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    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline
    Das Adrenalin ging und die Schmerzen kamen. Oder zutreffender: Sie kehrten zurück. Die Verletzung an seiner linken Hand, die ihm Kriegerin mit den zwei Schwertern zugefügt hatte, blutete nicht mehr, schmerzte aber bei jeder Bewegung der Finger wie glühendes Eisen. Gemeinsam mit mehreren anderen Prellungen und Blessuren, die er im Kampf davon getragen hatte, wurde die Blauhaarige somit um einiges schwerer als sie in Wirklichkeit war.
    Aber Kortis biss die Zähne zusammen – nicht nur hinsichtlich seiner körperlichen Verfassung. Diejenigen, denen er nun half, hatten seine Männer ins Verderben gestürzt. Die ersten Toten waren überflüssig gewesen. Unnötig. Aber nun relativierte das Geschehene und Überlebte diesen Umstand. Wie immer wurde der Tod schließlich relativiert.
    Die Überlebenden hatten inzwischen eine Baumgruppe weit abseits des Hinterhalts erreicht; noch weiter von dem Gehölz entfernt, in das sich Kortis nach der Schlacht an der Roten Furt geflüchtet hatte. Dort hielten sie inne, um zu verschnaufen und der Hauptmann stellte zu seinem Bedauern fest, dass er das bitter nötig hatte. Aber überprüfen, ob es ihn irgendwo vielleicht noch schlimmer als angenommen erwischt hatte, konnte und wollte er nicht. Vorerst mussten sie weiter weg – und etwas musste geklärt werden.
    „Was habt ihr jetzt vor?“, fragte er in die Runde die Frage, der er sowieso nicht würde entrinnen können. „Meine Männer haben euer Geheimnis mit ins Grab genommen und es liegt an euch, ob ich es ebenfalls tue. Aber überlegt euch, ob es das wert ist. Früher oder später wird eure Siedlung ohnehin entdeckt – egal wie weit sie von hier weg ist. Die Heeresbewegungen beschränken sich nicht nur auf diese Furt.“

    Medin

  2. Beiträge anzeigen #142
    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline
    Hart war der Boden...
    Verdammt hart.
    Und weh tat das alles...
    Nur was?
    Unten angefangen die Füße, die in Schuhen steckten, die man eigentlich schon längst hätte ausrangieren sollen. Dann kamen die Beine, müde vom ganzen Laufen, stehen, rennen, kämpfen... Danach der Oberkörper, verkrampft unter all der Anspannung des nie enden wollenden Kampfes. Die Arme, müde und erschöpft vom ewigen heben und halten des Schwerts, vor allem, wenn wieder einer dieser Inquisitoren sein Schwert hatte draufsausen lassen. Der Nacken, vom Halten des viel zu schweren Kopfes vollkommen ausgelaugt...
    Dazu kam noch so einiges an Schnitten und Wunden und anderen schwerwiegenden Verletzungen, die aber schon längst nicht mehr auffielen.
    Immerhin, die Beine waren gerade zumindest von der Last des Körpers befreit, den Anyi lag auf der Erde, die blutgetränkt war, von der großen Schlacht, die hier vor kurzem stattgefunden hatte, und von der kleinen Schlacht, die sie gerade austrugen.
    Wie war er hier hin gekommen?
    Ach ja... Dieser Inquisitor, viel zu stark und viel zu ausgeruht, hatte ihn erwischt. Irgendwo - tiefgreifend.
    Er hatte verlohren und doch gewonnen: Sie waren immernoch viele und er, der kleine Flüchtling, der schon etliche Jahre nur mit durch-die-Gegend-streifen und sich-selbst-über-Wasser-halten verbracht hatte, hatte etwas erreicht, hatte seinem Leben einen tiefen Sinn gegeben. Mandalei, die Stadt der Nomaden war aufgebaut, sie funktionierte, sie hatte Wasser, sie hatte Kämpfer, sie hatte auch ohne ihn Leute, die diese Stadt gut führen konnten. Sral, den Sohn seines alten Freundes und Handelspartners, der die ganze Sache leitete und der schon irgendwie gelenkt werden würde, wenn er etwas unüberlegt handeln wollte, die Blauhaarige, diese mysteriöse Gestalt, die sich um all die Vorräte gekümmert hatte, die irgendwie immer hinter allen Dingen gestanden hatte, die rothaarige Kriegerin, die so elementar war, für die Sicherheit der ganzen Stadt, die einzige Person, die wirklich eine Autorität für Sral war und die wusste, was richtig war...
    Sie würden es gut machen, auch ohne ihn, der hier am Boden lag und hier wohl auf ewig liegen bleiben würde...
    Langsam aber sicher wurde es dunkler in Anyis Blickfeld und es tauchten Bilder auf, kleine Szenen, die ihn mit Stolz auf sein Leben erfüllten. Wie er sich zum ersten Mal um die Hühner gekümmert hatte, wie er zum ersten mal sein Dorf verlassen hatte, seine Eltern, seine Geschwister, seine Freunde aus der Jugend, seine Freunde in der Flüchtlingssiedlung, ein funktionierendes Mandalei...
    Ein lächeln breitete sich auf den Lippen des kleinen Mannes aus, der so einiges großes vollbracht hatte, während er einfach nur dalag, mitten auf dem Schlachtfeld...
    Gath

