes, zähes Gewächs von dunkelgrüner Farbe, durchzogen mit roten Äderchen, die beinahe wie Blutgefäße wirkten. Der an der Schnittstelle austretende Pflanzensaft war dickflüssig, klebrig und übelriechend.
    „Hübsch“, kommentierte Shakes trocken, „Sieht aus, als wären wir auf der richtigen Spur. Ich hoffe bloß, dieser Scheiß überwuchert nicht in der Zwischenzeit die Plantage…“
    Liam nickte und warf die Ranke wieder weg. „Habt ihr gesehen, wo sie ihn hinziehen wollte?“
    Glaen schüttelte den Kopf: „Nein. Der Nebel war zu dicht. Was auch immer am anderen Ende war… Es hat ihn in diese Richtung gezogen, mehr kann ich nicht sagen.“
    „Na schön. Dann werden wir jetzt weiter in genau diese Richtung gehen. Ja, du auch, Valerion!“
    Geändert von Yarik (10.04.2024 um 21:49 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Valerion
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    Als er weggezogen wurde, hatte die Pflanze einen Fehler gemacht. Sie hatte ihm nicht den Mund zugedrückt. So konnte er weiterhin schön fluchen und bereuen, in diesen von Adanos verlassenen Teil des Landes gekommen zu sein. Es ging alles schneller als erwartet und ehe er sich versah, war er schon befreit worden und saß ruhig auf einem Baumstamm. Er seufzte genervt. Schließlich wurde er von den anderen gefunden, nach einer kurzen Diskussion wurde also beschlossen, der Ranke zu folgen, oder auf jedenfalls dem elendigen Stück Rest, was davon übrig war. Valerion konnte nur eines, einen großen Fluch loslassen, immerhin war er bestens vorbereitet auf diese tolle Pflanze und er wollte ihr unbedingt seinen Stahl vorstellen.

    Also erhob er sich und folgte den anderen durch den dichten Nebel. Er konnte die anderen kaum noch erkennen, versuchte den Anschluss nicht zu verpassen. Wieso musste er auch unbedingt als letzter in der Schlange laufen. Er versuchte aufzuschließen, erreichte jedoch keinen mehr und war schließlich verloren gegangen.
    „Meine Fresse, wie ich diesen verfickten Sumpf hasse“, fluchte er und marschierte einfach der Nase nach. Jetzt zu schreien wäre sicherlich nicht gut, sollten noch irgendwo Feinde lauern. Immerhin war er schlau genug, nicht zu schreien. Er hatte keine lust, wieder von einer ranke gepackt zu werden, immerhin war aktuell niemand da.

    So lief er also eine weile, bis er schließlich etwas vernahm aus der ferne. Es war wie ein dumpfes Keuchen, also versuchte er, dem Geräusch nachzugehen, und fand schließlich auf einer Lichtung auch den Grund des Geräusches. Selana wurde gegen einen Baum gepresst, drei ranken hatten sie erwischt. Eine drückte ihren Hals zu, eine andere hatte ihr Bein und das andere ihren Arm erwischt.
    „Na so schnell sehen wir uns wieder, Liebes“, meinte Valerion gelangweilt und zog sein Schwert.
    „Weist du, ich steh normalerweise nicht auf solche dinge, aber deine Position sieht ziemlich übel aus. Ich weis, ich weis, du bist besser als ich aber gerade muss ich dir wohl deinen süßen arsch Retten“, sprach er und musste wohl grinsen. Also ging er auf einer der ranken zu, kurz sah er sich im Training, bei der Puppe, fixierte die Ranke und schlug zu. Die Ranke war dicker, das Schwert kam nicht durch, aber es reichte auch. Das Salz würde seinen teil schon erledigen. Er fixierte die anderen ranken und schlug auch diese zu, so gut wie er konnte. Das Salz musste schon in die Ränke übergegangen sein, nach einigen Minuten ließen die Ranken nach und Selana flog zu Boden. Sie hustete schwer auf, während Valeion ihr aufhalf.

    „Das hätte ich .... auch alleine geschafft“, hustete Selana, erhob sich langsam und fixierte ihn Böse.
    „Wo sind deine Leute? Du musstest doch früher mit deinem Trupp losgezogen sein“, sprach Valerion und blickte sich um.
    „Ich hab mich verlaufen, in Ordnung?“, fauchte sie ihn genervt an.
    „Die ranken haben mich erwischt, aber ich wäre sicherlich hier rausgekommen“; sprach sie genervt und zog ihn mit sich.
    „Wir finden deine Truppe, ich werde euch wohl helfen müssen, bis wir meine Truppe gefunden haben“, sprach Selena ehrgeizig.

    Sie liefen viele Minuten durch den Nebel, bis sie schließlich vor sich etwas hörten. In einer weiteren Lichtung waren seine Leute, sie standen zwischen einigen .... was auch immer sie da gerade bekämpft hatten. Chala erblickte Valerion und funkelte ihn Böse an.
    „DU! Wo warst du schon wieder“, rief sie ihm genervt entgegen.

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    Westlicher Sumpf, Niradh, 2. Tag, Abend - Zarra und Ornlu

    Das Feuer knisterte leise vor sich hin. Sie schlief noch und war immer noch gezeichnet von ihrem Aufenthalt in der Tempelruine.
    Ornlu indes hatte irgendwie alles so geschafft, dass er nun hier völlig in Ruhe sich auch selbst erholen konnte. Nichts hatte er vergessen, das Lager hier eingerichtet und ihre Spuren soweit verwischt. Hier oben in Niradh waren sie sicher.
    Der Druide hatte sich vom Harpyienblut gereinigt und durch seine Magie den Geruch durch einen anderen ersetzt. Maris hätte wohl den Geruch als nasser Hund betitelt. Aber das tat er in jeder Situation. Nein, es war ein Geruch, der zu Ornlu gehörte. Der Geruch, den er schon in Silden hatte. Ein Geruch von tausenden von Nächten über freiem Himmel. Umgeben von Natur und frischem Laub.
    Wesentlich angenehmer als Eau de Harpyie.
    Kurz war er in Gedanken an seine Zeit in Silden. So hart und zugleich unbeschwert. Er blickte sie an. Lange.
    Dann überlegte er, wie es hier wohl war als junge Erwachsene. Er hatte die Aussicht, dass jederzeit die Orks kommen konnten. Schon vor 17 Jahren, wo wie jeder wusste bis auf Vengard und Silden die Orks über Myrtana herrschten.
    Sie hingegen durfte diese wilde Jagd ertragen und Harpyien und Tausendfüßler. Wirklich tauschen würde ihnen beiden nichts bringen.
    Sanft lächelte Ornlu auf, als er sich selbst bestätigte, dass er damals vieles falsch machte, aber auch vieles richtig. Dass er an dieser harten Zeit wuchs und nun hier saß. Lebendig und eins mit der Natur.
    Er legte etwas Holz nach und schloss die Augen zur Meditation. Sein Geist war noch wild und die Bestie präsent. Gerüche vermochte er zu vertreiben. Die Bestienaura nicht so schnell.

