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  1. Beiträge anzeigen #261
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Die Zitadelle

    Eigentlich war es für Simon immer ein Ärgernis, wenn er einen Antrag der aufgeblasenen Händlergilde und ihrer Mitglieder bearbeiten musste. Doch mit jedem Tag besserte sich seine Laune. Nicht, weil er langsam Gefallen an den unnötig wortgewaltigen Ausführungen fand. Sondern weil er wusste, dass in wenigen Wochen ein anderer Stadtverwalter mit dieser Aufgabe betraut werden würde. Simon sollte künftig nämlich für das Armenviertel und das Hafenviertel zuständig sein. Das war ebenfalls keine schöne Aufgabe aber alles war besser, als sich mit dieser Händlergilde herumschlagen zu müssen. Besonders ein Mitglied vermochte den sonst so geduldigen Stadtverwalter in den Wahnsinn zu treiben. Ausgerechnet von ihm war einer der letzten noch zu bearbeitenden Anträge gewesen.

    "Wir, Maximus Athorius Laenar IV., Burggraf von Verdistis und Großhändler der Händlergilde, ersuchen die Intervention der Stadt Thorniara und ihrer machthabenden Organe, insbesondere bei der Übertragung eines im Händler- und Handwerkerviertel befindlichen Anwesens, das dem ehemaligen Hauptmann der Stadtwache Redlef Cast übereignet und uns als Pfandgut im Rahmen einer Überlassung von Kapital gegen Entgelt zugesichert wurde. Durch unseren Dienstboten ebenfalls überreicht, wurde die Abschrift eines unterzeichneten Schuldscheins sowie eine Aufstellung der Säumigkeit des Schuldners." stand auf dem hochwertigen und zuvor versiegelten Pergament geschrieben. Aus den übrigen Dokumenten konnte Simon den tatsächlich bestehenden Anspruch ergründen. Doch er wollte Mittel und Wege finden, die Übertragung des Anwesens zu verhindern.

    Die Mitglieder der Händlergilde hatten in den letzten Jahren schon zu viel Einfluss gewonnen. Sie residierten meistens im Reichenviertel, kauften Häuser im Händler- und Handwerkerviertel und besaßen mittlerweile die meisten Lagerhäuser im Hafenviertel. Dem musste Einhalt geboten werden, auch wenn dieser Maximus tatsächlich einen Anspruch auf das Anwesen des ehemaligen Hauptmannes hatte. Simon holte sich die Dokumente zu Redlef Cast. Er wollte dessen Werdegang erfahren und Gründe dafür finden, warum die Übertragung des Anwesens nicht ermöglicht werden könnte. Als er die Akte des ehemaligen Hauptmannes studierte, stieß Simon auf viele Sperrvermerke und Hinweise auf entfernte Pergamente. Redlef Cast saß derzeit im Kerker der Bastion und der Orden Innos' wollte offenbar nicht, dass den Stadtverwaltern die Gründe dafür offenbart werden. "Perfekt!" stieß Simon aus. "Wenn um diesen Redlef Cast und seinen Verfehlungen ein solches Geheimnis gemacht wird, dann ist hier auf jeden Fall eine weitere Prüfung erforderlich." sprach der Stadtverwalter mit sich selbst. "Vielleicht gehört das Anwesen mittlerweile sogar dem Orden!" fiel Simon plötzlich ein.

    Eifrig formulierte er eine Antwort. Mit einem Grinsen schrieb er die ersten Zeilen auf das Pergament. Er konnte sich schon bildlich vorstellen, wie erbost dieser aufgeblasene Großhändler auf die Ablehnung seines Gesuches regieren würde.

    Maximus
    Geändert von Maximus (20.11.2023 um 07:44 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #262
    Abenteurer Avatar von Mina Argon
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Das Händler- und Handwerkerviertel, Kontor des Grafen

    Nicht nur Pregorius, sondern auch Mina wurde vom plötzlichen Auftauchen des Schiffers überrascht. Mit einem Seitwärtsschritt machte sie Platz für den Seemann, damit er sein Anliegen vorbringen konnte. Was er zu sagen hatte, war für beide von großer Bedeutung und so hörte auch sie ihm aufmerksam zu. Je mehr er erzählte, umso erleichterter fühlte sie sich. Sie schien hier in etwas Größeres hinein geraten zu sein und so war es nicht mehr ihr alleiniges Verschulden, dass die Kisten gestohlen werden konnten.

    Der Schiffer verschwand anschließend so schnell, wie er gekommen war. Zwar bemerkte Mina, dass er unglücklicherweise die Tür hinter sich geschlossen hatte, doch Pregorius' Räuspern brachte sie davon ab dem kistenschleppenden Jonathan die Tür wieder zu öffnen. So musste der Bote diese ersteinmal absetzen, bevor er den Eingang selbst wieder öffnen konnte, während der Händler sich wieder Mina zuwandte.
    Geschickt fing die Schmiedin das Säckchen mit ihrem Lohn. Dass man ihr die gestohlene Ware vom abgemachten Wert abziehen würde, hatte sie sich bereits gedacht.
    "Sieht so aus, als ob wir hier nochmal Glück im Unglück hatten! Wenn es sich hier wirklich um ein großangelegtes Verbrechen handelt, wird uns das der Graf wohl schlecht zur Last legen können!", meinte sie zu Pregorius mit einem leichten Grinsen. Das "wir verwendete sie hierbei beuwsst, wohlwissen, dass er da jetzt genauso drin stecke wie sie. Ihrem Gegenüber zu Gute hoffte sie, jedoch, dass diese Angelegenheit ihm persönlich nicht all zu viel Mehrarbeit bedeuten würde. Auch wenn er etwas hochtrabend daher redete, konnte sie den Kerl mittlerweile doch ganz gut leiden.

    "Für weitere Aufträge bin ich jederzeit offen...solange es sich dieses Mal nicht wieder um Kisten handelt! Ich glaub meine Werkstatt ist nach dem Einbruch nicht mehr sicher genug für sowas!", gab sie noch zu bedenken, war sich jedoch ziemlich sicher, dass auch der Händler soetwas nicht im Sinn haben würde. Sich an ihr letztes Gespräch erinnernd, vermutete sie, dass es sich dieses Mal wahrscheinlich um die angesprochenen Hufeisen oder die Felgen wir die Karren handeln könnte.

  3. Beiträge anzeigen #263
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Das Händler- und Handwerkerviertel, Kontor des Grafen

    Als sich der Händler wieder seiner Warenliste zuwandte, bemerkt er, dass die Schmiedin offenbar davon ausgegangen war, bereits einen neuen Auftrag zu erhalten. Vermutlich war es besser, keine weitere Zeit zu verlieren und die noch offenen Arbeiten von der jungen Schmiedin ausführen zu lassen. Pregorius Amiel suchte in seinem Pult nach einem kleinen Pergament, das eigentlich für einen anderen Schmied gedacht war. "Da ist es ja!" stellte der Händler freudig fest. "Hier, das ist eine Liste mit Aufgaben, die noch erledigt werden müssen. Sucht Euch aus, womit Ihr anfangen wollt. Jonathan wird Euch die nötigen Utensilien vorbeibringen." führte Pregorius Amiel aus. "Wobei... wir werden bald viele Waren transportieren müssen. Es ist vielleicht besser, wenn Ihr mit der Ausbesserung der Karren beginnt. Dann geraten wir damit nicht doch noch in Bedrängnis."

    Jonathan, der gerade damit fertig wurde, die Kisten in den kleinen Nebenraum zu schaffen, konnte das Gespräch mithören. Er wusste, dass das sein Stichwort war. "Ich werde einen Karren holen." sagte er und war wenig später verschwunden. "Solltet Ihr während Eurer Arbeit feststellen, dass Ihr noch Material benötigt: Ich habe gestern mit Theobald Rigmor gesprochen. Der Goldschmied, Ihr erinnert euch? Er kann Euch etwas Alteisen überlassen. Sagt ihm, dass ich Euch geschickt habe." sagte Pregorius.

    "Gut! Das wäre es für's Erste. Wenn Ihr Fragen habt, wendet Euch an Jonathan. Ich muss mich nun wieder um wichtigere Angelegenheiten kümmern, die keinen Aufschub dulden. Ihr versteht." fuhrt Pregorius Amiel fort und wandte sich dann wieder der Auftragsliste zu.