  3. Beiträge anzeigen #143
    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline

    Sral

    Sral war noch ganz betäubt von den Geschehnissen, er hatte nicht einmal wirklich registriert, dass sie das Schlachtfeld verlassen hatten, dass sie ihn, Anyi, zurückgelassen hatten, zu sehr hatten die Schmerzen über seinen Tod, seinen unvermeintlichen Tod, den noch hatte er geatmet, ihn überwältigt, ihm jeden Antrieb geraubt. Anyi war tot, weg, Geschichte, für immer. Sie kannten sich schon lange und hatten zusammen Mandalei aufgebaut, mit Reue kamen ihm die Erinnerungen, wie schlecht er ihn erst vor kurzem noch behandelt hatte und nun war er einfach tot. Einer der ersten der Mandalei aufgebaut hat, der erste der im Kampf dafür fiel. Was für eine Heldengeschichte, eine traurige Heldengeschichte.

    Erst Kortis Worte rissen ihn, zumindest stückweise aus dem Nebel, der ihn umgab. Sral schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, er ignorierte den Schmerz, der in seiner Hand explodierte und schrie dagegen an, schrie Kortis an. »Hättet Ihr uns einfach in Ruhe gelassen, wäre nichts von alledem hier passiert. Ihr seid Schuld am Tod von Anyi, genauso wie ihr Schuld am Tod Eurer eigenen Männer seid, ich würde Euch am liebsten jetzt und hier erwürgen.«

    Eine Stimme gemahnte ihn zur Ruhe, er konnte nich sagen, ob es Redsonja war oder gar Viraya, vielleicht war es auch nur die Stimme seines Unterbewusstseins, doch Sral wollte sich nicht beruhigen.

    »Es ist doch alles egal!« schrie er, noch immer keiner Vernunft fähig, »Am Ende wird uns dieser Krieg alle auffressen, die Menschen in Mandalei werden genauso jämmerlich im Dreck verrecken, wie Anyi dort drüben, der einzige Unterschied ist, dass sie gesammelt auf einer Schlachtbank sterben, anstatt einzeln, bis zum Ende gejagt auf freiem Felde! Macht doch was ihr wollt, es hat keine Bedeutung.« Sral war gebrochen, nach all diesen Wochen und Monaten harter Arbeit, hatte ihn dieser eine Vorfall gebrochen, all die Dinge für die er so hart gearbeitet hat, Mandalei, all das erschien ihm mit einem Schlage nichtig. In diesem Moment hatte der große Sral, Gründer von Mandalei, auf einmal nurnoch ein Ziel vor Augen. Er drehte sich um und begann zurück zu gehen, zurück zum Schlachtfeld auf dem mit Anyi seine Hoffnung fiel, er würde Anyi, sollte er immer noch sterbend dort liegend, den verdienten Gnadensstoß geben, er würde seine Leichnam von hier wegbringen und er würde ihn ordentlich bestatten, wie es sich für einen Helden gebührte.

    Marvin
    Geändert von Irgend Jemand (26.09.2011 um 06:35 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #144
    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Lass ihn.
    Sagte sie und legte Redsonja mit grosser Anstrengung die Hand auf den Arm. Diese zuckte überrascht zusammen, was Viraya beinahe ein Lächeln abgerungen hätte.
    „Es ist an der Zeit, dass wir nicht in alles eingreifen. Wir sind wohl bereits zu weit gegangen.“

    Sprach sie weiter, während die rothaarige Kriegerin sie überrascht musterte.
    „Ich glaube wir haben einen grossen Fehler begangen.“
    Ergänzte Viraya also und musste sich erstmals etwas ausruhen. Die Anstrengung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Darum und weil Kortis über den Schlag von Sral nicht sonderlich erfreut war, sprach Redsonja.
    „Ruh dich erstmals aus. Wir gehen weiter sobald Sral zurückgekehrt ist.“
    Sie wirkte dabei zweifelnd, ob er überhaupt zurückkehren würde. Entdeckte ihn jemand, dann würden sie ihm nicht zur Hilfe eilen. Das wurde in jenem Augenblick klar. Die Schwarzmagierin schloss die Augen wieder.
    „Und zu dir Kortis. Du kommst erstmals mit. Dass dir nichts geschieht, darauf habe ich dir mein Wort gegeben. Daran werde ich mich halten."