    Etwas später…
    Er öffnete die Augen und da saß sie nun. Ängstlich und stammelte etwas vor sich hin. Fragte dann mutiger, was passiert sei. Er antwortete nicht sofort, sondern beobachtete sie. Ihr Blick und Körpersprache. Wie sie sich nochmal umsah, als würde sie flüchten wollen.
    Der Druide hob die Hand. Gebot ihr ruhig zu bleiben.
    “Bewahre. Ich habe dich auf einem Fels nicht weit von hier gefunden und hierher gebracht. Wir sind im Felsennest. Niradh sagt man bei uns… Zarra, nicht wahr?”, fragte er, obwohl er es natürlich wusste. Sie nickte und das war ein gutes Zeichen. Er wusste nicht was bei den Harpyien alles geschah, aber manchmal war so ein Erlebnis etwas was den Geist mehr verletzte wie den Körper.
    “Du bist hier sicher. Ich konnte deine Verletzungen nicht behandeln, aber ich habe was von deiner Großmutter. Vielleicht hilft ja was? Erzähl mir was passiert ist? Du hattest Glück, dass ich dich gefunden habe.”, sagte er beiläufig und reichte ihr sein ganzes Sortiment an Beeren und Kräutern in seiner ledernen Tasche.
    Schlafbeeren, Juckkraut, Sumpfkraut, Tollkirschen, Flammenbeere, Heilpflanzenblätter, getrockneter Blauflieder, eine Phiole mit Blutfliegengift und waldvölkisches Athayas. Ein universelles Kraut, das im Waldvolk viel Verwendung findet und aus Silden mitgebracht wurde.
    Sie begann darin zu kramen. Vorsichtig, denn sie wurde von wölfischen Augen gemustert.
    “Und?”

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    Veteran Avatar von Chala Vered
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    Im südlichen Sumpf, Mittag - Chala, Valerion, Yarik

    Über Stock und Stein, durch Bach und Busch folgte das Jagdkommando unter Liam der Ranke mit der Valerion zu Fall gebracht worden war. Wie ein Rohrspatz hatte er gewettert bis Glaen ihn befreien konnte. Selbst danach wirkte er wenig zufrieden mit sich, dem Sumpf, den Pflanzen oder einfach der Welt im Allgemeinen.
    Wie zuvor folgten sie einer Linienformation. Chala hielt sich hinter Yarik, achtete darauf, dass sie seinen Rücken nicht aus den Augen verlor. Glaen lief wieder hinter ihr und das Schlusslicht bildete Valerion.
    „Hey Yarik“, zischte Chala, sodass nur der Angesprochene ihn hören konnte, „Was meintest du vorhin? Die Seelen der Menschen? Aitu?“
    Sie nutzte das Wort für Geist in ihrer Muttersprache, da es so viel besser beschrieb, um was es sich bei den Seelen der Verstorbenen handelte, als es die gemeine Zunge konnte.
    „Sind da mehrere..“, sie stockte, fragte sich, ob sie wirklich aussprechen sollte, was ihr durch den Kopf ging, „Seelen in dir?“, beendete sie nach einer Weile die Frage.

    Doch bevor der Gefragte zu einer Antwort ansetzen konnte, ertönte die Stimme von Glaen hinter der Aranisaani.
    „Valerion ist nicht mehr da!“
    Der Ausruf klang gedämpft, erstickt durch den dichten Nebel, der sie völlig umgab.
    Na großartig, dachte sie und schloss zusammen mit Glaen und Yarik zu den andern auf, die auf sie warteten.
    „Hast du mitbekommen, wann wir ihn verloren habe, Glaen?“, fragte Liam den Hünen, die Brauen steil.
    „Nein, hab mich eben umgedreht und da war er nicht mehr da“, gab der Holzfäller mit einem Zucken seiner massigen Schultern zurück.
    Ein gereiztes Ausatmen verriet die Wut, die in ihrem Anführer schlummerte. Seine Stirn legte sich in Falten, als er nachzudenken schien, wie sie weiter vorgehen sollten.
    „Wieso hat er nicht einfach gerufen, als er Glaen aus den Augen verloren hat? Als ob diese Pflanzendinger uns hören könnten“, warf Shakes einen nicht sonderlich hilfreichen Gedanken in den Ring, der die Laune Liams in keiner Weise verbesserte.

    „Fackeln an“, entschied er schließlich und bedeutete allen eine der Fackeln zur Hand zu nehmen, die sie mit sich führten.
    Der erfahrene Jäger entzündete seine und reichte das Feuer an die anderen weiter. Eileen blieb ohne Lichtquelle, da sie ihren Bogen dem Speer vorzog. Ob das die kluge Wahl war, wenn der Feind eine Pflanze war? Das würde sich noch zeigen. Jedenfalls schien sie seit dem Kampf mit der Vettel nicht mehr ganz sie selbst zu sein. Sie wirkte noch schweigsamer als zuvor, noch angestrengter.
    „Wir werden uns in einer Reihe in die Richtung begeben, aus der wir gekommen sind und dabei stetig ausfächern. Ruft nach Valerion und sorgt dafür, dass ihr niemals das Licht der nächsten Fackel aus den Augen verliert. Wir können uns nicht viel weiter voneinander entfernen, als zuvor, doch der Schein und die Hitze des Feuers hilft zumindest etwas bei der Orientierung, indem es den Nebel entgegenwirkt.“
    Die Anweisungen waren klar und so folgten sie ihnen nach bestem Gewissen.
    „Valerion!“, rief Chala, nicht sehr laut, doch sie erwartete eher, dass jemand an den äußeren Enden ihn finden würde.
    „Hier!“, kam auch schon nach wenigen Momenten der erste Ruf von Shakes, „Was zum…!“, folgte kurz darauf.
    „Shakes! Wo ist deine Fackel hin?“, hörte die Dunkelhäutige die Stimme Liams aus unbestimmter Richtung.
    „Chala, Glaen, aufschließen!“, forderte Yarik und entfernte sich in die Richtung, in der sich Shakes befinden müsste.

    Noch ehe sie den Sumpfkrautbauern finden konnten, drangen weitere Schreie durch den Nebel.
    „Ahh, meine Augen!“
    Das war Eileen.
    „Weg von mir! Weg!“
    Liam.
    „Vorsicht Chala, hinter dir!“
    Glaen, der im nächsten Moment die Aranisaani zur Seite stieß und an ihr vorbeipreschte. Panisch blickte sie sich um und entdeckte…Valerion? Nein…oder doch? Ein Mann, der Valerion sehr ähnlich sah, stürmte auf sie zu, ein rostiges Schwert erhoben und bereit sie niederzustrecken.
    Fa'atauvalea“, spie sie aus und ergriff das Heft ihres Schwertes, befreite es aus einer Scheide und parierte den Hieb des Verräters.
    Das korrodierte Metall zersprang und Chala setzte zu einem nicht tödlichen Angriff gegen die Schläfe des Schimpfwütigen an. Doch ihr Ellbogen traf nur Luft und Valerion löste sich in schemenhaften Nebel auf.
    „Was bei den Geistern…“, flüsterte die Kriegerin und schaute vor sich auf den sumpfigen Grund.
    Eine der Lianen lag dort, durchtrennt und leblos.