    Maximus

  4. Beiträge anzeigen #264
    Kämpfer Avatar von Felia
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    »Ich bin durchaus eine freudigere Begrüßung als das müde Lächeln, zu dem du dich ganz offensichtlich an diesem wundervollen Morgen durchringen musst, gewohnt, mein Gutester.« Sie erwiderte das gezwungene Lächeln des Bärtigen mit einem aufrichtigen Grinsen.
    Üblicherweise entgingen Felia die Kleinigkeiten des menschlichen Miteinanders und die Feinheiten der nonverbalen Kommunikation nicht, sie entschied sich in den meisten Fällen einfach, dass ihr die Gefühlswelt ihrer Gegenüber schlicht nicht wichtig genug war, um sich länger damit zu beschäftigen. In Curts Fall aber entwickelte sich bei ihr schleichend ein mittlerweile durchaus wahrnehmbares Interesse an seinem Befinden. Und auch wenn die junge Novizin noch kein abschließendes Urteil dazu fällen konnte, was genau sie davon halten sollte, bemerkte sie dennoch, dass die Gefühlswelt ihres Ordensbruders an diesem Morgen ihr Interesse weckte.

    »Insbesondere, wenn ich Geschenke mitbringe.« Sie blickte auffällig auf das kleine Bündel in ihrem Arm, wich aber einige Schritte zurück, als Curt sich neugierig näherte, um danach zu greifen. Etwas verwundert von ihrer Reaktion hielt er in seiner Bewegung inne. »Du möchtest doch sicherlich nicht vollkommen verschwitzt von... was auch immer du hier machst deine neue Robe anziehen, nicht wahr?« Sie ließ sich auf einer nahen Bank nieder, das Bündel sicher neben sich liegen und streckte die Beine aus. »Wenn es dich nicht stört, dann würde ich heute Morgen erstmal nur zuschauen. Ich fühle mich in den letzten Tagen merkwürdig entspannt - meine innere Mitte kann also vorerst warten.« Mit einer einladenden Geste bedeutete sie ihrem Ordensbruder, dass er gern mit seinen Übungen fortfahren könne, so denn ihm der Sinn danach stand.

    »Wenn du mir die Neugierde verzeihst, aber was hat dir denn heute die Stimmung so verhagelt?« Sie pausierte kurz, entschied sich dann aber, den Finger auf die Wunde zu legen. Vorerst nur sprichwörtlich, denn medizinische Versorgung war augenscheinlich noch nicht nötig. »Und hat das Ganze vielleicht etwas mit der Person zu tun, die Schuld an dieser unansehnlichen Beule auf deiner Stirn hat?«

  5. Beiträge anzeigen #265
    Veteran Avatar von Curt
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    Wer war für die Beule an Curts Stirn verantwortlich? Felia? Françoise? Curt selbst? Innos? Rüdiger? Er fuhr sich reflexartig mit der Hand darüber und seufzte. Sie war ganz schön dick geworden. Ganz passend zu seinem Dickschädel.
    „Zum Teil“, antwortete er ausweichend, um weder Anschuldigungen äußern, noch auf seinen peinlichen Bettsturz eingehen zu müssen. „Ich habe eine unruhige Nacht hinter mir.“
    Seine Müdigkeit konnte er kaum verbergen. Es war an der Zeit, Körper und Geist zu wecken, um angemessen auf die Herausforderungen des Tages vorbereitet zu sein.
    „Die Wassermagier behaupten zwar immer, dass sie das Gleichgewicht der Welt vertreten, aber in Hinblick auf das Gleichgewicht von Körper und Geist können sie mir nicht das Wasser reichen.“
    Ein Schmunzeln stahl sich ob dieses gelungenen Wortspiels über seine Lippen.
    „Du scheinst heute bereits sehr ausgeglichen zu sein, das ist bewundernswert …“ Er streckte seine Arme durch und lockerte seine Gelenke. „Für gewöhnlich beginne ich meine Routine mit Atemübungen. Es ist bereits ein guter Schritt getan, wenn man fünf Mal am Tage tief ein- und ausatmet. Sich dabei zu strecken, fördert die körpereigene Zirkulation.“
    Zur Demonstration kreiste er die Arme vor seinem Körper und repräsentierte damit die aufgehende Sonne, die heilige Kraft ihres Gottes Innos.
    „Ergänzend zu den Atemübungen bieten sich vielfältige meditative Posen und Bewegungen an. Benannt werden sie oft nach der einheimischen Natur wie zum Beispiel die Blutbuchenstellung.“
    Dabei streckte er beide Arme gen Himmel und vereinte sie über seinem Kopf, während er einen seiner Füße seitlich anwinkelte. Das Stehen auf einem Bein erforderte dabei Gleichgewicht, das oftmals vor allem eine Kopfsache war.
    „Oder wie wäre es mit den Positionen Ordensbruder und Ordensritter?“
    Hier stand er mit einem Fuß nach vorn und einem nach hinten, beugte das vordere Knie durch und hob die Arme. In die zweite Position gewechselt, zeigten die Hüften zur Seite und die Arme parallel zum Boden. Zwischen diesen Positionen wechselte er zweimal.
    „Oder aber die Scavenger-Position, sehr wichtig für einen geraden Rücken und kräftige Oberschenkel.“
    Bei dieser Übung streckte er die Hände über dem Kopf aus und beugte die Knie durch, als wolle er sich auf einen imaginären Stuhl setzen. Diese Position zu halten, erforderte eine Menge Ausdauer und Willenskraft. Er zeigte Felia noch ein paar weitere Übungen, hielt sich aber insgesamt eher kurz an diesem Morgen.
    „Ich runde diese Routine gern mit leichten Stimmbandübungen und morgendlichem Gesang ab, allerdings habe ich diesbezüglich bereits Beschwerden von morgenmüden Novizen bekommen, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlten, daher verzichte ich inzwischen darauf.“
    Tatsächlich genügten diese Übungen, um ihn ein wenig ins Schwitzen zu bringen. Und das Wichtigste: sie lenkten ihn von seinem seltsamen Traum ab.

    „Natürlich werde ich mich gleich noch waschen gehen, ehe ich in die neue Robe schlüpfe. Unreinlichkeit lasse ich mir jedenfalls nicht unterstellen.“ Er blickte zufrieden auf das von Felia mitgebrachte Bündel. „Wie kann ich mich dafür erkenntlich zeigen?“

  6. Beiträge anzeigen #266
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia ist offline
    Auch wenn sie selbst wenig von körperlicher Ertüchtigung hielt, übte es doch eine merkwürdige Faszination auf sie aus, wenn Menschen sich durch Anstrengung so sehr verausgabten, dass nicht nur die Kleidung, sondern meist auch die Person darin, ein ausgiebiges Bad nötig hatten. Wie auch Curt selbst erzählten sie dann meist etwas von dem Ausgleich zwischen Körper und Geist, davon, dass eine gesunde Seele nur in einem gesunden Körper wohnen könne und allerlei anderen sehr mystisch klingenden Firlefanz, den sie schnell als unwichtiges Geschwätz abgetan hatte.
    Aus einer seltenen wohltätigen Laune heraus, gestatte sie Curt allerdings, sie über die ein oder andere Übung aufzuklären. Sie vermutete allerdings, dass er diese stumme Erlaubnis sowieso nicht abgewartet hätte, um mit seinen Schilderungen zu beginnen - und ihre Großzügigkeit Wahrscheinlichkeit auch nicht zu schätzen wusste.

    »Erstmal kannst du mir meine Mühen zurückzahlen, indem du dich beeilst, mein Lieber. Ich möchte Françoise ungern warten lassen.«, drängte sie, nachdem er mit seinen Übungen und den begleitenden Ausführungen schließlich fertig war. Wenig feierlich überreichte sie Curt die Robe und stemmte sich gegen seinen Körper, um ebendiesen in Bewegung zu setzen. Er lachte über ihre Bemühungen und die kleine Braunhaarige war sich sehr sicher, dass sie ihn keinen Schritt hätte bewegen können, wenn er es nicht gewollt hatte. Sehr zu ihrer Freude aber, setzte er tatsächlich einen Fuß vor den anderen. Erst nach einigen Metern hörte sie auf, den Bärtigen zu schieben. Einerseits, weil er genug Momentum gesammelt hatte, um selbst laufen zu können, andererseits, weil bereits diese Anstrengung kurz davor war im wahrsten Sinne des Wortes schweißtreibend zu werden.
    Sie hüpfte mit einigen kleinen Schrittchen neben Curt und stapfte an seiner Seite in Richtung Novizenunterkünfte. »Aber mal ganz im Ernst: Ich brauche nichts.« Sie hob den Blick zu Curt. »Es war mir eine Freude.«, fügte die sanft an und deutete dann auf die Robe. »Außerdem ist sie noch nicht ganz fertig. Schutzzauber einzuarbeiten vermag ich noch nicht. Und ich wollte nicht an deiner Robe üben.«
    Den Rest des Weges verbrachten die beiden schweigend. Curt war offenbar noch ein wenig außer Atem und Felia war angespannter, als ihr lieb war.