  5. Beiträge anzeigen #145
    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline
    „Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig“, erwiderte Kortis akzeptierend. Vorerst. Aber das fügte er nur in Gedanken hinzu, während er den Kopf wandte und Sral hinterher blickte, der in der Ferne immer kleiner wurde.
    Er hätte ihm viel antworten können. Sein erster Impuls war eine Erwiderung des Schlages gewesen. Dafür, dass Sral den Tod seiner gefallenen Kameraden durch sein Selbstmitleid in den Dreck gezogen hatte. Dafür, dass nicht Kortis’ Trupp die Schuld für das Geschehene traf, schließlich hatte er schon viel eher verschwinden wollen, nachdem er den da noch Unbekannten gegen einen der mächtigsten Inquisitoren zu Hilfe gekommen war.
    Aus dem Augenwinkel musterte er die Rothaarige. Sie war es, die sich gegen Sral und Kortis durchgesetzt hatte. Bei ihr war die Schuld zu finden, sofern man sich anmaßte sie zu suchen. Aber was für ein Sinn lag darin nach dem, was geschehen war? Kortis hatte zuvor eine Schlacht erlebt, neben der das eben geschehene zu relativer Nichtigkeit verblasste.
    Nein, er hatte Sral nichts erwidert, sondern es dabei belassen und abgewartet. Denn er begann zu verstehen, warum der junge Mann so handelte. Eine viel zu große Bürde trug er auf den Schultern. Ob es nun allein die Verantwortung für sich und seine Nächsten oder für viel mehr war, wusste Kortis nicht. Auf alle Fälle erwies sich Sral als zu schwach dafür. Er brach wie ein dünner, trockener Zweig, der zwar sein Gewicht bei Ruhe halten konnte, im Sturm aber nicht genügend Flexibilität und Ausdauer besaß.
    „Wir sollten aber nicht zu lange warten“, fügte er nach einer Weile noch hinzu. „Noch einmal entkommen wir nicht.“
    Dann wandte er sich an die Blauhaarige - Viraya, wie er inzwischen wusste. Ihm war nicht entgangen, was ihr im Kampf widerfahren war.
    „Geht es eurem Kopf wieder besser?“, erkundigte er sich. „Sein Blick ist Furcht einflößend, nicht wahr?

    Medin

  6. Beiträge anzeigen #146
    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Viraya blickte Kortis direkt in die Augen. Bei ihm brauchte sie keine Angst zu haben. Er war ein normaler Mensch, eine aussergewöhnliche Gestalt vielleicht, doch besass er nicht die Fähigkeiten dieses Adepten. Dennoch schüttelte sie den Kopf.

    Nein, er ist nicht furchteinflössend. Er ist vernichtend. Wäre ich in der Lage gewesen noch mehr Magie zu wirken, hätte ich mich selber zerstört. Furcht verwendet er nur gegen Krieger.
    Sprach sie ruhig, ruhiger als sie sich fühlte.
    „Ich hoffe Sral kommt zurück. Ich mache mir Sorgen und du hast Recht. Wir müssen weiter. Etwas stinkt hier ganz gewaltig. Nein, nicht nur etwas. Alles. Vom Anfang bis zum Ende.“

    „Du hast vorhin schon gesagt, das wir einen Fehler begangen haben. Was für einen Fehler?“

    Warf Redsonja, die ebenfalls herangetreten war in das Gespräch ein.

    Glaubst du an Vorherbestimmung?“

    „Nein, doch warum die Frage?“

    „Hast du nie hinterfragt ob Träume lügen können?“

    Jagte eine Frage die andere. Kortis schaute ruhig zwischen den beiden Sprecherinnen hin und her und machte keine Anstalten wegzuhören. Aber er wusste sowieso bereits zu viel, von daher konnte er auch den Rest erfahren.
    Auf die letzte Frage hin schwieg Redsonja.

    „Wir dachten Träume können von uns und wir hatten beide mehrfach Träume, die sich bewahrheitet haben.“

    Die rothaarige Kriegerin nickte darauf hin nur, während sich ihre Mine verfinsterte. Sie dachte wohl bereits, was die Schwarzmagierin doch noch aussprechen musste.

    „Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, während ich glaubte zu sterben und ich hatte Angst es keinem mehr mitteilen zu können. Doch nun sitze ich hier, atme, denke, fühle... Es ist wie ein Wunder. Aber man soll ich von Wundern nicht blenden lassen. Unser Vorhaben hier war ein Reinfall. Anyi war zu gütig, um ein Anführer zu sein, Sral ist jung, hitzköpfig und unerfahren. Einen solchen Menschen kann man gebrauchen, wenn man ein Land in Stücke reissen, oder eine Rebellion starten will. Nicht aber um es zu einen. Was, wenn uns diese Träume gesendet wurden, damit wir helfen ... endgültig in Schutt und Asche zu legen. Wir hätten gute Arbeit geleistet. Wir haben noch die letzten unbeteiligten Völkergruppen mit hinein gezogen.“
    Die Frau mit den blauen Haaren und den dunklen Augen lachte bitter, während Redsonja bleich wurde. Sie hatte tatsächlich nicht von alleine an diese Möglichkeit gedacht und nun schien es die einzige zu sein. Blieb nur zu hoffen, dass sie falsch lag und wenn nicht, dass die rothaarige Kriegerin auch diesen Schlag überleben würde. Sie und ihr ungeborenes Kind. Sie würde auch das überstehen. Sie hatte bisher alles überstanden. Irgendwie und dennoch war sich Viraya nicht ganz sicher.

