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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist gerade online

    Irgendwo in den Ruinen unterhalb des Weißaugengebirges~

    "Weil sie Angst um sich und ihr Kind hat.", wandte Ryu schließlich in ruhiger, aber doch fester Stimmlage ein und bot damit sämtlichen weiteren Konflikten, so hoffte er, für diesen Tag Einhalt. Und mit einem mal legte sich absolute Stille über die vierköpfige Gruppe. Der Hayabusa hatte einen guten Blick auf alle drei und sie reagierten, jeder auf seine Weise: Freiya weitete die Augen. Es war klar zu erkennen, wie sich ihr gesamter Körper anspannte, sie die Augen weitete und sich fast schon in Solidarität mit den Händen, Sechet gleich an den eigenen Bauch fasste. Sechet selbst griff sich schützend an die Stelle an der ihre Leibesfrucht wohl saß und blickte von panik erfüllt zu dem stoisch blickenden Hüter, während Griffin mit leicht offenem Mund und aufgerissenen Augen seine aufkommende Wut gegen eine Wand hatte krachen lassen. Gerade noch hatte der Waffenbruder des Templers die Arme hochgerissen und dem gleich seine Stimme zu erheben, doch schien ihn diese Wahrheit in der Bewegung versteinern zu lassen.

    "... Was?", kam es schließlich nach einigen Blickwechseln innerhalb der Gruppe. Dann nickte Ryu bestätigend. Er selbst schloss kurz die Augen und atmete einige male tief durch. Noch immer schmerzte es scharf und dumpf an seinem gesamten Körper, doch, so sehr er es hasste frisch aus dem "Krankenbett" zu stolpern... Die Entfernung des Schmutzes in seinen Wunden hatte zumindest das Gefühl des Brennens ein wenig gelindert. Generell trug diese kleine Verschnaufpause dazu bei, seinem Körper dringend nötige Ruhe zu verschaffen. Und, so ungern er es auch zugab... Das Essen gab Kraft. Wobei ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, das Fleisch einer korrumpierten Bestie zu verspeisen. Andererseits... Da war dieser wirklich große Hunger eines Wyvern in seinem Magen. Doch die Gedanken über den Zwiespalt zwischen Hunger und Abscheu wurden je von der kehlig klingenden Stimme der Felsnatter unterbrochen. Offenbar hatte ihr diese kleine Offenlegung die Kehle zugeschnürt. "Er hat recht... Ich werde alles tun, um mein... Unser Überleben zu sichern! Und ihr drei seid meine beste Chance dafür. Zu Beliar mit Duat und seinen Prinzipien! Ich verfluche den Tag an dem er uns hier runter sandte statt selbst zu gehen! Ich hasse ihn! Ich... Ich...", ihr Atem ging unruhig und es war der werdenden Mutter durchaus anzusehen wie sie mit sich kämpfte. Griffins Stirn fiel in tiefe Falten. Ein seltener Moment und Ryu konnte sich kaum erinnern, wann er seinen Freund das letzte mal so in einem inneren Zerwürfnis zwischen Misstrauen und Schuld gesehen hatte. "Was... Was wenn das einer deiner Tricks...?". Der sonst so gefasste, trotz seines verwahrlosten Äußeren, charmante Kerl schien nun wirklich etwas entgleist zu sein. Dieses mal jedoch packte Sechet ihn ihrerseits am Handgelenk und dem Spiel von Griffins Mimik nach zu schließen kam das einem Schraubstock wohl sehr nahe. Sie teilten einen tiefen Blick in die Augen des anderen. Sie, herausfordernd. Er, unentschlossen. Und auch Ryu und Freiya warfen sich jeweils einen Blick zu. Sie fragend, er ruhig, begleitet von einem kaum merklichen Nicken. "Wenn du auch nur annähernd das wilde Herz von Sarkany teilst, dann sieh selbst!", zischte sie entschlossen und drückte seine Hand auf ihren Bauch. Es stimmte, dass die von der Natur gesegneten Krieger ein Gefühl dafür hatten, das zerbrechliche, heranwachsende Leben zu spüren. Und Griffin bildete da offenbar keine Ausnahme.

    Freiya machte instinktiv einen Schritt nach vorne, stand nun auf einer Höhe mit ihrem Lehrmeister und beobachtete das ganze. Und auch Ryu hatte die Arme verschränkt. Die Dinge würden sich klären. Er kannte Griffin. Wusste um seinen Beschützerinstinkt. Der Südländer hatte im letzten Kampf mehr als bewiesen, dass er für seine Lieben bis ans Äußerste gehen würde. Um zu schützen. So war er schon immer gewesen. Das Gegenstück zum Schwertmeister, der den Sturm im Blut toben hatte. Den Kampf um Leben und Tod suchte weil es Teil seines eigenen, urinnersten Wesens war. Diese Suche nach immer größeren Herausforderungen. Es dauerte kaum einen Augenblick, als Griffin mit einem mal die Hand weg zog. In diesem kurzen Moment wandelte sich seine gesamte Haltung, ja, fast schon sein gesamtes Wesen ihr gegenüber und sein Ausdruck nahm wieder eine weiche, fast schon umsorgte Form an. "Verstehst du es jetzt? Ihr seid unsere einzige Chance, hier herauszukommen. Und ihr müsst schnell zu Kräften kommen... Also dachte ich...", Griffin winkte ab. "Sei doch einfach das nächste mal ehrlich, ja?"

    Es war, als lösten sich einige Schichten Höhlenstaub von den Wänden so wie die Anspannung im Nu von der Gruppe abfiel. Ryu nickte erneut, Freiya atmete auf und Griffin suchte irgendwelche Worte zusammen die der Peinlichkeit des Moments Einhalt gebieten sollten, gewürzt waren mit seiner üblichen, Witze zündenden Art und einem kleinen Scherz über sich, Schwangerschaften und einer sehr merkwürdig platzierten Gratulation. Und auch Sechet schien die Erleichterung zu spüren, ging, wenn auch etwas zögernd und murrend auf die Worte des Großen ein und spielte, wenn auch deutlich überspitzt die Beleidigte. Der Hüter indessen hatte eine andere Sorge und war bereits an die Stelle gegangen an der Odo am Ausbluten war. Auch Freiya war an ihn heran getreten während er daneben kniete und mit dem Finger durch die blutige Pfütze fuhr. Einige male zerrieb er die dickflüssige, schwarze Masse zwischen Zeigefinger und Daumen, schnupperte daran und verzog dann das Gesicht. "Was denkst du? Ist das wirklich genießbar?", gab er fragend an den Rotschopf weiter ohne zu ihr aufzublicken. "Hmm... Mir ist noch nicht übel und ich fühle mich auch nicht so wütend wie... Er hier. Und du? Wütend? Bauchschmerzen?", gab sie nur abschätzend zurück und kniete sich dann dazu um sich die Ausbeinarbeit Sechets zu begutachten. Der Templer neigte den Kopf hin und her, schüttelte ihn dann jedoch sachte. "Nein... Eigentlich hat das gar nicht so übel geschmeckt wenn ich ehrlich bin. Es ist zwar kein gutes Molerat Steak alá Hooqua, aber... Es füllt den Magen... Am Ende war Odo 'nur' ein Feuer-Waran. Aber diese schwarze Suppe... Hrm..."

    Sie beiden schauten ein wenig ratlos daher, als die Mutter in Spe mit Griffin an ihrer Seite zu ihnen trat. "Ich habe das Fleisch ordentlich gesäubert. Das Quellwasser hier unten ist erstaunlich sauber und wenn man es richtig anstellt bekommt man auch den größten 'Schmutz' herunter wenn man damit kocht. Wir kamen früher oft in diese Gegend um das Wasser für alle möglichen Gegengifte, Salben und Mixturen zu verwenden. Ich werde mit euch essen wenn ihr mir nicht glaubt.". Sie blickte provokativ in die Runde, offenbar bereit aufs Ganze zu gehen um zu zeigen, dass sie ihnen nicht schaden wollte. Und dieses mal stimmte Griffin als erstes zu. Offenbar hatte ihn die ganze Offenbarung gerade doch etwas in Schuldgefühle gestürzt. "He, aber iss uns nicht alles weg, so mit dem Hunger für zwei!".

    Die Felsnatter blickte ihn an, eine Braue angehoben, in den Augen Skepsis. Dann begann sie zu schmunzeln. Und auch Ryu wie Freiya setzten ein leichtes Lächeln auf. Es konnte jetzt endlich weiter gehen. Noch einmal blickte der Hayabusa zu Odo und legte dann die Hand auf seine regungslose Schnauze. "Am Ende rettest du uns noch, alter Freund."

    __

    Etwas später...

    Die vier verlorenen Kinder vom Waldvolk saßen um das kleine, spärliche Feuer in der kleinen Grotte die sie zu ihrem Rastplatz erklärt hatten. Sie alle hatten sich gütig getan an den paar Vorräten und Fleischstücken die sie von Odo erbeutet hatten. Schließlich handelte es sich hier um eine Gruppe fähiger Jäger die wussten wie man einer Bestie abgewann was gut war. Ryu hatte sich nach einigen ordentlichen Bissen wieder an eine der Höhlenwände gesetzt, den Kopf nach hinten gelehnt und die Augen geschlossen. Momentan nutzte er jede ruhige Minute um zu ruhen. Auch wenn er nachwievor den Worten der anderen lauschte. Griffin und Freiya arbeiteten in einem zaghaften, unschlüssigen Gespräch auf, was zuvor noch geschehen war im Kampf gegen die mutierte Bestie, während Sechet sich hauptsächlich um die letzten Fleischreste kümmerte. Sie alle waren erschöpft, doch schien das Essen immer wieder die müden Geister anzuregen. Eigentlich war es mit ein wenig Wärme und dezent gefülltem Magen doch gleich viel angenehmer, fast schon gemütlich hier unten. Es erinnerte den Templer an seinen Aufenthalt beim Kult damals. Als sich im Leibe des Gebirges noch bequeme Räumlichkeiten befanden. Gut beheizt und mit reichlich gefüllter Vorratskammer. Und tatsächlich war ihm im nächsten Moment, als würde ihn ein sanfter, oberflächlicher Schlaf umgreifen. Diese Schwelle des Abdriftens zwischen Wachsamkeit und Träumen wankte gerade schwer in seinem Geiste, aber irgendetwas... War anders. Nun, da sie endlich Ruhe bekamen und die Stille der Höhle sie umgab... Das leise Fließen der unterirdischen Quelle... Das Knistern des Feuers und das immerwährende Raunen der schier unendlichen Höhlengänge... Der Hüter fühlte etwas... Etwas unruhiges, als würde ein Grollen durch das Gestein wandern. Ein Zucken durch den Boden. Direkt unter seinen Beinen hin zu seinem Hintern. Der leichte Film an Luftfeuchtigkeit auf seinen Poren schien wie elektrifiziert und der Geruch von feuchter Erde und dem Saft von Efeu drang in seine Nase. Etwas stimmte nicht. So ganz und gar nicht. Sein Herz fühlte sich an, als würde es jeden zweiten Schlag aussetzen. Und mit einem mal, so schnell wie er aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch wieder... Der von Moos bewachsene Schädel aus dessen rechter Augenhöhle sich gleich den Beinen einer Spinne Dornen schlangen und um die darum liegende Augenhöhle schlangen. Dann... War er wieder wach.

    Nur schwach öffnete der Templer sein eigenes, rechtes Auge. Das funktionierte also noch. Dann wechselte er. Rechts zu. Links auf. Auch noch alles da. Sein Blick ging kurz durch die Höhle. Griffin war bereits wach und schaute gedankenverloren an die Decke. Die Augen des Templers musterten ihn von oben nach unten und auf seinem Schoß... Ruhte Sechet mit ihrem Haupt. Leise, als wäre er gerade aufgeschreckt, schnaubte Ryu kurz um die Aufmerksamkeit seines Waffenbruders zu erhaschen. Dieser blinzelte, leicht erschrocken in seine Richtung und erntete nur ein müdes Grinsen. Zwar wollte der Südländer noch ansetzen etwas zu sagen, doch winkte der Templer nur schwach ab. Erst dann fiel ihm auf, wie blass Griffin in diesem Moment wirkte. "Schlecht geträumt?" flüsterte der Hayabusa etwas heiser, woraufhin sein Gesprächspartner unsicher mit dem Kopf hin und her wog. "Nach dem Tag... Hat sich angefühlt, als stürzt die Höhle gleich ein und dann hab ich auch noch so einen ekelhaften Totenschädel gesehen... Du siehst aber auch nicht gerade munter... Moment... Verarsch mich nicht - Du auch!?"

    Ryu nickte, wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sich Sechet bereits zu regen begann und auch Freiya aus einem Nebengang an die Gruppe heran trat. "Ihr seid schon wach, gut. Ich habe mir die Ruinen ein wenig angesehen und...", sie hielt kurz inne, als die müden Augen des Templers ihr plötzlich einen 'Ohne jemandem etwas zu sagen?'-Blick zuwarfen, ließ sich jedoch nicht weiter beirren. Irgendetwas schien ihr sie sehr zu erleichtern. "... ihr beiden und Odo habt das ganze Gebirge derart durchgeschüttelt, dass ein paar neue Wege frei kamen. Die Erschütterungen haben einiges Geröll über einer Treppe lose gemacht... Ich glaube, dort in etwa liegt das Portal! Auf jeden Fall kommt an der Stelle Licht durch!"

    Noch immer seinem Traum nachhängend, blinzelte Ryu einige male und ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen. Griffin indessen schien wohl schon wieder bereit aufzuspringen, doch musste er sich, bedingt durch die noch immer schlaftrunkene Sechet, die nur ein verträumtes "Das ist wundervoll!" von sich gab, zurückhalten. Schließlich fand auch der Hayabusa sich wieder im Hier und Jetzt und rappelte sich ächzend auf. "Gut, worauf warten wir noch? Ich kann den Luftzug bis hierher spüren!"

    Aber wieso nur roch dieser frische Luftzug nur nach nasser Erde und dem Saft von Efeu?

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    In den Ruinen unterhalb des südlichen Weißaugengebirges

    Freiya blickte auf das riesige schwarze Loch, das da in der Wand klaffte. Es war die Stelle, an der Ryu Odo im Kampf durch die Höhlenwand in die hier dahinterliegende unterirdische Halle katapultiert hatte. Die Rothaarige hatte sich von der Gruppe entfernt – nicht ohne sich abzumelden, doch alles, was sie als Antwort erhalten hatte, war ein gebrummtes Hmmhm von Griffin –, weil die Natur sie rief und dabei hatte sie festgestellt, dass ihr etwas fehlte, was in derartigen Situationen eigentlich immer störte: ihr Bogen samt Köcher und Pfeilen. Die Sachen mussten ihr bei ihrem Sturz verloren gegangen sein. Sie hatte eigentlich vorgehabt, danach zu suchen, nun aber stand sie mit der Fackel in der Hand vor dem finsteren Loch und dachte an die dunkle Höhle mit den Leichenteilen und dem Berg an Überresten, auf dem sie gelandet war und wo sie am ehesten suchen müsste. Sie schauderte, nein, allein würde sie da nicht reingehen. Die anderen ruhten gerade und am Ende mussten sie sowieso wieder zurück zu der Stelle, weil es hier keinen anderen Ausgang gab.