    „Was ist das für eine Scheiße?“, hörte sie plötzlich Glaen, der neben ihr auftauchte, eine ähnliche Ranke in der großen Hand, „Valerion ist aus dieser Richtung mit gezückter Waffe auf dich zugestürmt und ich wollte ihn blocken, doch als meine Waffe ihn traf, verschwand er einfach und zurück blieb nur das hier.“
    „Bei mir war es dasselbe“, bestätigte Chala und bedeutete dem Hünen nach den anderen zu sehen.
    Auch ihnen war es ähnlich ergangen. Sie alle berichteten in etwa von identischen Ereignissen mit einigen Abweichungen. Shakes war von einem Nebel-Valerion überrumpelt worden und hatte seine Fackel ins Wasser fallen lassen. Liam wurde von einem auf allen Vieren mit verdrehtem Kopf attackiert und Eileen hatte eine Handvoll Salz in die Augen bekommen, was sich als Schlamm herausstellte, der ihr ins Gesicht geschleudert worden war.
    Just in diesem Moment tauchte ein weiter Valerion zwischen den Nebelschwaden auf, eine junge Frau an seiner Seite.
    „DU!“, fauchte Chala und lief ihm entgegen, bereit auch diese Illusion zu zerstreuen.
    Sie holte zu einem Schlag aus und versenkte ihre Faust im Gesicht des Nebelgebildes. Anders als zuvor traf sie jedoch auf Widerstand und der vermeintliche Verräter wurde beinahe von den Füßen gerissen. Scheinbar hatte sie den echten Valerion gefunden.
    „Wo warst du schon wieder?“, giftete sie und rieb sich die schmerzenden Knöchel, ehe sie sich der Begleitung des Verlorengeglaubten zuwandte, „Bist du nicht diejenige, die sich am Feuer bei ihm ausgeheult hat? Was machst du hier?“
    In diesem Moment legte sich Liams Hand auf die Schulter der Dunkelhäutigen und bedeutete ihr ruhig zu sein. Der Blick, den er Valerion zuwarf sprach Bände.

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, 2. Tag, Dämmerung - Ryu, Griffin, Freiya, Onyx

    Es war Jahre her, das Griffin diese ungewaschene Wolfsbestie erblickt hatte. Und wie schon Jahre zuvor erfüllte ihn der Anblick zu gleichen Teilen mit Furcht und Bewunderung. Alle Geschichten, die man sich des nachts am Lagerfeuer hinter vorgehaltener Hand erzählte waren wahr. Er hatte das schon länger gewusst, aber es wurde ihm erneut bewusst: Diese Monstrosität war imstande mit einer erschreckenden Leichtigkeit selbst den gefährlichsten Viehchern des Sumpfes das Lebenslicht auszublasen.
    Ihn schauderte es.
    Und er war nicht allein.

    Mit weit aufgerissenen Augen und angehaltenem Atem starrte auch Freiya auf die Stelle, an welcher sich das Biest in das Unterholz zurückgezogen hatte, ehe es dann mit einigen wenigen beherzten Sprüngen in das Innerste der Tempelruine vorgedrungen war.

    Griffin war gerade im Begriff dem Rotschopf beruhigend die Hand auf die Schulter zu legen und ein paar Worte zuzuflüstern, als Ryu ihm zuvorkam. »Der Jadewolf«, setzte er mit einer stoischen Unerschütterlichkeit in der Stimme an. Griffin konnte deutlich spüren, wie er die Geräusche aus dem Innersten des Tempels zu deuten versuchte, die an sein Ohr drangen während er weitersprach. »... er ist ein Freund.«, erklärte er knapp. Seine Hand ruhte noch immer auf Freiyas Schulter und der Blick des Südländers verharrte einige Herzschläge lang auf der scheinbar einfachen Geste. Es war lange her, dass er seinen ehemaligen Lehrmeister in dieser Form mit einer Frau hatte agieren sehen. Das letzte Mal war... Es war jedenfalls verdammt lange her. Üblicherweise war der Hauptmann des Waldvolkes, den er kannte, deutlich reservierter.
    Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf seine Züge und verharrte dort für einige Augenblicke, in denen er beobachten durfte, wie die rote Snapperin zuerst wieder zu atmen begann, dann wortlos und ganz langsam zu nicken begann während sie die Worte zu verarbeiten schien, ehe sie dann schließlich wirr, hektisch und gänzlich unverständlich verschiedenste Dinge vor sich hin murmelte. Es war in diesem Augenblick, das der Hayabusa seine Hand von ihrer Schulter nahm und die Gruppe zum Weitergehen antrieb.
    »Mir scheint, dass unser Freund der Jadewolf da drinnen unsere Arbeit für uns erledigt.«
    »Großer, hässlicher Wolf müssen machen langsam. Und Boss Ryu auch. Onyx brauchen Waffen!«, ergänzte der Neuzugang eloquent und kletterte etwas angestrengt an einem Baum in der Nähe, bevor er für eine winzige Ewigkeit in den dichtbewachsenen Baumkronen verschwand. Die verbliebenen Drei bewegten sich nach kurzem Zögern langsam in Richtung Tempelruine weiter und kamen just in dem Moment an, in welchem ein zufrieden grinsender Onyx von einem nahen Ast sprang und freudig seine Waffen präsentierte.

    Der Lärm aus dem Inneren des Tempels hatte sich in der Zwischenzeit gelegt. Das einzige, was für eine Weile zu hören war, nachdem der riesige Wolf mit Zarra auf dem Rücken im Halbdunkel der Dämmerung verschwunden war, war das angestrengte Atmen von Onyx, dem die Kletterpartie anscheinend ein wenig zugesetzt hatte. Vermutlich, weil er noch nicht ganz über die Wirkung von was auch immer hinweg war.
    »Klaut uns einfach Zarra vor der Nase weg, der Sausack!«, protestierte Griffin mit gespielter Ernsthaftigkeit, rieb sich aber zufrieden die Hände. »Dann gibt's hier für uns wohl soweit nichts mehr zu tun. Ich liebe leichte Rettungsaufträge!«, verkündete er grinsend, als sich hinter ihm mit dem Geräusch dumpfer, ledriger Schwingenschläge mehrere dunkle Gestalten in den Nachthimmel erhoben.
    Er verfluchte sich selbst für seine große Klappe.

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    Westlicher Sumpf, Niradh, 2. Tag, Abend - Zarra und Ornlu

    Umsichtig schaute sich Zarra die Kräuter und Beeren an, welche der Jadewolf vor ihr ausgebreitet hatte. Dabei warf sie immer wieder unsichere Blicke zu ihrem vermeintlichen Retter. Häufig schon hatte sie diesen Mann gesehen, doch immer nur flüchtig und nie für lang. Er war niemand, der verharrte.
    Sie griff nach einem der Heilpflanzenblätter und rollte es unschlüssig zusammen, ehe sie es wieder aufklappte und vor sich auf den felsigen Boden legte. Dann lehnte sie sich vor, um sich den Blauflieder anzusehen. Leider war er getrocknet, was die Wirkung des Saftes in den Blättern abschwächte. Doch mit etwas Wasser würde es dennoch Wirkung zeigen. Als sie eine Handvoll von der violetten Pflanze abzwackte, stieg ihr ein vertrauter Geruch in die Nase.

