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    Ehrengarde Avatar von Korken
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    Das Schiff aus Khorinis kam in der Dunkelheit der Nacht erst an. Das mächtige Schiff lag ruhig und majestetisch im Hafen nachdem die Überfahrt alles andere als ruhig und sanft gewesen war. Es war die erste Schiffsreise von Korken und es hatte ihn mehr mitgenommen als es im lieb war. Er torkelte noch etwas seekrank von Bord aber die warmen Lichter der Hafenstadt empfingen ihn trotzdem herzlich nach dieser anstrengenden Reise. Er fühlte sich sofort wie zu Hause, obwohl zwischen ihm und seiner wirklichen Heimat ein riesiges Meer lag. Plötzlich rempelte ihn jemand aus dem Nichts an. "Entschuldigung der Herr, haben Sie eine Münze über?" fragte ihn der heruntergekommene Mann. Sofort griff Korken zu seinem Goldbeutel. Allerdings nicht aus Nächtenliebe, sondern aus Erfahrung. Solche Tricks kannte er natürlich aus dem Minental. Zu seiner Überraschung allerdings war keine fremde Hand daran. Der Bettler erkannte die Reaktion von Korken und seufzte:"Ja, sowas ist hier schnell weg, ich brauche allerdings wirklich nur ein wenig Gold. Hab noch Schulden in der Taverne hier... hab beim Würfeln verloren." Korken lockerte seinen Griff nicht, entspannte sich aber ein wenig. "Mit wem hast du gewürfelt?" fragte Korken misstrauisch. "... mit einen der Halsabschneider hier in der Taverne. Ich dachte wenn ich gewinne kann ich mir nen schönen Abend mit den Mädchen hier im Hafen machen wenn du verstehst was ich meine.... aber ich hab verloren. Alles und meine Frau erwartet noch meinen Tagelohn wenn ich nach Hause komme." "Die Frau zu Hause aber im Hafen sich vergnügen wollen!", dachte sich Korken, aber die Geschichte schien ihm glaubhaft, und falls er bei dem Bettler unterkommen würde wäre er sicherer und preisweiter weggekommen, als in einer schlechten Tarverne. "Ich kann dir ein bisschen Gold geben...." versicherte Korken dem Mann. "... falls ich heute Nacht bei euch eine Bleibe finde." Der Mann wirkte etwas erschreckt. "Herr ich lebe heruntergekommen mit meinem Frau, aber wenn ihr darauf besteht, in Ordnung."

    Nach einer Weile kamen sie bei dem Mann zu Hause an. Es war ein stattliches Haus, ärmlich, aber solide gebaut und mit fester Tür. Der Mann hatte untertrieben. "Es sieht nach mehr aus als es ist, wir können froh sein, dass wir es geerbt haben, aber leisten können wir es uns nicht." bedauerte der Mann als er die Tür aufsperrte und Korken hineinbit. "Gerlinde! Ich habe jemanden mitgebracht. Er soll heute Nacht bei uns unterkommen." rief er und seine Frau kam eine kleine holbrige Treppe hinunter die in den ersten Stock führte. "Hast du wieder dein Lohn in der Kneipe versoffen oder warum schleppst du fremde Leute hier her!", meckerte die Frau während sie ihn aber herzlich umarmte. "Er wird keine Mühe machen." versicherte der Mann, obwohl er ihn kaum kannte. "Wo kann ich schlafen?" frage Korken sehr müde, denn mehr interessierte ihn heute Abend nicht mehr. "Gleich hier." sagte der Mann und zeigte auf ein lumpiges kleines Bett im Erdgeschoss. "Gut vielen Dank." freute sich Korken. "Allerdings eine Frage habe ich noch: Wie heißen Sie?" "Ich bin Harald." antworte der Mann freundlich. "... und danke nochmal für die Münzen." Seine Frau verdrehte die Augen. "Ihr seid beide sehr naiv aber gut hier unten gibt es eh nichts zu klauen." Den letzten Teil verschluckte sie leise so dass Korken es nicht hören konnte, aber er wusste dass er mehr Vertrauen entgegen gebracht bekam als es üblich wäre.

  2. Beiträge anzeigen #362
    Lehrling Avatar von Ardan
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    Im Kerker

    Zerknirscht blickte Ardan dem tatsächlichen Kerkermeister entgegen. Die Ruhe, die der Mann ausstrahlte, war ansteckend und auch wenn er vor wenigen Momenten noch außer sich war, so klärten sich seine Gedanken nun von der Wut. Erschöpfung und Verzweiflung hatten ihn zu unbedachtem Handeln genötigt, doch fand er die Schuld nur bei sich. Er neigte den Kopf vor dem Offizier.
    „Verzeiht den Aufruhr, den ich verursacht habe“, bot er seine Entschuldigung an „Es ist nur so, dass…“, er stockte, rang nach den richtigen Worten, „…ich muss meine Seele erleichtern, wenn ihr versteht. Ich war wochenlang auf See, angekettet für ein Vergehen, welches keines sein sollte. Wieso straft man jene, die Innos‘ Willen umsetzen? Ihr habt sicher gelesen, was mir vorgeworfen wird. Doch ich versichere Euch, dass es Anhänger Beliars gewesen sind, deren Sünden vom Feuer verbrannt wurden. Es sind reine Seelen, die zurückbleiben und Frieden finden können. Ich habe nur Innos‘ Wille getan!“
    Mit jedem Wort klang der Sträfling verzweifelter, auch seine Sätze verloren zunehmend an Eloquenz.
    „Ich möchte doch nur mit einem Vertreter des Tempels sprechen“, flüsterte er zuletzt.

    Der Kerkermeister, Pons war wohl sein Name, schaute ihn unterdessen an, ehe er nickte. Scheinbar zufrieden mit der Einsicht des Gefangenen. Ob er seine Bitte weiterleiten würde, blieb jedoch unausgesprochen. Lediglich das Versprechen mit Wasser für seinen Zellengenossen zurückzukehren, gab er noch ab, ehe er zur Wachstube zurückzukehren schien.
    Ardan warf dem Rothaarigen einen Blick zu.
    „Redlef…“, testete er den Namen, „Du siehst nicht aus wie ein Mörder.“
    Tatsächlich wirkte der Mann eher wie Opfer denn Täter, da sein Körper in keiner Verfassung zu sein schien, um jemanden zu ermorden. Doch vielleicht war es im Kampf auf Leben und Tod geschehen, dass er dermaßen zugerichtet wurde? Möglich, aber keinesfalls so einfach festzustellen. In der Zelle nebenan rührten sich die beiden Großmäuler erneut, doch Hsia wollte ihnen keine Chance geben erneut für ihn zu sprechen.
    „Ich bin Ardan“, verriet er schließlich seinen Namen, „verurteilt in Vengard wegen Brandstiftung. Das ist jetzt drei Jahre her und wie du siehst warte ich noch immer auf die Strafe, die wahrscheinlich niemals kommen wird. Denn mein Handeln war nicht falsch, viel mehr ein nobles Ansinnen im Namen Gottes.“

    Wie zuvor änderte sich die Stärke seiner Stimme und auch die Struktur mit jedem Wort, doch dieses Mal gewann er an Zutrauen und Wortgewandtheit. Ihm selbst fiel dies nicht weiter auf, doch das unterdrückte Lachen aus der Nachbarzelle sprach Bände.
    „Der Strick blieb mir bisher erspart, denn meine Tat brach kein Gesetz. Denn Beliars Schergen werden nicht mit Innos‘ Ordnung betraut. Doch die furchtsamen Menschen konnten in ihrer Kleingeistigkeit nicht zwischen Richtig und Falsch unterscheiden. Stattdessen entledigten sie sich ihrer Verantwortung, gaben die Fackel weiter an Thorniara. An Menschen, die weder die Umstände der Tat noch die Situation der Zeit einzuschätzen wissen.“

    Ardan musste zugeben, dass es ihm gut tat seinen Frust über die Situation, in der er sich seit nun mehr drei Jahren befand von der Seele zu reden. Eigentlich hatte er sich einem Adlatus oder Priester anvertrauen wollen, doch das Ohr Redlefs hatte sich im rechten Moment angeboten.
    „Sag mir, ist auch dein Vergehen nur eine Farce? Ein aufrechter Mann wird zum Hauptmann, kein niederer Mörder“, bestärkte der Kopist seinen Zellengenossen sich ebenfalls von seelischer Last zu befreien.
    Geändert von Ardan (28.02.2024 um 20:10 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #363
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    Das Hafenviertel

    Verärgert lief der breitgebaute Soldat durch die Gassen der Stadt. Die diensthabende Weibel der Stadtwache war alles andere als erfreut darüber, dass der Diebstahl einiger Holzkisten immer noch nicht aufgeklärt wurde und man obendrein auch noch einen Mann zum Verhör schleppte, der für den bestohlenen Edelmann arbeitete. Hierodius Lex musste für den Fehler grade stehen, auch wenn er lediglich den Hinweisen des Wirts der Hafenkneipe gefolgt war - und als wäre das noch nicht genug gewesen, hatte man ihm nun auch noch damit beauftragt, übrigen Hinweisen nachzugehen, die ganz offensichtlich ins Leere führten. All das nur, um einen feinen Pinkel im Oberviertel zufrieden zu stellen, der die Sache vermutlich schon längst vergessen hatte.