    Sie drehte dem schwarzen Loch den Rücken zu und ihr Blick fiel auf die Halle mit Odos Leichnam, dann hin zu den Wänden. Langsam und neugierig näherte sie sich den Reliefs, nun, da sie den Kopf und offensichtlich auch die Zeit dafür hatte. Wie merkwürdig, dass sie nun, da sie Sechets Motive besser verstand, nicht mehr beunruhigt war über die Anwesenheit der jungen Frau der Felsnattern. Aber Freiya hatte verstanden, hatte gespürt, wie ernst es Sechet war – so ernst, wie es einer Frau, die ein Kind erwartete und deren Umgebung alles andere als geschaffen dafür war, nur sein konnte. Hoffentlich konnte Sechet das Verhalten der Felsnattern, ihren Hang zur List und zur Lüge, ablegen. Denn sie hatte eigentlich bewiesen, was für eine kluge Frau sie war, und Freiya war sich sicher, dass, wenn sie wirklich wollte, das Waldvolk ihr Wissen und ihre Kenntnisse zu schätzen lernen würde. Aber ob es wirklich so kommen würde, das müsste sich erst zeigen.

    Und wo sie gerade gedanklich beim Waldvolk war … erblickte sie Tooshoo auf einem der Reliefs. Die behauenen Steine zeigten eindeutig den Großen Baum und darunter Menschen, die sich davon entfernten, mit ihnen ein längliches Wesen – ein Wyvern. Freiya erinnerte sich, was Ryu erzählt hatte: wie die Angehörigen der Wyvern vom Waldvolk ausgegrenzt und vertrieben worden waren, weil sie Unglück über die Menschen brachten. Die Oberfläche des Reliefs wirkte alt, der Stein war nicht mehr glatt an den Stellen. Unter den Darstellungen waren Zeichen, die Freiya in ihrer Art vage bekannt vorkamen. Sie folgte den Reliefs weiter, die die Wanderung des Kultes ins Gebirge zeigten. Es folgten viele Szenen, wie sie sich in den Bergen schließlich niederließen, dabei immer wieder Darstellungen von Wyvern. Freiya verstand nicht ganz, was sie genau sah, manchmal schienen sie den Wyvern anzubeten, dann wieder schien alles drunter und drüber zu gehen, als würden Winde mit Unglück über sie kommen. Ihr fiel auf, dass die Reliefs detaillierter und ausgestalteter wurden, je weiter sie ging. Die Zeichen, die unter den Abbildungen standen, veränderten sich leicht, wurden ebenso feiner und Freiya war sich nun ganz sicher, diese Zeichen irgendwo auf oder um Tooshoo schonmal gesehen zu haben. Nur – sie konnte sie nicht lesen. Selbst wenn sie in einer ihr verständlichen Sprache geschrieben gewesen wären, hätte Freiya, die das Lesen nie richtig gelernt hatte, die Texte kaum lesen können. Sie konnte rechnen, hatte das als Gesellin eines Schneiders nun mal gemusst, und Maßeinheiten, ja, die erkannte sie. Doch Zahlen und Angaben über Stoffe oder Gewänder waren in diesen Texten hier nicht enthalten. Ihre Zeit beim Waldvolk hatte außerdem nicht dazu geführt, dass es eine Notwendigkeit dafür gegeben hatte, Lesen und Schreiben zu lernen.

    Eine Treppe nach oben unterbrach die Wand, Freiya aber wandte sich den Reliefs auf der anderen Seite davon zu, statt der Treppe auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken. Und hier gab es etwas Erstaunliches zu sehen …
    Da war ein riesiges Wandbild, das zeigte eine kleine Ansammlung von Häusern, dazu Bäume und eine große blaue Fläche … Wasser? Vielleicht einen See. Über dem See schwebte ein Wyvern, dem man mit Bernsteinen Augen eingesetzt hatte. Eine Menge Menschen standen um den See und die ganze Szenerie wirkte bedrohlich. Während der eine Teil sich dem Wyvern ganz offensichtlich entgegen stellte, wirkte der andere Teil, als würden sie ihn anfeuern. Freiya begann die Gruppen aufmerksam zu studieren, ging mit ihrem Gesicht und der Fackel nah ans Gestein heran. Da war eine Figur mit einer Waffe, es könnte ein Schwert sein, die sich dem Wyvern entgegen stellte. Bei ihr eine Figur mit einem noch länglicherem Gerät, ein Speer oder vielleicht auch ein Stab? Da waren noch mehr Leute, manche von ihnen mit einem Bogen und einer schien einen großen spitzen Gegenstand in der Hand zu halten. Auf der anderen Seite hingegen Figuren, die ganz anders wirkten. Auch dort hielt eine Gestalt einen länglichen Gegenstand, allerdings an den Mund, eine ... Flöte? Und eine kräftige Gestalt, der die Häscher anzuführen schien. Merkwürdigerweise fand Freiya, als wären die, die offensichtlich auf der Seite des Wyvern waren, feiner, fast liebevoller ausgestaltet als jene, die sich gegen dem Schuppentier erwehrten. Wie ein dunkler Hauch umgab den Wyvern und die, die bei ihm standen.
    Lange blickte Freiya auf das Bild. Sie wusste, was es darstellte, denn Ryu hatte es im Lager der Felsnattern am Rand des Tals des Todes erzählt: Es war der untote Wyvern, der angeführt von den Häschern Beliars den Ort Silden auf dem Festland heimgesucht hatte. Als Freiya den Kopf hob, erkannte sie auch eine Ansammlung von Buchstaben, die das Ganze überschrieben. Einen Buchstaben erkannte sie – ein S. Wie in Silden.

    Sie drehte sich zur Seite und machte einen Schritt, blickte dann auf das nächste Relief. Da war wieder die Ansammlung an Häusern und Bäumen und der See, diesmal aber lag der Wyvern tot in dessen Wasser. Das Leuchten seiner bernsteinernen Augen war erloschen, denn nun war daneben ein menschliches Gesicht in den Stein geprägt, dessen Augen selbst jene Bernsteine zeigten. Freiya runzelte die Stirn.
    Oh.
    Ihr fiel wieder ein, was sie gedacht hatte, als sie die Erzählung aus Ryus Mund vernommen hatte: Wie tötete man ein Wesen, das schon tot war? Nun …
    Wieder betrachtete sie die Szenerie und nach einer Weile wanderte ihre Fackel samt ihres Blickes ein Stück nach oben. Da waren wieder Buchstaben. Wieder ein Wort, das mit S begann. Aber es folgten andere Buchstaben, das konnte die Rothaarige so weit erkennen, es war nicht Silden, was dort stand.
    S… Ssss….
    Sarkany … vielleicht? Hm …
    Noch einmal ließ sie die Fackel sinken und blickte auf das steinerne Gesicht. Viele Dinge gingen ihr durch den Kopf, Fetzen von dem, was Ryu erzählt hatte, seit sie ihn kannte, was sie gesehen hatte, was Lyrca gesagt hatte … Es fiel ihr schwer, die Puzzleteile zusammenzufügen. Und zu allem kam noch die Frage hinzu, was Griffin mit all dem zu tun hatte. Er hatte ebenso das wilde Herz, Freiya hatte es auf verschiedene Arten gesehen. Selbst Sechet schien es zu wissen, hatte sie ihm es doch direkt ins Gesicht gesagt bei ihrer kleinen Auseinandersetzung. War all das der Grund für Griffins Verhalten in der Vergangenheit und für den Hauch des Mysteriums, den Ryu umgab?
    Ein Text aus diesen bekannten Zeichen war neben dem Relief eingelassen. Vielleicht hätte dieser ihr mehr Verständnis über die Ereignisse gebracht, hätte sie ihn lesen können. Gedankenverloren strichen ihre Finger über das Gestein.

    Ein Geräusch ließ Freiya hochfahren. Ein hoher Ton drang an ihre Ohren und ihr war, als hätte sie den Schrei eines Adlers gehört. Aber das war ja unmöglich hier mitten unter dem Berg! Wenn sie etwas gehört hatte, dann vielleicht … den Wind!?
    Sie riss sich los von den Reliefs, als etwas gänzlich anderes ihren Blick erhaschte. Dort, am oberen Ende der Treppe wo Geröll den Durchgang versperrte, dort drang ein Lichtschein durch die Felsbrocken. Das war kein Fackelschein! Das war Tageslicht! Könnte das … Sie versuchte sich kurz zu orientieren: Das Loch, in das zuerst Odo und Ryu und dann sie und auch Griffin verschwunden waren, lag in die eine Richtung und wenn man auf der anderen Seite dieser Felswand hier stand … dann … könnte das das Portal sein!
    Sämtliche Gedanken über die Reliefs waren für einen Augenblick fortgeweht, sie dachte nur noch daran, dass hier der eigentliche Ausgang zu finden war. Sie drehte sich um, als sie wieder dieses Geräusch vernahm, diesmal aber war sie sich sicher, dass sie den Schrei eines Adlers gehört hatte. Sie hielt kurz inne, dann setzte sie sich wieder in Bewegung und lief mit raschen Schritten zu den anderen zurück.

    Es dauerte nicht lang, da standen sie zu Viert vor der Treppe. Ryu hatte die Arme verschränkt und nickte:
    „Wir sind auf der anderen Seite vom Portal“, bestätigte er.
    „Und wie kommen wir da jetzt raus?“, sprach Sechet die Frage aus, die Freiya, die wirklich keinerlei Ahnung hatte, wie man Geröll auf eine sichere Art und Weise entfernte, durch den Kopf ging.

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    King Kong Avatar von Griffin
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    »Auf drei?«
    »Auf drei!«

    Es folgten zwei kurze, vielsagende Blicke, ein Nicken, ein kurzes Anzählen bis drei und dann Poltern, Tosen, Dröhnen und allgemein brachiales, ohrenbetäubendes Krachen, Rumsen und Grollen, das zu allem Überfluss auch noch von den kargen Wänden der kleinen Höhle widerhallte und dazu führte, dass Sechet sich die Ohren mit den Händen zuhielt und Freya unangenehm verstimmt das Gesicht verzog.
    »Hab ich doch gesagt: Das wird ganz einfach.«, scherzte Griffin, nachdem sich der Schutt, der Staub und der Lärm schließlich gelegt hatten. Er klammerte noch immer an der Felswand knapp oberhalb der Stelle, an welcher der Schutt sich aufgetürmt hatte. Freiya kicherte hinter vorgehaltener Hand leise und auch auf Sechets Gesicht schlich sich so etwas wie ein Lächeln. Nicht unweit von ihm hing auch Ryu an der Wand und warf den dreien vielsagende Blicke zu. Sein Körper war von allem, was sich in der Höhle zugetragen hatte, deutlich stärker beansprucht und dennoch hatte er dem verrückten Plan des Braunhaarigen zugestimmt.
    »Ja, Kinderspiel.«, erwiderte er ermattet und kletterte an der Wand nach unten. Freiya und Sechet kraxelten vorsichtig über Schutt, Geröll und bauliche Reste, sodass nur wenige Augenblicke später der ungleiche Vierertrupp wieder vereint war.

    »Einen Augenblick noch.«
    Griffin baute sich vor Sechet auf. Sogleich trat Freiya an die Seite der beiden und legte dem Braunhaarigen beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Griffin!«, sprach sie sanftmütig. Er aber bedachte sie nur mit einem kurzen Blick, der seine guten Absichten transportierte und sie ließ von ihm ab. Sie vertraute ihm. Und das war ein sehr merkwürdiges Gefühl.
    »Sechet.« Er fasste die Natter mit beiden Händen an den Schultern und konnte sich nur mit Mühe überwinden, ihr ins Gesicht zu blicken. »Wenn wir gleich hochgehen.« Er schluckte. »Er war dein Bruder. Nur deiner. Er war nicht unser Bruder. Er war in meinen Augen nicht mal mehr Teil des Waldvolks, denn er hat versucht uns zu töten, Freiya verletzt und…« Griffin atmete aus. »Es tut mir leid. Nein, das ist falsch. Es tut mir nicht leid. Ich bereue nicht, was ich getan habe. Ich würde es jederzeit wieder tun. Aber dass du es sehen musst, tut mir leid.« Dann ließ er von ihr ab. Was er von ihr halten sollte, wusste er noch immer nicht so wirklich, aber eine Person, die man einst Bruder nannte, so zu sehen, war für niemanden schön. Auch nicht für eine Felsnatter.

    Als die vier endlich wieder an die Oberfläche traten, mussten sie den Blick abwenden oder sich die Hände schützend vor die Augen halten, denn ihre Augen waren nach all der Zeit in der Düsternis die Helligkeit der Mittagssonne nicht mehr gewohnt. Und auch, wenn der modrige Gestank des Todes dem Tal noch immer anhaftete, war Griffin froh, endlich wieder frischere Luft atmen zu können.
    Und gerade, als ihm der Leichnam der Felsnatter einfiel, die er als Mahnmal auf einem Speer in der Mitte des Tals platziert hatte, stiefelte Sechet an ihm vorbei. Er wollte sie aufhalten, aber als sein Blick auf die Mitte der Senke fiel, musste er feststellen, dass der Körper verschwunden war. Die verbliebene Natternfrau deutete nach oben. »Earu.«, entfuhr es ihr atemlos und sie beschleunigte ihre Schritte. Ob nun aus Freude oder vor Wut vermochte Griffin nicht zu sagen. Der Anführer der Nattern, die oberste aller falschen Schlangen, war in der Zwischenzeit hier unten gewesen. Und jetzt wartete er auf sie.