    Die üppigen Wälder Sildens mit ihrem erdigen Aroma, welches das Leben in der Siedlung bestimmt hatte. Der herbe Duft des Sumpfkrautes, welches gleichermaßen heilend und schädlich sein konnte, jedoch immer beruhigend. Und noch etwas anderes, ein strengerer Hauch von etwas wildem, den der Wind mit sich trug. Die Note eines Raubtiers, welchem niemals der Rücken zugekehrt werden sollte. Die Kombination brachten Erinnerungen an ihre Kindheit in Silden hervor, Erinnerungen an eine Zeit, auf die sie mit gemischten Gefühlen zurückblickte. Doch es war bereits so lange her, so viele Jahre, in denen sie stets Einsamkeit inmitten der ansonsten liebevollen Gemeinschaft des Waldvolks gespürt hatte.
    Sie hob den Blick, begegnete den wolfsgleichen Augen des Mannes, der vor ihr saß. Sie spürte, wie er sie durchdrang, ihr in die Seele zu schauen schien, als würde er entscheiden wollen, ob sie Beute oder Teil des Rudels war.
    „Und?“

    Die Worte des Jadewolfs rissen sie aus einem tranceähnlichen Zustand. Sie blinzelte einige Male, ehe sie leicht errötete.
    „Erm“, räusperte sie sich, „Mit den Heilpflanzenblättern, dem Blauflieder, der frisch übrigens besser geeignet ist, und etwas Wasser, sollte ich das nötigste für meine Wunden tun können“, antwortete sie und bröselte die trockenen Blätter in ihren Trinkschlauch, um ihn kurz darauf zu schütteln.
    Noch immer schaute er sie an, als würde er auf mehr warten, was Zarra verunsicherte. Erst, als sie einen Schluck des Kräuterwassers nahm, fiel ihr wieder ein, dass er sie gebeten hatte zu erzählen, was geschehen war.
    „Entschuldige, mein Kopf ist noch so schwammig…“
    Dann begann sie zu berichten, was ihr widerfahren war. Von dem Moment an, wo sie von der Harpyie gegriffen wurde, über die steinerne Kammer im Turm bis hin zu dem seltsamen Gesang der Vogelfrauen und wie sie sich um sie positioniert hatten. Sie ließ nichts aus, auch nicht, als sie davon berichtete, wie sie Kraft aus dem rohen Fleisch geschöpft und einen Fluchtversuch gewagt hätte, der wohl ein schlimmes Ende genommen hätte, wäre da nicht dieser riesige Wolf aufgetaucht.

    „Du bist dieser Wolf gewesen, oder? Jadewolf“, fragte sie und legte besonders Wert auf die letzte Silbe seines Beinamens, „Alle nennen dich so. Magst du deinen richtigen Namen nicht?“
    Die Naivität, welche hinter der Frage steckte, war greifbar, doch das Interesse an der Antwort minderte es nicht.
    Während sie wartete, zerkaute sie das Blatt der Heilpflanze. Es war nicht so wirksam wie die Samen, doch würde es seinen Zweck erfüllen. Den Brei verteilte sie auf ihrer Wange, wo die Harpyie sie erwischt hatte. Sie zuckte und stieß die Luft zwischen den Zähnen aus, als das Brennen einsetzte. Als nächstes legte sie ihren Umhang ab, drehte sich um, und zog ihr Kleid von den Schultern, um auch dort etwas von der Paste aufzutragen, wo das geflügelte Monster sie gepackt hatte. Ihre Narbe lag teilweise offen, als sie ihren Rücken entblößte.

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    Westlicher Sumpf, Niradh, 2. Tag, Abend - Zarra und Ornlu

    “Kluges Mädchen…”, dachte er sich und dachte ein wenig nach, was er ihr sagen würde. Dabei sah er zu, wie sie sich selbst versorgte. Gut sah das nicht aus, was die Harpyien da getan hatten. Vielleicht hätte er sie alle umbringen sollen. Einfach um die Gefahr zu tilgen. Aber auch, weil er nicht wusste, ob der Harpyiengesang irgendwelche Auswirkungen hatte. Ob sie bald selbst eine werden würde?
    Als er ihre libellenartige Narbe teils erblickte, war es ein seltsames Gefühl. Die Familie Rimbe hatte so ihre Geschichte und Eigenheiten. So wie jede Familie und Sippe. Selbst seine Sippe hatte seltsame Riten und Traditionen wie Zwillinge zu trennen. Ornlu musste an seine Schwester denken und wozu das geführt hatte, wenn einem Kind die Familie fehlte.
    “Sanguine…”, wisperte er in seinen Gedanken. Dann blickte er Zarra an und spürte es.
    In Zarra war etwas erwacht, was Ornlu zuletzt bei Yarik gespürt hatte. Chaos und Magie. Anders wie bei seinem Schüler. Natürlich! Jeder trug andere Echos der Magie in sich.
    Aber es war da und dabei anzuwachsen, ohne dass sie es kontrollieren konnte. Noch schien sie es nicht so offensichtlich zu spüren. Doch bald würde das Chaos alles in ihr beherrschen.
    “Manche nennen mich auch einfach Ornlu. Das ist mein von den Menschen gegebener Name. Jadewolf - so kennt man mich auch - ja. Den hab ich mir selbst gegeben oder auch nicht. Von Geburt an erklang dieser Name in der Natur. Ich habe nur hingehört und verstanden.”, sagte er ganz ruhig und wartete, bis sie sich wieder an das Feuer setzte. Er holte seine kleine Okarina hervor und spielte ein, zwei Töne.

    “Ein Mann ging in den Wald. Er traf dort eine Frau und sie beschlossen Gefährten zu sein.”
    Ein dumpfer, langer Ton erklang.
    “Die Frau bekam ein Kind und wunderte sich, denn das Kind war ein Wolf.”
    Ein heller Ton erklang.
    “Sie stellte ihren Gefährten zur Rede und er offenbarte ihr, dass er auch ein Wolf sei und die Götter ihn verflucht hätten."
    Mehrere Töne erklangen, die nach Schreck und Überraschung klangen.
    “Sie wollte das Kind nicht und verließ ihren Gefährten und das Kind. Verflucht von den Göttern beschlossen Vater und Kind loszuziehen und die Götter zur Rede zu stellen. Zu bitten, den Fluch von ihnen zu nehmen oder sie zu vernichten.”
    Düstere Klänge ertönten.
    “Sie wanderten lange, fürchteten um ihr Leben und nahmen bewusst Leben. Bis sie vor den Göttern standen und sie zur Rede stellten.”
    Sanfte Klänge die wie eine große Welle aufsteigen erklangen.
    “Die Götter aber verneinten. Sie hatten den Fluch nicht ausgesprochen. Sie spotteten: Ihr seid wer ihr seid. Das ist eure Natur. Ihr seid Bestien und die Menschen haben zurecht Angst vor euch.”
    Mehrere, spottende Töne erklangen.
    “Vater und Kind fraßen die Götter auf und sagten: Wir sind, wer wir sind. Das ist unsere Natur. Die Götter haben wir gefressen. Jetzt sind wir die Götter.”
    Klänge ertönten, die langsam ruhiger wurden und diese merkwürdige Geschichte beendeten.