    "Eckhaus im Hafenviertel, grüne Tür..." murmelte Hierodius Lex, als er seinen Blick durch das Hafenviertel schweifen ließ. In den letzten Tagen hatte der Soldat einige der Häuser durchsucht aber nie etwas gefunden. Er glaubte nicht, dass es dieses Mal anders sein würde. Aber Befehl war Befehl. "Grüße dich, Lex!" ertönte die Stimme eines jungen Mannes. "Zweite Gasse auf der rechten Seite. Da finden wir das gesuchte Haus!" Es war Ludwig, der als Soldat der Stadtwache ebenfalls damit beauftragt war, die Durchsuchungen durchzuführen. "Ach, du kennst es?" erwiderte Hierodius Lex. "Na ja, ich laufe bei meinen Rundgängen oft daran vorbei. Es ist eines der größten Häuser im Hafenviertel und das einzige Eckhaus mit grüner Tür also..." Genervt blickte der breitgebaute Soldat zu seinem Kameraden. "Eines der größten Häuser!?" fragte er ungläubig. "Dann dauert die Durchsuchung ja noch länger..." Ludwig lachte auf und klopfte Hierodius Lex auf die Schulter: "Ach was, wenn wir Glück haben, stehen die gesuchten Kisten direkt im Eingang." Doch Hierodius Lex war gar nicht zum Lachen zu mute. "Schön wär's! Bisher war jeder Hinweis falsch. Fast so, als spiele irgendjemand mit uns!"

    Die beiden Männer machten sich auf den Weg und hatten nach einiger Zeit das Haus gefunden. Es war tatsächlich eines der größten Häuser im Hafenviertel gewesen, hatte die besten Jahre aber lange hinter sich gelassen. Beherzt klopfte Hierodius Lex an die Tür: "Soldaten der Stadtwache! Aufmachen!" Es verging ein Moment, ehe sich die Tür langsam öffnete. "Guten Tag, meine Herren. Harald mein Name, was kann ich für Euch tun?" begrüßte ein ärmlich wirkender Mann die beiden Soldaten. "Wir haben Hinweise erhalten, dass hier Diebesgut versteckt wird. Tretet bei Seite - wir werden jetzt das Haus durchsuchen!" Der Mann wirkte sichtlich überrascht und machte den Weg mit gesenktem Haupt für die Soldaten frei.

    Hierodius Lex schaute sich um. Natürlich fanden sich keine Kisten im Eingang und auch sonst wirkte die Einrichtung eher spärlich. "Was ist denn los?" fragte eine herbeigeeilte Frau. "Nichts Gerlinde, alles gut! Die Männer suchen nach Diebesgut." Die Frau schaute erschrocken und verärgert. "Bei Innos! Harald, du hast doch wohl niemanden beklaut oder!?" Während die beiden miteinander stritten, bemerkte Hierodius Lex einen weiteren Mann, der still an einem Tisch saß. Die Hand auf dem Knauf seines Schwertes gelegt, erhob der Soldat seine Stimme: "Wir sind auf der Suche nach gestohlenen Kisten - und Ihr seht mir so aus, als wüsstet Ihr, wo wir sie finden könnten. Ist es nicht so?"

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    Ehrengarde Avatar von Korken
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    Das Hafenviertel

    Korken hatte sich mit Harald und Gerlinde sehr gut verstanden. Nachdem beide am Vorabend früh zu Bett gingen hatten Sie den Vormittag damit verbracht Korken alles über seine Herkunft auszufragen. Seine Zeit in der Barriere verschwieg er dabei allerdings, auch wenn es ihm nicht unangenehm war. Er war mittlerweile um einiges älter und reifer geworden und sah sein Vergehen das ihn in die Barriere gebracht hatte eher als eine Jugendsünde an. Gegen Mittag dann aber wurde Harald etwas unruhig und bat Korken mit ihm einen kleinen Spaziergang zu machen. "Macht mir keinen Ärger!" sagte Gerlinde streng zu Harald beim Abschied und schloss vorsichtig die Tür.

    Die beiden schlenderten durchs Hafenviertel bis Korken etwas ungeduldigt wurde und Harald grade heraus frage:"Wieso wolltest du mit mir allein sprechen?". Harald sah ihn besorgt an."Hör zu mein Freund. Ich kenne dich zwar noch nicht lange, aber ich habe ein Problem. Du weißt ja bereits, dass ich öfter mal in der Taverne meinen Tagelohn verspiele, aber ganz so einfach ist die Geschichte nicht." Korken kannte bereits aus der Barriere wenn Menschen nicht grade heraus sprachen worauf sie hinaus wollten und deshalb unterbrach er ihn und fragte frei heraus:"Hast du dich mit Kriminellen eingelassen?" Harald seufzte. "So einfach ist das nicht. Siehst du ich habe eines der größten Häußer im Hafenviertel. Viel Platz zum Verstecken von Waren die gesucht werden." Korken unterbrach ihn wieder:"... aber auch eines das man zuerst verdächtigen würde! Hast du Hehlerware bei dir versteckt?" "Nein." antworte Harald, und es schien eine ehrliche Antwort zu sein, allerdings fügte er hinzu:"... noch nicht. Wenn ich die Ware nicht verstecke soll ich zweihundert Goldstücke zahen oder sie brechen mir die Knochen."

    Korken konnte es überhaupt nicht leiden in was er dort hineingezogen wurde. Er konnte nicht einschätzen, wie ernst die Drohungen gegen Harald waren, aber helfen wollte er ihm aufjedenfall. "Wer hat dir die Drohung ausgesprochen?" "Der Würfelspieler." antwortete Harald und die beiden grübelten eine Weile wie sie am Besten weiter vorgehen sollten. "Wieso gehst du nicht zu den Stadtwachen?" "Die Stadtwachen kann ich vergessen, ich bin eine Hafenratte." sagte Harald fast schon ein bisschen stolz. "Was wir brauchen ist Zeit, wann sollen die Kisten bei dir versteckt werden?" "Jetzt. Deswegen bin ich mit dir losgegangen.", antwortete Harald, aber Korken wusste, dass das zu früh war. "Wir müssen in die Hafentaverne gehen und etwas Zeit rausholen. Sag dem Würfelspieler, dass er die Kisten erst zu Einbruch der Dunkelheit bei dir vorbeibringen soll, das ist sowieso sicherer."

    Harald hatte sichtlich Angst dem Würfelspieler seine Bedingungen zu unterbreiten, deshalb beschlossen sie, dass Korken sich als Unterhändler dienlich machen würde. Er ging alleine in die Taverne und setzte sein abgebrühtestes Gesicht auf. Anhand der Beschreibung und des offensichtlichen Würfelbechers wusste Korken auch sofort an wen er sich wenden sollte. "Hier im Hafenviertel geben sie sich nicht mal Mühe verdeckt zu arbeiten. Schlimmer als in der Barriere." dachte er sich und setzte sich an den Tisch des Spielers.

    "Lust zu würfeln?" murmelte der grobschlächtige Mann. "Nein." antworte Korken, "ich bin hier um das Versteck der Helerware zu bestätigen. Allerdings erst zu Einbruch der Nacht." Der Mann war eine Sekunde erschrocken, dann wütend, sprach aber leise:"Hat Harald etwa geredet? Dieser rückratlose Bastard ist zu nichts zu gebrauchen.... Nein. Wir bringen die Ware jetzt." "Auf offener Straße?" "Bürchen, je aufälliger, desto unaufälliger!" Korken fluchte innerlich, er hatte gedacht leichter aus der Nummer rauszukommen, aber dann faste er seinen Mut zusammen und zischte:"Heute Abend zu Einbruch der Dunkelheit, ich habe meine Gründe. Vertraut mir oder nicht." "So einfach geht das hier nicht." lachte der grimmige Mann und würfelte seinen Becher. Das Ergfebnis schien ihn allerdings nicht zu erfreuen. "Nungut. Einbruch der Nacht. Verzieh dich."