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Am Ende eines langen und dunkeln Tunnels~

    Ryu sog die kühle Mittagsluft tief in seine Lungen und es tat so verdammt gut! Unterirdische Abenteuer und Kämpfe auf Leben und Tod hatten zwar immer ihren Reiz, doch der Moment danach, wenn man aus den Tiefen entstieg... War so unbezahlbar wertvoll. Und selbst wenn dieser Atemzug gefühlt den Staub in seiner Lunge aufwirbelte und brannte, so war es die Kühle... Diese wundervolle Kühle, zwar noch geschwängert von Odos fauliger Anwesenheit und doch schon einen Deut besser. Ein jehes "Earu" jedoch ließ den Templer die zuvor geschlossenen Augen nun wieder auf die Situation vor ihnen richten. Und mit einem mal verdüsterte sich Miene des Hüters schlagartig. Sie alle hielten inne: Griffin, Freiya wie Ryu. Und Sechet? Sie war eben noch im Begriff gewesen auf Griffins Erklärung loszustürmen, hielt dann allerdings inne. Sie atmete zittrig auf und ihr ganzer Körper begann mit einem mal zu beben. Wie schon gewohnt umgriff sie ihren Bauch mit der Rechten wo ihre Linke, zur Faust geballt, hoch an ihr Brustbein ging. Fast schon, als wollte sie den Knoten der sich dort gebildet hatte herausreißen wollen. Der Hüter spürte den Ernst der Lage, wollte gerade das Wort erheben, als Duat auch schon das Wort an sie richtete und einen Schritt auf seine Sippenschwester zuging. "Liebste Sechet! Ich fasse es nicht... Du lebst! Das ist wahrlich der Hoffnungsschimmer für uns! Die große Schlange hat uns nicht verlassen!". Doch wo Sechet starr stehen blieb, keinen Meter wich aber auch nicht in die offenen Arme ihres Sippenvaters ging, trat das Dreiergespann aus Tooshoo links und rechts neben die werdende Mutter. Dieses mal erhob Griffin das Wort. Sogar auf eine Art, wie es dem Templer einen ungläubigen Blick abverlangte. So hasserfüllt hatte er den Südländer nie gesehen. Zumindest konnte er sich an keinen Kampf und keine Schlacht erinnern, in der er so ein Brennen in seinen Augen hatte erkennen können.

    "Du dreckiger, kleiner Bastard hast WIRKLICH den Nerv hier noch aufzutauchen!? Reicht es nicht, dass ich deinen hinterhältigen Ritzenlecker hier festgesetzt habe nachdem er uns in den Rücken fallen wollte!? Ich hab die Schnauze voll von euch... Euch... Verdammte Scheiße, du schickst eine werdende Mutter in dieses Loch und schaukelst dir selbst dort oben die ranzigen Eier!? Vielleicht wird Beliar ja mit dir gnädig sein. Ich werde es nicht!", und gerade als der neu erwachte Hüter seinen Instinkten nachgeben, Freiya im Begriff war mit ihrem Schwert in der Hand los zu stürmen und auch Ryu einen Scavanger mit ihm rupfen wollte, hob Sechet entschieden jene Hand die eben noch an ihrer Brust lag. "Nein, wartet! Bitte!". Die Frau mit dem geflochtenen Haar wandte sich zu der Gruppe um die bereits im Halbkreis in der Bewegung inne hielt. "Bitte. Lasst mich das klären. Freiya... Sarkany... Griffin... Bitte."

    Ryu fühlte den kühlen Griff ihrer dürren Finger um seinen Unterarm und auch Griffin schien durch dieselbe, sanfte Geste wieder ins Hier und Jetzt gerufen worden zu sein. Auch wenn der Templer ihm deutlich ansah, wie der nächste Protest bereits schwälte. In diesem Moment konnte der Hayabusa wirklich jedweden Gedanke und den Wunsch nach Rache nachvollziehen. Er selbst hätte Duat wohl durch das Portal geworfen und es erneut zum Einsturz gebracht, wären sie alleine gewesen. Es war schließlich das eine wenn man IHN in Gefahr brachte, aber seine Schülerin und seinen Waffenbruder? Menschen, die ihm nach langer wie kurzer Zeit schon so am Herzen lagen? Wissentlich?

    "Nein, Sechet! Es ist genug...", doch nach einem langen Blickaustausch zwischen der Felsnatter und der roten Snapperin äußerte selbst diese sich mit einem widerwilligen und zähneknirschenden "Lass sie.". Dann ging ein Blickwechsel zwischen der Bittstellerin, Ryu und dem sich auf das Veto berufenden Griffin umher. Der Schwertmeister hielt ihren Blick eine gefühlte Ewigkeit. Versuchte darin zu lesen und seine eigenen, noch immer arbeitenden Wünsche nach Genugtuung hinten an zu stellen. Etwas das ihm die Jahre lange Disziplin seiner Ausbildung durchaus ermöglichte. Selbst in Situationen wie jetzt. Dann schloss er die Augen und nickte einmal lediglich leicht angedeutet. Nun trafen sich die Blicke der beiden Waffenbrüder. "Von allen dieser Sippe verdient sie noch am ehesten unser Vertrauen.", äußerte der Krieger schließlich, woraufhin sein Freund nur säuerlich und mit der Gesamtsituation unzufrieden nickte. Da war wohl noch das Gefühl von Schuld ihr gegenüber. Sechet blickte jeden der Drei noch einmal mit einem seltsamen Ausdruck aus Dankbarkeit und Entschlossenheit entgegen. Es wirkte für einen Moment, als bräche eine harte Maske in ihren Zügen bevor sie sich in Richtung Duat wandte. Der Waffenbruder des Templers fletschte ungeduldig die Zähne. "Mhrm... Hoffentlich weiß sie was sie tut."

    Duat stieß einen Laut der Erleichterung aus, als seine totgeglaubte Sippenschwester auf ihn zuging, ebenfalls die Arme ausbreitete und ihn darin einschloss. "Gut, gut! Du bist doch vernünftig! Fehlt dir auch nichts? Haben sie dir etwas getan?". Der gebrochene Schatten des einst so stolzen Familienvaters griff ihr ans Kinn, drehte ihr Haupt von links nach rechts und zurück. Dann drückte er sie noch einmal an sich. "Oh der großen Schlange sei Dank! Unsere Sippe wird bestehen!".

    Der Hüter beobachtete diese ganze Szene mit größter Sorgfalt. Der Sippenvater sah so derangiert aus: Die Nase geschwollen und blutig. Seine Augen glasig und blutunterlaufen. Sein Antlitz von dicken Schweißperlen benetzt. Was war nur aus dem einst so stolzen Oberhaupt der Felsnattern geworden? Dem Mann der zwei mal Maß nahm und dann zuschlug? Was hatte ihn so zu Fall gebracht? War es das Gewicht seiner Aufgaben? Der Moment, dem totalen Versagegen gegenüber zu stehen und zu erkennen, dass man gescheitert war? Wäre die Lage eine andere, so hätte Ryu fast Mitleid diesem Mann empfunden.

    Aber... Was war das schon wieder!? Jener Geruch von Efeu und nasser Erde... Er wurde mit dem nächsten Windzug einmal mehr stärker und drang, gefühlt, bis in den hintersten Winkel des Bewusstseins. Versuchte ihn zu locken... Zu... Ja, zu was eigentlich? Für einen Augenblick lang fühlte es sich an, als würde er sehr langsam spüren wie der süßeste Honig an den Wänden seines Geistes hinab floss. Sanft, klebrig und mit dieser wirklich einladenden Note zu zu greifen. Ein Blick zu seinen Gefährten verriet: Freiya schien konzentriert, hatte ihre Klinge noch immer fest umklammert und nichts davon mitbekommen. Jederzeit bereit loszuschlagen. Oder sie war verdammt gut darin, dieses Gefühl zu unterdrücken. Und Griffin? Auch er wirkte einen Augenblick lang nicht ganz bei sich selbst. Das Aufblähen seiner Nasenflügel. Die schneller werdendere Atmung, als habe er von etwas die Witterung aufgenommen was in diesem Gemisch aus Faulgestank und frischer Bergluft eigentlich gar nicht vorhanden sein durfte... Das ganze war nun ein deutlich unpassender Moment!

    Der Hayabusa konnte noch beobachten, wie Sechet ihrem Sippenvater etwas ins Ohr zflüsterte. Der Tonlage nach eine Frage auf welche Duat nur schwieg. Dann lösten die beiden ihre Umarmung leicht. Sie teilten einander einen langen Blick und im ersten Moment traf es den Hayabusa fast wie der Schlag. Hatte sie die Drei am Ende doch verraten? Nein... Nein, SO eine schlechte Menschenkenntnis lag ihm ferner als alles andere! Aber warum...

    Es war ein seltsames Spiel das sich dort vor ihnen abspielte. Von der Seite wirkte Sechet urplötzlich ruhig und wie ausgewechselt. Fast schon kalt und distanziert von allem was Wärme oder Mitgefühl auszustrahlen wollte. Ihr Zittern hatte abrupt geendet. Die durch das harte Leben in der Natur geformten Muskeln unter den frei liegenden Armen waren mit einem mal aufs äußerste angespannt. "Ja. Das dachte ich mir.", waren schließlich ihre Worte als sie sich völlig von Duat löste und abwandte. Und er? In den Augen des Sippenführers machte sich eine schreckliche Erkenntnis breit.

    Sechet ging einige Schritte bis sie genau auf halbem Wege zwischen ihren Rettern und ihrem Sippenvater stand. Doch statt den gebrochenen Mann noch eines einzelnen Blickes zu würdigen, ließ sie ihn einfach mit einer grausigen Erkenntnis stehen, die sich bildhaft und voller Horror und Entsetzen in seiner Mimik wiederspiegelte. In seiner Hand hielt er einen langen, giftgrünen Nagel in die Höhe hielt und ließ diesen dann direkt zu Boden fallen. Die werdende Mutter hingegen senkte nur Blick hinab auf ihren größten Schatz im Leben. Dann, nachdem Duat röchelnd und mit einem dumpfen Geräusch auf alle Viere gefallen war, umfasste sie mit beiden Händen den eigenen Bauch.

    "Du warst einmal ein Held für uns, Duat. Aber dann, eines Tages, bist du gerannt statt zu kämpfen und hast deine Sippe und die große Schlange verraten... Sarkany...", sie blickte mit einem seltsamen Glänzen in den Augen zu dem Schwertmeister. Als wäre sie aus einem langen Alptraum erwacht. "Er kannte die Antwort nicht. Und dafür hat ihn die große Schlange ein letztes mal geküsst. Bald werden seine Gelenke verhärten und sein Körper den Felsen gleich zwischen denen die Nattern leben... Und dann liegt es am Urteil Ningishzidas. Mögen nicht einmal die Ratten sich am Fleisch des Verräters laben..."

    Dieses plötzliche Lächeln in ihrem Gesicht, fast schon fürsorglich beim Streicheln ihres Sprosses... Es trieb dem Hayabusa einen eiskalten Schauer über den Rücken. Ganz im Gegensatz zu dem krassen Gegenbild welches Duat ihnen bot: Auf alle Viere gesunken, krampfte er sich unter von Schmerz erfüllten Lauten zusammen... Niemand sprach in diesem Moment. Niemand agierte. Die Natur würde urteilen. Ein alter Mensch würde gehen. Ein junger Mensch würde kommen. Ein gerechter Handel. Doch bei alledem waren sich die drei Überlebenden an diesem neuen Tag unter der Sonne einmal mehr bewusst geworden: Wer die Kinder des Waldvolkes in Gefahr brachte... Den erwartete ein qualvolles Ende.

    Duat würde sein Urteil an diesem oder in den nächsten Tagen ereilen. Doch würde dann niemand mehr bei ihm sein. Denn für Freiya, Griffin und Ryu blieb nichts mehr zu tun n diesem Tal des Todes. Nichts, außer dem Weg nach Hause...
    Geändert von Ryu Hayabusa (25.02.2024 um 03:51 Uhr)

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Es war kalt. Freiya war kalt. Eiskalt lief es ihr den Rücken hinab. Lag es daran, dass sie aus der geschützten Höhle getreten waren? So kalt konnte es doch hier im Tal nicht sein. Nein, es musste etwas anderes sein … Die Rothaarige schauderte ob dessen, was sich gerade von den Augen aller Anwesenden abgespielt hatte. Sie blickte Sechet hinterher, die zielstrebig und ohne zurückzublicken den Weg aus dem Tal antrat.
    Die junge Felsnatter hatte eine Art der Rache gefunden, die den drei Angehörigen des Waldvolkes wahrscheinlich nie eingefallen wäre. Sie hatte auf Art ihrer Sippe gemordet. Perfide. Listig. Und doch so unfassbar verdient, wie Freiya erschrocken wegen ihrer eigenen Gefühl feststellen musste. Keiner von ihnen hätte Duat ein derartiges Ende bereiten können. Ein grausames Ende.
    Es war Griffin, der sich als Erster nach Sechet in Bewegung setzte. Auf seinem Gesicht ein Ausdruck der tiefsten Abscheu Duat gegenüber. Kurz hatte er auf seiner Zunge gekaut, als er Duat das letzte Mal angesehen hatte und Freiya fragte sich, ob er nur mit größter Mühe dem sterbenden Anführer der Felsnattern nicht ins Gesicht gespuckt hatte. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, doch dann drehte er sich abrupt und stiefelte Sechet hinterher.

    Freiya fing kurz Ryus Blick auf, dann sah sie zu Duat, der weiterhin am Boden war, das Gesicht verzerrt, wie eine Fratze. Als würde sich nun sein wahres Wesen zeigen. Ihr schauderte erneut am ganzen Leib. Fröstelnd legte sie ihre Arme um den Körper und ohne ein weiteres Wort ging sie schließlich Griffin und Sechet hinterher. Zu gerne hätte sie Duat gefragt, warum er keine Hilfe beim Waldvolk und bei Ryu gesucht hatte, doch einerseits bezweifelte sie, dass sie Antworten bekäme und anderseits war sie zu erschöpft. Sie fühlte, wie sich eine Müdigkeit über ihren Geist und über ihren Körper legte und alles an ihr nach einer Pause und nach Erholung zu schreien begann. Sie wollte nicht mehr denken. Nicht mehr fühlen. Nun, da sie endlich das Tageslicht erreicht hatten, in Sicherheit waren, war sie wie ausgebrannt und fühlte sich wie die verkohlten Reste eines Feuers, das zuvor mit hohen Flammen gelodert hatte.

    Ryu schien ihr nicht gleich zu folgen. Vielleicht hatte er doch noch etwas mit dem sterbenden Duat zu klären. Sie schlich fröstelnd weiter, den Blick nach vorne gerichtet. Wie hell es nun auf einmal war! Bereits jetzt hatte sie das Gefühl, dass der Wind, der ihr zunehmend zusetzte, etwas frischer war als zuvor. Als atmete die Umgebung auf, in dem Wissen, dass der schleichende Tod dieses Tales selbst sein Ende gefunden hatte.
    Kurz bevor sie das Lager erreichte, sah sie Griffin im hohen Gras stehen, Sechet war nicht zu sehen. Sie musste schon das Felsplateau mit dem Lager erklommen haben.
    Der große Kerl hatte sich umgedreht und sein Blick wanderte über das Tal. Freiya stellte sich zu ihm und ließ ihren Blick ebenfalls schweifen. Die Wintersonne tauchte alles in ein diffuses Licht. Der Nebel, den sie bei ihrer Ankunft noch gesehen hatten, war verschwunden und nun konnten sie das ganze Ausmaß dessen sehen, was Odos Verderbtheit angerichtet hatte.
    Es dauerte nicht lange, als Ryu sich zu ihnen gesellte und sie schließlich zu dritt auf das blickten, was vor ihnen lag. Sie schwiegen, bis Freiya schließlich leise das Wort erhob.
    „Wird die Natur sich erholen?“, sprach sie die Frage aus, die über allem schwebte. Konnte es so werden wie vorher? Und damit meinte sie plötzlich nicht nur die Natur in diesem Tal, sondern auch irgendwie sich selbst. Denn sie wusste, dass das, was sie erlebt und gesehen hatte, sie verändert hatte. Sie war dem Tal als ein anderer Mensch entstiegen, als sie hinein gegangen war.
    Ryu neben ihr nickte bedächtig:
    „Wie sie es immer tut. Wie wir es immer tun. Manchmal dauert es länger, manchmal kürzer. Aber am Ende überdauert sie alles.“
    Das war ein tröstlicher Gedanke, fand die Rothaarige.