    „Sag mir Kortis, nur nach dem, was du hier gehört hast beurteilt und mit deinem Hintergrundwissen. Glaubst du es wird Mandalei noch geben bis wir zurückkehren?“
    Geändert von Viraya (25.09.2011 um 17:05 Uhr)

  7. Beiträge anzeigen #147
    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline
    Kortis hatte nicht alles von dem, was die beiden Frauen dort gesprochen hatte, verstanden. Sie schienen mehr zu sein als nur einfache Reisende. In den letzten Stunden hatte er sie dafür verurteilt, dass er sie auf dieser Anhöhe nahe der Roten Furt hatte treffen müssen und dass danach das geschehen war, weshalb sie nun nur noch zu dritt hier saßen. Aber jetzt fragte er sich zum ersten Mal, wie wohl ihr Weg vor diesem Zusammentreffen auf der Anhöhe ausgesehen hatte.
    „Da ich nicht genau weiß, wo es liegt“, setzte er zur Antwort an und zuckte mit den Schultern. „Schwer zu sagen. Die Schlacht an der Roten Furt ist vorbei. Einen Gegenangriff wird es dort nicht mehr geben, wenn er nicht in den nächsten Stunden erfolgt. Stattdessen werden die Truppen -“ Er brach ab. ‚Meines Vaters’ hätte er beinahe gesagt. „Unsere Truppen werden versuchen die Inquisition von der Flanke her zu umfassen. Entweder locken wir sie weiter ins Landesinnere und der Schlag erfolgt diesseits der Newa, oder auf der anderen Flussseite im Rücken des Feindes. Je nachdem, ob dieses Mandalei in dem gewählten Korridor liegt, stehen die Chancen gut oder schlecht.“
    Der Hauptmann hatte nur eine vage Vorstellung, von was er überhaupt sprach. Er stellte sich dieses Mandalei als eine größere Ansammlung von Zelten und Holzunterständen vor, die wohl kaum ein Heer unberührt stehen lassen würde.
    „Aber auch ohne die Truppenbewegungen ist diese Region alles andere als sicher. Denkt an Banditen und Marodeure oder herrenlose Söldner. Ihr findet diesen Ort eher heute als morgen intakt vor. Wenn ihr also dort hin wollt, solltet ihr keine Zeit verlieren. Wenn ihr das wollt“, wiederholte er und blickte abwechselnd von der Blau- zur Rothaarigen und wieder zurück.
    „Aber warum solltet ihr das?“, war es dann seine Frage, denn er hatte inzwischen begriffen, dass diese beiden sonderbaren Frauen Fremde in diesem Land waren.

    Medin

  8. Beiträge anzeigen #148
    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline

    Sral

    Da lag er. Lag er immer noch. Lag er als wäre nichts geschehen, als würde um ihn herum nicht die Welt untergehen, nicht Blut in Strömen fließen, nicht Leib um Leib leblos zu Boden sinken. Da lag er. Er war tot, es konnte kaum eine Überraschung sein, er war schon mehr tot als lebendig, als sie ihn hier liegen gelassen hatten, wie einen Köter, der einem unter die Hufe seines Pferdes gekommen war. Da lag er. Was wohl seine letzten Gedanken gewesen waren? Hatte er seine Freunde verflucht, da sie ihn hier liegen gelassen hatten? Da lag er. Hatte er Sral, seinen Freund, verflucht, für den Streit, den sie noch vor wenigen Stunden gehabt hatten? Oder dafür, dass er nicht Manns genug war, ihm den erlösenden Gnadenstoß zu geben? Da lag er. Ein Mahnmal, eine Warnung, ein Zeugnis für den Kampf um eine Stadt die so oder so dem Untergang geweiht war. Da lag er. Und Sral konnte nichts daran ändern. Da lag er und da würde er liegen bleiben.

    Sral ging in die Knie.

    All dieser Schmerz übermannte ihn, natürlich hatte er schon Menschen verloren, auch nahe Menschen hatte er zu Grabe getragen, doch das war etwas anderes. Er war neben Anyi gestanden, als sein Tod ihn ereilte, er hatte neben ihm gekämpft, für die selbe Sache, gegen die selben Gegner, Anyi war inzwischen weit mehr gewesen als das was er gewesen war, als das was er damals von sich geglaubt hatte zu sein, ein Krieger war aus ihm geworden, ein Kämpfer für eine Sache, die größer war als er selbst, offenbar zu groß. Er war für etwas gestorben, über dessen Idee er vor einem Jahr wahrscheinlich noch gelacht hätte, für diese Idee hatte er gekämpft, gearbeitet, gelebt und jetzt lag er hier. Zerstört, tot, am Ende, genau wie die Idee, für die er sein Leben gelassen hatte. Genau wie es Mandalei bald sein würde.

    Sral weinte nicht.

    Er wusste nicht warum, Anyi hatte es verdient, ihm Tränen nachzuweinen, doch als er hier kniete, im mit Blut und sogar hier und da mit Hirnresten bedeckten Dreck, konnte er sich nicht dem Gefühl erwehren, dass das nicht die Zeit für Trauer war, nicht hier, nicht jetzt. Als er den toten Leib von Anyi liegen sah, wurde ihm bewusst, dass was auch immer Anyis letzte Gedanken gewesen sein würden, würde er Sral jetzt so sehen, würde er ihn dafür verachten. Auf einmal wirkten die offenen und doch leblosen Augen Anyis wie die eines Richters auf Sral, ein immenser Druck lag auf seiner Brust, es fiel ihm schwer zu atmen, er begann zu keuchen, er sollte nicht hier sein.

    »Es tut mir Leid.« presste er mit den Augen auf Sral hervor, dann erhob er sich.