    Nach diesem Erfolg traf sich Korken wieder mit Harald bei ihm zu Hause und die beiden konnten sich vor Anspannung nicht die Zeit vertreiben. Am frühen Abend, es war allerdings noch hell, klopfte es plötzlich an der Tür. Harald murrte laut, aber nicht zu laut:"Jetzt sind sie da und wir sind keinen Schritt weiter oder besser, was sollen wir bloß machen?" "Beruhig dich, vielleicht ist es jemand anderes." sagte Korken und blieb ruhig am Tisch sitzen. Tatsächlich war es die Stadtwache die zu Besuch kam. Nach ihrer kurzen Vorstellung fingen Harald und Gerlinde an zu streiten und ein breitgebauter Soldat erhob seine Stimme und fragte nach der gestohlenen Ware.

    Korken fiel ein Stein vom Herzen. Er wäre Harald zu liebe nicht zur Stadwache gegangen, aber er hatte seine kriminelle Laufbahn hinter sich gelassen, allerdings wusste er nicht wie offen er sein konnte damit Harald nicht in Schwierigkeiten geraten würde und würden die Wachen nochmal vorbei kommen, wenn sie jetzt nichts finden würden? Wäre es nicht besser die Schuldigen dingfest zu machen? Vielleicht sogar den ganzen kriminellen Ring auszuheben? Hätte der Mann vor ihm entsprechende Macht oder war er vielleicht selbst korrupt. Korken musste ihn erst kennenlernen, aber viel Zeit blieb ihm nicht. Deswegen setze Korken alles auf eine Karte, damit hatte er auch im Minental Erfolg gehabt. Er fragte den Soldaten offen heraus:"Könnt ihr für Haralds Sicherheit garantieren?"

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    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Das Hafenviertel

    Statt auf die Frage des Soldaten zu antworten, reagierte der junge und bisher unbekannte Mann mit einer Gegenfrage. Ob die Stadtwache die Sicherheit von Harald garantieren könne, wollte er wissen. Während Ludwig damit begann, den ersten Raum nach möglichen Diebesgut zu durchsuchen, schien sich der Auftrag der Stadtwache anders zu entwickeln, als die vergeblichen Durchsuchungen der letzten Tage.

    "Die Stadtwache von Thorniara garantiert die Sicherheit eines jeden Bürgers." erwiderte Hierodius Lex forsch. "Wenn Ihr jedoch meint, ob wir diesen Mann beschützen können..." fuhr er fort. "...dann hängt das von seiner Situation ab. Die Soldaten der Stadtwache sind keine Leibwächter. Wenn Ihr allerdings etwas wisst, dass uns bei unserer Untersuchung weiterbringt, dann könnte es wohl passieren, dass Ludwig etwas länger hier bleibt."

    Das ließ Ludwig aufhorchen. "Nicht doch, ich soll heute Abend noch mit einen der Ordensrittern trainieren. Wenn ich das verpasst, wirft mich der Hauptmann glatt aus der Truppe!" Hierodius Lex jedoch winkte ab: "Wenn wir den Fall um die gestohlenen Kisten aufklären können, wird man eher deinen Sold aufstocken, als dich rauszuwerfen." Das ließ Ludwig widerwillig zustimmen: "Na gut... aber du entschuldigst mich bei Sir Esbern! Also dann erzähl mal, Junge. Was weißt du?"

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    Ehrengarde Avatar von Korken
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    Das Hafenviertel

    "Wir wissen nicht viel....", räumte Korken traurig ein. "Ich heiße Korken. Bin erst gestern Abend mit dem Schiff hier angekommen, und will nach Tooschoo mich den Magiern dort anschließen. Ich will mein Leben Adanos widmen und bin deshalb hier auf der Insel. Ich kenne mich kaum aus, aber..." und jetzt schaute Korken zu Harald rüber um zu schauen wieviel er preisgeben sollte. "... aber, wir erwarten heute Abend noch Besuch. Zum Einbruch der Dunkelheit wollen Männer hier die gestohlenen Kisten vorbeibringen." Mit diesen Worten schrie Harald auf. "Nein! Sie werden mir den Hals umdrehen, wenn ihr sie einfach so schnappt! Korken du Tölpel ich hätte dir nicht vertrauen sollen!"

    Korken warf seinem einzigen Bekannten auf der Insel einen scharfen Blick zu:"Du solltest eher mir vertrauen. Ich glaube wir sind hier nicht im Niemandsland und auch wenn das hier der Hafen ist, so muss doch für Recht und Ordnung gesorgt werden müssen." Je nach Inhalt der Kisten wäre es Korken nicht wichtig gewesen die Diebe dingfest zu machen. Grade er hatte ja selbst schon in seiner Jugend den Versuch gestartet einen reichen Mann etwas zu erleichtern. Allerdings war auch genau das der Grund, warum er es hier genau nehmen wollte. Als Widergutmachung. Seine persönliche Karte zu einem aufrechten Leben als Magier.

    Korken wollte grade nach dem Namen des Hauptmanns fragen, da klopfte es an der Tür. "Oh je, nein! Versteckt euch!" jammerte Harald. "Das sind doch sowieso nur kleine Handlanger an der Tür was soll mich das schützen!" Korken schaute fragend in Richtung des Soldaten. "Sie sind schon da. Was machen wir jetzt?"

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    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Das Hafenviertel

    Offenbar waren die Soldaten am rechten Ort. Nur der Zeitpunkt war ungünstig. Kaum hatte der Neuankömmling die Information preisgegeben, für die er den Schutz des ärmlichen Bürgers verlangte, schon waren die Männer eingetroffen, die die gesuchten Kisten zwischenlagern wollten. Falls es denn die Kisten waren, die die Stadtwache so händeringend suchte.

    Hierodius Lex gefiel die Situation ganz und gar nicht. Sie wussten weder, wie viele Männer gekommen waren, noch wie ihre Ausrüstung aussah. Vermutlich waren es nur Tagediebe, die kaum mehr besaßen, als die Lumpen, die sie trugen und die sich mit den Kisten aus dem Eigentum des Grafen etwas übernommen hatten. Vielleicht aber waren es auch gut ausgerüstete Söldner, die sich im Umgang mit der Waffen verstanden. Den einzigen Vorteil, den die Stadtwachen hatten, war das Überraschungsmoment - und je länger sie das Klopfen unerwidert ließen, desto schlechter wurden ihre Chancen. "Ludwig!" stieß der breitgebaute Soldat aus. "Bereithalten! Ich werde nach draußen stürmen! Du folgst mir direkt auf den Fuße."

    "Hey Harald! Wir bringen die... bestellte Lieferung." hörte man eine Stimme von draußen. "Okay, auf drei!" flüsterte Hierodius Lex. "Eins... zwei..." Die Männer machten sich bereit. In wenigen Augenblicken würden sie wissen, ob der Angriff eine gute Idee gewesen war. "Drei!" schrie Hierodius Lex und rannte auf die Tür zu, die er mit einem kräftigen Ruck aufstieß. Der Soldat stieß mit einem kräftig gebauten Mann zusammen, der das Gleichgewicht verlor und gemeinsam mit Hierodius Lex zu Boden fiel. Zwei sehr viel schmächtigere Gestalten schienen sichtlich überrascht und griffen nur zögerlich zu den Waffen. Endlich kam auch Ludwig schreiend nach draußen gerannt und rammte einen der beiden anderen Männer zur Seite. Den Hacken stieß er fest auf den sandigen Boden und drehte sich um. Mit gezogenen Breitschwert wartete er auf eine Reaktion. "Na los, versucht's doch!" schrie er, während sich Hierodius Lex noch immer auf dem Boden liegend mit dem kräftigen Mann prügelte.

    Unsicher und von der Situation überwältigt, warfen die beiden schmächtigen Gestalten ihre Waffen weg und rannten davon. Eigentlich wollte Ludwig die Verfolgung aufnehmen, doch er konnte seinen Kameraden nicht alleine lassen. Beherzt stürzte er sich zu Boden und ergriff die Arme des noch übrig gebliebenen Diebes.