    Erneut kam ein kalter Wind auf und Freiya schüttelte es, diesmal stärker. Griffin legte ihr plötzlich mit einem fragenden Blick die Pranke auf die Schulter:
    „Bist du ok? Du bist echt so blass, du könntest dich prima vor ner Kalkwand tarnen“, sagte er. Freiya schüttelte sachte den Kopf.
    „Nein, ich fühle mich tatsächlich nicht gut“, gab sie zu.
    Ryu trat heran und bemaß sie mit einem prüfenden Blick, dann sagte er entschieden: „Wir rasten hier heute Nacht und machen sofort ein Feuer. Das gibt Ruhe und Wärme für dich.“
    „Sag ich auch nicht nein zu!“, erwiderte Griffin und auch Ryu nickte.

    Und so saßen sie schließlich zu dritt um das Feuer, Freiya in ihren Schlafsack und alle Kleidungsstücke eingewickelt, die sie bei sich gehabt hatte. Doch, sie fröstelte immer noch. So langsam ahnte sie auch, warum. Inzwischen hatte sie Gliederschmerzen und die Wunden, die der Kampf gegen Odo geschlagen hatte, brannten. Ihr Körper setzte sich all dem, was ihr zugestoßen war, zu wehr und begann den Heilungsprozess mit einem Fieber. Sie versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen, jede noch so kleine Bewegung überzog sie mit einer Welle von Kälte. Da half auch das Feuer nichts.
    Zu dritt waren sie, ja, denn Sechet war nicht mit beim Lager. Sie waren hier oben auf den jungen Djeser getroffen, der die Leiche von Earu und die verbliebenen Überreste der Zwillinge geborgen hatte, und denen beide Felsnattern nun eine Bestattung nach der Art ihrer Sippe zukommen ließen.

    Freiya hatte versucht zu schlafen. Ihre Augen waren vor dem Feuer immer wieder schwer geworden ebenso ihr Kopf, doch immer, wenn sie gerade dabei war, die Schwelle zum Schlaf zu übertreten, sah sie erneut Odo vor sich und schreckte hoch. Immer wieder zuckten Bilder durch ihren Kopf und ihr war, als wäre sie erneut in der Höhle und das Monster vor ihr. Dann wollte sie aufspringen, ihr ganzer Körper schien zu beben. Nach einer Weile dann gab sie frustriert auf. Sie konnte es nicht. Sie fand keine Ruhe. Zu allem kam noch ein merkwürdiges Gefühl an ihrem Rücken hinzu. Wie ein Jucken, doch nicht oberflächlich auf der Haut. Wenn sie versuchte, sich an der Stelle an ihrem linken Schulterblatt zu kratzen – was wirklich nicht einfach war – dann kribbelte es einfach weiter ohne die ersehnte Erlösung durch die Berührung der Fingernägel. Hatte sie sich etwas getan, als sie auf dem Haufen Überreste gelandet war? Eine Krankheit eingefangen? Vielleicht sollte sie einen Blick darauf werfen lassen. Doch als sie darüber nachdachte, ihren Rücken dafür entblößen zu müssen, wurde ihr ganz schwindelig. Nein, das … nein!

    Zunächst versuchte sie sich damit zu beruhigen, was nun vor ihnen lag. Sie würden in den Sumpf zurückkehren. Nach Tooshoo. Doch dieser Gedanke machte alles noch schlimmer: ihre Unruhe und das Kribbeln am Rücken. So ein Mist aber auch! Was war denn nur los?
    Zutiefst frustriert atmete sie aus und versuchte es erneut. Sie musste an etwas denken, dass sie beruhigte. Was hatte sie zuletzt beruhigt? Welchen Ort der Ruhe könnte sie in ihrer Erinnerung aufsuchen, wenn die Erinnerung an Tooshoo sie aus irgendwelchen Gründen so aufwühlte? Da kam ihr endlich eine Idee und sie wühlte unter ihren Schichten in dem kleinen Beutel, den sie bei sich trug. Zitternd beförderte sie den kleinen Lavendelzweig hervor und roch daran. Der Geruch und die Erinnerung an die Wiese mit den Hummeln beruhigten sie tatsächlich ein bisschen. Das war ein Ort der Ruhe und Gelassenheit für sie gewesen. Während sie weiter mit geschlossenen Augen an den Lavendelzweig roch, ließ sie vorsichtig ihre Gedanken wandern. Dachte daran, wie sie mit Ryu durch den herbstlichen Wald gelaufen war und wie sie am Felsenmeer angekommen waren. Ihr fielen seine Lektionen ein und die kleine Eidechse, die sie gesehen hatten. Und wie sie schließlich auf die Felsnattern getroffen waren, die Griffin aufgegabelt hatten. Der unangenehme Gedanke, was die Sippe mit dem bärtigen, großen Kerl gemacht hätte, wäre Ryu nicht aufgetaucht, schlich sich in ihren Geist. Und bevor sie ihren Kopf Einhalt gebieten konnte, wanderten ihre Gedanken schon wieder zu dem Kampf um Leben und Tod, den Duat ihnen ohne Vorwarnung aufgezwungen hatte.
    „Also“, holte Griffins Stimme sie wie aus einer fernen Welt zurück ins Hier und Jetzt. Es war dunkel geworden und Freiya fragte sich, wie lange sie schon in ihrer Fiebertraumwelt vor sich hin fantasiert hatte. „Was nun?“, fragte Griffin schlicht.

    Eine ganze Weile lang war Ruhe und nichts weiter zu hören als das Knacken des Lagerfeuers. Als Ryu schließlich langsam den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, war es Freiya, die ihm dazwischenfuhr:
    „Der Sumpf … er ruft uns …“, sagte sie und ein Beben durchfuhr ihren angespannten Körper. Sie versuchte abermals sich irgendwie noch besser zuzudecken. Die beiden Männer blickten sie an, also begann sie zu erklären:
    „Nach dem Earu mich nach unten befördert hatte, hatte ich … ich weiß nicht … einen merkwürdigen Traum? Jedenfalls habe ich Lyrca gesehen, sie ist eine sogenannte Seherin auf der Insel Feshyr. Sie erzählte mir, dass der Sumpf sich erheben wird und dass eine schwere Prüfung vor uns liegt. Deswegen werden wir alle gerufen. Aber sie meinte auch, dass wir alle die gleichen Chancen hätten. Bevor ich sie fragen konnte, was sie meinte, war ich bereits am Aufwachen, da Griffin mich gefunden hatte.“
    Zugegebenermaßen war das eine wirklich sehr kurze Version ihres „Besuches“ bei Lyrca, aber es enthielt erst einmal die wichtigsten Informationen, die sie bereit war preiszugeben.
    „Ich weiß, das hört sich seltsam an. Aber ich … vertraue ihr … irgendwie. Und glaube nicht, dass das eine Einbildung gewesen war …“, sagte sie leise. Hoffentlich dachten die beiden nicht, dass sie jetzt vollkommen übergeschnappt war oder irre Visionen die Folge ihrer Verletzungen gewesen waren. Sie schwieg kurz, denn das Reden war anstrengend und der Gedanke an das, was geschehen war, ließ sie erneut zittern.
    „I-i-ich muss zugeben, dass e-e-es m-mich w-wirklich zurück in d-d-den Sumpf drängt“, sagte sie schlotternd. Und wieder kribbelte diese Stelle an ihrem Rücken und wieder spürte sie diese unangenehme Unruhe.
    So etwas hatte sie noch nie erlebt.
    Vielleicht würde sie doch verrückt.

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    Hoch und markant türmte sich das Weißaugengebirge vor Ihnen auf. Draco kam es vor als hätte ein göttliches Wesen mit seiner Macht die beiden Teile von Argaan trennen wollen und eine Mauer zwischen den westlichen und östlichen Teil Argaans gebaut. Er hatte das Gebirge schon einmal teilweise durchwandert, konnte sich aber aufgrund seines Ringens mit den Schatten kaum noch daran erinnern. So als wäre im Schlafwandel durch dieses Gebiet gegangen und würde es jetzt zum ersten Male richtig betrachten. Überall waren große Stollengänge und Eingänge zu erkennen und schon von Außen machte es den Eindruck, dass man sich dort ohne Schwierigkeiten verlieren konnte. Auch ohne es darauf anzulegen. Die Stimmung in der Gruppe war gut und die Männer schienen sich auf das erste gemeinsame Abenteuer seit langem zu freuen. Es schien ganz so als wären sie der Tatenlosigkeit überdrüssig und die Aussicht auf etwas Neues beflügelte sie. Der Assassine gab den ein oder anderen Kommentar dazu, hielt sich aber im Großen und Ganzen relativ bedeckt. Er war ganz offensichtlich der Neue und würde sich erst den Respekt der Anderen verdienen müssen.

    »Wie vom Kommendanten gewünscht werden wir uns aufteilen«, sagte der Mann der Sarit hieß und seinem Aussehen nach gut aus Varant stammen konnte. »Da dies hier auch ein Manöver ist, werden wir die Zusammenstellungen zwischenzeitlich wechseln«. Cenfar der Hühne der für die Augen des Klingenmeisters wohl aus Nordmar stammte brummte zustimmend. »Du Schimmelrüstung«, er zeigte auf Draco, welcher sich erst nicht angesprochen fühlte und dann auf seine Rüstung starrte um festzustellen, dass Cenfar recht hatte. Es sah so aus als würde seine Rüstung schimmeln. Wo normalerweise tiefe schier undurchdringliche Schwärze gewesen war, kamen nun immer mehr graue Flecken durch und zerstörten das edle Antlitz seiner Kleidung. Teilweise gab es auch schon kleine weiße Flecken, die silbern im Licht des Tages glitzerten. Der Assassine war so beunruhigt, dass er zunächst keine Erwiderung parat hatte. »Ich rede mit dir«, knurrte der Nordmann weiter. »Ich… höre«, gab der Klingenmeister verdutzt zurück. »Keine Ahnung was das für ein Scheiß mit deiner Rüstung ist und ist mir auch herzlich egal. Wenn ich du wäre, würde ich mir das mal anschauen«, er spuckte auf den Boden und fragte dann weiter: »Was ist dein Spezialgebiet?«. Draco sammelte sich. »Erm, lautloser Nahkampf«, gab er grübelnd zurück. Luthger nickte ihm zu. »Bist dir nicht sicher? Man man wen hat Ulrich uns da nur mitgegeben«. Cenfar schüttelte mit dem Kopf. »Du kommst mit mir Bursche. Will wissen ob man mit dir überhaupt was anfangen kann«. Der Assassine nickte. Graue Flecken die größer wurden. Es war als hätte seine Rüstung eine Krankheit. Hatte er eine Krankheit? Sarit teilte die anderen Männer ein. Sarit würde mit Jörg gehen und die übrigen drei Männer, Harras, Bertram und Luthger, würden zunächst zusammen ausgesendet werden, so dass Sie mit drei Trupps die nähere Umgebung erkunden konnten. »Der Meteor ist in dieser Richtung eingeschlagen«, winkte Sarit in Richtung Westen. »Trupp 1 geht dort die Höhlen erforschen, Trupp 2 bildet die Nachhut und schaut, ob irgendwas in der Nähe die Frischlinge umbringen könnte«. Die Männer stimmten in sein Lachen ein. »Trupp 3 erforscht einen Weg nach oben, wo es weitergehen kann.« Er machte eine kurze Pause. Dann sagte er, so wie Ulrich es gesagt hatte: »Wir treffen uns wieder hier vor der Höhle. Abmarsch!«.

    Es war also an Draco und Cenfar die Höhlenanlage soweit zu untersuchen, dass dort kein Unheil auf Sie wartete. Der muffige Geruch von Moder und Alter schlug Ihnen entgegen als Sie die Höhle betraten. An den Wänden wuchsen Pilze und von oben tropfte es sanft als Sie einige Meter weiter in den Gang hineingetreten waren. »Ich mag keine Neuen«, meinte der Hüne aus Nordmar mit einmal male. »Macht nur Ärger«. »Und wenn Ulrich sich völlig erinnern würde, hätte er mich am nächsten Baum aufgehängt, statt mich hier mit euch loszusenden«, ergänzte DraconiZ in Gedanken. Er antwortete aber: »Wir kommen mit der Zeit schon klar«. Cenfar grummelte etwas, sagte aber nichts mehr. Das Zwielicht schien nach und nach mehr von seiner Aufmerksamkeit zu brauchen, so dass er keine Kapazitäten mehr übrig hatte den Neuling zu belehren.

    Der Klingenmeister fuhr mit einer Hand an einer Wand entlang und entfernte etwas Staub, woraufhin er eine alte Wandmalerei freilegte, die auf die Wände gezeichnet worden war. »Eine Frau mit zwei Köpfen«, murmelte er gedankenverloren. Das Bild faszinierte ihn. Die Konturen waren edel und der oder die Zeichnerin musste sich einmal viel Mühe damit gegeben haben. Eine Seite war hässlich und grausig, so wie der Tod und das Chaos. Eine grässlich entstellte Schlange wand sich um den einen Arm und der Kopf machte den Eindruck, als ob er jeden Moment nach vorne schnellen würde um den Streiter zu beißen. Doch bei dieser Seite war auch Ermutigung und der blitzende Schalk zu sehen. Die andere geradezu liebevoll und schön gestaltete Seite machte einen mütterlichen heimischen und doch strengen Eindruck. Eine Waagschale war an ihrer Hand, so als würde Sie recht sprechen. Es war als würde ein innerer Konflikte diese Frau zu zwei Seiten ziehen und als würde nur ihre innere Kraft sie zusammenhalten. Wie zwei entgegen gesetzte Kräfte, die nur durch unglaubliche Kraft zusammengehalten wurden. Er fand gewisse Parallelen zu seiner eigenen Biographie und fühlte mit dieser Frau. Auch ihm kam es vor, dass er von Beliar und Innos in verschiedene Richtungen gedrückt wurde. Eins und doch zwei. Es war als würde das Bild ihn rufen. Als wäre es ein Hinweis auf etwas, dass er längst vergessen hatte und dass doch für ihn äußerst relevant war.