    “Ich bin wer ich bin. Wer ich bin, weißt du noch lange nicht. Verliere das falsche Wort zur falschen Zeit und du endest wie die Götter. Gewinne mein Vertrauen und du wirst mehr erfahren. Ja…vielleicht sogar eine Göttin.”, drohte er ihr auf solch sanfte Art, dass es fast gar nicht wie eine Drohung klang. Doch sie war da und sehr deutlich. Stille kehrte ein und nur das Feuer knisterte vor sich hin.
    “Deine Großmutter war das an deinem Rücken, nicht wahr? Ihr Rimbes seid schon eine interessante Familie. Sag mir aber…was hat dich berührt? Was hat das in dir erweckt, was da bald in dir als pures Chaos ausbrechen wird? Du kannst es vor mir nicht verheimlichen, denn ich beherrsche das Chaos.”, sprach er und erschuf vor ihren Augen ein Licht, das der Farbe ihrer Augen glich, bevor es in tausende Lichtpartikel zerfiel und sich beide dann über das Feuer hinweg betrachteten.
    Geändert von Ornlu (12.04.2024 um 12:05 Uhr)

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    Abenteurer Avatar von Zarra
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    Westlicher Sumpf, Niradh, 2. Tag, Abend - Zarra und Ornlu

    Lange schaute Zarra Ornlu einfach nur an, die Knie an den Körper gezogen, die Wärme des Feuers in sich aufnehmend. Während er seine Geschichte erzählt hatte und diese mit groben und doch schönen Klängen seiner Okarina untermalte, hatte das Mädchen gebannt gelauscht. Beinahe glaubte sie im aufsteigenden Rauch der Flammen einen Mann und sein Kind zu sehen, wie sie von ihrer Frau und Mutter verlassen wurden. Sie glaubte die Götter zu sehen, wie sie hämisch lachten und schließlich im Maul des Wolfes verschwanden. Sie glaubte zu sehen, wie Vater und Kind zu dem wurden, was sie fraßen.
    Zuletzt stand nur noch der Kontrast von Worten und Ton im Raum, einer Drohung so ähnlich und doch so fern. Eine Verheißung dabei, die sie bis in die Zehenspitzen fühlte, welche sie in ihren Stiefeln bewegte, als sie zu kribbeln begannen.

    „Ich…“, begann sie, als das Schweigen zwischen ihnen eine Weile angehalten hatte.
    Sie fand nicht die rechten Worte, das tat sie nie. Doch in diesem Augenblick wusste sie, dass es wichtig war zu sprechen, zu antworten und darauf zu achten, welche Worte sie wählte.
    „Ich bin nicht wie du“, formte sie schließlich ihren ersten Satz.
    Ihre rechte Hand wanderte ihren linken Arm empor, griff in den Stoff ihres Kleides und die darunterliegende Haut.
    „Ich bin nur Zarra, die Enkelin der beliebten Nerea, welche Jedem Hilfe anbietet, der sie braucht. Ich bin nur Jemand, dem viele Erwartungen auferlegt wurden. Erwartungen, die zu erfüllen ich mir wünsche.“
    Sie hielt inne, ließ wirken, was sie von sich gegeben hatte und wiederholte das Gesagte noch einmal in ihren Gedanken.

    Als sie erneut zu sprechen begann, war ihre Stimme kräftiger, weniger leise und zittrig und nicht so erfüllt von Unsicherheit.
    „Die Narbe stammt von meiner Oma, ja. Sie selbst hat auch eine, die ihr von ihrer eigenen Mutter beigefügt wurde. Bei mir konnte es nicht meine Mutter sein, sie starb nach meiner Geburt.“
    Keine Trauer war zu spüren. Sie hatte nie viel darüber nachgedacht, wie es gewesen wäre eine Mutter oder gar einen Vater gehabt zu haben. Sie hatte ihre Großmutter und das war gut so.

    „Doch berührt?“, fragte sie nach, da sie nicht auf Anhieb verstand, „Was bedeutet das? Berührt von der Natur? Ich bin nicht sicher“, versuchte sie den Sinn hinter der Frage zu erkennen.
    Der Mann beschwor eine Lichtkugel, groß und gleißend, doch nicht blendend. Die Farbe ihrer eigenen Augen schien ihr entgegen und sie zog scharf die Luft ein. Magie!
    „Vor einigen Tagen spürte ich etwas, als im am Schrein der Mutter war. Ich wollte allein sein und meine Füße trugen mich dorthin. Ich sackte in den Schlamm und spürte die Macht des Ortes meinen Körper durchfahren und…“
    Sollte sie ihm erzählen, was mit ihrer Sicht geschehen war? Er war der Jadewolf und er hatte sie gerettet. Er sprach von Chaos in ihr und davon eine Göttin zu werden.
    „…meine Sicht spaltete sich in tausende Fenster, durch die ich spähen konnte. Dasselbe passierte gestern im nördlichen Bruchwald, als mich eine Blaue Sumpfjunger berührte. Eine Stimme durchdrang mich wie ein Blitz und ich sah. Ich sah alles um mich herum so klar, es war kaum zu ertragen.“
    So viel hatte sie noch nie mit jemand anderem als ihrer Oma gesprochen und doch tat es gut, sich das Erlebte von der Seele zu reden.
    "Was geschieht mit mir? Was ist dieses Chaos, von dem du sprichst und was kann es bewirken?"
    Geändert von Zarra (12.04.2024 um 12:52 Uhr)

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Westlicher Sumpf, Niradh, 2. Tag, Abend - Zarra und Ornlu

    “Es werden viele Dinge nun gesagt, die du vielleicht nicht verstehen wirst. Musst du auch nicht. Das kommt mit der Zeit, wenn du überlebst.”, sagte er und sah, wie es in ihrem Kopf ratterte. Sie war nicht wie er. Da hatte sie recht. Er folgte seinem Instinkt und war der Jadewolf. Sie war noch alles andere wie irgendwas, was seinem Platz in der Welt nahe kam. Aber das musste nicht heißen, dass es einmal anders sein könnte.
    “Das Chaos ist Magie. Unkontrollierte, angestaute Magie in Reinform. Für Wesen, die die Magie sehr genau spüren können, bist du gerade wie ein Leuchtfeuer. Vielleicht schon für den Tausendfüßler, aber sicher für die Harpyien. Du verdankst der Botin, dass ich dich finden konnte. Bedanke dich angemessen, wenn du sie wieder treffen solltest.”, schlug er ihr vor, ohne selbst etwas zu verlangen. Kiyan war in einer Lebensschuld, doch von Zarra konnte er das aus bestimmten Gründen - seien sie magischer Art - nicht verlangen. Nicht für dieses Mal.
    “Manche werden wahnsinnig, andere sterben einfach und wieder andere werden tot geschlagen, weil sie den Menschen Angst machen. Das macht das Chaos. Du bist jemand, der fliegt, aber nicht einmal krabbeln kann. Dieser Moment, als du alles so klar gesehen hast, war ein Vorgeschmack auf deine Magie. Soweit klar?”, fragte er. Sie nickte, auch wenn er ihr ansah, dass zu viel offen war. Erst recht, wenn man gerade erfuhr was mit einem in etwa los war.
    “Du hast ohne es zu wissen einen Bund mit der Natur geschlossen. Womöglich hat deine Großmutter dies sogar provoziert. Frag sie einmal. Ich mische mich ungern in Angelegenheiten der Familie Rimbe ein. ”, sagte er, als wäre da irgendwas mal gewesen. Ein Disput beim Thing oder eine beleidigte, noch weit jüngere Nerea.
    “Die Libelle?”, fragte sie.
    “Vielleicht. Manches wissen nur Familien und Sippen und halten es geheim. Dein Bund jedenfalls kann in zwei Richtungen gehen. Lösen und dich von der Magie befreien oder du wirst mehr und wählst ein anderes Leben, das dir bestimmt ist. Mit der Aussicht, viel zu gewinnen, aber auch so manches zu verlieren. Ja, vielleicht sogar sehr früh das Leben .”, sprach der Druide mit einem Hauch von Reue. Doch wäre dieses andere Leben es wert gewesen? Vermutlich wäre er schon längst tot. Erschlagen von Orks oder einen wütenden Ehemann.
    “Egal wie du dich entscheidest. Bis dahin muss die Wilde Jagd enden. Da wo wir hin müssen, wäre es im Moment tödlich für dich, weil ich uns nicht beide beschützen kann. Ich kann aber dazu sorgen, dass dein Chaos versiegt und für ein paar Tage ruht. - Bevor du mich nun mit Fragen zur Magie oder diesen Bund oder deiner Grossmutter löcherst, von denen ich dir aber garantiert nur eine beantworten werde - merk dir das genau! Habe ich zwei Fragen. Fühlst du dich irgendwie harpyienhaft? Und nach was hast du Hunger?”, fragte der Druide und kramte alles hervor, was er an essbaren Sachen noch hatte. Einen angebissenen Apfel, Trockenfleisch und sehr trockenes Brot.
    Geändert von Ornlu (12.04.2024 um 17:33 Uhr)