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    »Interessant, dass du danach fragst!« Sofort zog sich Redlef misstrauisch ein Stück zurück. Wie gezielt er bei allen möglichen Vermutungen genau die richtige fand…
    »Ich bin Ordensbruder und Innos flammender Zorn soll mich treffen, wenn ich ein solch feiges Verbrechen begangen hätte!«, sprach der Gefangene im Brustton der Überzeugung. Im selben Moment wurde ihm die Ironie der Situation bewusst: Hatte er doch als Kerkermeister selbst zu häufig Verbrecher ihre Unschuld beschwören hören.
    Redlef seufzte und schüttelte kurz seinen nun kraftlos herunterhängenden Kopf. Die Katze biss sich hier in den Schwanz… sogar in seinen eigenen Augen war er nun ein vollumfänglicher Versager.
    So blieb ihm nicht als tief durchzuatmen. Denn, so machte ihm jedes weitere Wort gewahr, ein Gespräch mit jemanden, der eine ordentliche Bildung genossen zu haben schien, tat ihm gut. Der Junge drückte sich sehr geschliffen aus. Redlef musste sich eingestehen, dass seine Umgangsformen besser waren als seine eigenen. Ob er wohl einem Adelsgeschlecht entstammte, oder im nordmarer Kloster aufgewachsen war? Auf jeden Fall empfand er es als sehr belebend mit jemandem Reden zu können, der nicht das Bedürfnis hatte ihm ins Gesicht zu spucken. Seit Pons seit einem halben Jahr Vater geworden war, verlange sein junges Weib seine ganze Aufmerksamkeit, sodass den Männern nicht mehr vergönnt war, nach Pons Dienst ein paar Worte in Frieden zu wechseln.
    Daher beschloss er, den Kerl direkt mit seinem Verdacht zu konfrontieren. Zu verlieren hatte er nichts. Würde er ihm dumm kommen, musste Red Pons bloß bitten, dieses Ardan in eine andere Zelle zu stecken und er hatte wieder seine Ruhe.
    »Woher kommt Euer Verdacht, Ardan? Tatsächlich hege ich die Vermutung, dass mich ein Familienmitglied aus dem Weg haben möchte und daher ein Komplott gegen mich schmiedet. Dieses ist meine einzige Erklärung, für meinen inzwischen mehrjährigen Kerkeraufenhalt. Das ist nur möglich, da er Orden die Kosten dafür übernimmt. Ein endgültiges Urteil ist noch nicht gesprochen worden. Wer zahlt Eure Gefangenschaft?«
    Redlef musterte ihn weiter scharf. Las jede Regung in seinem Gesicht. Bisher hatte er keine Verschalgenheit gezeigt. Erschöpfung und Frust waren bisher an ihm wahrnehmbar gewesen und natürlich die flammende Leidenschaft für Innos, die den ehemaligen Ordenskrieger wachsam werden ließ.
    »Sollte besagtes Familienmitglied damit Glück haben, darf ich auf das Schwert hoffen, wenn die Gerichtsbarkein meine Verdienste für das Reich anerkennt. Sonst werde ich am Galgen baumeln«, erklärte er in ruhigem Tonfall. »Für Brandstifter sehen die Gesetzte des Ordens, und diese gelten hier auf Argaan, den Flammentod vor. Eure Sünde wird mit denselben Qualen beglichen werden, die auch Eure Opfer haben erleiden müssen. Das ist Innos Gerechtigkeit.«
    Er blickte dem jungen Mann fest in die beeindruckenden bernsteinfarbenen Augen. Viele Gefangenen schwangen bloß große Reden über ihre Taten, hatten sich jedoch nie damit auseinandergesetzt. Daher realisierten die Wenigsten auch die allumfänglichen Konsequenzen, die es hatte, eine Zelle endgültig wieder zu verlassen zu können.
    »Die Oberste Feuermagierin hat hier in Thorniara ihren Amtssitz und die Insel befindet sich im Konflikt mit einigen adanosgläubigen Rebellen. Allein deshalb schon muss das Gesetzt streng ausgelegt werden. Es gibt keine Abweichungen! Auch liegt der Blick der Kirche und unseres Herren auf diesem Eiland, da Wassermagier und Orks nicht ihr einziges Übel sind. Ganz im Süden dieses leidgeplagten Eilands, befindet sich ein verfluchtes Kastell, welches von Dämonen bevölkert der Rückzugsort einiger sehr gefährlicher Schwarzmagier und Beliarsanhänger ist. Ihr bemerkt, da ist wenig Platz für Nachsicht und Gnade…«
    Geändert von Redlef (28.02.2024 um 19:35 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Ardan
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    Im Kerker

    Sichtlich verdattert über die Menge an Informationen, die er in den ersten Minuten des Gesprächs mit Redlef über die Insel erhielt, ließ sich nun auch Ardan auf seine Pritsche fallen. Ihm war nicht aufgefallen, dass er das Misstrauen seines Zellengenossen geweckt hatte, viel mehr fühlte er sich bestärkt mit seiner Vermutung richtig gelegen zu haben. Warum auch sollte ein angesehener Soldat, der es bis zum Hauptmann gebracht hatte, einen Mord begehen? Was könnte er dadurch gewinnen, dass ihm der Dienst am Reich nicht zehnfach eingebracht hätte. Ansehen, die Gewissheit dem rechten Pfad zu folgen und im Namen des Einzig Wahren zu handeln waren die höchsten Güter, die den Menschen zuteilwerden konnten.
    „Mein Verdacht?“, fragte er etwas verwirrt nach, „Was für einen Grund sollte es geben zu glauben, dass ein Streiter Innos‘ zu den Mitteln Beliars greifen sollte? Ist es nicht die Lehre des Einen, die uns den rechten Weg weißt und beschützt vor der Dunkelheit unserer eigenen Gedanken?“
    Hsia hielt inne, ließ sich die Geschichte des Rotschopfes durch den Kopf gehen bis er auf eine Anmerkung stieß, die Redlef getätigt hatte.
    „Zahlen?“, fragte er unsicher, „Ich wusste nicht, dass es Gelder bedarf einen Gefangenen wie mich eingesperrt zu lassen“, gab er ehrlich zu, „Ich kann mir nicht vorstellen, wer…“, wieder stockte er in seinem Redefluss.

    Konnte es sein? Würde sein Vater nach allem, was er zu ihm gesagt hatte, die Entzweiung und Enttäuschung, dennoch mit Gold für ihn bezahlen? Dafür sorgen, dass der Prozess weiterlaufen konnte und er nicht aus niederen Gründen wie dem Mangel von Münzen hingerichtet wurde? Nein…oder doch?
    Er griff sich in die öligen Haare und schloss für einen Moment die Augen. Gedanken, die er längst verbannt gedacht hatte, kehrten wieder.
    Ablenkung! Ich muss mich ablenken, übertönte er die finsteren Gefühle.
    „Die…Die Oberste Feuermagierin ist hier auf Argaan? In Thorniara? Wenn das stimmt und auch alles, was Ihr sonst noch über diese Insel erzählt habt, dann hat es umso mehr Dringlichkeit, dass ich mein Anliegen einem Vertreter des Tempels darlegen kann!“
    Das Wissen, dass er einen Ordensbruder vor sich hatte, brachte den Kopisten dazu von dem zuvor verwendeten Du auf das angemessene Ihr zu wechseln. Die Offenbarung, dass ein Ort auf Argaan existierte, der die Brut Beliars beherbergte, ließ erneut gerechten Zorn in ihm aufsteigen.

    „Es ist unabdingbar, dass ich nicht auf dem Scheiterhaufen ende! Solange Innos‘ Reich nicht Morgrads Antlitz bestimmt, werde ich keinen Frieden finden. Weder im Leben, noch im Tod!“, sprach er laut, rief die Worte beinahe.
    Seine bernsteinfarbenen Augen schienen zu leuchten, als die Inbrunst aus ihm herausbrach.
    „Doch wenn es stimmt, was Ihr sagt – und daran hege ich keinerlei Zweifel – ist meine Zeit knapp bemessen. Bedrohungen wie diese, von denen Ihr berichtet habt, erfordern schnelles Handeln. Die Amtsinhaber werden nicht so zögerlich sein wie in Vengard.“
    Wieder verstummte Ardan, wehrte sich gegen die Unsicherheit, die diese neuen Informationen in ihm hervorriefen. Doch sein Eifer brannte hell und überstrahlte sein Gemüt.
    „Wenn meine Worte Euch Trost spenden können, Redlef, dann nehmt sie bitte an. Ich bin sicher, dass Innos seine Hand über Euch hält und Ihr nicht Opfer der Intrigen Eures Familienmitgliedes werdet. Jedenfalls nicht mehr, als es schon der Fall ist. Ihr scheint dem Kerkermeister gegenüber vertraut zu sein. Kanntet ihr einander vor Eurer Inhaftierung?“

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    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Das Hafenviertel

    Einige Tage hat es gedauert, ehe sich der Mann wieder Blicken ließ, der den Wirt der Hafenkneipe dafür bezahlte, der Stadtwache falsche Informationen zu liefern. Tingalf hatte den Mann schon oft gesehen. Mit Glücksspiel erleichterte er die Leute gerne um einige Münzen und drehte gewiss auch andere krumme Dinger. Er hatte bestimmt nicht die Möglichkeiten gehabt, den Diebstahl selbst zu organisieren und einige Leute zu bestechen. Ganz zu schweigen davon, die Informationen über die Handlanger des Grafen zusammenzutragen. Nein, dieser Kerl war selbst nur ein Befehlsempfänger.