    Cenfar packte ihn hart an der Schulter. »Nichtsnutz elender. Du..«. Weiter kam er nicht. Mit einer fließenden Bewegung drückte Draco seinen Arm samt Körper zur Seite und drückte sich gegen ihn, so dass Beide ihr Gleichgewicht verloren und zur Seite fielen. Keinen Herzschlag zu früh. Ein spinnenartiges großes Wesen mit scharfen Klauen und langen Zangen vor dem Mund schlitterte um Haaresbreite an ihnen vorbei. Während die Beiden sich wieder aufrafften und Cenfar seine Axt zog, drehte auch das Wesen um und geiferte ihnen mit einem schrillen ohrenbetäubenden Lärm entgegen. »Minecrawler«, meinte DraconiZ fokussiert. Gedanken an alles andere waren vergessen. Der Kampf war gekommen wie unverhoffter Regen an einem Sommertag und lies das Blut in seinen Adern pulsieren. Der Crawler sprang vor und Cenfar ihm todesmutig entgegen. Mit einem dämonischen Laut grub sich die Axt schwer in den Panzer des Crawlers, was das diabolische Wesen in Pein aufschreien lies. Während der Assassine um das Wesen herumlief, versuchte Cenfar seine Waffe aus dem Panzer zu ziehen, doch es war zwecklos. Sie hing fest. Als auch der Minecrawler dessen gewahr wurde trat er nach dem Hünen der unter dem Schlag nach hinten taumelte. Die Mundpartie des Wesens weitete sich und die Höhle schien unter der freigesetzten Wut zu beben. Cenfar tastete nach seinem Bastardschwert. Als seine Hand sich fest um den Griff schloss. Sprang der Assassine auf den Rücken des Tieres und rammte ihm zugleich des Kris an einer weniger gepanzerten Stelle in den Nacken. Wieder schrie die Bestie in Agonie und Wut, doch ihr Leiden war nicht mehr von langer Dauer. Das Bastardschwert des Nordmannes gab ihm gnädig den Gnadenstoß. Beide Streiter keuchten vor Erschöpfung und rollten sich zusammen.

    »Scheinst doch für einfache Arbeiten zu gebrauchen zu sein«, meinte Cenfar nach einer Weile, in der Sie schweigend dagelegen hatten. »Lass uns hier weggehen, bevor noch mehr kommen«. Hoffentlich waren die Anderen verschont geblieben. Mit dem Weißaugengebirge war scheinbar nicht zu spaßen.

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    Drachentöter Avatar von DraconiZ
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Als Sie aus dem Höhlenausgang ins Sonnenlicht hinaustraten war die restliche Schwärze und Dunkelheit von seiner Rüstung abgefallen. So als hätte sich über die Jahre sehr hartnäckiger schwarzer Schmutz auf ihrer Oberfläche angesammelt der jetzt nach und nach reingewaschen worden war. Erst seine Haare, dann die Rüstung. Was war das nächste? Er wusste es nicht und nutzte einen Moment um sich die neue Oberfläche zu betrachten. Das Tragegefühl hatte sich nicht im Mindesten verändert und auch die Form hatte keine Änderung erfahren. Wo Schwärze an Armstulpen, Nacken und Schultern gewesen war, war nun silberne Panzerung. Die Rüstung selbst war größtenteils weiß, was im Licht silbern schimmerte. Blau und silbern verwebte Ornamente waren an Brust und Beinen zu finden. Handschuhe und Gürtel waren in einem lederähnlichen Material gehalten. Er mochte die Veränderung. Es war als hätte die Schwärze die schönsten Teile bisher zurückgehalten und müsste sich jetzt nicht mehr vor der Realität verstecken. Nocturn passte jetzt nicht mehr nach der Veränderung. Jetzt die Finsternis verschwunden war. Er würde Sie ضباب فضي dibab fady – Silbernebel nennen. Sie wirkte noch immer mysteriös wie Nebel und schimmerte silbern im Sonnenlicht. Ein Lichtblick im wahrsten Sinne des Wortes.

    »Hast dich wohl sauber gemacht, als ich alleine die Stollen durchsucht habe wie?«, der Hüne betrachtete ihn als wäre er eine Ware die er zu kaufen beabsichtigte »Kannst dich wieder zeigen. Siehst nicht mehr ganz so beschissen aus«, kommentierte Cenfar die Veränderung in seiner unvergleichlich liebevollen Art. »Und jetzt lass uns weiter nach vorne sehen. Die Anderen warten«. Mit der Klarheit seiner Rüstung gewann er auch Klarheit in seinem Geist wieder. Sein Grübeln wurde unterbrochen und er konnte sich wieder mehr auf das Hier und jetzt konzentrieren. Irgendetwas hatte ihm da unten mehr Halt gegeben und ihn beflügelt. Er schaute nach vorne und konnte schon den Rest der roten Adler sehen die sich am vereinbarten Treffpunkt versammelt hatten.

    Nach einem kurzen Gruß, ging Sarit direkt zum offiziellen Teil über: »Bericht Truppe 1«. In kurzen Worten schilderte Cenfar, dass Draco und er in der Höhle auf Widerstand gestoßen waren, der Minecrawler aber erledigt war. »Dann müssen wir weiter nachforschen. Wo einer ist, sind meist auch noch mehr«. Nicken der anderen Kämpfer. Sowohl bei Truppe 2 und 3 war es zu Keiner nennenswerten Erscheinung gekommen. Sie schilderten nur kurz die Beschaffenheit der Umgebung, welche besonderen Hindernisse es gab und welche potentiellen Gefahrenquellen ausgemacht werden konnten. Kurze knappe militärische Auskünfte. Entgegen ihres ersten Eindrucks war diese Truppe eingeschworen und wusste, wie in brenzligen Situationen zu handeln war. »Neue Befehle«, ergriff nach einer Weile Cenfar als zweiter Gruppenführer das Wort, nachdem er wenige präzise Worte mit Sarit gewechselt hatte. »Wir marschieren weiter nach oben.« Er deutete mit der Hand auf zwei. »Draco und Sarit gehen ostwärts den schon erkundeten Pfad hinauf und platzieren sich gut sichtbar auf dem Plateau, was ausgemacht worden ist. Wie besprochen gibt es eine Stelle zum Rasten mit einer natürlichen Überdachung. Ihr seid dafür zuständig, dass wir Nahrungsmittel bekommen, dass die Frischlinge zur Not zu euch finden können und dass von der oben keine Gefahr droht«. Brummende Zustimmung der Beteiligten. »Harras und Bertram gehen ein Stück mit nach oben, halten sich dann aber nach Westen«. Die beiden Späher nickten und machten ihr eigenes Tiergeräusch. Cenfar schaute die übrigen Beiden an. »Wir schauen uns in den Höhlen weiter um. Ich habe keine Lust auf Überraschungen«, knurrte er.

    Der Assassine und Sarit waren mehr auf einer Wellenlänge als er es mit Cenfar war. Sie hatten sich schnell abgesprochen und waren sich einig, dass Sarit das Jagen übernehmen würde und Draco übernahm die Sicherung es Geländes und des Aufbaus eines provisorischen Lagers mit allen Arbeiten die dazu gehörten. Es waren einfache Arbeiten und doch erledigte er diese gerne. Nachdem er gedankenverloren unten in den Höhlen über die seltsame Frau gestolpert war und sich ihrer Faszination kaum entziehen konnte, hatte er jetzt damit die Möglichkeit sich etwas mehr hervorzutun und zumindest grundlegend Hilfestellung für die Krieger zu leisten.

    »Kannst du mir etwas mehr von unserem Ziel erzählen?«, fragte der Klingenmeister, als sie soweit waren, dass ihre Aufgabe sich darauf fokussierte die Umgebung im Auge zu behalten und Jacques, Ulrich, Jon und Sunder ggf. ein Zeichen zu geben, wenn Sie es benötigen würden. »Ich habe von dem Meteor noch nicht viel gehört«. Sarit nickte. Als er sprach meinte der Assassine einen varantischen Akzent heraushören zu können, aber er konnte sich auch gut täuschen. »Viel ist unklar«, begann Sarit langsam »Ein Meteorit ist im Zentrum des Weißaugengebietes östlich der Silberseeburg eingeschlagen. Hat einen ganz schönen Wirbel verursacht. Jeder wollte ein Stück des Guten abbekommen, weil viele dachten, dass damit wohl gut etwas anzufangen sei. Der Orden Innos, das Reich Argaan, ja sogar die Orks hatten Anspruch darauf angemeldet« Er machte eine kurze Kunstpause »Stellte sich raus, dass alle mehr oder weniger leer ausgingen, als ein Drache auftauchte und allen einen großen Strich durch die Rechnung machte. Ist nicht ganz klar was in der Zwischenzeit, nachdem der Drache nun besiegt worden ist, mit dem guten Teil geschehen ist. Daher gehen wir der Sache jetzt auf den Grund. Stell dich auf Kummer ein. Das wird kein Spaziergang«. Draco nickte. »Verstehe. Ich halte die Augen offen«.

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    Provinzheld Avatar von Sunder
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    Da waren sie also wieder angekommen, in dieser gottverlassenen Gegend, die kein klar denkender Mensch freiwillig durchstreifen würde. Missmutig betrachtete Sunder die vor ihm liegende karge Felsenlandschaft, die in der Ferne nahtlos in ein unwirtliches Gebirge überging. Ein paar kümmerliche Bäume und einige Sträucher waren die einzigen sichtbaren Anzeichen, das hier überhaupt etwas lebte, ansonsten nur Stein, Stein und nochmal Stein. Auf den ersten Blick mochte man meinen, das ein Leben in dieser felsigen Einöde schier unmöglich ist. Doch der alte Seemann wusste aus Erzählungen, das hier so manch Sonderbares herum kräuchte und fläuchte, das im Verborgenen ein kärgliches Dasein fristete. Das angepasst an diese widrigen Lebensbedingungen ums nackte Überleben kämpfte, egal wie, ohne Rücksicht auf Verluste. Alles und Jedes konnte hier einem nach dem Leben trachten, sogar Stein zum Leben erwachen, hatte der Seebär mal gehört, eine schreckliche Vorstellung. Sollte diese trostlose Landschaft von einem Gott erschaffen sein, dann hatte dieser Allmächtige entweder ein ganz schlechten Tag erwischt, oder er hatte eine besondere Art von Humor, die wohl nur er verstand, bestenfalls noch Einer seinesgleichen.

    Immerhin waren Jacques und Sunder bestens gerüstet, glaubten sie jedenfalls, wer wollte das schon genau wissen, sie wussten ja nicht was sie erwartete. Zumindest um Essensbeschaffung mussten sich die beiden Späher auf unfreiwilliger Erkundungstour, eine Weile keine Sorgen machen. Dem alten Seemann war es nämlich mit seinem ureigenen Charme gelungen Martha zu becircen, die daraufhin ein großes Bündel mit allerlei Nahrungsmittel schnürte. Ein paar Laibe Brot, Wurst, Käse, etwas getrocknetes Obst, also genau die richtigen Zutaten um einige Tage zu überstehen, die Gutsherrin war wahrlich eine gütige Frau. Neben ein paar Trinkschläuchen prall gefüllt mit frischem Wasser und dem Proviant, hatten sich die beiden Rekruten noch mit einigen Werkzeugen und Seilen bepackt, sie hatten also ordentlich zu schleppen. Wenn das der Preis war, ihr Überleben in der Todeszone zu sichern, dann war er mehr als gerechtfertigt, Sunder würde sich jedenfalls nicht über zu viel Gepäck beklagen, hatte er sich auf die Fahne geschrieben.

    Ansonsten war er bereit sich der Herausforderung zu stellen, die der Kommandant ihnen aufs Auge gedrückt hatte, was blieb ihm auch anderes übrig. So leicht konnte man einen alten Seemann nicht in die Knie zwingen, redete sich Sunder ein, sollte das die Absicht von Ulrich sein, dem so etwas durchaus zuzutrauen wäre. Natürlich gab es noch andere Gründe die dem Seebären einfielen, warum der Kommandant die beiden Rekruten in diese Situation bringen wollte, aber darüber wollte Sunder sich keine Gedanken machen, was davon stimmen könnte. So oder so war ihre Lage beschissen und irgendwie müssen sie dadurch, wie auch immer...

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    Abenteurer Avatar von Mina Argon
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    Nachdem das Tor seinen Platz im großen Rahmen des Stalls gefunden hatte, war der letzte Handgriff für Mina auf dem Hof getan. Als die Thornianerin daraufhin begonnen hatte ihren Kram aufzuräumen, bekam sie dadurch unweigerlich von der Mission Sir Ulrichs an Jacques und Sunder mit. Die zwei hatten sich dann recht flink auf die Socken gemacht ihre Ausrüstung zusammen zu suchen, während der Kommandant einfach irgendwie verschwunden war. Dieser hatte ihr zuvor noch versprochen, dass er die Angelegenheit mit der Bezahlung für die geleistete Arbeit später noch mit ihr klären würde, doch wann und wo genau dieses "später" war, hatte er nicht gesagt. In diesem Moment hatte sich die Schmiedin etwas verlassen gefühlt, auch weil es auf dem Hof plötzlich deutlich stiller wurde. Ihre Optionen abwägend hatte sich Mina dann am Ende dafür entschieden Jacques und Sunder zu folgen. Die ausgebliebene Bezahlung war das Zünglein an der Waage gewesen, das Minas Entschluss in Stein meißelte. So einfach würde sie sich nicht abwimmeln lassen!
    Den Großteil ihres Werkzeuges und die Feldschmiede selbst hatte sie noch den ansässigen Bauern zur Verwahrung gegeben. Bei ihrer Rückkehr nach Thorniara würde sie alles abholen, doch jetzt wäre es unmöglich alles mit auf diesen Streifzug durch das Gebirge zu schleppen. Nur das nötigste mitnehmend, war Mina dann Jacques und Sunder mit etwas Abstand gefolgt. In völlig unbekanntes Gebiet!

    Für einen guten Teil der Reise war alles noch sehr aufregend und spannend gewesen, da sie sich in ihre Kindheit zurückversetzt fühlte. Wie früher stellte sie ein paar Jungs bei ihren Soldatspielchen nach, hielt Abstand, versteckte sich wenn nötig und folgte ihren Spuren. Erst nach einer ganzen Weile hatte dieses Spiel seinen Spaß verloren. Die Schmiedin war zwar kräftig, doch sie merkte sehr schnell, dass sie für längere Fußmärsche einfach nicht fit genug war. Auch das ständige Verstecken und Aufmerksam sein, um nicht entdeckt zu werden, stellte sich als äußerst kräftezehrend für den Geist heraus. Schließlich kam noch die Angst vor Wildtieren hinzu. Zum einen durfte ihr Abstand eh nicht so groß zu den beiden werden, dass sie sie aus den Augen verlor. Zum anderen fand sie auch überhaupt keinen Gefallen an dem Gedanken zu weit weg von den beiden zu sein, wenn irgendein Tier sie als leichte Beute ansah. Da wäre sie doch viel lieber in Hörreichweite, um bei Gefahr um Hilfe rufen zu können.