    Als ihr Ordensbruder schließlich im Waschraum der Novizen verschwunden war, zog Felia auf dem Vorplatz nervöse Kreise. Mit kurz oberhalb ihres Gesäß' ineinander gelegten Händen stapfte sie unaufhörlich umher und erwartete aufgeregt den Augenblick, an dem ihr Ordensbruder endlich mit der Reinigung seines Körpers abgeschlossen und die neue Robe präsentieren würde. Sie hatte in der Lehrzeit bei Agnes und in all den Jahren, die sie jetzt schon das Handwerk der Schneiderin ausübte, unzählige Kleidungsstücke gefertigt. Sie empfand den Schaffensprozess als äußert belohnend und daher interessierte es sie nicht, was die zahlende Kundschaft von ihren Werken hielt. Diesmal aber war das anders und sie spürte sehr zu ihrer Überraschung, wie ihr das kleine Herzchen angestrengt in der Brust bubberte.

    Als Curt dann endlich frisch gewaschen, gepudert und mit gelecktem Haar aus dem Waschraum trat, blickte Felia ihn erwartungsfroh an. Er erwiderte ihren Blick stumm.
    »Na jetzt sag schon!«, drängte sie ihn. Dutzende Gedanken rasten ihr gleichzeitig durch den Kopf. Ob er die Robe mochte? Hatte sie sich doch verschrieben? Passte die Robe? War das Futter kratzig und unbequem? Waren die Taschen tief genug? »Saaaaag jetzt!«

  7. Beiträge anzeigen #267
    Fischjägerin  Avatar von Larah
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    Hafen von Thorniara

    Für Spätherbst war es eine sehr laue Nacht. Das weiße Licht des genau mittig geteilten Mondes erleuchtete die tiefliegenden dünnen Wolken des aufklarenden Firmaments. Mond und Wolken spiegelten sich in den nur leicht gekräuselten Wassern des von den Kaimauern vor den größten Ausläufern der Wellen abgeschirmten Hafenbeckens.
    Larah wartete bei ihrem unweit des Liegeplatzes der Santorija und der Alesstyna vertäuten Proas. Die Gortharerin tigerte in kleinem Radius entlang der Wasserkante auf und ab – nicht weil sie fror, sondern weil sie die sonst so geduldige Fischjägerin es ausnahmsweise überhaupt nicht vertrug zu warten.
    Stetige Unruhe hatte sie erfasst, die, seit sie vor wenigen Tagen in der Koje an Bord der Santorija zu sich gekommen war, langsam, nun nach ihrer Ankunft in Thorniara aber sprunghaft angestiegen war.
    Es musste der Ruf von Tooshoo sein, das Mal des Jägers, dass sie nicht einen Moment still sitzen konnte. Statt also geduldig zu warten ertrug sie stoisch ihr eigenes, offenbar unvermeidbares Herumgezappel.
    Ganz besonders schwer erträglich gestaltete sich dies die letzten Glasen, nachdem sie ihre Reisevorbereitungen abgeschlossen hatte. Mit letzteren war sie auch zügig vorangekommen.
    Ihre Proa war schnell zu Wasser gelassen worden, da es sonst beim Zugang zu den Frachträumen im Weg gestanden hätte. Dass sie darauf nicht hatte warten müssen, hatte ihre innere Unruhe zunächst doch sehr besänftigt.
    Außerdem hatte Yared offenbar Anweisung hinterlassen, sie umfassend zu unterstützen, und während Donna und Jarnik als Zahlmeister, mit der Koordination des Entladens der Schiffe beschäftigt waren, half ihr Thália, Proviant und Frischwasser für die Reise zu besorgen. Anschließend verstaute Larah noch ihre Kleidung und die wenigen anderen Habseligkeiten, die sie in ihrer Zeit in Silden angehäuft hatte, in ihre Proa.
    Doch seit sie damit fertig war, kannte die Unruhe gefühlt kein Ventil mehr.
    Gerade als sie eine neue Runde entlang der Kaimauer beginnen wollte, diesmal sogar darüber nachdachte, vielleicht hinüber zum südlichen Leuchtturm der Hafeneinfahrt zu marschieren, hörte sie näherkommende Schritte.
    Als sie sich umdrehte, konnte sie im Schein des Mondes Yared erkennen. Der Kapitän kam, etwas langes in ein Tuch eingeschlagenes stangenartiges über der linken und einen kleinen Seesack über der rechten Schulter – darüber hinaus scheinbar bis an die Zähne bewaffnet mit mindestens drei Waffen am Gürtel sowie Armbrust und Schild auf dem Rücken – vom Liegeplatz der Santorija herüber. Er lächelte leicht verschmitzt, aber auch etwas mitleidvoll.
    „Wir können.“
    Larah seufzte und sprang auf ihre Proa. „Gut“, presste sie zwischen vor Anspannung zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Yared folgte ihr, verstaute sein Gepäck zügig, dann half er ihr, das Krebsscherensegel zu entfalten und zu setzen. Sie brauchten dabei kaum Worte zu wechseln. Der Kapitän wusste als erfahrener Seemann sehr genau, welche Handgriffe er wann auszuführen hatte.
    Gemeinsam steuerten sie die Proa vor dem nächtlichen Landwind auf die Hafenausfahrt zu. Wegen der des Nachts hochgezogenen Hafenkette machten sie sich keine Gedanken. Das Auslegerboot hatte nicht genug Tiefgang, um von ihr aufgehalten zu werden. So erreichten sie wenig später die offene See und machten sich auf ihre Reise die Westküste Argaans entlang, hinab nach Tooshoo.

  8. Beiträge anzeigen #268
    Veteran Avatar von Curt
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    Curt ist offline
    Sauberkeit, die sich gewaschen hat.

    Curt verbrachte heute besonders viel Zeit in der Badstube, denn er wollte nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Ordensschwester einen guten Eindruck machen. Wenn er vor die oberste Feuermagierin trat, war er schließlich das erste Werbemodell für Felias neue Mode. Und die durfte er jetzt zur Premiere tragen.

    Macht das Leben bunt.

    Was ihm zuerst ins Auge fiel, war der satte Rotton, den Felia für seine Novizenrobe verwendet hatte. Das alte Teil war schon völlig ausgewaschen und grau aber diese hier strahlte Jugendlichkeit und Energie aus. Mit Spannung zog er sie über.

    So weich. So frisch. Ein Traum!

    Sie passte wahrlich wie angegossen. Felia hatte gut daran getan, jeden Zentimeter seines Körpers abzumessen, denn so musste nichts mehr kneifen oder schlapp herunterhängen. Zufrieden betrachtete er sich in seinem Handspiegel.

    Mode, die begeistert.

    Ja, in dieser Robe kam auch sein durchaus durchtrainierter Körper gut zur Geltung und die goldene Novizenschärpe ergänzte das Stück vorzüglich. Er fühlte sich wie neu geboren. Intelligenter. Attraktiver. Als könnte er es mit den Magiern selbst aufnehmen.

    Kleidung für selbstbewusste Menschen.

    Mit einem zufriedenen Grinsen ließ er den Spiegel in die Tasche gleiten. Sie bot viel Platz und war kuschelweich. Im nahenden Winter würde er keine kalten Finger bekommen.

    Da weiß man, was man hat.

    Er kämmte sich noch die Haare, zupfte sich ein paar lange Augenbrauen und legte etwas dezentes Puder auf. Das Gesamtpaket musste schließlich zusammenpassen, aber jetzt hatte er endlich das Gefühl, dass auch seine Klamotten die Qualität des Trägers widerspiegelten.

    Schönheit kennt keine Grenzen.