    Daher entschied sich Tingalf, den Mann aus sicherer Entfernung zu beobachten. Besonders klug war das nicht, schließlich hatte man ihn schon vor geraumer Zeit erkannt und auf offener Straße angegriffen. Sicherlich würde der Glücksspieler bereits bemerkt haben, dass er von Tingalf beobachtet wurde. Doch der hatte keine andere Wahl. Der Graf verlangte Ergebnisse.

    Die Stunden vergingen, ehe der Mann endlich seine Würfel wegpackte und die Hafenkneipe verließ. Er lief durch die Gassen des Viertels, schaute sich einige Male um und traf sich schlussendlich mit zwei schmächtigen Gestalten, die auf einem kleinen Karren tatsächlich Kisten transportieren. Doch auf den Kisten fehlte das Wappen des Grafen. Waren die Informationen des Wirts schon wieder falsch gewesen? War das vielleicht der Grund, warum Tingalf nicht schon längst bemerkt und angegriffen wurde? Der Handlanger des Grafen ließ sich nicht verunsichern und verfolgte die Männer weiter.

    Die liefen noch einige Zeit durch das Hafenviertel, ehe sie an einem großen Haus ankamen. Kräftig klopfen sie an die grüne Eingangstür und warteten auf Einlass. Gespannt wartete Tingalf, wer die Tür wohl öffnen würde, als er vor Schreck zusammenzuckte. Mit einem lauten Schrei stieß ein Soldat der Stadtwache die Tür von innen auf und rannte auf die Männer zu. Die Situation wurde unübersichtlich, als ein weiterer Soldat nach draußen rannte und sich dem Kampf anschloss.

    Die zwei schmächtigen Gestalten suchten bei Anblick der Soldaten schnell das Weite und Tingalf überlegte, ob er ihnen nachstellen sollte. Doch die beiden wurden gewiss nur mit ein paar Münzen bezahlt, um die Kisten zu transportieren ohne wirklich etwas mit der Sache zu tun zu haben. Es war der Mann, der mit dem breitgebauten Soldaten kämpfte, der von Bedeutung war.

    Maximus

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef nach sich einen Moment Zeit, um sein Gegenüber wiederholt einzuschätzen. Vielleicht war ihm der Kerl etwas zu euphorisch im Glauben. So oder so, Ardan brauchte nicht viel mehr wissen. Solange das Gespräch im Fluss blieb und ihn von seiner bescheidenen Lage ablenkte, war es gut.
    »Er und ich haben hier zusammen gedient.« Diese Aussage umriss natürlich nur äußerst knapp, dass Pons der Sohn des Vorgängers Redlefs als Kerkermeister war. Der Vater war ein hoffnungsloser Säufer, der inzwischen auch dem Alkohol erlegen war. Um seine arme Mutter zu unterstützen, hatte der Sohn bereits in frühen Jahren die Pflichten des Vaters übernommen. So war es nicht verwunderlich gewesen, dass der Kerker vor zehn Jahren, als Redlef ihn notgedrungen übernommen hatte, in einem desolaten Zustand gewesen war. Der damals gerade erst mündig gewordene Junge hatte sich alle Mühe gegeben und war dennoch heillos überfordert gewesen. Redlef hatte sich seiner angenommen, dafür gesorgt, dass er ein ordentliches Mitglied der Miliz wurde und ihm so gut er konnte, versucht den Weg zu weisen. So konnte er nur stolz auf den inzwischen erwachseneren Pons zu sein, der es zum Weibel gemacht, eine Familie gegründet hatte, seine kranke Mutter aufopferungsvoll pflegte und das alte Haus der Familie in der Nähe des Hafens sanierte. Auch hatte Pons ihn nie fallen gelassen und immer im Rahmen seiner Möglichkeiten versucht, seinem alten Mentor das Leben in der Zelle so angenehm wie möglich zu gestalten. Redlef war ihm unendlich dankbar.
    »So wie ich mit vielen hier gedient habe. Die Stadt ist nicht sehr groß. So kommt es auch, dass ich diese Zelle bisher allein bewohnte. Denn hinter den meisten Gaunern in diesen Zellen habe ich auch schon die Türen zugeschlossen. Leier vergessen sie alle häufig sich an die Gesetzte zu halten, doch wer sie dafür weggesperrt hat, dass vergessen sie nie…«
    Er kratze sich den struppigen Bart. Die Schmerzen aus seinem Körper waren bisher nicht gewichen. Hoffentlich kam Pons bald, mit der ersehnten Linderung. Seine Kehle brannte vor Verlangen.
    »Pons wird dein Anliegen an den Tempel weitergeben. Wie lange es aber dauert, bis sich ein Magier hier blicken lässt steht in den Sternen. Sein Hochwürden Lopadas nicht mehr der Tempelvorsteher ist interessiert sich kaum noch Jemand für den Abschaum der Gesellschaft.«
    Die Uneinsichtigkeit über seine Taten besorgte Redlef. So hatte er vermutlich keine Chance auf ein Gnadengesuch. Auch wenn sein religiöser Eifer positiv zu bewerten war, der Orden konnte niemand gebrauchen, der sich blind verrannte. Die Zeit der großen Schlachten war glücklicherweise vorbei. In der aktuellen politischen Situation war eher besonnenen taktieren nötig…
    »Lege nicht zu viel Hoffnung in das Gespräch mit einem Magier. Er wird deine Unterlagen und dein Vergehen kennen. Sicherlich beweisen sie, dass dein Eifer keine Beliarpaktierer traf, sondern Unschuldige. Sonst wärst du nicht hier. Er wird dir das Vorhalten. Wird darauf bestehen, dass es dem einfachen Volk nicht gestattet ist auf diese Weise Innos Wille durchzusetzen, schon gar nicht, wenn es dann auch noch die Falschen trifft. Es war nicht an dir zu vollstrecken, dies obliegt dem Orden und seinen Vertretern. Du hättest diesen vermeintlichen Zirkel auch melden können. Was willst du ihm dann antworten?«
    Der Ordensbruder sah sein gegenüber aufmerksam an. An seiner Fähgkeit der Selbsreflektion musste sich jeder große Mann, oder Jene, die es sein wollten, messen lassen.

  12. Beiträge anzeigen #372
    Lehrling Avatar von Ardan
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    Im Kerker

    „Aber so ist es nicht!“, entfuhr es Ardan, der den Worte Redlefs keinen Glauben schenken konnte – keinen Glauben schenken wollte, „Meine Brüder und Schwestern der Flamme Innos‘ haben wochenlang Beweise dafür gesammelt, dass diese Familie Beliar-Paktierer waren! Sie besuchten niemals die heiligen Messen, brachten niemals Opfergaben dar und des Nachts zuckten unnatürliche Lichter in ihren Fenstern. Es ist einfach nicht möglich, dass sie keine Verbindung zum Bösen hatten! Ich habe nichts weiter getan, als sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen, da die Ordensbrüder und -schwestern nicht zum Handeln bereit waren! Ihr wart sicher lange nicht mehr im Herzen des Reiches, doch der gewonnene Krieg gegen die Orks hat die Besatzung in Myrtana selbstgefällig werden lassen. Sie denken, dass sie bereits Innos‘ Vision dieser Welt erreicht hätten, doch sie irren!“

    Der Kopist atmete schwer, nachdem er sich in Rage geredet hatte. Es durfte einfach nicht der Wahrheit entsprechen, dass er Unschuldigen das Leben genommen hatte. All die Beweise, die ihm seine Brüder und Schwestern der Glaubensgemeinschaft vorgelegt hatten, die er akribisch kopiert und verteilt hatte. Eindeutiger hätte es nicht sein können und nun sollte er wegen Selbstjustiz brennen? Nein, so würde es nicht enden. So durfte es nicht enden!
    „Wenn den Amtsinhabern Thorniaras die Berichte meiner Taten vorliegen werden sie einsehen, dass ich nur so gehandelt habe, weil ich nicht länger ertragen konnte wie unser Herr verspottet wurde. Denunziert durch die bloße Anwesenheit dunkler Okkultisten im Herzen seines Reiches, wo sein Licht am hellsten strahlen sollte.“

    Etwas Wildes hatte seinen Weg in die Augen des jungen Mannes gefunden, der noch immer Luft einsog, als wäre er vom Hafen bis zum Kerker gerannt.
    „Wenn wirklich ein Magier des Tempels kommen sollte, um mich anzuhören, wird er meinen festen Glauben und die guten Absichten meiner Taten erkennen. Ich muss begnadigt werden, ich muss einfach!“
    In diesem Moment erklangen Schritte auf dem kalten Boden des Verlieses und Kerkermeister Pons tauchte erneut vor ihrer Zelle auf, einen Becher in der Hand.