    Schlussendlich wurde das alles dann doch zu viel und zu mühsehlig für Mina. Der Hof war nun auch schon weit hinter ihnen und sie hatten sich ein gutes Stück in das Gebirge vorgekämpft. Garantiert würde man sie jetzt nicht einfach zurück schicken, wenn sie sich den Zweien zu erkennen gab. Richtig?
    Auch wenn die Schmiedin sowieso schon recht erschöpft vom vielen Wandern war, so legte sie noch einen Zahn zu, um zu Jacques und Sunder aufzuschließen. Keuchend, kam sie ihnen so immer näher

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    »Siehst du die drei?«, meinte Sarit und deutete mit einer Kopfbewegung nach unten. Von ihrer Position hier oben konnten Sie zwei Gestalten sehen, die sich zusammen fortbewegten und eine die hinten Ihnen lief. Sie würde Sie aber bald eingeholt haben. »Jacques und Sunder«, bestätigte der Assassine und kniff die Augen zusammen, so als wollte er sich des Tageslichtes erwehren, welches ihm mitten ins Gesicht schien. Auf dem Weg nach oben wurde die Luft dünner und die zerklüftete Felsenlandschaft bot nicht unbedingt einen Anblick den der Streiter sich gerne den ganzen Tag ansah. »Eine Frau nicht? Eines der Mädchen vielleicht?«. »Nein das ist die Schmiedin. Mina meine ich nicht?«, meinte Sarit und schüttelte den Kopf. Beide Männer konnten sich keinen Reim darauf machen, warum Sie hinterher kam. »Von Ulrich und Jon aber bisher keine Spur«, ergänzte Draco. Sarit zuckte mit den Schultern. »Die Beiden wollen vielleicht auch nicht gefunden werden. Wir gehen weiter und halten die Frischlinge im Blick. Wollen ja nicht, dass Sie gefressen werden«.

    Einige Zeit später war auch der Rest der Adler an ihrer Position angelangt und es war Zeit weitere Schritte zu besprechen. »Haben noch mehr Minecrawler gefunden. Sind rstmal kein Problem mehr«, knurrte Cenfar, dessen Rüstung einige Kratzer und Spritzer einer undefinierbaren Masse abbekommen hatte. »Haben den Weg versperrt«. Die Anderen nickten. »Wir müssen trotzdem die Augen aufhalten. Es gibt noch deutlich mehr Wege und wer weiß, was uns sonst noch blüht«, meinte Sarit daraufhin und erntete wieder stille Zustimmung. »Harras und Luthger ihr lasst euch zurückfallen und schaut, dass Jacques, Sunder und Mina nicht gefressen werden. Nur Eingreifen bei akuter Lebensgefahr. Die sollen uns weder bemerken noch unsere Hilfe bekommen, wenn es nach Ulrich geht«. Cenfar übernahm das Wort: »Der Rest kommt mit mir. Ziel ist heute den Gipfel zu erreichen, so dass wir uns dann zur Mitte des Gebirges durchschlagen können. Oben angekommen teilen wir uns wieder auf. Abmarsch«.

    Wenn er Höhenangst gehabt hätte, dann hätte es ihn wahrscheinlich schwer erwischt. Ab einem bestimmten Punkt war die Fortbewegung lediglich mit sehr präzisen Bewegungen relativ gefahrlos möglich. Mehr als einmal musste er einen Fuß genau vor den anderen setzen, weil der Weg sehr schmal war und zu manchen Gelegenheiten war auch Fortkommen ohne Klettern schwer möglich, so dass die Männer sich dazu entschieden die Felsen ein Stück mit Händen und Füßen zu überwinden. Alles in allem kamen Sie gut voran. »Brauchst ne Pause oder was?«, meinte der nordmarer Hüne spöttisch, als Draco einmal zweimal greifen musste, um effektiv einen Steinbrocken zu überwinden. »Wird schon gehen«, gab der Assassine mürrisch zurück und Cenfar lachte. »Ihr solltet besser nach vorne schauen, falls da noch was Anderes auf uns wartet«, meinte Draco bissig zurück. »Egal was da oben ist, meine Axt hat noch jedem Wesen gut zugesetzt«, meinte der Hüne leichthin. »Und ich habe schon einige Männer an ihrer Arroganz sterben sehen«, gab der Klingenmeister zurück, während er den Staub an seinen Handschuhen betrachtete, der sich mit dem Schweiß vermischte der von seiner Stirn tropfte. Cenfar lachte wieder unbekümmert. »Irgendwie mag ich ihn doch«, meinte er so laut zu Sarit, dass es für die Anderen, inklusive dem Assassinen, kaum zu überhören war.

    Der Ausblick war atemberaubend. DraconiZ hatte das Gefühl, dass er von hier unendlich weit schauen konnte und je näher Sie dem nächsthöheren Punkt kamen, desto mehr hatte er das Gefühl, dass die Welt da unten an Bedeutung verlor. Hier oben war es friedlich. »Ist eigentlich noch was von dem Meteor übrig?«, fragte er Luthger, der sich katzengleich neben ihm abrackerte weiter aufzusteigen. »Unklar«, gab er schnell zurück. »Aber wenn noch etwas davon da sein sollte, dann ergibt es in jedem Fall Sinn etwas davon mitzunehmen. Man erzählt es ist Sternenmetall was dort heruntergekommen ist«, er machte eine kurze Pause. »Hört sich für mich nicht so übel an he?«. Der Klingenmeister seufzte vor Anstrengung. »Na dann bin ich mal sehr gespannt, was uns erwartet«, gab er nachdenklich zurück.

    Als sie ein sehr hoch gelegenes Platteau erreicht hatten ab dem es mehr Sinn ergab gerade statt weiter nach oben zu Laufen und vereinbarten Sie, dass hier ein guter Platz zum Aufschlagen des Lagers war und dass Sie die nächste Zeit damit verbringen würden hier zu rasten. Noch während der Streiter half das Lager auszurichten nahm er in einiger Entfernung, im Schutze einer Felsspalte eine oder mehrere schemenhafte Gestalten wahr. Nur für einen kurzen Moment. Dann waren Sie wieder verschwunden. So als hätten Sie nur kurz hervorgeschaut um ihre Gruppe zu beobachten und wären dann wieder im Schlund verschwunden, der Sie ausgespuckt hatte. Sarit nickte als er ihn darauf aufmerksam machte. »Behalten wir im Auge«.
    Geändert von DraconiZ (08.03.2024 um 10:12 Uhr)

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    Jacques wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Seit Stunden kletterten Sunder und er nun schon diesen schmalen und die meiste Zeit ziemlich steilen Gebirgspfad hoch, beladen mit einem Haufen ziemlich schweren Gepäcks. Der jugne Milizsoldat fragte sich, ob Sunder nicht ein wenig übertrieben hatte mit der Ausrüstung – sie waren zwar für so ziemlich jeden Fall gewappnet, aber dafür wogen ihre Rucksäcke eben auch entsprechend. Aber solange der alte Seemann, der voran ging, sich nicht beschwerte, konnte Jacques sich natürlich auch keine Blöße geben. Immerhin kam ihm seine Hellebarde als Wanderstecken zugute.
    „Da vorn, das kleine Plateau… das sieht nach einem guten Platz für eine kurze Rast aus, was meinst du?“, schlug er vor. Sunder blieb kurz stehen, schaute in die Richtung, die Jacques deutete, und grunzte etwas, wobei es sich wahrscheinlich um Zustimmung handelte. Sie kämpften sich die letzten Schritte hoch und ließen dann ächzend die Rucksäcke von den Schultern gleiten.
    „Himmel… Ich werd‘ heute schlafen wie ein Stein!“, stellte Jacques fest, während er seine Feldflasche aufschraubte und dabei herzhaft gähnte. In der vergangenen Nacht hatte er nicht allzu viel Schlaf bekommen, dafür hatte Agnes gesorgt… Nicht, dass er sich darüber hätte beschweren wollen. Den entsprechenden Erinnerungen nachzuhängen, half ungemein, sich während der Wanderung die Zeit zu vertreiben. Nur ab und an drängte sich unangenehmerweise ein anderes Gesicht in seinen Gedanken dazwischen – Val, das Mädchen, das mit ihm gemeinsam von den Banditen der Roten Hand entführt worden war und sich zuletzt dem Orden der Feuermagier als Adlata verpflichtet hatte. Er hatte noch versucht, ihr ein Geschenk zu machen, bevor er auf die Reise mit Ulrich gegangen war, hatte sie jedoch nicht angetroffen. Und jetzt… Jetzt war er nicht nur fort für unbestimmte Zeit, sondern hatte sich auch noch auf ein anderes Mädchen eingelassen! War das wirklich recht? Andererseits mochte er auch Agnes, das konnte er nicht leugnen. Und sie mochte offensichtlich auch ihn, wie das kleine Amulett mit dem Konterfei des Heiligen Dominique um seinen Hals bewies, das sie ihm vor ihrem Aufbruch am Morgen geschenkt hatte…
    Jacques seufzte und verdrängte die Gedanken an dieses Dilemma, um das ihn wohl manch einer beneiden würde. Für den Moment war wichtiger, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die Gegend mochte friedlich wirken, aber Ulrich hatte sicherlich seine Gründe, warum er die beiden Rekruten ausgerechnet hier hin geschickt hatte, um sie zu prüfen. Sie mussten wachsam bleiben.
    „Sag mal, was denkst du, was Ulrich so sauer gemacht hat?“, wandte sich Jacques an Sunder, der ein Stück Brot aus seinem Proviantbeutel gekramt hatte und sich eine kleine Stärkung gönnte, „Und wie können wir ihn davon überzeugen, dass wir keine… naja, für was auch immer er uns hält, sind? Du kennst ihn besser als ich…“
    Bevor der alte Seemann antworten konnte, vernahmen sie plötzlich das Poltern kleiner Steinchen und ein leises Fluchen von dem Weg her, der hinter ihnen lag. Jacques sprang auf und griff zu seiner Hellebarde.
    „Da folgt uns jemand! Moment… Das ist doch… Die Schmiedin! Mina? Was um alles in der Welt macht du denn hier?“

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    Die überraschten Gesichter von Sunder und Jacques zu sehen war Lohn genug für alle die Strapazen, die Mina auf dem Weg hierher hatte aushalten müssen. Dabei erfüllte sie es hauptsächlich mit Stolz, dass sie es geschafft hatte zwei Streiter des Ordens auf dem falschen Fuß zu erwischen. Allerdings war es irgendwie auch erschreckend, dass sie als einfache Bürgerin in der Lage gewesen war unbemerkt an die Zwei heranzukommen. Und jetzt würde sie sich auch noch in die Obhut der Beiden begeben? Zumindest sah es so aus als hätte sie die Beiden genau im richtigen Moment eingeholt, um mit ihnen eine kurze Rast einzulegen. Das konnte sie jetzt wirklich gut gebrauchen!

    „Euer Kommandant hat es versäumt mich für meine Arbeit zu bezahlen! So einfach lass ich euch nicht davon kommen!“, erklärte Mina mit einem breiten Grinsen und stemmte selbstsicher die Hände in die Hüfte, um sich so vor Sunder und Jacques aufzubauen. Dabei strahlte sie den Stolz und die Selbstzufriedenheit eines Kindes aus, das gerade alle anderen im Wettstreit um Meilen geschlagen hatte.
    Dass sie eigentlich vor allem hier war, um sich von Sir Ulrich im Schwertkampf ausbilden zu lassen damit sie zurück in ihrer Schmiede und mit dem nötigen Grundwissen sich an das Fertigen von Waffen versuchen konnte, musste sie hier ja niemandem auf die Nase binden. Das mit dem „Nicht-abwimmeln-lassen“ klang in jedem Fall deutlich eindrucksvoller!
    „So wie ich mitbekam, seid ihr Zwei noch in eurer Ausbildung?“, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue und ließ auch ihr Gepäck zu Boden gleiten. Es fühlte sich wahnsinnig gut an diese Last für einen Moment von sich zu wissen. „Scheint so, als ob ihr noch einiges lernen müsst, wenn ihr euch von einer einfachen Schmiedin so überraschen lasst! Wobei ich zugeben muss, dass meine dreckigen Klamotten sich wohl ziemlich gut in die karge Umgebung und die noch kahlen Bäume und Sträucher einfügen.“, gab sie zu bedenken und schaute an ihre grau-braune Bürgerkleidung und der abgetragenen Schürze hinab, die allesamt einen ansehnlichen Öl- und Rußfilm aufwiesen.
    „Naja...“, seufzte sie als sie den Blick wieder hob und zu Jacques hinüber schaute. „...irgendwann werde ich mir sicherlich auch mal so eine prächtige Kluft leisten können. Das Rot und Weiß ist schon ein Hingucker!“, fügte sie noch mit einem Grinsen an, denn so stolz die Uniformen des Ordens auch in der Stadt wirkten, so unnütz waren sie anscheinend bei Einsätzen außerhalb der Stadtmauern. Zumindest hatte ihr die gut sichtbare Farbkombination immer wieder geholfen, die beiden Streiter nicht aus den Augen zu verlieren.
    „Wie ist eigentlich der Plan? Wollen wir hier etwas länger Rasten? Gibt es eigentlich ein bestimmtes Ziel?“, fragte sie interessiert und sah sich bereits als Teil dieses ...Dreier Gespanns während sie in ihrem Gepäck nach etwas zu Essen und zu Trinken herum kramte.