    Vor dem Waschraum erwartete ihn Felia bereits mit neugierigem Funkeln in den Augen. Er breitete die Arme aus und drehte eine kleine Pirouette, damit die Schneiderin ihr Kunstwerk bewundern konnte. Er konnte sein Gefühl kaum in Worte fassen. Wer konnte das schon?
    „Passt“, sagte er schließlich und nach einem Moment des schockierten Wartens ergänzte er: „Vielen Dank noch mal. Oh, der Name fehlt ja noch. Den wolltest du einsticken. Da zeige ich dir nachher noch mal, wie man ihn schreibt. Dann ist das Stück … perfekt!“
    Ein breites Grinsen stahl sich auf seine Lippen und er konnte förmlich sehen, wie die Anspannung von Felia abfiel.
    „Nein wirklich, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sie ist perfekt! Gemütlich, modisch, praktisch, extravagant und schick. So wohl habe ich mich seit Jahren nicht gefühlt. Dass du das so schnell hinbekommen hast, ist unglaublich!“
    Auch wenn er nicht wollte, dass Felia diese Sache zu Kopf stieg, musste er neidlos eingestehen: Ehre, wem Ehre gebührt. Wenn sie sich schon nicht selbst noch einmal in den Waschraum verirrte, sollte sie wenigstens in seinem Lob baden.
    Nur ein Detail ließ ihn zögern. „Ich habe allerdings Sorgen, dass ich sie beim Training nachher gleich wieder versenge. Soll ich dann lieber doch die alte Robe tragen?“
    Geändert von Curt (21.11.2023 um 21:39 Uhr)

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    Das Hafenviertel

    Goldmünzen wechselten seinen Besitzer, Informationen wurden ausgetauscht und Verdächtige ausgemacht. Schweißperlen liefen Tingalf über das Gesicht, als er einige Notizen in einem kleinen Buch machte. Obwohl er die Augen und Ohren des Grafen im Hafenviertel war, konnten unbemerkt einige Kisten aus einem der Lagerhäuser gestohlen werden, die obendrein auch das noch Wappen des Adelshauses trugen. Tingalf sollte nun herausfinden, wer für den Diebstahl verantwortlich war. Würde er nicht bald schon brauchbare Ergebnisse liefern, würde man ihn kurzerhand zum Verantwortlichen machen.

    Als Tingalf die letzten Hinweisen niedergeschrieben hatte und durch die Gassen des Viertels lief, um zur Hafenkneipe zu gelangen, wurde er von drei Männern aufgehalten: "Hey Fettsack! Wir haben gehört, du fragst die Leute aus. Wir mögen es nicht, wenn zu viele Fragen gestellt werden. Du rückst jetzt dein kleines Büchlein raus und wir versprechen dafür, dir nur einen Arm zu brechen." Tingalf schaute sich um, doch auch der Weg zurück wurde ihm von einem dazukommenden Mann versperrt. Er saß in der Falle. "Tja... niemand da, der dir helfen könnte. Los jetzt! Her mit dem Buch!" befahl einer der Gestalten. Einen Moment lang dachte Tingalf nach. Gewiss hätte er ihnen das Buch überlassen können. Schließlich chiffrierte er seine Notizen. Doch mit dem Buch gingen auch die vielen Informationen verloren, die er darin niedergeschrieben hatte. Ein Kampf schien aussichtslos, schließlich waren die Männer in der Überzahl, doch Tingalf wollte nicht kampflos aufgeben. "Seid nicht dumm! Ihr würdet einen schweren Fehler begehen, wenn ihr mich ausraubt. Ich arbeite für mächtige Leute. Leute, die euch verschwinden lassen können ohne dass man jemals eure leblosen Körper findet." erwiderte er drohend. Doch die Männer schienen eher amüsiert statt eingeschüchtert zu sein: "Oh! Das klingt ja ganz furchtbar. Tja, wo sind denn deine mächtigen Freunde? Siehst du sie hier irgendwo? Also ich nicht. Also spare dir deine Drohung und rück das Buch raus! Letzte Chance!"

    Tingalf griff in die Innentasche seines Mantels und holte das kleine Notizbuch hervor, während er mit der anderen Hand nach einem Messer griff. "Hier, bittesehr!" rief er und warf das Messer auf einen der Räuber, verfehlte ihn jedoch sehr deutlich. Das Buch fest in den Händen haltend, drehte sich Tingalf um und rannte die Gasse entlang. Kurzerhand stieß er den einen Angreifer bei Seite, der sich ihm noch in den Weg gestellt hatte. Er schlug mit dem Kopf gegen die Stützsäule eines Vordaches und blieb bewusstlos am Boden liegen. Die Schritte der Verfolger kamen immer näher und Tingalf wusste, den Angreifern nicht entfliehen zu können. "Hilfe!" stieß er in seiner Verzweiflung aus, kurz bevor er stolperte und zu Boden fiel.

    Maximus

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    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Das Hafenviertel

    Hierodius Lex war genervt. Er hatte schon viel zu viel Zeit damit verschwendet, den Diebstahl einiger Kisten aufzuklären. Dass es obendrein auch noch leere Kisten waren, die seine Aufmerksamkeit forderten, war umso frustrierender. Wären wenigstens Waffen, Geschmeide oder wichtige Dokumente gestohlen worden, ließe sich seine andauernde Suche immerhin noch rechtfertigen. Bei leeren Kisten erschien ihm der Aufwand aber unangemessen. Doch Hierodius Lex hatte keine Wahl. Der geschädigte Händler hatte den Diebstahl zwischenzeitlich selbst gemeldet und die Stadtwache wollte unbedingt ein positives Ergebnis erzielen.

    Da er mit der Suche im Händler- und Handwerkerviertel nicht weiter kam und auch Norbert keine brauchbaren Informationen liefern konnte, entschied sich Hierodius Lex dazu, der Kneipe im Hafenviertel einen Besuch abzustatten. Er wusste zwar, dass Angehörige der Stadtwache zumeist auf taube Ohren und stumme Münder stießen. Doch er hatte auch keine Scheu davor, den Wirt selbst auf die Straße zu schleifen und die Informationen auf unkonventionelle Weise aus ihm herauszubekommen.

    Aus einiger Entfernung sah der breitgebaute Soldat bereits die Absteige, die den Arbeitern im Hafenviertel als Kneipe diente, als er plötzlich Schreie hörte. "Hilfe!" hallte es aus einer Gasse rechts von ihm. Hierodius Lex lief dem Geräusch entgegen und fand wenig später eine Gruppe, die auf einen am bodenliegenden Mann einschlug. Sein Breitschwert ziehend schrie Hierodius Lex den feigen Angreifern zu: "Aufhören! Sofort!" Als die Männer den angriffsbereiten Soldaten der Stadtwache bemerkten, ließen sie von ihrem Opfer ab und rannten in verschiedene Richtungen davon. Hierodius Lex nahm für wenige Augenblicke die Verfolgung auf, merkte aber schnell, dass er die Angreifer längst in den vielen Gassen des Viertels verloren hatte.

    Seufzend steckte der breitgebaute Soldat das Schwert weg und lief zurück, um dem verletzten Mann zu helfen. Doch der war längst verschwunden: "Hmpf! Weg ist er!" stellte Hierodius Lex ernüchternd fest und zuckte dann mit den Schultern. "Ging vermutlich um Sumpfkraut..." murmelte er und machte sich wieder auf, die Hafenkneipe zu erreichen.

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    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Im Anwesen des Grafen herrschte geschäftiges Treiben. Der Gildenmeister der Händlergilde würde in wenigen Tagen mitsamt seiner Verwaltung ins Herzogtum Rivellon zurückkehren und Maximus wollte die Gelegenheit nutzen, um diverse Güter aus dem entfernen Reich anzufordern. Mit einer Liste lief Adalbert durch das Anwesen und notierte noch benötigtes Material zur Ausstattung der Räumlichkeiten. Das waren vor Allem Kunstobjekte und Gebrauchsgegenstände aus Edelmetallen. Unterdessen räumte die Dienstmagd Maria die Kellerräume auf, um Platz für weitere Vorräte und Ausrüstung zu schaffen. Sie hatte schwer zu kämpfen, die großen Fässer und unhandlichen Kisten zu bewegen und ärgerte sich über Jonathan. Der war vor zwei Wochen zu Pregorius Amiel geschickt worden, weil er zunehmend unpünktlich wurde. Hätte er seine Aufgaben pflichtbewusst erfüllt, hätte er ihr beim Umräumen helfen können.