    Sein Kopf war voller Gedanken und Stimmen, ein unendliches Chaos, er kämpfte einen Kampf, den man nicht gewinnen konnte, den Kampf gegen das eigene Ego, dass sich als Gegner etabliert hatte, versuchte ihn aufzuhalten, ihn zu bremsen, ihn davon zu überzeugen, dass das nicht er war, der hier wieder Mut fasste, versuchte ihn wieder auf die Knie zu zwingen, sowohl mental als auch physisch. Doch wie sollte man das eigene Ego bekämpfen, wenn es sich gegen einen selbst verschworen hatte? War es nicht am Ende man selbst, war es nicht am Ende das eigene Ich, mit all seinen Gedanken und Gefühlen, war man am Ende nicht die eigene Person.

    »Nein!« schrie Sral in Gedanken und für einen Moment wurde es still in seinem Kopf, er atmete auf.

    Er wusste, was er zu tun hatte, er wusste, dass er sein eigenes Ego hier unterdrücken, besiegen, ja vielleicht sogar vernichten musste. Er drehte sich um, kein letzter Blick auf den Leichnam, jede Bewegung kostete ihn unendlich Willenskraft, jede Zelle seines Körpers versuchte seine Bewegungen umzukehren, doch er machte einen Schritt nach vorne. Und dann den nächsten, Schritt für Schritt kämpfte er sich vor, schneller werdend, immer mehr den Widerstand überwindend, immer mehr sich selbst überwindend. Er verfiel ihn einen schnellen Gang, Schmerz durchfuhr seinen Körper, rein psychischer Natur, der letzte Zug seines Egos, Nein, nicht heute! schoss es ihm durch den Kopf und er verfiel ihn einen Sprint, er rannte gegen alles an, was er lange für sich selbst gehalten hatte und er wurde immer schneller, rannte seinen neuen Kameraden entgegen, seinen Freunden, Viraya und Redsonja, ja sogar Kortis. Auch er würde noch verstehen, welchen Part er hier zu spielen hatte. Sral würde zurückkehren, er würde wieder nach Mandalei gehen, entgegen aller Hoffnungen und Wahrscheinlichkeiten, er würde diese Stadt weiter aufbauen, gegen alle Widerstände, er würde für diese Stadt kämpfen und verdammt noch einmal, er würde für sie im Dreck verrecken wie Anyi, wenn es sein musste, denn er wusste, das war es, was er tun musste, das war es, warum Viraya und Redsonja überhaupt zu ihm gekommen waren. Das war es, wozu das Schicksal ihn auserkoren hatte. Sral musste bei dem Gedanken, dass es keinen Besseren gefunden hatte, beinahe lächeln.

    Marvin

  9. Beiträge anzeigen #149
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    „Wir sind Sral schuldig nach Mandalei zurück zu kehren, falls er überhaupt noch lebt.“
    Entgegnete Redsonja entschlossen.
    „Denn dieses Mal folge ich meinem Instinkt.“
    Fügte sie noch hinzu, während sich ihre grünen Augen stechend durch Kortis bohrten. Dieser schien jedoch nichts entgegnen zu wollen. Er schien nur darauf zu drängen diesen unheiligen Ort zu verlassen.

    „Aber kein Wort Sral gegenüber. Wenn er jetzt noch erfährt, dass Anyis Tod vielleicht sinnlos gewesen ist, dann dreht er endgültig durch.
    Gab Raya zu bedenken, worauf hin Redsonja erwiderte:
    „Ist nicht jeder Tod sinnlos?“
    Darauf hin lächelte Viraya bloss versonnen. Es war nicht ersichtlich, was sie darüber dachte. Nicht im Ansatz. Stellte die rothaarige Kriegerin einmal mehr fest. Dann kehrte Sral zurück, indem er einfach an ihrem Versteck vorbei rannte. Sein Atem ging dabei Schwert und er strauchelte hin und wieder, schien aber nicht verfolgt zu werden. Sie folgten ihm, denn weit würde er in seinem Zustand sowieso nicht kommen und hinter ihm herzuschreien war in ihrer momentanen Lage eine mehr als dumme Idee, zumal Redsonja der Schwarzmagierin noch nicht glauben wollte, dass mit ihr alles wieder in Ordnung war. In dieser Hinsicht war die Frau mit den blauen Haaren deutlich schlimmer, als sie selber.

    Schlussendlich schafften sie es allerdings Sral einzuholen, denn er kniete da, den Blick in die Ferne gerichtet, bevor er sich langsam umdrehte, als er Schritte hinter sich vernahm. Er schaute zu ihr auf, die Augen trocken, die Kehle wohl ebenso.
    „Kehren wir zurück und retten, was zu retten ist.“
    Sprach die Waffenmeisterin und konnte einen Blick auf ihre dunklen Klingen nicht verhindern.

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    Irgend Jemand ist offline

    Sral

    Zu retten was zu retten ist, welch eine Formulierung, welchen Optimismus sie doch versprüht, der Satz eines Menschen, der schon nicht mehr daran glaubt etwas zu retten, der es einfach nur versucht, weil ... ja warum eigentlich. Aus Prinzip? Aus Ehre? Aus Stolz? Egal, es musste getan werden, also würde Sral es tun, solange keiner von ihm verlangte dabei ein Lächeln aufzusetzen.