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    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
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    Ungläubig sah Jacques zu, wie Mina mit völliger Selbstverständlichkeit ihr Gepäck neben Sunders und seinem abstellte, sich einen Bissen zu Essen herauskramte und dann nach ihrem Ziel fragte, als ob sie Teil der Truppe wäre.
    „Wir… unser… Ich meine: Wir?“ Er deutete nacheinander auf Sunder, sich selbst und schließlich Mina. „Also, ich denke, ich gehe davon aus, dass Ulrich deine Bezahlung sicherlich organisiert hat, ich meine, wir schleppen keine Schatzkiste mit uns herum, das würde also wenig Sinn ergeben, also Geld gibt es wohl eher in der Stadt, beim… Ordensamtschatzmeistereimeister…“ Mina sah ihn an und ihre Augenbraue wanderte belustigt immer höher, bis Jacques geschlagen die Arme in die Luft warf. „Himmel, wir sind hier nicht auf einem lustigen Spaziergang! Der Kommandant hat gesagt, er will uns prüfen oder sowas, also weiß der Scavenger, was uns noch erwartet! Und wenn Ulrich mitbekommt, dass wir schon wieder seine Befehle missachtet haben, indem wir jemanden mitnehmen, der überhaupt nicht zur Truppe gehört, dann reißt er uns persönlich den Kopf ab!“ Hilfesuchend wandte er sich an Sunder. „Sag doch auch mal was!“

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    Provinzheld Avatar von Sunder
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    „Dat hat uns jerade noch jefehlt“ knurrte Sunder missmutig, als Jacques ihn quasi aufforderte etwas zu sagen. Die Begeisterung darüber, Mina ausgerechnet hier, in dieser gottverlassenen Gegend wiederzusehen, hielt sich sehr in Grenzen, als hätten sie nicht schon genug Probleme. Der alte Seemann war ja auf alles Mögliche gefasst, wilde Tiere, irgendwelche Monster, Banditen, aber ganz gewiss nicht auf das plötzliche Auftauchen der jungen Schmiedin, dementsprechend war er zunächst etwas ratlos. Mit grimmigen Blicken schaute der Seebär dieses verrückte Weibsbild strafend an, während er unterdes fieberhaft überlegte, wie man mit dieser Situation am besten umgeht.

    Mit einer unbewaffneten Frau im Schlepp würden ihre Überlebenschancen drastisch sinken, war der erste Gedanke. Und der zweite ging eher in die Richtung, das ihre Mission, wenn man das Erkunden einer Todeszone denn so nennen wollte, zum scheitern verurteilt wäre. Das ungute Gefühl in der Magengegend bestätigte beide Überlegungen und schon reifte der Gedanke was zu sagen wäre, um die waghalsige Geldeintreiberin galant loszuwerden. Die ersten passenden Worte, „disch können wir nit jebrauchen, am besten machst du disch jleisch wieder vom Acker“ waren schon still formuliert, da meinte plötzlich das schlechte Gewissen des Seebären mitreden zu müssen.

    In dieser gefährlichen Gegend eine unbewaffnete Frau allein ihren Schicksal überlassen, wäre nicht unbedingt die feine Art, musste Sunder sich eingestehen. Andererseits hatte Mina sich ja selbst in diese Lage gebracht, sie war alt genug, um für ihre Fehler auch die Verantwortung zu tragen, sagte der Verstand Sunders. Es entbrannte eine hitzige Diskussion, zwischen Verstand, Bauchgefühl und schlechtem Gewissen, der alte Seemann wusste am Ende nicht mehr wo ihm der Kopf stand und eine Lösung für das Problem in Form einer weiblicher Gestalt, in weite Ferne gerückt.

    „Also isch weiß escht nit wat wir mit dir machen sollen, Mina“ brummte Sunder, „isch weiß nur dat isch mich nit mehr von dir rumkommandieren lasse“ stellte er zumindest das schon mal klar, für alle Fälle. „Vielleischt wär et das Beste, wenn wir dat Mädschen wieder zum Pferdehof bringen, wat meinste Jacques“ stellte der Seebär offen zur Diskussion, „dann hätten wir jedenfalls ein Problem weniger.“ fügte er leise hinzu.

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    Mina schaute die beiden mit gezogenen Augenbrauen an und stemmte die Fäuste in die Hüfte, um ihren Unmut über das Gesagte Ausdruck zu verleihen. Dass sie nicht mit offenen Armen empfangen werden würde, war ihr klar gewesen. Doch einfach abwimmeln lassen, würde sie sich auch nicht. Ihr Unwissenheit über die Gefahren die hier draußen lauerten, gaben ihr den Mut sich vor den Ordensstreuen behaupten zu wollen. In der ein oder anderen Kneipenschlägerei hatte sie sich auch ordentlich zur Wehr setzen können, warum nicht auch gegen ...was-auch-immer hier im Gebirge umher streifte? Wenn man dem Geprahle der Jäger glauben schenken durfte, und das tat Mina in diesem Fall, so waren Scavenger leichte Beute und damit wohl keine große Bedrohung. Immer wieder hatte sie auch Berichte über Goblins gehört, die gern unvorsichtige Bauern überfielen. Aber sie war weder unvorsichtig, noch konnte sie sich vorstellen, dass so ein abgebrochener Meter gegen ihre harte Rechte lange bestehen konnte! Und Wölfe...ja gut, vor denen hatte sie tatsächlich etwas Angst, aber sie waren ja zu dritt unterwegs!

    „Also freiwillig lasse ich mich nicht von euch einfach wieder in die Stadt zurückbringen!“, stellte Mina klar und unterbrach so das Gespräch der beiden. „Dass der Kommandant keinen Sack mit Gold mit sich herum schleppt, ist mir klar!“, fügte sie dann zu Jacques gewandt hinzu und versuchte sich anschließend zu erklären. „Aber er hatte mir schon zuvor versichert, dass er das mit der Bezahlung mit mir abklären wird und verschwindet dann einfach?! Genauso wie der Rest der Söldner dann plötzlich vom Hof verschwunden war! Und dieser...Calan hatte auch schon so komisch herum gedruckst, als ich nach dem Geld für meine Arbeiten gefragt hatte. Was soll ich denn davon halten? Nur weil ich nicht zum Orden gehöre, lasse ich mich doch nicht einfach so ausnehmen?“
    Nachdem diese Worte ihren Mund verlassen hatten, ließ sie noch einen tiefen Seufzer von sich hören. Es tat ihr so unglaublich gut, dass sie das mal irgendjemandem hatte sagen können.
    „'Tschuldigung, ich musste das einfach loswerden.“, fügte sie noch schnell hinzu. „Dieser Sir Ulrich machte auf mich auch einen sehr pflichtbewussten Eindruck, darum war ich umso verwunderter, als er einfach so vom Hof verschwand.“ Nach diesen Worten nahm sie einen guten Schluck von ihrem Trinkschlauch. Der Aufstieg und das ganze Gerede, hatte ihr Kehle ganz trocken werden lassen. Sich umsehend und die hereinbrechende Nacht wahrnehmend, machte sie den beiden dann einen Vorschlag: „Wie wäre es damit: ich helfe euch dabei das Nachtlager aufzuschlagen und wir schlafen erst einmal darüber! Sagt mir einfach, was alles so vorzubereiten ist. Dass ich ordentlich mit anpacken kann, habt ihr ja schon auf dem Hof gesehen! Und ich übernehme natürlich auch einen Teil der Nachtwache. Von mir aus auch den Mittleren!“ Nach der Verbreitung dieses Friedensangebotes schaute sie die beiden erwartungsvoll an. Da konnten sie unmöglich Nein sagen! Die mittlere Wache war schließlich die Schlimmste, wurde man dafür mitten im Schlaf geweckt während die anderen die meisten zusammenhängenden Schlafstunden hatten. Sie hatte das schon mal gemacht und das war einfach nur ätzend gewesen!
    Geändert von Mina Argon (09.03.2024 um 19:39 Uhr)

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    Jacques seufzte. Abgesehen von der Entschlossenheit Minas war da noch die Tatsache, dass das Licht der Sonne sich mittlerweile rot zu färben begann und damit das Hereinbrechen der Nacht ankündigte. Eine imposante Felswand in der Ferne sah schon aus, als würde sie genauso glühen wie der Stahl im Schmiedefeuer. Ein beeindruckendes Bild, wenn man denn die Zeit und Muße hatte, sich an der Schönheit der Natur zu ergötzen.
    „Also gut. In der Dunkelheit könnten wir dich sowieso nicht mehr runterschicken. Suchen wir uns eine Stelle für ein Nachtlager… und morgen… sehen wir weiter.“
    Jacques schulterte seinen Rucksack wieder und gab damit das unmissverständliche Signal zum Aufbruch. Dass er Mina auf diese Art nur eine sehr kurze Pause gönnte, war durchaus beabsichtigt. Vielleicht würde sie es sich ja doch noch anders überlegen, wenn ihr die Strapazen zu viel wurden. Vielleicht. Wirklich große Hoffnungen hatte er allerdings nicht…

    Sie folgten dem engen, gewundenen Bergpfad noch etwa eine weitere Stunde, bis sie schließlich ein kleines Plateau erreichten, das nach einem guten Rastplatz für die Nacht aussah. Angesichts der immer länger werdenden Schatten wurde es auch Zeit dafür.
    „Hm, wir haben nur ein Zelt“, stellte Jacques fest, als sie begannen, das Lager aufzuschlagen. „Wenn wir nur zu zweit gewesen wären und jeweils einer geschlafen hätte, während der andere Wache hält, hätte das schließlich ausgereicht. Aber so… Naja, wenn wir Glück haben, hält das Wetter und ich schlafe einfach am Feuer.“
    Es dauerte nicht lange, bis sie das Lager errichtet hatten. Sie waren noch nicht oberhalb der Baumgrenze und die Hänge waren mit Latschenkiefern bedeckt, so dass Feuerholz kein Problem darstellte. Das Zelt war ebenfalls rasch aufgebaut, und die erschöpften Wanderer machten es sich ums Feuer gemütlich, auf dem Jacques einen würzigen Eintopf zubereitete. Die Bäuerin war wirklich nicht knauserig gewesen mit der Verpflegung…

    Im Anschluss verkroch sich Sunder ins Zelt (immerhin hatte er es die ganze Strecke nach oben geschleppt), Mina wickelte sich in ihren Mantel und machte es sich am Feuer bequem, während Jacques die erste Wache übernahm. Es kostete ihn einige Mühe, die Augen offenzuhalten, und er war in diesem Moment insgeheim froh, dass Mina zu ihnen gestoßen war – auf diese Weise wurden die einzelnen Wachschichten kürzer. Um nicht einzuschlafen, patrouillierte er langsam um das Lager und suchte den Himmel nach Sternbildern ab, die er kannte, aber mit der Zeit begannen immer mehr Wolken aufzuziehen. Es wurde auch langsam kühler…
    Als es schließlich an der Zeit war, schüttelte er Mina wach. Die Schmiedin beschwerte sich nicht einmal – nunja, immerhin hatte sie selbst angeboten die mittlere Wache zu übernehmen. Jacques drückte ihr seine Hellebarde in die Hand – nur für alle Fälle. Hier draußen war immerhin mit nicht viel mehr als wilden Tieren zu rechnen, da reichte es im Großen und Ganzen aus, wenn man das spitze Ende auf den Gegner richten konnte. Anschließend nahm er den Schlafplatz am Feuer ein, schaute noch einmal stirnrunzelnd zum mittlerweile wolkenverhangenen Himmel – Hoffentlich hält das Wetter… – und war wenige Minuten später auch schon eingeschlafen.

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    So wirklich erholsam war ihr erster Teil der Nacht nicht gewesen und als Jacques sie geweckt hatte, war sie für einen Moment äußerst verwirrt gewesen. Etwas grummelig und verschlafen, aber ohne Widerworte hatte sie sich ihrem Schicksal ergeben und ihre Nachtwache übernommen. Erst als der Milizler eingeschlafen war und sie Zeit für sich hatte, wurde ihr langsam bewusst, in was sie sich hier eigentlich hinein geritten hatte.
    Auch wenn das kleine Feuerchen vor ihr wärme schenkte, so war es dennoch ziemlich kalt geworden. Auf dem Bauernhof hatte man schon erste Anzeichen des Frühlings erkennen können, doch hier oben in den Bergen war es des Nachts um einiges Kälter und die Landschaft weitaus karger. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Ja eigentlich hatte sie darüber gar nicht nachgedacht, als sie den Ordensstreitern gefolgt war. Kalte und von Nachtwachen gestörte Nächte würden wohl für die nächsten Tage, vielleicht sogar Wochen, auf sie warten. Der Muskelkater kam auch langsam in ihren Beinen auf, von der langen Wanderschaft bergauf. Angenehm war das alles nicht, aber da musste sie jetzt durch. Zurückgehen, so wie Sunder es vorgeschlagen hatte, war auf jeden Fall keine Option. Nicht nur weil sie vor einigen Stunden sich so selbstsicher vor den Beiden präsentiert hatte. Nein. Auch weil sie es sich selbst beweisen musste.

    Die Hellebarde fest umklammernd, den Jacques ihr anvertraut hatte, starrte die Schmiedin pflichtbewusst, aber auch unglaublich erschöpft und von Müdigkeit geplagt in die Dunkelheit. Der Himmel hatte sich mittlerweile komplett zugezogen. Die dichte Wolkendecke hing drohend und schwer über dem kleinen Nachtlager. Mina versuchte angestrengt wach zubleiben und die Umgebung im Auge zu behalten. Dabei hatte sie jedoch schnell festgestellt, dass sie sich hierbei vor allem auf ihr Gehör verlassen musste. Sehr weit konnte sie von dem kleinen Plateau aus nicht sehen bei der Finsternis, die sie umgab und die Schatten, die das zappelnde Feuer warf, konnten äußerst irreführend sein. Zugegeben, selbst die Geräusche der Nacht waren für Mina teils sehr verwirrend und uneindeutig. Sie war den Lärm und das Treiben aus der Stadt gewohnt, weshalb sie schnell feststellte, dass sie keine Ahnung hatte welches Knacken und welches seltsame Rufen aus dem Wald eine Gefahr darstellen könnte und was nur ein harmloses wildes Tier war.

    Irgendwann begann sich Mina zu fragen wie viel Zeit eigentlich schon verstrichen war und wann endlich der Moment reif sei um Sunder für seinen Teil der Wache aufzuwecken. Ihr Zeitgefühl hatte sie bei all den neuen Eindrücken und Gedanken mittlerweile völlig im Stich gelassen.
    Dann begann es allmählich zu nieseln. Die ersten Tropfen nahm die Thorniarerin gar nicht richtig war, aber als es dann deutlich nasser wurde, konnte selbst ihr müder Geist es nicht mehr beiseite schieben.
    „Auch das noch!“, seufzte sie gepeinigt und überlegte für einen Moment, ob sie es einfach weiterhin ignorieren konnte. Das stärker werdende Prasseln des Regens machte ihr jedoch schnell klar, dass es weder aufhören, noch weniger werden würde. Eher das Gegenteil.
    „Ughh-h...ach verdammt...“, stöhnte sie, als sie sich mit schmerzenden Muskeln in den Beinen an der Hellebarde hinauf zog. Ihren Mantel schützend über sich werfend, bewegte sie sich zu Jacques hinüber und weckte ihn. Dann machte sie sich zu Sunder im Zelt hinüber und gab sich redliche Mühe ihn auch wach zu bekommen, ohne durch den ganzen Wald brüllen zu müssen.
    „Der Regen wird immer stärker! Hier können wir unmöglich bleiben!“, meinte sie an Jacques gewandt, der sich mittlerweile auch erhoben hatte. Das kleine Lagerfeuer war indes nicht mehr in der Lage den Wassermassen widerstand zu leisten und erlosch. Nun standen sie im Dunkeln da.
    „Wir sollten schnell das Zelt abbauen und einen Felsvorsprung oder so was wie eine Höhle finden!“, rief sie dann zum Milizler und wandte sich abermals zum Zelt hinüber. „Sunder! Wir müssen hier weg!“
    Geändert von Mina Argon (10.03.2024 um 19:51 Uhr)

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    Berge. Sturm. Regen. Nass. Kalt. Doof!