    Der Graf hingegen saß in seinem Arbeitszimmer und fertigte diverse Dokumente an. Manche davon waren Bestellung für befreundete Händler im Herzogtum. Andere hingegen enthielten Befehle für seine rechte Hand, die sich seit den Jahren seiner Abwesenheit um das große Familienanwesen in Verdistis gekümmert hatte. Die Zeit war gekommen, Delvin Corgano ins Großreich Myrtana zu holen. An seiner statt sollte Logarius Scato mit dieser Aufgabe betraut werden. Eigentlich war Logarius der persönliche Schreiber von Sir Patrick gewesen. Doch Maximus konnte mit dem Edelmann einen lukrativen Handel abschließen, der seinen Schreiber zumindest eine Zeit lang in die Dienste des Grafen stellen sollte.

    Tropfen für Tropfen lief rotes Wachs auf die schweren Pergamente, die Maximus zuvor schwungvoll mit einem Gänsekiel beschrieben hatte. Aus einer kleinen Holzschatulle entnahm er eine Petschaft und versiegelte damit die zusammengefalteten Dokumente. Er wollte sie bereits am nächsten Tag ins Anwesen der Händlergilde bringen lassen, wo sie von Markom entgegengenommen und sicher ins Herzogtum gebracht werden sollten. Zufrieden schaute Maximus auf sein Tageswerk und schenkte sich noch etwas Rotwein ein. Es war eine der letzten Flaschen gewesen, die er einst aus dem Herzogtum Rivellon mitgebracht hatte. Umso wichtiger war es, den Weinkeller mit einer neuen Lieferung aus dem weit entfernten Reich befüllen zu lassen.

    "Vorzüglich!" dachte sich Maximus, als es an der großen Tür zu seinem Arbeitszimmer klopfte. "Verzeiht mein Herr. Diesen Brief hat gerade ein Bote der Zitadelle gebracht." sagte Adalbert und gab ihm kurz darauf die versiegelte Botschaft. Das Siegel war schnell gebrochen und die Zeilen überflogen. Ein dumpfer Schlag war zu hören, als der Graf seine Faust auf den Tisch haute. "Eine weitere Prüfung ist erforderlich... Das Eigentum des Redlef Cast kann derzeit nicht übertragen werden..." las Maximus mit erboster Stimme vor. "Das kann doch nicht wahr sein! Diese verfluchten Büttel!" fluchte er weiter, stieß dann jedoch auf eine Zeile, die ihn aufmerken ließ. "Ingewahrsamnahme durch den Orden... Interessant! Der Krüppel sitzt also im Kerker." Genervt warf Maximus das Schreiben zu Boden und rieb sich die Stirn. "Vermutlich hat der Orden das Haus beschlagnahmt. Das macht die Sache natürlich unnötig kompliziert..." murmelte er. Zu seiner Linken griff Maximus nach einem Pergament und schrieb in weit weniger geschwungener Schrift eine Nachricht.

  12. Beiträge anzeigen #272
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Zufrieden stemmte die kleine Schneiderin die Hände in die Hüften und ließ sich mit stolz geschwellter Brust jedes von Curts Worten auf der Zunge zergehen. Es war wie ein bekömmliches Stück Schokolade und sie kostete jeden Augenblick aus. Sie hatte sich schließlich auch einen Großteil ihres Feierabends und den frühen Morgen um die Ohren geschlagen, um dieses Meisterstück anzufertigen. Da waren einige Worte der Bewunderung für ihre Handwerkskunst das Mindeste. Insbesondere, wenn sie wegen ihrer immensen Gütigkeit, keinerlei Bezahlung für ihre Dienste verlangte.

    »Wie du weißt, mein Lieber« Sie schritt mit einem breiten Grinsen auf ihren Ordensbruder zu und packte ihn am Revers seiner Robe - eine Handlung, die leicht klingt, aber für eine Frau ihrer Körpergröße nur möglich war, indem sie sich mal wieder auf die Zehenspitzen stellte und nach dem Bärtigen reckte. »Liefere ich nichts anderes als Perfektion ab.« Vorsichtig zog sie den Stoff nach vorn und deutete mit der Hand auf die Innenseite. Dort war - so hoffte sie - leserlich der Name des Novizen aufgestickt. Zumindest hatte Agnes ihr versichert, dass dies der Name ihres Ordensbruders sei. Sie selbst hatte blind die Zeichen und Linien kopiert, welche die alte Schneidermeisterin auf ein Blatt Papier gekritzelt hatte.
    »Du sagtest, der Name gehöre sicherheitshalber auf die Innenseite - also befindet er sich genau dort.« Sie zwinkerte ihm siegessicher zu und strahlte über das ganze Gesicht. Äußerst zufrieden mit sich und ihrer Leistung sonnte sie sich noch einen Herzschlag lang in der Sprachlosigkeit ihres Ordensbruders. Es war das zweite oder dritte Mal, dass er sie auf ihre Unfähigkeit des Schreibens und des Lesens angesprochen und damit zielsicher den Finger auf eine der wenigen Wunden in ihrem sonst durchaus stabilen Selbstbewusstsein gelegt hatte.

    »Du kannst die Robe ruhig anlassen - der Umgang mit Feuer bedarf so oder so einiger Vorsicht. Außerdem vermute ich, dass man das alte Stück längst verbrannt hat. Oder irgendein armer Tor muss jetzt mit deiner alten Kleidung rumrennen.« Sie zuckte teilnahmslos mit den Schultern. Die Schicksale der weniger Privilegierten waren ihr bisher stets egal gewesen. Da wollte sie jetzt nicht damit anfangen. »Pass einfach ein wenig auf, wenn du mit dem Feuer hantierst und es sollte nichts passieren.« Verdutzt hielt sie inne. War das Sorge um die Robe oder den Gesundheitszustand des Bärtigen, die sich da kurz in ihr gerührt hatte?

  13. Beiträge anzeigen #273
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Das Reichenviertel, Anwesen der Händlergilde

    Die Gespräche mit den Mitgliedern, die seit Jahren die Expansionspläne des Gildenmeisters Trevorius unterstützt hatten, waren abgeschlossen. Nicht alle liefen zur Zufriedenheit der Gemeinschaft ab. Vor Allem der Großhändler Maximus, der Tuchhändler Sir Dante und Markus, ein Händler für feine Speisen, machten Probleme. Sie attestierten der Händlergilde klares Versagen und machten ihre weitere Zusammenarbeit auf Argaan von allerlei Faktoren abhängig. Vor Allem der Großhändler stellte Forderungen, die jeder Vernunft spotteten. Doch Trevorius hatte tatsächlich angekündigt, die Erfüllung der Forderungen prüfen zu wollen.

    Das jedoch sollte für den Fakturisten erst einmal ohne Belangen sein. Zwar war der Gildenmeister noch auf der Insel, doch Corvus Horatius hatte die Geschäfte der Händlergilde auf Argaan bereits übernommen. Nachdem er sich einen Überblick über die Lage verschafft hatte, fasste er erste Beschlüsse, um die mitunter aggressive Expansionspolitik des Gildenmeisters rückgängig zu machen. Insbesondere die aktive Beeinflussung von Warenbewegungen, mit der die Händlergilde das Angebot des hiesigen Marktes zu steuern versuchte, sollte augenblicklich eingestellt werden. Glücklicherweise hatten die Bestrebungen des Gildenmeisters in den letzten Monaten ohnehin keine Früchte getragen, sodass die tatsächlichen Auswirkungen nur marginal waren. Scheinbar unbewusst steuerte der Orden mit seinen Maßnahmen zur Stabilisierung der Stadt auch aktiv dagegen.

    "Ich konnte erwirken, dass Ihr bereits morgen empfangen werdet." sagte Maro Vinicius, die rechte Hand des Fakturisten. Corvus Horatius nickte zufrieden. Er wollte dem Orden die neue Führung der Händlergilde auf Argaan nicht nur anzeigen, sondern auch volle Kooperationsbereitschaft und eine Politik der vorbehaltlosen Offenlegung ankündigen - zumindest dann, wenn die Karavelle der Händlergilde mit den belastbaren Dokumenten gen Rivellon segelte. Doch damit nicht genug. Um vor Allem den störrischen Mitgliedern die neuen Machtverhältnisse zu verdeutlichen, beabsichtigte der Fakturist, die vor einigen Jahren vorgenommene Akkreditierung der Gemeinschaft widerrufen zu lassen. Er konnte es ohnehin nicht nachvollziehen, warum der Orden diesen Widerruf nicht längst durchgeführt hatte. Schließlich offenbarten die internen Dokumente des Gildenmeisters, dass die Gemeinschaft mehrmals Maßnahmen zur aktiven Destabilisierung umgesetzt hatte, um so beispielsweise einen Versorgungsengpass aufrecht zu erhalten. Dabei ging sie zwar subtil genug vor, um keine Rückschlüsse zuzulassen. Doch Corvus Horatius konnte sich nicht vorstellen, dass die Zitadelle nicht längst Verdacht schöpfte.