  13. Beiträge anzeigen #373
    Kämpfer Avatar von Felia
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    »Die anderen waren... anders.«, beschrieb sie plump. In Curts Nähe verlor jedes ihrer Worte die Schärfe und die Silben, die sie sonst so kunstvoll aneinander zu weben im Stande war, verknoteten sich wirr und grob zu etwas, das entfernt an ein Wort erinnern mochte.
    »Aber Du bist Du.«
    Ein Meisterwerk der Poesie.
    »Curt ich...«
    Sie was? War eine verwirrte, ziel- und planlose, in Sorgen, Ängsten und Befürchtungen erstarrte und innerlich zerrissene junge Frau, die sich in einer gänzlich fremden Situation wiederfand, in welcher jeglicher sonst so klarer Plan entweder laut trompetend zur Tür raus oder leise durch's Fenster entschwand.
    »du... wir...«
    Waren füreinander geschaffen? Waren dazu verdammt, entweder verbitterte Erzfeinde oder unsterblich ineinander verliebte Narren zu sein? Vielleicht beides? Dazu auserkoren, sich Zeit ihres gemeinsamen oder getrennten Lebens den Erwartungen ihres Ordens, ihres Gottes und der obersten Feuermagierin höchstselbst zu widersetzen?

    Noch bevor sie die störenden Gedanken vertreiben konnte, legte Curt ihr sanft eine Hand an die Wange.
    Die Temperatur seiner Hand wärmte ihr Gesicht, aus dem jegliches Blut gewichen war. Seine vom Bart eingerahmten Lippen bewegten sich nicht und er atmete stumm weiter, blickte ihr dabei tief in die Augen. Und er sagte ihr in diesem Augenblick alles, was sie hören musste.
    Sanft legte sie ihre Hand auf seine und presste ihr Gesicht gegen seine Handfläche. Die Wärme dieses fremden Mannes erwärmte nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihr Herz. Wie heißes Wachs schmolz sie in den Händen Curts. Jeglicher noch so kleine Widerstand, der sich in ihrem Herzen gebildet hatte, verpuffte angesichts dieser Wärme. Nicht nur seiner körperlicher Wärme, sondern der durch Mark und Bein dringenden Wärme seiner Selbst.

    »Lass uns nicht länger von dem reden, was mal war.«

    »Wenn ich mich richtig erinnere «
    Sie näherte sich langsam seinem Gesicht.
    »Dann waren wir etwa hier.«
    Sie lächelte.
    Dann presste sie ihre Lippen auf die Seinen.
    Geändert von Felia (29.02.2024 um 20:48 Uhr)

  14. Beiträge anzeigen #374
    Veteran Avatar von Curt
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    Vom hohen Scheitel bis zur kleinen Fußzehe durchzog ein elektrischer Puls den Körper des Novizen, stärker als jeder Kettenblitz, den er im dritten Kreis der Magie erlernen konnte, so viel stand fest. Noch dazu war er völlig ungefährlich; die einzigen Brandflecke, die er hinterließ, waren die glühenden Wangen in ihren Gesichtern. Felias plötzliche Spontaneität zog ihn in ihren Bann. Gewiss hatte er sich ein Szenario wie dieses in einem fernen Winkel seines verträumten, der Logik vollends beraubten Teils des Gehirns vorstellen können, doch weigerte sich sein Verstand bis zum letzten Moment, Traum und Realität zu vereinen. Letztlich brauchte es nichts mehr, als die pure Berührung ihrer Lippen, um die körperliche Vereinigung zu realisieren, die sich schon seit Stunden, vielleicht gar seit Tagen aus einer emotionalen Übereinstimmung angebahnt hatte. Doch der Kuss brachte die beiden Flammen zusammen, schürte ein Feuer, welches um ein Vielfaches stärker war als das Individuum. Noch dazu verglühte mit ihm jegliche andere Emotion, die ihn normalerweise durch den Tag brachte. Sein Streben nach weltlichem Ruhm - bedeutungslos. Der Wunsch nach geistlicher Reinheit – eine Nichtigkeit. Die tiefsten Instinkte brandeten an die Oberfläche und ließen ihn nichts als sie wahrnehmen. Den Duft in ihren Haaren, den Glanz in ihren Augen, die bebenden Lippen. In diesem Augenblick war Felia das Zentrum seiner Welt.

    Es sollte nicht bei diesem einen Kuss bleiben. Die Atmosphäre, der Wein, die fordernden Blicke riefen nach mehr. Ihr Essen war in der Zwischenzeit kalt geworden, so lange blieb die Vereinigung durch unzählige weitere Küsse bestehen. Jeder von ihnen schien einzigartig, mal sanft und behutsam, mal schnell und fordernd. Curt hielt ihren Kopf dabei, fühlte mit den Daumen die Hitze in ihren Wangen, kraulte ihr mit den übrigen Fingern durch das Haar, das mit jedem Kuss wüster lag als noch zuvor.
    Felias Beherrschung schien stärker zu sein als die von Curt, denn irgendwann löste sie ihren Griff, der lang am Kragen seiner Novizenkluft festhielt und sofort kehrte die Vernunft zurück ins Diesseits und ließ ihn innehalten. Er stieß einen tiefen Seufzer der Freude aus.
    „Das … war unglaublich.“
    Dem sonst so eloquenten Gelehrten fehlten die Superlative, seine Gefühle in Worte zu fassen. Felia senkte den Blick für einen Moment, schien ihm auszuweichen. Hatte er sie in Verlegenheit gebracht? Oder schäkerte sie gar mit ihm? Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie fühlten sich ein wenig wund an. Seine Kehle war staubtrocken.
    „Das macht ganz schön durstig“, sagte er und konnte sich ein albernes Grinsen nicht verkneifen. „Möchtest du etwas Wasser?“

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    Provinzheld Avatar von Arvideon
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    Tempel des Innos, Tempelviertel – Ratsuchend unter der Kuppel des Sonnenlaufs

    Bis weit nach Einbruch der Dunkelheit hatte er gewartet, bevor er losgezogen war, Ihre Eminenz mit seinem Anliegen zu behelligen. Der kleinwüchsige Wandermönch wollte sicher sein, dass er die Oberste Priesterin außerhalb ihrer offiziellen Sprechzeiten – so es diese denn überhaupt gab – antraf. Eingehend hatte er sich auf diesen Besuch vorbereitet. Einladung entbehrte er, ebenso Anmeldung oder Genehmigung. Doch all dessen hätte er vermutlich auch nicht so ohne weiteres erhalten, galt er der Reichskirche doch als unbedeutender Adlat, ohne ausgesprochen guten Grund zur bedeutendsten Führerin der Kirche in ihrer jüngeren Geschichte vorgelassen zu werden.
    Also drang er getarnt ein, getarnt als sich selbst, getarnt in der Öffentlichkeit, der Offensichtlichkeit, getarnt als Adlatus, der Dienstbotentätigkeiten erbrachte. Gekleidet in seine abgewetzte aber stets gut ausgebesserte Robe stapfte er wie selbstverständlich, in den kräftigen Händen vor sich ein Tablett mit Bechern und frisch aufgebrühtem Hibiskustee, die umlaufende Treppen im Innern der Kuppel hinauf, wo er durch Beobachtung der Tagesabläufe in den letzten Tagen den Aufenthalt seiner Zielperson verortete. Als sei es das selbstverständlichste und völlig natürlichste der Sphäre Adanos‘, als gehöre er hierher, als sei er Teil des Inventars, Teil des Systems und nicht Anomalie, erklomm er die letzte steile Stiege und reckte den Kopf in die Dachkammer.
    Der Leibwächter Francoises war ihm bereits auf einer der unteren Treppen entgegengekommen. Zu so später Stunde schien er gern nach seinem Pferd zu sehen. Ihn erwartete der Vater der falschen Bescheidenheit nicht hier anzutreffen und er hatte Glück. Die zugleich durch die Frische der Weisheit und die Eleganz der Reife ausgezeichnete Gestalt der Obersten Priesterin thronte im Mondlicht auf einer Art niedrigem hölzernen Zwischenboden in der Mitte des kreisrunden Raumes, die Arvideon nicht ganz bis zur Hüfte reichen mochte.
    Der heimliche Bittsteller trat durch den Aufgang in den Raum und blieb zunächst stehen, beugte lächelnd das Haupt den Haarkranz voran und sprach: „Es erfreut den alten Gnom, Eure Eminenteste Ewigkeit so gesammelt lebendig und augenscheinlich unversehrt wiederzusehen.“
    Geändert von Arvideon (04.03.2024 um 03:24 Uhr)