    Er bewegte sich kaum, als sie ihn fanden, er war erschöpft, am Ende seiner Kräfte. Sie zerrten ihn auf seine Beine, stützten ihn. Sie waren hier und halfen ihm, er wusste das, er wusste es mehr denn je. Mit ihnen würde er nach Mandalei zurückkehren und er würde diese Stadt irgendwie verteidigen, irgendwie am Leben erhalten. Diese Nacht dauerte schon viel zu lange. Langsam begann er auf seinen eigenen Beinen zu stehen.

    »Okay, wir müssen zurück nach Mandalei, wahrscheinlich ist unser Verschwinden ohnehin schon bemerkt worden und verursacht Unruhe, Unruhe die ich in meiner Stadt nicht gebrauchen kann. Wir müssen alles tun, was wir können um diese Stadt mit ihren Verteidigungsanlagen weiter auszubauen, es scheint unmöglich, aber das ist noch kein Grund es nicht zu versuchen.« sagte Sral

    Sral ignorierte die zweifelnden Gesichter, die seine Worte hervorriefen, vielleicht lag es an dem Possesivpronomen, vielleicht an der Idee die Verteidigung auszubauen. Sral wusste es nicht und es interessierte ihn auch nicht, wichtig war, dass sie endlich wieder aufbrachen und genau das tat die Gruppe. Nicht schnellen, doch entschlossenen Schrittes brach sie auf, brach sie auf Richtung Mandalei, dort wo ihr Schicksal liegen würde, oder ihr Tod, falls es dabei überhaupt einen Unterschied gab.

    Marvin

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    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Kurz vor Mandalei hörten sie plötzlich ein Wispern.
    "Redsonja?"
    Erst nachdem es einige Zeit im Kopf der Schwarzmagierin nachgehallt war, konnte sie die Stimme Troan zuordnen.
    "Hier hinten. Leise. Kommt mit mir mit."
    Hielt er sich kurz und führte sie zum Wasser hinunter.

    "Was ist denn?"
    Fragte die rothaarige Kriegerin besorgt.
    "Mögt ihr euch noch an Randall erinnern?"
    "Ja, was ist mit ihm?"
    Wollte Viraya wissen.
    "Er hat die Stadt übernommen, hat Sral als unfähig dargestellt. Er bekam unerwartet viel Unterstützung aus den verschiedensten Reihen und es kam aus dem Nichts, kaum wart ihr verschwunden. Da wurden Gerüchte geschürt. Details kenne ich allerdings auch nicht alle, denn ich musste um mein Leben laufen. Zum Glückt Adi mit gewarnt."
    "Adi, dieser alte Miesepeter, dem es keiner Recht machen konnte?"
    Viraya hob eine Augenbraue, grinste aber, denn der Schein konnte trügen.
    Troan nickte und stellte dann erst fest, dass Anyi durch Kortis ersetzt worden war.

    "Du willst uns jetzt aber nicht sagen, dass wir schon zu spät sind!"
    Warf die Diebin nach einiger Diskussion hinterher.
    "Vielleicht."
    Entgegnete Troan und Viraya hätte zu gerne seine Mine erkannt, doch war es zu dunkel.
    "Nein!"
    Warf da Redsonja ein.
    Geändert von Viraya (11.10.2011 um 23:48 Uhr)

  12. Beiträge anzeigen #152
    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline

    Sral

    Unfähig? Unfähig? Unfähig Er musste sich zurückhalten nicht lauthals aufzuschreien. Unter seiner Führung war diese Stadt zu dem geworden, was sie war, unter seiner Führung entstand die Wasserversorgung, unter seiner Führung ... zu spät, er hatte schon begonnen sich aufzuregen. Jetzt musste er sich wohl irgendwie wieder beruhigen. Er versuchte ganz langsam ein- und auszuatmen. Es half nicht viel, egal.

    »Es gibt kein zu spät hier, die Leute da drin leben dort, weil ich sie dort hin gebracht habe.« begann er und begann sich zu fragen, wann sie ihn wohl für zu arrogant halten würden. Er hatte einen Plan, er war nicht direkt ... genial sondern eher bestechend simpel und vielleicht gerade dadurch genial ... oder zum Scheitern verurteilt, doch das würde die Zukunft entscheiden und nicht er.

    »Wir können nicht diesem Bastard, wie war sein Name? Randall? Jedenfalls können wir ihm nicht diese Stadt überlassen, ganz abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass er fähig ist diese Stadt zu leiten, er weiß nicht, was auf ihn zukommt.« Für einen kurzen Moment gefiel ihm der Gedanke, wie die Inquisition Mandalei dem Erdboden gleich machte und alle diesem Randall die Schuld gaben, dann begann er wieder auf das große Bild zu achten und wusste, dass er das nicht geschehen lassen durfte.