    Außerdem war sich der Fakturist sicher, dass die mit der Akkreditierung einhergehende Immunität auch von einigen Mitgliedern missbraucht wurde. Insbesondere der Großhändler vermittelte den Eindruck, als erkenne er die Gesetze der Stadt und die Autorität im Allgemeinen nicht an. Ein solches Mitglied, das sich nicht an die Gesetze der Stadt hielt und möglicherweise sogar aktiv gegen sie arbeitete, stellte eine Gefahr für die gesamte Gemeinschaft dar. Das musste unter allen Umständen verhindert werden, selbst wenn es bedeutete, dass einige Mitglieder in den Fokus der Stadtwache gerieten.

    Maximus

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Bastion, Kerker, Zelle hinten rechts

    Jap! Das bin ich! Und Ihr fragt euch sicherlich, wie ich in diese Situation geraten bin.
    Ich, der ehemalige Hauptmann Redlef Winifred Cast, ehrenvoller Gardist und Kerkerreformer… begraben unter einem Knäul aus Armen und Beinen, die den dienstschiebenden Kerkerwachen gehören. Männer, die einst seine Kameraden waren.
    Aber wie kam es nun dazu?

    Es war ruhiger geworden in den letzten Tagen - und kälter. Der Kerker der Bastion bestand aus mehreren großräumigen Zellen, die mit schweren Eisengittern voneinander abgegrenzt waren. Häufig sperrten die Wachen mehrere Männer in eine Zelle, das machte weniger Arbeit. Einen Dauergast aber hielten sie möglichst isoliert. Der Ordensbruder war ironischerweise einst selbst einst Kerkermeister gewesen und hatte später als Hauptmann der Stadtwache viele der Thorniara-Tunichtgute hinter diese Gitter gebracht. Also blieb er allein. Man konnte dem Gesindel der Stadt vieles vorwerfen – Vergesslichkeit aber gehörte nicht dazu.
    Den Gesprächen der Wachen hatte Redlef entnehmen können, dass es einen neuen Dienstplan gegeben hatte. Diese Änderung gepaart mit dem kälter werdenden Wetter hatte den Kerker leergefegt. Es hatte sich über die Jahre hin nichts geändert. Bei Frust und Ungemütlichkeit sankt die Motivation der Männer sofort und sie drückten sich lieber in den Tavernen oder an den Feuerkörben herum, anstatt gewissenhaft ihren Dienst zu versehen.
    Ein rhythmisches Stoßen, begleitet von einem eigenartigen Gurgeln, vertrieb die trüben Grübeleien des Gefangenen. Er hob seinen Kopf ächzend von der Pritsche, auf der er es sich nach besten Möglichkeiten bequem gemacht hatte und versuchte im trüben Licht der Fackeln in der Nebenzelle etwas zu erkennen.
    Vor einigen Tagen hatten sie dort eine Frau hineingebracht, die aufgrund eines angeblichen Sumpfkrautbesitz‘ festgesetzt worden war. Man erhoffte sich ein Geständnis oder ein Verraten des Verstecks oder weiterer Mittäter. Einem Kenner, wie ihm, jedoch war sofort offen ersichtlich gewesen, dass sie selbst mehr konsumiert hatte, als ihrem Verstand gutgetan hatte. Sie wollte nicht nicht reden, sie konnte es nicht.
    Bisher hatte sie lediglich apathisch in die Gegend gestarrt oder leise wirres Zeug gemurmelt. Nun aber stieß sie ihren Kopf immer wieder gegen die eisernen Gitter und erzeugte dabei tief in ihrer Kehle unmenschlich anmutenden Geräusche. Red kannte dieses Verhalten. Es hatte es während der Zeit des Roten Sumpfkrautes allzu häufig bei den bemitleidenswerten Menschen gesehen, die sich von diesem Beliarszeug hatten mitreißen lassen.
    Redlef dachte an den alten Rabenweil, der das pervertierte Kraut unter die sowieso schon notleidende Bevölkerung gebracht hatte. Es war gut und rechtens gewesen, dass sie ihn gefasst hatten. Ebenso war es gut und rechtens gewesen, dass es seine Hand gewesen war, die seinem schändlichen Leben am Galgen ein Ende hatte setzten können.
    Zugern hätte er einen Stängel geraucht – vom guten, nicht dem verdorbenen. Die feuchte Kälte in seiner Bleibe hatte die Schmerzen in seinem inzwischen beinahe gänzlich steifen Knie an den Rand des Erträglichen getrieben. Doch anstatt Erleichterung in dem verbotenen Kraut zu finden, presste er verzweifelt sein Knie gegen die rauen Steine der Kerkerrückwand, um die Schmerzen mit Kälte ein wenig zu betäuben.
    Die Frau hatte das Kopfheben ihres Nachbarn bemerkt und fühlte sich nun aufgefordert hinter dem Gitter so nah wie möglich an ihn heranzutreten und ihre Hände nach ihm auszustrecken. Weiter stöhnte und brabbelte sie vor sich hin, spuckte und kreischte zwischendurch.
    Redlef fühlte sich gestört. Mitleid hatte er mit ihr keines. Besonders nach den Grauen, die durch das rote Kraut verursacht worden waren, hätte man sich wohl ausmalen können, wohin es einen führte, zu viel zu rauchen. Sie wusste also worauf sie sich eingelassen hatte, es war ihr persönliches Verschulden. Weibliche Dummheit eben.
    »Bei Beilars Nippelklingen – HALT DIE FRESSE!«, brüllte er zu ihr herüber.
    »Waaaahhhrrrr«, war ihre wenig befriedigende Antwort. Weiter schlackerten ihre Arme wie Tentakel durch die Gitterstäbe und versuchten nach ihm zu greifen, auch wenn er einige Schritt entfernt saß. »Urrrrrggghhh!«
    Er grunzte verärgert, versuchte sie vergebens zu ignorieren und streckte seiner kalten Finger schließlich unter seine Pritsche, um nach dem kleinen Holzeimer zu fischen. Mit einem wütenden Schrei schleuderte er ihn samt seinem miefenden Inhalt in ihre Richtung. Es spritzte. Ihr lumpiges Gewand war nun besudelt, und auch Redlef musste sich einige Tropfen aus dem Gesicht wischen. Er fluchte. Laut und ausgiebig. In seinem Zorn bemerkte er nicht, dass weiter hinten einer der unmotivierten Kerkerwächter einen Blick aus dem Wachraum heraus riskierte, um den Grund für den Radau zu erfahren.
    »Ahhh! Du Schwein!«, war es nun an ihr ihn anzuschreien.
    »Halt die Fresse!« bölkte er ihr erneut entgegen. Knurrend und schnaufend vor Schmerzen drehte er sich auf seiner Pritsche und zog sich die dünne Decke über den Kopf.
    Doch es half nichts. Sie kreischte weiter.
    Redlef bereitete sich mental darauf vor seinen Körper von der Bettstatt zu erheben, um ihr das Lärmen auszutreiben, doch so weit kam es nicht, denn auf einmal war es still.
    Er atmete tief durch. Dankbar für ihre Einsicht. Dann aber begann sie zu sprechen und ihre Stimme jagte ihm gleich mehrere kalte Schauer über den Rücken.
    »Cast? Was hast du nur aus dir gemacht?«
    Es war die Stimme der jungen Rabenweil. Das Mädchen, welches mit ihren Hexenkräften und ihrer grund-verdorbenen Familie für all dieses Leid verantwortlich war.
    »Halt die Fresse«, wisperte er leise.
    »Du wirst es nicht leugnen können. Du bist gescheitert. Auf ganzer Linie. Ich sagte es dir. Du bist ein Lügner, ein Verräter und ein Krüppel und als solcher hast du keine Zukunft. Schon gar nicht hier. Du hättest mitkommen sollen. Das letzte bisschen der dir verbliebener Kraft Beliar schenken sollen. Der Dunkle hätte für dich gesorgt… gut gesorgt…!«
    Die Decke fester um sich ziehend versuchte Red sie zu ignorieren. Ihre Worte nicht in seinen Verstand vorzulassen, doch dafür war es zu spät. Dafür war es bereist seit Jahren zu spät…
    »Nun, oder wenn du die Endgültigkeit so sehr scheust, warum bist du dann nicht in Setarrif geblieben?« wisperte die verfluchte Hexe mit sanft anmutender Stimme. »Dort herrscht Ausgleich. Adanos steht für den Ausgleich. Sicherlich kannst du unter den Wassermagiern einer guten und gerechten Sache dienen und deinen Frieden machen. Frieden, den du hier niemals finden wirst…«
    Nun reichte es ihm. Er musste sie zum Schweigen bringen! Mit einem wütenden Schrei, halb geboren aus Zorn, halb aus Schmerz, drückte er sich von der Pritsche hoch und hechtete auf das Gitter zu. Ihre dunklen Augen glotzten ihn ausdruckslos an, schienen sogar in der Dunkelheit zu glimmen.
    Redlef griff sich einen ihrer Arme, die immer noch Tentakeln gleich durch das Gitter griffen und zog sie daran mit einem heftigen Ruck nach vorn. Ihr Gesicht bremste unsanft an den Eisenstangen, doch ihr Gesabbel wollte einfach nicht aufhören. Darum riss er sie immer wieder vor und brüllte sie an: »Du weiß doch gar nichts, Hexe! Ich bin ein Mann von Ehre! Keiner von diesen palmenwedelnden, unter ihren Schleiern in Gruppen spritzenden Wassermagiern!«
    Obwohl ihr das Blut schon aus der Augenbraue und der Nase schoss, lachte sie. Es machte ihn rasend. »So habe ich noch nie Jemanden einen unkenntlichen Bukkake umschreiben hören.«
    »Was?«, zischte Redlef hasserfüllt verwirrt. Es bemerkte nicht, wie der vorhin schon alarmierte Kerkerwächter sich einige andere Soldaten zur Verstärkung gerufen hatte und die Männer sich jetzt bedächtig der Zelle nährten. »Wassermagier – Wasser – Spritzen…«, stammelte er, um sich zu erklären. Doch seine Worte gingen in ihrem gackernden Gelächter unter. Er versuchte sie mit Schlägen aus ihrer Hysterie zu befreien, es schien jedoch, als ob die Beliarsdirne bereits vollkommen im Wahnsinn verloren war.
    »Cast? Cast!?« Die Stimme des Wächters schaffte es nur langsam in Redlefs Kopf vorzudringen. Immer noch rasend vor Zorn drehte er seinen Kopf in die Richtung der Männer.
    »Verdammt«, stöhnte der diensthabende Weibel und rief dann einem der anderen Männer zu, er solle einen Heiler herschaffen.
    »Cast sofort weg von der Frau!«, befahl er, als er hektisch an seinem Gürtel nach dem Schlüssel fummelte.
    »Sie ist gefährlich!«, versuchte Redlef den ahnungslosen Mann zu warnen. »Spart euch den verfluchten Heiler! Diese Göre wurde zwar von der Obersten Feuermagierin freigesprochen, doch das war falsch! Ein Fehler! Sie ist böse!«
    »Ich befehle es Euch nicht noch mal, weg von der Frau!« Die Männer hatten inzwischen die Tür geöffnet und betraten die Zelle. »Ihr schwafelt wirr! Zurück!«
    »Hat man Euch allen ins Hirn gefickt!? Allen voran dieser Obersten Feuermagierin! Die verkehrt doch mit Goblins!« Geifer spie den Wachen entgegen.
    »Niederknüppeln!«
    Red sah die Männer auf ihn zustürmen, ihn trafen Knüppel und dann wurde es dunkel, nachdem sie die Luft aus seinen Lungen gepresst hatten.