  16. Beiträge anzeigen #376
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Aufmerksam und beinahe fasziniert beobachtete Redlef, wie sich Ardan in Rage redete. Tief in seinem Wesen schien ein rechtschaffender Zorn zu wohnen, doch anstatt ihn zu kanalisieren ließ er dieser zerstörerischen Kraft freien Lauf. Redlef kannte diesen Wusch, das Herz des Reiches, ihre Heimat frei von Bösem zu halten. Er war auf dieser Insel auch ausreichend Schwarzmagiern begegnet, um zu wissen, wie skrupellos sie Elend unter unschuldige Bürger bringen konnten. Doch zu einer guten Tat gehörte nun mal auch das richtige Handeln. Das musste der Junge noch verstehen lernen.
    »Ich bin mir sicher sie werden dein Anliegen…« Weiter kam Redlef mit seiner beruhigend gedachten Antwort nicht, da Pons am Gitter ihrer Zelle aufgetaucht war.
    Geschickt fischten seine Finger das dicke Schlüsselbund an der Kette vom Gürtel und fügten den passenden Schlüssel ins Schloss.
    Beim Eintreten ließ er sie Tür hinter sich zufallen, und trat auf Redlef zu, nachdem er sich mit einem kurzen Blick in Richtung Ardan versichert hatte, dass dieser ihm gerade nicht gefährlich war. Redlef ärgerte diese Schlampigkeit sehr. So hatte er es seinem Nachfolger nicht beigebracht. Pons setzte zu viel Vertrauen in die Menschen, oder zu mindestens in seine eigene Menschenkenntnis. Nur weil Ardan harmlos aussah musste er es nicht auch sein. Einer Flucht, auch wenn sie zum Scheitern verurteilt war, war immer ein großes Ärgernis und musste vor allen Dingen der Obrigkeit gemeldet werden. Nach dem Mord, der hier im Rahmen einer Massenflucht vor ein paar Monaten passiert war, konnte sich Pons keine weiteren Nachlässigkeiten leisten.
    Redlef warf dem Weibel zwar tadelnde Blicke zu, vermied aber seine Bedenken laut auszusprechen, da sich dieses vor den Mitgefangenen nicht geziemte.
    »Hier, etwas Wasser!«, sagte Pons, während er Redlef mit einer etwas umständlichen Handbewegung den Becher in die Hand drückte. Redlef wunderte sich zuerst, doch als er das kleine Döschen bemerkte, welches Pons unter dem Boden des Bechers versteckt hatte, wurde ihm alles klarer. Dankend nach er Becher und Dose an, ohne diese offen zu zeigen. Pons hatte ihm aus den beschlagnahmten Beständen etwas Sumpfkraut entwendet und mitgebracht. In einem unbeobachteten Moment konnte sich Red dies in die Backentasche stecken und so ein wenig seinem tristen Alltag und vor allem seinen Schmerzen entfliehen.
    »Ich danke dir!«, antwortete er und meinte es in unendlicher Dankbarkeit.
    »Gleich kommt noch Johannis, der euch Essen und dir etwas gegen das Fieber bringt. Er wollte Wickel für dich besorgen.«
    »Das ist sehr aufmerksam! Aber kannst du mir noch einen Gefallen tun? Ich denke es ist an der Zeit, dass ich einen Magier sehe…«
    Pons jagte diese Aussage einen Schreck durchs Gesicht.
    Redlef hob beschwichtigend die Hände: »Der Schmerzen wegen. Ich halte sie kaum noch aus. Außerdem muss der junge Mann dringend mit einem von ihnen über seine sehr belastenden Taten sprechen.«
    Der Kerkermeister schaute kurz verwirrt drein. Solche Forderungen höre man von den Tagedieben eher selten. Dann wandte er sich Ardan zu und blickte ihn fragend an. »Sonst noch etwas? Was soll ich den Magiern ausrichten? Worum geht es denn?«

  17. Beiträge anzeigen #377
    Lehrling Avatar von Ardan
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    Im Kerker

    Kurz zuckte Ardan zusammen, als er hörte, wie sich der Schlüssel des Kerkermeisters im Schloss drehte und die Zellentür aufschwang. Er blickte auf, traf den Blick von Pons, der ihm stumm zu verstehen gab nichts Dummes anzustellen. Jedoch hätte es dieser Aufforderung gar nicht bedurft, denn der Kopist vergeudete keine Gedanken an Flucht, schon gar nicht jetzt, wo er in einer Stadt auf einer Insel war, über die er absolut nichts wusste. Viel mehr saß er schweigend auf seiner Pritsche, nachdem die Wut über seine Situation abgeklungen war. Erneut traf ihn die Erschöpfung und der Schlafmangel wie ein Vorschlaghammer. Seine Lider mussten so viel wiegen wie zwei ausgewachsene Wildschweine. Doch er hielt sich wach, versuchte den Worten des Kerkermeisters und seines Zellengenossen zu folgen.

    Erst als Redlef nach einem Magier verlangte, horchte er jedoch auf und hob den Kopf an. Würde der Rothaarige ihm tatsächlich die Möglichkeit verschaffen mit einem Vertreter des Tempels zu sprechen? Als Pons sich dann nach den genauen Gründen für das von Redlef erklärte Anliegen erkundigte, musste Ardan sich sammeln.
    „Ihr habt den Bericht über meine Umstände noch nicht gelesen, Herr?“, fragte der Inhaftierte überrascht, ohne dabei jedoch feindselig zu wirken.
    „Vielleicht habe ich den Bericht gelesen, vielleicht auch nicht. Ich will aus deinem eigenen Mund hören, weshalb du einen Magier sprechen willst“, erwiderte der Soldat.
    „Ich verstehe. Es ist so, dass ich zu Unrecht seit drei Jahren eingesperrt bin. Meine Taten tragen Innos‘ Segen und doch kollidieren sie mit den Gesetzen unseres glorreichen Reiches. Ich habe seit meiner Inhaftierung nicht mehr die Gelegenheit bekommen mit einem Vertreter des Tempels zu sprechen, um meine Seele zu erleichtern. Jeden Tag wird das Gewicht der Sorge größer, doch meine Hoffnung in die Einsicht der Menschen im Hinblick auf Gottes Wirken ist nie ins Wanken geraten. Ich bin überzeugt davon, dass wenn ich mich einem Magier anvertrauen kann, er in meinem Innersten erkenne wird, dass ich nicht das bin, für was mich unsere weltlichen Ansichten halten.“

    Inständig hoffte er, dass seine Worte die richtigen waren um den Kerkermeister zu überzeugen, ihm den Wunsch nach seelischem Beistand zu gewähren. Wenn nicht würde er es am nächsten Morgen wieder versuchen und an allen darauffolgenden, bis er entweder auf dem Scheiterhaufen endete oder schließlich wieder die Freiheit erlangte, die er verdiente. Im äußersten Notfall, wenn es so aussah, als würde er hingerichtet werden, wollte er sich auf das Gottesurteil berufen, doch ob diese altehrwürdige Tradition auch auf Argaan Anwendung fand, musste er erst noch in Erfahrung bringen.

    Pons nickte nach der Erklärung Ardans und versprach einen Magier zu schicken, der sich Redlefs Zustand ansah und eventuell auch den Worten Hsias Gehör schenken würde. Nachdem der Kerkermeister wieder fort war, folgte wenig später der erwähnte Johannis mit den Rationen für den Tag und den Wickeln für den Rotschopf. Wieder rührte sich der junge Mann nicht, während sein Zellengenosse versorgt wurde, sondern nahm die gebrachten Speisen in sich auf. Er würde die Stärkung brauchen, wenn er seinen Fall überzeugend darbringen wollte.