    Jacques fluchte innerlich, während er möglichst rasch das Gepäck zusammenräumte und Sunder dabei half, das Zelt abzubauen. Ein Unwetter dieser Stärke hatte ihnen wirklich gerade noch gefehlt. Der Regen war mittlerweile von etwas, das man vielleicht noch einen Landregen hätte nennen können, zu einem strömenden Platzregen übergegangen, kombiniert mit kaltem, schneidendem Wind. Die drei Wanderer waren schon nach kurzer Zeit praktisch bis auf die Knochen durchnässt. Sie mussten dringend einen Unterschlupf finden!
    „Sind wir irgendwo vorbeigekommen, wo wir uns unterstellen könnten?“, brüllte Jacques über das Prasseln des Regens hinweg, aber sowohl Sunder als auch Mina schüttelten den Kopf. „Scheiße! Okay dann… weiter den Weg entlang, hoffen wir, dass wir etwas finden! Und zusammenbleiben!“
    Jacques stapfte mit gegen den Wind gesenktem Kopf voraus. Er war erneut froh über Sunders Gründlichkeit bei der Zusammenstellung des Gepäcks, denn der alte Seebär hatte darauf geachtet, dass sie mit zwei guten, wasserdichten Laternen ausgestattet waren, und Jacques hatte sie an den letzten Resten ihres Lagerfeuers entzündet, bevor die Flammen vom Regen ertränkt worden waren. So tappten sie zumindest nicht vollständig im Dunkeln – was nicht bedeutete, dass die Sicht auch nur annähernd gut gewesen wäre. Der Regen und die Dunkelheit wirkten gemeinsam wie ein dichter, undurchdringlicher Schleier.

    Mühsam kämpfte sich die kleine Gruppe voran. Der Pfad wurde nicht gangbarer, ganz im Gegenteil – er schien noch steiler zu werden, und die Steine waren glitschig von der Nässe. Immer wieder stolperte einer von ihnen. Es passierte zwar nichts schlimmes, aber der Aufstieg gegen Regen, Wind und Kälte zehre an ihren Kräften. Jacques hatte bald das Gefühl, dass ihm viel zu warm war durch die Anstrengung, er aber zugleich seine Finger wegen der Kälte kaum noch spüren konnte.
    Plötzlich krachte es ohrenbetäubend und zugleich wurde die Welt durch einen Blitzschlag in gleißendes Licht getaucht. Jacques fluchte, ohne sich selbst hören zu können – seine Ohren klingelten und der Blitz hatte ein Nachglühen auf seiner Netzhaut hinterlassen, das ihn beinahe blind machte. Als ob der Regen allein nicht schon schlimm genug gewesen wäre! Jacques wartete, bis er wieder etwas sehen konnte, bevor er den Weg fortsetzte.

    Blitz und Donner folgten nun in immer kürzer werdenden Abständen, und auch der Regen – Jacques hätte es eigentlich nicht für möglich gehalten – wurde sogar noch heftiger. Der Soldat beschleunigte seine Schritte, auch wenn er damit ein Risiko einging. Sie waren gerade dabei, einen Grat zu überqueren, und er wollte diesen Abschnitt, der keinerlei Schutz bot, so rasch wie möglich hinter sich lassen, in der Hoffnung, dass sie in dem vor ihnen liegenden Massiv vielleicht eine Höhle oder zumindest einen Überhang finden würden, in dem sie das Unwetter abwarten konnten.

    Erneut fuhr ein Blitz nieder – es krachte so laut, dass es sich anfühlte, als würde die Erde beben, und urplötzlich schossen direkt neben Jacques Flammen meterhoch in die Höhe. Der Blitz war in eine der niedrigen Kiefern eingeschlagen, die den Weg auf einer Seite säumten, und hatte den Baum trotz des Regens in ein Inferno verwandelt. Jacques sprang erschrocken zur Seite, verlor das Gleichgewicht, wollte einen Schritt machen, um sich zu fangen… und trat ins Leere.
    Mit einem Schrei, den niemand außer ihm selbst über das tosende Inferno des Sturms und des Feuers hören konnte, kippte Jacques haltlos nach hinten. Der Hang unter ihm fiel fast senkrecht nach unten ab. Er ruderte mit den Armen, aber es war zu spät. Er stürzte…
    Im letzten Augenblick packte er seine Hellebarde mit beiden Händen und verkeilte den Haken an der Rückseite des Axtblattes im Stamm einer knorrigen Latschenkiefer. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er rutschte fast eine Elle weit am glitschigen Schaft der Waffe herunter, bevor er Halt fand – aber er fand Halt. Für den Moment. Seine Füße baumelten in der Luft und als er versuchte, sich an seiner Waffe hochzuziehen, arbeitete nicht nur das Gewicht seines Gepäcks und seiner mit Wasser vollgesogenen Kleidung gegen ihn, sondern der Haken begann auch, bedrohlich abzurutschen, wenn er nicht stillhielt.
    Schöne Scheiße…
    „Äh… Hilfe?“

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    Drachentöter Avatar von DraconiZ
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    »Was für eine verdammte Scheiße!«, gellte die Stimme des Hünen aus Nordmar gegen den tobenden Sturm der die Adler im wahrsten Sinne kalt erwischt hatte. Seit geraumer Zeit klatsche Ihnen Wasser wie aus Kübeln entgegen und der Wind zerrte an ihren Kleidern, so als würde er Ihnen die selben gegen ihren Willen entreißen wollen. Draco hatte sich schon Momente bevor damit abgefunden, dass er für einige Zeit bis auf die Haut nass bleiben würde. Ein Blitz zuckte wie der Zorn Innos’ vom Himmel und schlug in einiger Entfernung unter Ihnen ein. Genau sehen was geschehen war konnten die Männer nicht. Selbst wenn Sie ihre Aufmerksamkeit dem Geschehen gewidmet hätten, hätten Sie es kaum erkennen können. Da die Adler aber aufrichtig damit beschäftigt waren das was vom Lager noch übrig war einzusammeln hatte Keiner von Ihnen die Chance zu sehen was unter Ihnen vor sich ging.

    Der Assassine packte eines der Zelte und versuchte es soweit zusammenzulegen wie es ihm möglich war. Noch während er sich nach und nach eingestehen musste, dass es vergebliche Mühe sein würde, hörte er Sarit schreien: »Passt auf!« Ein weiterer Blitz zuckte nach unten und schlug seine Macht entladend ganz in der Nähe in die Felsen ein und lies die ganze Szenerie an Bedrohlichkeit weiter gewinnen. Es schien als würden Adanos und Innos gemeinsam ein Zeichen setzen wollen, dass dies hier kein Ort für Sterbliche war. Der Streiter lies das Zelt sinken und sah zu wie es gegen einen großen Stein geweht wurde und der Regen es niederdrückte. »Zu den Höhlen!«, schrien Sarit und Cenfar in Einigkeit. »Was ist mit Harras und Luthger?«, schrie ein Anderer, den der Assassine kaum erkennen konnte, weil seine Augen voller Regen waren, das Dämmerlicht nicht wirklich half und er die Nässe verzweifelt versuchte weg zu blinzeln, gefolgt von der in dieser Situation grotesken Geste seine weißen Haare aus dem Gesicht schieben zu wollen. »Sind nicht aus Zucker! Die kommen klar!«, rief Cenfar zurück. Wieder ein Donnerschlag. Dann der Blitz, der wie ein Hammer auf einen riesigen Amboss schlug. Funken stoben, der Boden bebte und ein höherer Fels in der Nähe erzitterte unter der Urgewalt. Als der Blitz vorbei war blieb die Szenerie im Dämmerlicht zurück. Kein Feuer und keine weitere Lichtquelle waren zur Hilfe da. Jeder weitere Schritt konnte die aufgebrachten Männer in weiteres Unheil stürzen.

    Der Assassine begann zu rennen und merkte, dass seine Füße einsackten. »Verdammter Schlamm«, meinte er erzürnt zu sich selbst, hielt sich die Hand vor das Gesicht und spähte durch die Finsternis. »'arni altariq«, murmelte er in der alten Sprache von Varant an die Schatten gewandt. Es passierte nichts. Er war blind. Sah sich ziellos um. Wartete fast schon darauf, dass ein weiterer Blitz zumindest etwas Licht spendete. Er rannte hilflos einige Schritte nach vorne. Fühlte wie sich Wasser nun auch in seinen Stiefeln sammelte. Dann sah er. »Da vorne! Eine Höhle!«, gellte er aus voller Kehle und bedeutete den Adlern den Weg. Diese erkannten nicht sofort seine Hilfestellung, aber es gelang Ihnen nach und nach sich zu verständigen.

    Der gleiche muffige Geruch wie in der Höhle deutlich weiter unten erwartete Sie, als Sie einer nach dem anderen in die Höhle eintraten und sich trotz der Strapazen draußen geordnet in die Höhle hineinbewegten. Der Assassine schaute als erster in die Höhle hinein und gab das Zeichen, dass im ersten Moment nicht mit Gefahr zu rechnen war. »Bei Beliars dämonischen Arsch. Was für ein Wetter!«, polterte Cenfar, als er sich ein wenig erholt hatte und sich daran machte seine Kleidung so gut wie möglich auszuwringen. »Ich schaue ein wenig in die Gänge hinein«, meinte der Klingenmeister ohne dem Ausspruch groß Bedeutung beizumessen. »Immer mindestens zwei«, belehrte ihn Sarit und schloss sich ihm an. Auf fast magische Weise war es ihm gelungen eine Fackel zu entzünden. »Ich pass auf deinen Rücken auf«

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    Provinzheld Avatar von Sunder
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    Der Seebär schüttelte ungläubig den Kopf, als wieder ein Blitz in unmittelbarer Nähe einschlug, „et reischt langsam“ fluchte er ärgerlich. Als erfahrener Seemann war einiges gewöhnt was schlechtes Wetter anbetraf, aber das was hier passierte, würde selbst ein hartgesottener Kerl wie er, durchaus als Unwetter bezeichnen. Es goss wie aus Eimern und die Sturmböen war so stark, das sie selbst einen kräftigen Mann wie ihn, ins wanken brachten. Dazu noch schwarze Gewitterwolken hoch über den Köpfen der unfreiwilligen Abenteurer, die immer wieder Blitze zu Boden schickten und das gespenstische Szenario, für kurze Momente, bizarr erleuchteten. Ein derartiges Unwetter hatte Sunder zuletzt auf hoher See erlebt, das war vor vielen Jahren, damals wäre er mit seinem kleinen Handelsschiff fast untergegangen. Einige Männer der Besatzung waren es tatsächlich, erinnerte sich der Seebär schmerzlich, die See konnte wahrlich grausam sein. Und die Berge scheinbar auch, nie und nimmer hätte der Seebär hier mit solch einem Unwetter gerechnet, das zunehmend bedrohlicher wurde.

    Sie mussten sich irgendwie in Sicherheit bringen, das hatte oberste Priorität, das war wohl jedem aus der Gruppe klar, die tapfer den Widrigkeiten des Wetters trotzte, um weiter voran zu kommen. Den Kopf gesenkt, damit ihm der Regen nicht direkt ins Gesicht peitscht, stapfte der Seebär wie ein Troll Schritt vor Schritt voran, das war die einzige Möglichkeit einigermaßen Halt unter den Füßen zu finden. Plötzlich glaubte Sunder eine Stimme zu hören, er schaute sich um, er konnte vage eine Gestalt erkennen, vermutlich Mina, eine zweite Person konnte er nicht ausmachen. Ein Blitz erhellte kurz die Umgebung, der Seebär schaute sich hektisch um, er konnte auf die Schnelle nur erkennen das es tatsächlich Mina war, von Jacques war nichts zu sehen. „Verdammt“ fluchte der alte Seemann, er hatte gleich eine dunkle Vorahnung das ein Unglück passiert sein musste. Er stapfte so schnell es ging zu Mina und fragte sie, ob sie etwas wüsste. Die Schmiedin sagte mit knappen Worten das sie Jacques hat stürzen sehen und deutete dann an, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte, auf einen glimmenden Baum.

    Sunder und Mina näherten sich der mutmaßlichen Unglücksstelle mit äußerster Vorsicht, es sah so aus als würden sie sich auf einen Abhang zubewegen. Die restlichen Meter wollte der Seebär lieber kriechend zurücklegen, das tat er auch, nachdem er sein Gepäck abgelegt hatte. Behutsam, nicht unbedingt einer Katze gleich, kroch Sunder voran, nur wenig später war er im wahrsten Sinne am Rande eines Abgrunds. „Jacques“ brüllte der alte Seemann, „Jacques, lebst du noch..., biste verletzt“, „ja, ich bin hier unten, ich bin nicht verletzt“ keuchte der Jüngling aus der Tiefe. „Ach du Scheiße“ brummte der Seebär als es erneut blitzte und er Jacques einige Meter unter ihm in der Luft hängen sah, „halt dusch Jung, isch hol disch da raus“, verbreitete er Zuversicht. Auf dem Rückweg zu seinem Gepäck schaute Sunder sich um, wo man möglicherweise ein Seil befestigen könnte, aber da war nichts zu sehen, davon ließ sich der Seemann jedoch nicht beirren.

    Seiner ersten Intuition folgend, rollte Sunder die beiden Seile aus, die er mit sich führte und machte in kleinen Abständen einige Knoten hinein, damit Jacques daran halt finden könnte. Anschließend verband er die Seile miteinander, „komm mit“ forderte er Mina auf, die Beiden krochen nun gemeinsam zur Absturzstelle. „Hör zu Kumpel“ brüllte Sunder, „isch schmeiß dir ein Seil runter, aber hochziehen kann isch disch nit, dat musste irjendwie allein schaffen, haste verstanden?“ Der Seebär schwang sich das eine Ende des Seiles um die Hüfte, das andere Ende warf er in die Tiefe, „kann losjehen.“ Sunder stemmte sich mit den Füßen gegen einen großen Stein, das war der einzige Halt, den er in der Nähe finden konnte. Kurz drauf bewegte sich das Seil und es wurde schwer, sehr schwer, „Mina, halt misch von hinten am Jürtel fest“ brüllte der Seebär, der nun alle Kraft aufbringen musste um das Seil zu halten...

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