    Nachdem die Wachen den offensichtlich verwirrten Delinquenten befriedet hatten, legten sie ihn zurück auf seine Pritsche. Leise Unmutsäußerungen waren über seinen ekelhaften Gestank zu hören, während ein anderer Teil der Männer sich um die mittelalte Frau kümmerte. Das blonde Haar war mit ihrem eigenen Blut auf Ihrer Haut festgeklebt. Der Gefangene hatte ihr das Gesicht zerschlagen.

  15. Beiträge anzeigen #275
    Veteran Avatar von Curt
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    Curt war in dem Moment, als er sich den Namen im Innenfutter ansah, wirklich sprachlos gewesen. Dort stand - in güldenen Lettern gestickt - der Name: Curtilein. Und wenn er sich nicht völlig irrte, hatte sie sich statt der beiden i-Punkte für Herzchen entschieden. Einerseits war er natürlich stolz, dass sie schon so viel im Schreiben dazugelernt hatte, aber andererseits: was in Innos' Namen?!
    „Curtilein?“, las er vor. „Du … du hättest wirklich nicht so viel Garn verwenden. Curt wäre völlig ausreichend gewesen.“
    Etwas irritiert rieb er sich den Nacken.
    „Ich bin ab sofort die Vorsicht in Person“, sprach er und lief los. Wenn gerade jemand mit dem Feuer spielte, dann war das ganz sicher sie. Er wusste nicht, was er von so viel Herzlichkeit halten sollte, das irritierte ihn zutiefst. Sie sollten sich jetzt auf die Ausbildung konzentrieren.
    „Nun denn, auf in den Tempel. Vielleicht empfängt uns ihre Eminenz ja bereits.“

  16. Beiträge anzeigen #276
    Kämpfer Avatar von Felia
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    »Ach, das war ein kleiner Spaß.«, log Felia und befahl verzweifelt ihrem Körper, die verlegene Rötung ihrer Wangen aufzuheben. Gleichzeitig setzte sie auf ihre mentale To-Do-Liste, Agnes das Donnerwetter ihres Lebens zu verpassen. Diese lüsterne, alte Frau hatte dreist ihren Analphabetismus gegen sie verwendet. Wie konnte sie es wagen? Die Novizin hörte das zufriedene Kichern der Blinden förmlich. Sicher saß sie teeschlürfend in ihrer Stube und amüsierte sich köstlich über den Streich, den sie ihrer Schülerin gespielt hatte.
    Felia nahm sich fest vor, die gesamte Stube der kleinen Schneidermeisterin bis in den letzten Winkel aufzuräumen, sodass sie nie wieder etwas finden würde. Diese blinde, sündhafte Betrügerin!

    »Ich bin mir sicher, dass in einer Stadt wie Thorniara unter dem wachsamen Auge einer Frau wie Françoise nichts passiert, ohne dass sie davon weiß.« Sie stapfte voran. Einerseits, weil sie die Ablenkung einer mehrstündigen magischen Ausbildung jetzt gar nicht abwarten konnte, andererseits damit Curt ihren noch immer hochroten Kopf nicht sehen konnte. Sie war sich sicher, dass ihr Kopf kurz davor war, in Flammen aufzugehen, so heiß fühlten sich ihre Wangen an. Und wenn sie schon aus dem Stehgreif vor lauter Peinlichkeit einen neuen Zauber erfand, dann doch bitte im Beisein der obersten Feuermagierin.

  17. Beiträge anzeigen #277
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Françoise ist offline
    In tiefer Meditation vertieft, saß Françoise allein in der großen Dachkammer des Tempels. Ihre Gedanken kreisten weiterhin um das eine Thema; die Rückkehr in die andere Welt. Die Lösung entzog sich ihr jedoch. Als Schritte auf der Treppe zu hören waren, öffnete die Priesterin die Augen. Es war die Ablenkung, die sie nun brauchte.
    »Willkommen zurück.«, begrüßte die oberste Feuermagierin ihre Schüler. Zwei Dinge fielen ihr unmittelbar an den beiden Novizen auf. Felias Gesicht war rot wie die Abendsonne und Curt trug eine brandneue Robe. Ersteres übersah Françoise geflissentlich und bei letzterem musste sie innerlich lachen. Brandneu war definitiv das falsche Wort gewesen.
    »Ich hoffe, ihr habt euch gut erholt.«, fuhr die Priesterin fort. »Heute möchte ich ein wenig praxisorientierter vorgehen. Lasst uns deshalb gleich aufbrechen.«
    Wie schon beim letzten Mal begab sich das Trio in Richtung der großen Arena. Das Wetter hatte sich inzwischen deutlich herbstlicher gewandelt. Ein starker Wind fegte über ihre Köpfe hinweg und Françoise langes Haar - heute zu einem komplizierten Zopf gebunden - flog wie ein Wimpel in der Luft.
    In der Arena angelangt, erwartete sie bereits Konstantin und einige Kleinigkeiten, die der Krieger auf das Geheiß der Priesterin herangeschafft hatte. Auf einem Tisch lagen Barren aus verschiedenen Metallen und an die Wand gelehnt eine Reihe von mannshohen Stangen. An ihren Enden waren Zielscheiben befestigt, nicht breiter als eine Elle.
    »Ihr werdet all eure neu erlernten Zauber heute demonstrieren, indem ihr sie in bestimmten Aufgaben verwendet.«, sagte Françoise und trat neben den Tisch. »Eure Flammenhand sollt ihr an diesen Barren testen. Sie bestehen aus jeweils Blei, Kupfer und Stahl. Ist euer Feuer heiß genug, sie zu verformen oder zu schmelzen? Ob ihr es mit einer Hand oder beiden erledigt, überlasse ich euch. Auch was genau ihr damit macht, also ob ihr es vollständig schmelzt, einen Schwan daraus formt oder was auch immer. Mir ist wichtig zu sehen, wie weit ihr dazu in der Lage seid. Meine Empfehlung ist, mit dem Blei zu beginnen.«