  18. Beiträge anzeigen #378
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Françoise war in ihre abendliche Meditation versunken und durch den unangekündigten Besuch sichtlich überrascht. Er trug ein Tablett mit Bechern bei sich. Soweit nichts ungewöhnliches, denn die Priesterin ließ sich dann und wann Tee von einem Adlatus bringen. Heute hatte Piotr die Aufgabe übernommen. Ein introvertierter und sehr aufmerksamer Anwärter auf die Robe. Doch schon allein vom Alter her konnte Françoise erkennen, dass es sich hierbei um jemand anderen handeln musste. Eine Erinnerung kam ihr ins Gedächtnis, als er näher trat und sich verbeugte.
    »Zur Ewigkeit fehlen noch einige Jahre.«, entgegnete die Oberste Feuermagierin. Der Mann mit der Halbglatze stellte das Tablett vor Françoise und trat höflich einen Schritt zurück. »Du bist Arvideon. Es ist eine ganze Weile her, dass wir uns zuletzt sahen. Vielleicht eine halbe Ewigkeit?«
    Mit einem sanften Lächeln nahm Françoise einen Becher vom Tablett. Das Aroma stieg ihr sogleich in die Nase und die rötliche Farbe verriet den Rest. Sie nippte daran und stellte den Becher wieder beiseite.
    »Persönlich mag ich ihn mit etwas Zimt. Nun, du bist mit Sicherheit nicht gekommen, nur um mir Tee zu bringen.«
    So unscheinbar Arvideon aufgrund seiner Größe und seines Ranges in ihrer Gemeinschaft wirkte, ahnte Françoise, dass er das ein oder andere Geheimnis verbarg. »Was bringt dich also zu mir?«

  19. Beiträge anzeigen #379
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Curts Geschmack heftete noch immer an ihren Lippen und sie musste sich ob der körperlichen und geistigen Wirkung des bärtigen Mannes am Tisch abstützen, um nicht auf die Knie zu sinken. Unglaublich traf es... nun ja, unglaublich gut.

    Der Bardin fehlte es an Worten. In der Vergangenheit hatte sie Innos weiß wie viele Lieder über die Liebe, sei es die körperliche oder die rein gedankliche Liebe, gesungen, ja sie hatte ein ums andere Mal sogar einen selbst ersonnenen Reim von sich gegeben, um der Liebe zu zollen. Aber was in diesem Augenblick in ihrem Körper und ihrem Kopf vor sich ging, das spottete jeglicher Beschreibung. All die Geschichte, Gedichte, Lieder und Erzählungen zusammen kamen nicht annähernd heran an das, was hier vor sich ging. Und selbst wenn sie gewollt hätte - und derzeit stand ihr der Kopf nun wirklich nicht danach, es überhaupt zu versuchen - es wäre ein Unterfangen gewesen, als habe sie versucht die Lehren Innos' auf eine Seifenblase zu inskribieren.

    Sie räusperte sich. Ihre Kehle war tatsächlich etwas trocken.
    »Gern.«

    Sie schritt um den Tisch herum und konnte sich nicht verkneifen, Curt mit einer Hand sanft über den Rücken zu streichen, während sie an ihm vorbeischritt.
    »Es tut mir leid.«, sagte sie entschuldigend. »Du hast dir so viel Mühe gegeben und jetzt ist das schöne Essen kalt geworden.« Curt fuhr auf dem Absatz herum, reichte ihr das versprochen Glas Wasser und warf ihr einen Blick zu, der mehr als deutlich machte, dass es um das Essen nicht wirklich schade war. Die Novizin strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und betrachtete ihren Gegenüber mit einem spitzbübischen Grinsen auf den Lippen.
    »Das, was dir an magischem Talent fehlt, machst du mit deinen Lippen...« sie pausierte. »und deiner Zunge durchaus wieder wett.« Sie zwinkerte ihm neckisch zu. Noch bevor er etwas erwidern konnte, stellte sie das nunmehr leere Glas auf den Tisch und griff sich eine Decke. »Ich möchte mir gern die Sterne ansehen. Und um das Feuer sollten wir uns auch kümmern.« Dann schritt sie einige der gewundenen Stufen nach oben, hielt dann aber inne.
    »Dann kannst du mir auch gleich einmal erzählen, woher du das so gut kannst, du Schwerenöter!«

  20. Beiträge anzeigen #380
    Provinzheld Avatar von Arvideon
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    Tempel des Innos, Tempelviertel – Unter den Augen der Obersten Priesterin

    „Für manch einen vergeht eine Ewigkeit mitunter kurzweilig, wie der Lidschlag, für den anderen mit der quälenden Trägheit der Seekrankheit. Ist es gut eine Ewigkeit rasch erlebt zu haben? Doch wo ist der Unterschied? Ist die Trägheit des Augenblicks die Rasanz der Rückschau? Arvideon kann es nicht raten, Eure Eminente Altersspurlosigkeit.“
    Ein Hauch von Sorge um sie stahl sich in seinen gütigen Blick.
    Vor fast sechs Jahren war Hibiskustee für seine unfreiwillige Gastgeberin noch Neuland gewesen. Nun hatte sie sogar Vorlieben entwickelt, was dessen Würzung anging? Auch wenn es sein konnte, dass sie ihn nur mit der Skepsis der erfahrenen Kirchenpolitikerin bremsen, nicht gleich mit geöffneten Toren empfangen und kommunikativen Sicherheitsabstand wahren wollte, es gab keinen Anlass daran zu zweifeln. Vielmehr war ihr zuzutrauen, dass sie den Schild der Wahrheit geschickt einzusetzen vermochte. Vielleicht war es ihr auch nicht so wichtig, was sie damit nebenbei noch preisgab. Doch hätte es noch handfester Beweise bedurft, dass sie zumindest innerlich tatsächlich eine Ewigkeit erlebt hatte seit ihrer letzten Begegnung, hier hatte Arvideon ihn erhalten.
    „Euer zurückhaltender Diener ist unermesslich dankbar, dass Eure Eminente Weisheit ihm kurz zu verweilen gestattet. Eure Eminente Aufmerksamkeit ist so außerordentlich gütig zu preisen, dass er gar ein Ersuchen an Euer Eminente Gnädigkeit Ohr herantragen darf.“
    Der kleinwüchsige Wandermönch angelte sich selbst den zweiten Becher mit dampfendem Inhalt, wich jedoch sofort wieder in respektvollen Abstand zurück und ließ sich ihr gegenüber auf den Boden der Dachkammer und damit unterhalb des zentralen Podestes im Schneidersitz nieder.
    In aller Ruhe, die Augen auf den Becher, den er mit beiden Händen hielt, gerichtet, atmete er ein und blies beim Ausatmen den vom Tee aufsteigenden Dunst über den Becherrand davon. Er konnte ihren Blick auf sich spüren.
    Während er die Schwaden nachströmen sah, starrte der alte Gnom in das heiße Gebräu und begann sich zu erinnern und zu erzählen: „Sechs Jahre sind vergangen. Die Stadt der zwei Leuchttürme versank in den beliarischen Klauen eines Mannes. Ein Dilettant war er, aber ein machthungriger. Rabenweil genannt. Sie stellten ihn in den Abgründen unter den Straßen und Häusern, bezwangen ihn und er ging ein in das Reich seines Gottes. Doch zurück ließ er Paraphernalien des Bösen. Euer bescheidenster Diener war zugegen, nahm sie in Verwahrung. Er ist untröstlich, konnte er sich nicht umgehend darum kümmern.“
    Arvideon gönnte sich eine kurze Pause, führte den Becher zum Mund und schlürfte ein Schlückchen Tee, ehe er fortfuhr: „Nun aber ist Zeit, Zeit sie aus dieser Sphäre zu entlassen. Zu trennen sind beliar‘sche Kräfte von adanos‘scher Substanz und zurückzuschleudern in die Wirbel des Chaos. Doch braucht er weisen Rat, ist trotz seiner reichlichen Lebenszeit und reichen Erfahrung noch nie damit befasst gewesen. Arvideon gesteht ohne Zögern, dass er noch nicht alles weiß und davon noch zu wenig. Sichergehen muss er, dass nichts entweicht, und nur wenige können ihm raten. Denn mächtig sind sie noch, mächtig und verführerisch. Nicht den machtlüsternen Geistern kann er sich anvertrauen, nicht sie um Rat, um Anleitung ersuchen, wie man die Hinterlassenschaften des rabenweilschen Ablebens, metallenes Werkzeug und papierene Anleitung, der innosgefälligen Lustration zuführt.“
    Dann hob er den Kopf sah zu ihr auf.
    „Dies ist seine bescheidene Bitte, Eure Eminente Geduldigkeit und Langmut.“
    Geändert von Arvideon (04.03.2024 um 04:13 Uhr)

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