    »Die Menschen kennen mich, sie wissen, was ich für sie getan habe. Randall mag sie mit irgendwelchen wilden Reden durcheinander gebracht haben, aber auch das doch nur, weil ich nicht da war und er damit leicht Zweifel in die Gedanken einfacher Leute pflanzen konnte.« seine Arroganz begann nun sogar ihn zu berunruhigen. »Wenn ich, also am Besten wir, da hineingehen und versuchen ihnen Vernunft einzureden, dann werden sie uns glauben, sie wissen was wir für sie getan haben. Wir müssen es versuchen.«

    Marvin

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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    Zum Glück besass wenigstens einer einen ungebrochenen Tatendrang. Sral liess sich nicht so einfach von dem abhalten, was er für richtig hielt. Er besass jene Naivität, die der Jugend so oft eigen war. Wenn sie nur das Positive sahen und damit rechneten ihre Gegner. Wenn Viraya Recht hatte, dann spielten sie genau damit. Mit Gegner meinte Redsonja allerdings nicht Randall, sondern den oder die Drahtzieher hinter der ganzen Sache. Denen zum Trotz mussten sie mit Bedacht vorgehen.

    "Zweifel ist so viel einfacher zu sähen, als Vertrauen zu gewinnen. Wir haben einen grossen Nachteil. Ausser wir locken Randall in eine Falle. Wir sorgen dafür, dass er bei einer Lüge ertappt wird."

    Die rothaarige Kriegerin blickte Sral direkt an.
    "Ich würde vorschlagen Troan, Kortis und ich gehen alleine zurück, während du dich mit Viraya hineinschleichst und abwartest. Lass deine Kontakte spielen. Organisiere erst Unterstützung für dich im Untergrund, aber sei vorsichtig wem du traust. Sehr Vorsichtig. Aber vielleicht findest du Adi und wenn nicht, dann jene, die ihn gehängt haben."

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    Sral

    Redsonja gemahnte Sral zur Ruhe, wahrscheinlich ein kluger Zug, aber er war gerade nicht in dem Zustand derartiges zu erkennen. Er sah Randall nicht als ernsthaftes Problem an und wollte auch nichts von größeren Hintergründen oder Verschwörungstheorien hören, er wollte einfach nur wieder Herr seiner Stadt sein.

    »Ich soll mich in die Stadt schleichen, die ich mit eigenen Händen erbaut habe« rief Sral der geheimen Runde entsprechend leise, doch mit deutlicher Betonung. »Wie stellt ihr euch das vor, glaubt ihr ernsthaft es gibt hier Schlupf...« Sral blieb das Wort im Munde stecken. Natürlich, wie konnte er das übersehen, es gab ein Schlupfloch.

    »Ich wüsste, wie wir reinkommen.« sagte Sral, Erregung in der Stimme, vergessen war die Tatsache, dass er sich eigentlich nicht in die Stadt schleichen wollte, sondern sie im Sturm nehmen wollte ... metaphorisch gesehen. »Das Wasser.« Er hatte sich damals die Haare gerauft, warum sie Mandalei nicht direkt am Wasser gebaut hatten, jetzt würde es ihnen zum Vorteil gereichen. Er bemerkte die fragenden Blicke der Gruppe.

    »Wir haben eine Zuleitung für Flusswasser, dort können wir eindringen, Anyi hatte sich um die dortige Wachen gekümmert, Randall denkt an so etwas nicht, das ist unsere beste Chance.« erläuterte Sral. »Komm Viraya, ich hoffe du hast keine Angst nass zu werden.«

    Marvin

  15. Beiträge anzeigen #155
    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Sie hatten es tatsächlich unbehelligt in die Stadt geschafft und mussten feststellen, dass es verflucht kalt war in einer halbfertigen Hütte, nass bis auf die Knochen, zu übernachten. Sie hatte mit den Zähnen ein Duett geklappert und die Schwarzmagierin hatte sich ein keuchendes Husten zugezogen, sodass sie innerlich spottete bald Win'Dars Platz zu übernehmen. Doch nun hatten sie andere Dinge zu erledigen, denn seit Redsonja mit den anderen beiden Mandalei offen betreten hatte, war die Hölle los. Randall und seine Schwergen bezichtigten sie Anyi und Sral umgebracht zu haben. Erschreckend viele der Stadtbewohner stimmten darauf hin in den Ruf nach dem Strick mit ein.