  18. Beiträge anzeigen #278
    Veteran Avatar von Curt
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    Curt ist offline
    Felias „kleiner Spaß“ mit seinem Namen hatte dazu geführt, dass Curts Gedanken sich um sie und die tiefere Bedeutung dieser Andeutung drehte, als um Françoise und ihre für ihn unverständlichen Motive und Ziele hier in Thorniara. So gesehen musste sich der Novize fast dankbar schätzen. Felia kümmerte sich auf mehreren Ebenen fürsorglich um ihn, aber wie konnte er ihr das nur zurückzahlen? Ganz sicher, er musste sie weiterhin unterstützen was das Lesen und Schreiben anging, aber das wäre einfach nur Arbeitszeit, die er ihr schenkte - so wie sie ihm die Zeit für die Robe geschenkt hatte. Wie sollte er ihr die psychologische Hilfe zurückzahlen? Welche Gefühle sollte er ihr vermitteln? Suchte sie etwa tatsächlich einen Freund in ihm? War er zu so etwas fähig?

    Curt begutachtete die Barren, die auf dem Tisch vor ihm lagen. Blei, Kupfer, Stahl. Hartes, kaltes Material, das nur durch die Wärme seines Körpers - seiner Magie - formbar gemacht werden sollte. Er hob den Bleibarren an, ein schwerer, unbeweglicher Klotz war das. Er konnte ihn verstehen. In einer so rauen Welt wurde man schnell kalt und unnachgiebig, sonst würde man brechen. Es bedurfte schon einer ganzen Menge Kraft und Feingefühl, so einen groben Klumpen zu formen. Er musste es versuchen. Er musste an sich selbst arbeiten, auf so vielen Ebenen.
    Er schloss die Augen und drückte beide Hände auf den Barren und sendete all die magische Energie, die er in seiner aufgeheizten Gefühlswelt gesammelt hatte, in seine Hände und übertrug sie auf den kalten Fremdkörper. Seine Finger fühlten sich dabei taub an, aber mit einem offenen Herzen konnte er fühlen, dass die sich die starre Form allmählich verformte, je mehr magische Kraft er investierte. Der Klumpen war zu einer Veränderung fähig, warum fiel ihm selbst das nur so schwer?
    Als er die Augen wieder öffnete, konnte er die Abdrücke seiner Hände ganz deutlich in dem Metall erkennen. Es war ganz erstaunlich. Seine Hände waren wie kleine Öfen. Konnte er die Kraft auch kleinskaliger kanalisieren? Er bündelte alle Energie in seinem rechten Zeigefinger und begann, Kraft seiner Magie weitere Abdrücke in das Blei zu biegen. Es waren nur einfache Linien oder Halbkreise, aber er konnte Buchstaben hinterlassen.

    F-E-L-I-A.

  19. Beiträge anzeigen #279
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia ist offline
    »Wahrlich beeindruckend, Bruder Curt!« Felia betrachtete neugierig das, was der sonst so klotzig wirkende Riese beinahe sanft und behutsam mit seinen groben, haarigen Händen geformt hatte. Sie selbst war bei der Bearbeitung ihres Barrens bedeutend weniger feinfühlig vorgegangen und schämte sich angesichts dessen, was er hier erschaffen hatte, ein wenig für ihre übereifrige Vorgehensweise. Betreten schaute sie auf die kleinen Bleitropfen, die auf dem Tisch zu sehen waren und auf den Abdruck ihrer Hand, der die Mitte des von ihr bearbeiteten Barrens zierte.

    »Scheint euch am Herzen zu liegen.«, stellte sie nüchtern fest und trat nun auch auf die andere Seite des Tisches, dicht neben den Bärtigen. Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. »Ich meine: Wenn ihr das Ganze schon aus Blei formt. Gold wäre mir persönlich ja lieber, aber Blei ist doch ein Anfang.« Sie lachte kurz, ehe sie das durch die Magie in Form geschmolzene Blei und schließlich den Gesichtsausdruck des Bärtigen musterte. Sie hatte die Hoffnung, zumindest dort erahnen zu können, um was es ging. Denn wie so häufig ließ sich das Geheimnis, das sich hinter den Buchstaben verbarg, für sie nicht entziffern. Curt hatte aber erstaunliche Schwierigkeiten, ihrem Blick standzuhalten und starrte stattdessen betreten, fast schon schüchtern, in der Gegend herum. Ein gänzlich untypisches Verhalten für den sonst so selbstbewussten Mann.
    Felia zuckte mit den Schultern. Innerlich wie äußerlich. Vielleicht hatte er einfach nur einen schlechten Tag, vielleicht war ihm auch seine künstlerische, sanfte Seite unangenehm. Sie fand das unnötig. Als Künstlerin konnte sie das nicht so stehen lassen. Vorsichtig nahm sie die groben Hände des Novizen in die ihren und Blickte ihm tief in die Augen. »Das ist nichts, wofür ihr euch schämen müsst.«, sagte sie sanftmütig und lächelte ihn an. Ein Künstler sollte zu dem stehen, was er geschafften hat, fand sie. Und ihr war es wichtig, einen aufstrebenden, kreativen Geist zu unterstützen. »Eure Kunst ist Ausdruck eures tiefsten Innersten. Ausdruck dessen, was ihr wirklich fühlt.« Sie betrachtete noch einmal die Buchstaben, von denen ihr der ein oder andere sogar bekannt vor kam. »Ich finde es ganz bezaubernd.«, verkündete sie. »Was denkt ihr, Eure Eminenz?«

  20. Beiträge anzeigen #280
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Mit Argwohn beobachtete Françoise das Verhalten von Felia. Irgendetwas passte nicht ins Bild. Die Art wie sie Curts kleines Kunstwerk verteidigte, ohne wirklich darauf einzugehen. Immerhin stand ihr Name dort deutlich geschrieben. Ein Verdacht wuchs in der Priesterin heran, doch wollte Françoise nicht voreilig Schlüsse ziehen. Vor allem wenn es dazu führen konnte, die Novizin vor ihrem Ordensbruder bloßzustellen. Außerdem wusste Françoise nicht so recht, was sie von Curts offenkundiger Demonstration großer Zuneigung für Felia halten sollte. Nicht, dass er es tat, sondern zu welchem Zeitpunkt. Setzte er sich damit selbst unter Druck, um endlich dieses Geheimnis kundzutun? Wie traurig es wäre, wenn Felia das dann nicht verstünde.
    »Es ist eine gute Demonstration deiner Fähigkeiten, Curt.«, antwortete die oberste Feuermagierin schließlich. »Felias Namen in das Blei zu schmelzen, zeugt von einem starken Band zwischen euch. Nun.«
    Einen Moment lang hielt die Priesterin inne. Ihre Aufgabe war nicht die eines Vermittlers, sondern eines Lehrers.
    »Felia, dass du das Blei lediglich geschmolzen hast, ist nicht weniger gültig. Wie ich eingangs sagte, geht es mir nur darum zu sehen, ob ihr eure Flammenhand genug beherrscht, um das Metall zu schmelzen. Was ihr damit macht, bleibt eurer Kreativität überlassen. Also dann. Falls ihr keine Fragen habt: das Kupfer wartet. Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht.«
    Natürlich hatte Françoise die Werkstoffe der Barren nicht willkürlich ausgewählt. Sie dienten ihr als Maßstab für die Fähigkeiten ihrer Schüler.

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