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    Ornlu sollte Rechten behalten, als er sagte, dass sie vieles von dem, was er ihr erzählte, nicht verstehen würde. Die Worte waren wie ein Ameisenhügel in Aufruhr, unsortiert, ein wildes Durcheinander mit vielen Möglichkeiten und großen Gefahren verbunden. Sie musste versuchen Muster zu erkennen, die Ameisen ihren gewohnten Rollen zuordnen. Doch wie? Zarra wusste es nicht.
    „Nur eine Antwort, auf so viele Fragen“, murmelte sie wie zu sich selbst.
    Wenn sie ihre Großmutter fragte, fürchtete sie wieder nur Ausflüchte zu hören. Oder es würde wieder Ablenkungen geben wie vor wenigen Tagen, als Melford, Griffin und Freiya bei ihnen eingekehrt waren, kurz bevor Nerea sich zu Zarras Erzählungen zum Erlebnis am Schrein äußern konnte. Wollte sie ihr von dem Bund mit der Natur erzählen? Doch was wusste ihre Oma davon? Sie konnte sich nicht erinnern die alte Frau jemals dabei beobachtet zu haben, wie sie Magie anwendete. Doch vielleicht erfuhr sie einiges in ihrer langen Zeit beim Waldvolk? Hatte ihre Mutter, Zarras Urgroßmutter, vielleicht bereitwilliger Wissen preisgegeben, welches vor dem weißhaarigen Mädchen verborgen gehalten wurde?

    Wenn es stimmte, was der Jadewolf ihr sagte, und dieser Bund nur zwei Richtungen kannte, welche sollte sie dann einschlagen? Ihr Schicksal annehmen und den Spuren im Wald folgen, die sich ihr offenbarten? Oder doch den Rückzug antreten, fort von der Magie und ihrer Wunder, zurück in ein Leben der Bedeutungslosigkeit, ignoriert von der Gemeinschaft. Doch wurde sie wirklich ignoriert? Hatte sich nicht in den letzten Wochen bereits viel getan? Sie war mutiger geworden, hatte sogar mit einigen Jägern und Wächtern gesprochen. Griffin, Freiya und sogar Hauptmann Ryu waren ihr zur Hilfe geeilt, als sie ihrer eigenen Torheit beinahe zum Opfer gefallen wäre. Brauchte sie die Magie, dieses Chaos in ihr, um all dies zu haben und mehr? Was war mit einer eigenen Familie? Mit eigenen Kindern? Würden auch sie aufwachsen wie sie es einst in Silden erlebt hatte? Behütet und doch ausgegrenzt?
    „Ein Schicksal der Schwachen“, wispert sie den Flammen zu.

    „Bevor ich also eine Frage stellen darf, soll ich dir Antworten geben, richtig?“, fragte sie den Mann, dessen schiere Präsenz ihre Haare zu Berge stehen ließ.
    Er nickte schlicht. Sie blickte herab auf die dargebotenen Speisen und merkte, wie sich ihr Magen krampfhaft zusammenzog. Das rohe Stück Fleisch war nicht genug gewesen, um ihren Hunger zu stillen und sie befürchtete, dass auch das Wenige, was er ihr anbot, nicht genug sein würde. Instinktiv wollte sie nach dem Apfel greifen, dessen angebissene Stelle bereits oxidierte. Die leicht bräunliche Farbe mochte für einige unappetitlich wirken, doch Zarra wusste, dass es nur zum Schutz des süßen Fruchtfleischs diente. Das Brot wirkte alt und trocken und wirkte gar nicht einladend auf die Jugendliche. Zuletzt verharrte ihr Blick auf dem Trockenfleisch. Sie erinnerte sich an den Geschmack des Wildfleisches und daran, wie sie sich zwingen musste, es zu essen. Ihr Magen rumorte noch lauter und Speichel bildete sich in ihrem Mund, als sie sich vorstellte, das zähe Trockenfleisch zu zerkauen. Sie griff zu.

    Ein saftiges Knacken war zu hören, als sie in den Apfel biss. Der Saft rann ihr das Kinn hinab und sie genoss die Süße und Säure, die sich in ihrem Mund ausbreitete, den schlechten Geschmack, der sie seit dem Erwachen begleitete, fortwusch. Dennoch wanderte ihr Blick immerzu zurück zum Trockenfleisch, so als wäre sie nicht sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie zwang sich dem wölfischen Blick Ornlus erneut zu begegnen.
    „Harpyienhaft? Ich spüre keine Federn oder das Verlangen wie ein Vogel zu krächzen. Lediglich meine Schulterblätter schmerzen, doch das könnte auch vom Sturz kommen“, beantwortete sie auch die zweite Frage.
    „Doch nun zu meiner Frage…“
    Die ganze Zeit über hatte sie überlegt, hin und her den Gedankenball gespielt, bis sie es aufgegeben hatte. Wenn sie nur eine Antwort erhalten würde, könnte sie auch die eine Frage stellen, die ihr als erstes in den Sinn gekommen war.
    „Wie lerne ich, das Chaos zu beherrschen?“
    Es war die Hoffnung eine Antwort zu erhalten, die andere Fragen befriedigte, welche sie sich seit langen stellte. Mit Magie könnte sie erreichen, was ihre Großmutter sich von ihr wünschte. Mit Magie könnte sie mehr sein, als die Enkelin Nereas. Mit Magie könnte sie aus dem Schatten ihrer Unzulänglichkeiten treten.

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, 2. Tag, Dämmerung - Ryu, Griffin, Freiya, Onyx

    Es war wahrlich immer wieder ein Spektakel, Ornlu in seiner zweiten Haut zu erblicken. Die orkgroße Bestie mit den Klauen die selbst den stärksten Sumpfhai zerfetzen konnte... Jene Zähne, die einen Menschen im Nu zermalmen konnten... Diese Manifestation einer Urkraft an Jagdtrieb und endlosem Hunger nach dem Fleisch seiner Beute... Einmal mehr rührte sich im Herzen der Stolz über seinen einstigen Schüler und einen der besten Freunde und Vertrauten. So kam der Hüter nicht umher, sich ein von Nostalgie geprägtes Lächeln zu verkneifen. Der einstige Wildfang und Unterwäschedieb von damals war einer der wenigen Menschen, die er wahrlich als ebenbürtig wahr nahm. Vielleicht, eines Tages würde er ihn wieder darum bitten, gemeinsam zu üben und zu lernen, wie man als 'einfacher' Krieger gegen jene antrat die über die Mächte von Magie und Natur geboten. Aber diese seltsame Begeisterung des Hüters schien wohl nur für ihn selbst bestimmt zu sein. So wie die große Bestie mit dem jungen Mädchen verschwunden war, nahm der Schwertmeister mit seinen Sinnen im nächsten Moment das unbeschreibliche Gemisch von Furcht und Nervosität an seinen Gefährten wahr. Aber wie sollte er, gemessen an der Geheimhaltung um Ornlus Wesen und seine Gefährten, die richtigen aber knappen Worte finden? Kaum einer wusste um die Wolfssippe, viele der altgedienten Waldläufer jedoch von ihrem Ruf. Wenn überhaupt. Selbst der Hayabusa kannte nur einen Teil der Geschichten und Details die sein Schüler früher hatte durchsickern lassen. Andererseits... Brauchte es das um seinen Worten Halt zu verleihen?

    Vielleicht zum ersten mal seit dem Kampf gegen Odo hatte Ryu den Mut aufgebracht, sich Freiya auf eine Weise zu nähern die nicht mit dem stetigen Kämpfen, Rangeln mit Bestien oder dem Klettern durch Unterholz und Baumkronen zu tun hatte. Es war eine leichte, so einfache Berührung. Das leichte anlegen der Fingerspitzen an den Stoff ihres Ärmels der sich natürlich dem Druck der Berührung weichend an ihre Haut drückte. Dem Templer war fast, als konnte er die darunter aufkommende, leichte Gänsehaut spüren, während er ihr ruhig zunickte. Die Blicke der beiden trafen sich kurz und wo die rote Snapperin zuvor noch geschockt und, vermutlich so langsam mit der Welt am Ende, nach all den Erlebnissen der letzten Tage, drein geblickt hatte, traten andere Emotionen in den unendlichen Schein der Waldlichtung ihrer Augen. Die Suche nach Zuflucht und einem Moment der Ruhe um einmal aufatmen zu können. Eingeschnürt von den tausenden Fragen die ihr durch den Kopf gehen mussten. Es bedurfte keiner Worte. Keiner Form der verbalen Sprache. Es waren lediglich die Blicke von Meister und Schülerin, die miteinander sprachen. Sie hatte nichts zu befürchten. War in Sicherheit. Nicht, weil sie das hilflose Prinzesschen war und er der, doch etwas verschmutzte Ritter. Nein. Sie war inmitten der Gemeinschaft. Eine fähige Jägerin unter ihresgleichen. Und wenn sie eines für diese wilde Jagd erhalten sollte, dann wären es Antworten.

    Als die Situation sich wieder einigermaßen gefangen hatte, deutete der Hauptmann bereits an, dass sie sich wohl bald auf den Weg machen sollten. Zumindest nachdem nun auch der, Ryu noch immer Kopfzerbrechen bereitende Onyx zufrieden seine Ausrüstung sortiert hatte. Was dem ganzen jedoch ein wenig den Boden ausschlug war die offensichtliche Beschwörung für Unheil die Griffin in seiner langen Zeit der Abwesenheit gelernt hatte. Wie bestellt und absolut pünktlich erfreute sich der Waffenbruder des Templers in freudiger Selsbtgefälligkeit über die 'Einfachheit' des Auftrages. Als wäre es nicht schon genug gewesen, ständig Kindermädchen zu spielen... Wesen zu retten, die einem mit Furcht statt Dank begegneten... Doch andererseits... Ricklen hatte es ja durch scheinen lassen, was man so in einigen Kreisen von ihm hielt. Was konnte da näher liegen, als dass Leute wie er den jungen Menschen des Waldvolkes Gurselmärchen über einen erzählten? Während er darüber nachdachte, wog er gedankenabwesend den helmartigen Kopfschmug in seinen Händen hin und her. Strich mit dem Daumen über dieses Relikt vergangener Zeiten. Dann jedoch rissen ihn jene Geräusche am Himmel aus den Gedanken und seinen Blick gen Nachthimmel. Schwingen... Silhouetten großer, geflügelter Wesen die über ihren Köpfen vorbeizogen. Waren das... Harpyien? Nein... Oder doch? Vielleicht eine neue, korrumpierte Unterart? Der Hüter schloss die Augen und konzentrierte sich auf seinen Herzschlag. Versuchte ihn zu beruhigen und Witterung aufzunehmen. Diese Verderbnis, welche nun schon gefühlt im ganzen Sumpf zu gären schien hatte einen distinktiven, fauligen Geruch an sich: Wo lange geronnenes, geklumptes und fauliges Blut auf Schwefel und ranzige Jauchegruben traf hatte diese Note etwas seltsames an sich. Sie weckte bei jenen die ihr nicht wiederstanden das Bedürfnis, hinter jenen Schleier aus Verfall und Gedankengift zu blicken. Mit falschen Versprechungen von Macht und Unsterblichkeit zu locken. Der Hayabusa kannte diese Dinge. Aus einem früheren, lang vergangenen Leben. Schemenhaft und doch prägnant genug um es einordnen zu können. Und auch, wenn das Zentrum wohl bei den fremden Wesen lag die nun jenseits... Oder... Über den Ruinen verschwunden waren... Ihre Spur durchdrang den gesamten Ruinenkomplex an dessen Fuß sie nun zuletzt gestanden waren. Und wo Griffin offenbar die 'Hausherren' herauf beschworen hatte.

    Der Hayabusa blickte seinem Freund nur mit dem Ausdruck eines: "Wirklich? Das war ja wohl ein schlechter Scherz!" an und rollte dabei mit den Augen. "Tja... War wohl nicht so einfach wie gehofft... Wir sollten das trotzdem untersuchen und den Grund für...", er stupste eine weitere, tote Blutfliege mit der Fußspitze an, die vollkommen blutleer auf der breiten Treppe Richtung Vorplatz der Ruine lag, an. "... Das hier. Hört zu. Bis wir oben sind bleiben Griffin und ich vorne. Freiya, du und Onyx deckt uns den Rücken. Die Treppe hinab seid ihr im Vorteil und wir vorne können Gegner immernoch blockieren oder taktisch die Treppen hinunter stoßen.".

    "Verstanden."
    , meinte Freiya und begann damit, den Anschluss zu bewachen, gemeinsam mit einem Onyx der nur in seiner üblichen Art bestätigend brummte. So schlich das, mittlerweile Quartett die steile Treppe hinauf, immer wieder flankiert von einigen schmalen Säulen. Vor sehr langer Zeit schienen diese voller Verzierungen, Schönheit und Kunstfertigkeit zu sein, doch heute? Heute waren sie nur noch stille, vom Sumpf über die Jahrhunderte zurück eroberten Überbleibsel. Welche Geschichten sie wohl zu erzählen vermochten? Selbst in dem Zustand der Konzentration und Wachsamkeit ging ihm das Schicksal dieses Ortes irgendwie nahe. Als würde man durch die eigene, lange vergessene Geschichte seines alten Lebens stapfen. Ein Leben das er nur aus Gefühlen und den damit verbundenen Fetzen verblasster Erinnerungen kannte.

    Schließlich fanden sich die Vier auf einem größeren Platz wieder. In dessen Mitte die Überreste eines alten Brunnens: Noch immrer tapfer gegen Moos und Rankenwelt ankämpfend. Trotz aller Risse und Brüche des verwitterten Gesteines. Auch jene großen Steinplatten über die sie liefen waren kaum mehr als der von der Flora verschlugenene Rest einer Zivilisation die schon lange in Vergessenheit geraten war. Ein Grab für die, deren Namen nie wieder jemand in Verbindung mit den Personen bringen würden die diese Namen trugen. "Und nun? Welchen Turm nehmen wir uns vor? Oder wird es die Mitte?". Die Blicke der Hüter trafen sich erneut, doch dieses mal, nach einem Augenblick der Konzentration nickten sie sich zu. Dort, jenseits des mittlerweile fast eingebrochenen Turm schien das Odor, wenn man es überhaupt so nennen konnte, der Verderbnis am meisten zu stinken. Eine knappe Kopfbewegung gen mittleren Turmes reichte. "Onyx halten Ausgang frei. Verlasst auf freien Rücken, Boss Ryu.", erklärte der Meisterschütze schließlich grimmig, ehe der Rest der Gruppe bereits beschloss, erste Schritte ins Tiefere des Hauptgebäudes der Ruine zu machen. "Seid vorsichtig und achtet auf Abnormalitäten im Bau des Gebäudes und kreisrunde Löcher in Böden und Wänden. Wäre nicht die erste Falle...", erneut stupste er ein nun schon wahrlich verwahrlosestes Skelett mit der Spitze seiner Schwertscheide an. "... Die hier jemanden das Leben gekostet hat."

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Westlicher Sumpf, Niradh, 2. Tag, später Abend - Zarra und Ornlu

    Sie hatte den Apfel genommen. Ornlu war niemand der daraus vorher sagte, welche Persönlichkeitsattribute Zarra dadurch hatte oder wie man dadurch ihr Wesen und zugleich den Ausgang einer Schlacht deuten konnte. Nein, es war einfach nur eine Auswahl geblieben. Innerlich hätte er auch gerne den Apfel gehabt, aber manchmal musste man ja auch gönnen können. Stattdessen war er versucht darin das Brot noch zu retten, indem er es im dem Lager zugehörigen Kessel legen würde, Wasser hinzu gab und alles zermatschen würde. Dann ein paar Kräuter hinzu, kein Salz, weil niemand mehr im Waldvolk scheinbar noch Salz besaß und erhitzen. Im besten Fall schmeckte es nach was.
    “Ein Königreich für einen Onyx als Waldkoch. Der hätte bestimmt eine Zwiebel, Knoblauch und etwas Speck dabei, um eine Brotsuppe zu machen.”, dachte sich der Jäger und aß dann Trockenfleisch. Wenn der Hunger bliebe, würde er es mit dem Brot im Kessel für sie beide versuchen.

    “Wie du lernst das Chaos zu beherrschen? - Willst du die kurze oder lange Antwort?”, fragte er und lehnte sich etwas zurück. Natürlich wollte sie die lange Antwort.
    “Beherrsche es einfach.”, sagte er dann, während Zarra noch auf unzählige weitere Sätze zu hoffen schien.
    “War das alles? Die lange Antwort!?”, fragte sie dann.
    “Beherrsche es. - Ist die kurze Antwort.”, sagte er und kramte in einer anderen Seitentasche seiner Ausrüstung. Zarra schien ein wenig verdutzt, um es am einfachsten auszudrücken.
    “Es gibt keine direkte Antwort, um das Chaos zu beherrschen oder eine Art Lehrplan. Man kann darüber tagelang reden, wenn man sich auf Augenhöhe im Wissen darum begegnet. Du aber bist nicht mal ein Welpe und ich ein alter Wolf. Ich werde dir aber sagen, was ich dir dazu sagen will. Nicht dass ich dich auf eine Fährte locke und du einen Weltenriss verursachst, der uns das hier im Sumpf eingebrockt hat.”, sagte er dann und kam doch aus seiner Reserve heraus.
    “Entscheidest du dich für diesen Weg, werden wir dich zum Steinkreis bringen. Dort gibt es dann ein Initiationsritual. Das Übliche mit Schmetterlingen die Flügel ausreißen, Blut für Blutgott und am Ende tanzen wir alle nackt im Kreis herum und bestimmen den König oder die Königin bis zum nächsten Vollmond. - Schon gut. Nur ein Scherz. - Nein, wir bringen dich dann ins Gleichgewicht. Wo Chaos ist, muss auch Ordnung sein. Wo Licht ist, braucht es auch Schatten. Du bist momentan zu stark eines von beiden. Ist das geschafft, lernst du das in dir zu beherrschen. Das Chaos und die Ordnung zu vereinen und als Magie zu erschaffen. Magie in Reinform, wie sie alles Leben und die Dinge durchströmt, ohne dass es ein Großteil bemerkt.”, führte der Druide aus und hob die Hände. Zarra bekam ganz leicht zu sehen, wie magische Schleier und Ströme in einem feuerorange zwischen seinen Händen floss und wieder versiegte.

    “Diese reine Magie dann zu formen und zu verändern…das ist die Kunst und das entscheidet dann über alles in deinem Leben. Von meinen Schlag gibt es nur sehr Wenige in dieser Welt. Man kommt nicht zu uns und möchte Magier werden. Wir sind Druiden, Erwählte der Natur. Das ist ein großer Unterschied. Wir sind eines der großen Geheimnisse des Waldvolkes und das bleibt so. Verstanden. - Als Extra gebe ich dir noch ein Gefühl für die Magie. Wie ich sie empfinde. Schließ die Augen.”
    Zarra schloss die Augen und musste sich erneut etwas doof vorkommen, denn Ornlu ließ sie warten. Nicht ewig, aber schon so, um zu sehen, ob sie geduldig war. Ob sie sich auf sowas einlassen konnte. Ab da wo er annahm, dass sie genug fokussiert war - begann er.

    "Sie ist wie eine Wolke, ein Nebel, der von Lebewesen zu Lebewesen treibt, angetrieben von Strömungen und Strudeln. - Sie ist wie das Auge eines Sturms, wie die Leidenschaften aller Lebewesen, die zu einer Energie werden, zu einem Chor. - Sie ist die anschwellende Welle am Ende des Lebens, das Versprechen neuer Gebiete, neuen Blutes. - Der Ruf neuer Mysterien in der Dunkelheit. - Sie ist das große Geheimnis des Lebens., wisperte der Druide in magischen Echos, die hier in Niradh durch die Wände noch einmal verstärkt wurden. Alles was sie machen musste, war mit der Welle…den Echos kurz mitzugehen, kurz zu spüren wie wahr diese Worte waren.
    “Und nun öffne die Augen. War dir das Antwort genug? Und wärst du bereit dafür, dass ich das Chaos in dir eindämme? Es wird dir die nächsten Tage erleichtern und ist im Grunde nichts weiter, wie dass ich dir die Magie die sich bei dir angestaut hat…raube. Wie einen vollen Eimer mit Wasser in einen größeren Eimer kippen. Du wirst danach sehr müde werden.”
    Geändert von Ornlu (13.04.2024 um 07:18 Uhr)

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