    Doch dies hatten die beiden nur am Rande mitbekommen, denn gerade sassen sie beim Tee mit einem alten Ehepaar.
    "Ihr gehört also zu den Flüchtlingen, die gestern wieder angekommen sind. Wann wird das endlich stoppen?"
    Fragte die Frau und musterte dabei Viraya von Kopf bis Fuss und zurück, nicht ohne in Richtung ihres Gatten zu kommentieren.
    "Die Gestalten werden immer seltsamer. Schau dir nur diese blauen Haare an."
    Nun wurde sie auch noch von ihrem Mann gemustert. Damit war endgültig genug. Zeit die beiden auf ein andere Thema zu lenken.
    "Ihr wart doch auch Flüchtlinge, oder?"
    "Unser ganzes Leben lang, ja."
    Antwortete der Mann und Viraya hob die Augenbraue, worauf hin der Mann fort fuhr.
    "Ja. Wir haben in den Bergen gelebt. Das Land dort ist karg, düster und unbarmherzig, aber wir sind gute Händler geworden. Uns blieb auch keine andere Wahl, da auf dem Stein kaum Pflanzen gediehen. Wir kauften Nahrungsmittel aus dem Flachland ein. Aber in letzter Zeit wurden sämtliche Karawanen überfallen. Es gab keinen Nachschub mehr, sodass wir schlussendlich beschlossen in die Heimat unserer Urahnen zurückzukehren. Sie waren allesamt geflohen nachdem die Blütezeit unter König Edorson mit seinem mysteriösen Tod ein jähes Ende genommen hatte..."
    "Wir gehörten zu den Ersten, die hier ankamen."
    Fügte seine Frau noch schnell an und lenkte das Augenmerk wieder auf die Gegenwart. Die Diebin nutzte die Gelegenheit, um kurz zu Sral hinüber zu schauen. Er schien über den Geschichtsunterricht nicht sonderlich erbaut zu sein. Viraya sah förmlich wie er sich überlegte aufzuspringen und sich zu entschuldigen. Denn die Zeit rieselte ihnen zwischen den Fingern davon. Kitzelte noch neckisch, ehe sie endgültig zerrann. Aber der Alte kam ihm zuvor.
    "Wir kennen die Geschichten genau, alle. Denn unsere Händler sind durchs ganze Land gezogen. Es gab unzählige blutige Schlachten, doch hatte noch keiner etwas in diesem Ausmass gesehen. Selbst an einem Ort wie Mandalei muss man inzwischen aufpassen, wem man seinen Rücken zudreht, denn während die einen mit dem Aufbau beschäftigt waren, kümmerten sich andere darum die Mauern zu untergraben."
    Er lachte.
    "Warum ich euch das erzähle obwohl es mit den Kopf kosten könnte. Ich bin alt und meine Frau ebenso. Wir haben nichts mehr zu verlieren, aber ihr beiden schon. Sucht euch einen anderen Ort, um euer Glück zu finden. Diese Stadt ist zum Untergang verdammt."

  16. Beiträge anzeigen #156
    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline
    Die aufgestellten Wachen hatten ihn misstrauisch gemustert, ihn nach ein paar Worten der Rothaarigen allerdings passieren lassen. Das Beste, was er sich hatte erhoffen können, immerhin trug er nach wie vor die Farben seines Vaters auf dem Wappenrock. Nun saßen sie an einem Tisch unter einer Zeltplane und stärkten sich an den kargen Überresten ihrer Wegzehrung. Während dieser Troan und Redsonja ein paar Worte über das Geschehene wechselten, schwieg Kortis und dachte über diesen wundersamen Ort nach. Mandalei. Lange konnte es diese Stadt noch nicht geben, sonst hätte er davon gewusst – zumal sie gar nicht so weit von der Roten Furt entfernt waren, wie Sral vorgegeben hatte. Ein Graben und eine Palisade umgaben die „Stadt“, die aus nicht viel mehr als Zeltplanen und Holzunterständen sowie einigen Bretterverhauen bestand. Es war verblüffend, was die Heimatlosen in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hatten. Dennoch räumte Kortis Mandalei keine lange Lebenszeit ein. Es war ein Flüchtlingslager. Ein kleiner Nebenfluss der Newa lieferte über einen Graben Wasser und die grasbewachsenen Hügel waren dem wenigen Vieh, das es hier gab, Weideland. Aber sonst? Dieser Ort war nicht über Jahrzehnte hinweg gewachsen. So viele Menschen, wie sie beherbergen musste, konnten sich hier unmöglich ernähren. Doch das war wahrscheinlich das geringste Problem, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis die Inquisition oder König Jorviks Truppen Mandalei ein Ende setzen würden. Eine Frage von wahrscheinlich recht kurzer Zeit.
    Kortis kaute gerade auf hartem Brot herum, dass er einem der toten Inquisitionssoldaten abgenommen hatte, als eine Gruppe von Männern unter die Zeltplane trat. An den Mienen konnte er erkennen, dass diese Begegnung wohl Ärger bedeutete. Wahrscheinlich vor allem für ihn.
    „Da ist er“, sprach einer und deutete auf Kortis. „Ein Soldat des Königs.“
    Ein älter, aber nicht gebrechlich wirkender Mann, der so etwas wie ein Anführer zu sein schien, nickte und einige seiner Begleiter postierten sich mit verschränkten Armen vor dem Hauptmann.
    „Es freut mich, euch wohlauf zu sehen“, sprach der Ältere zu Redsonja und Kortis entging nicht die Spannung, die in der Stimme lag. „Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet. Aber warum sind Sral und Anyi nicht bei euch und stattdessen ein Mann König Jorviks?“

    Medin

  17. Beiträge anzeigen #157
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    In dem Moment hätte sich Redsonja schlagen können. Wie war sie eigentlich auf die wahnsinnige Idee gekommen Kortis mit sich mit zu nehmen. Andererseits lag die Anklage bestimmt schon bereit, wenn Troan Recht hatte. Ob sie ihnen noch in die Hände spielte, erschien nebensächlich.

    "Scharf beobachtet, Randall."

    Entgegnete die rothaarige Kriegerin, während sie aufrecht vor dem Älteren stand. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen, denn hier waren noch genug Anwesende, die ihre Seite noch nicht festgelegt hatten. Hoffte sie zumindest.

    "Was schätzt du denn? Warum nimmt man einen Mann Jorviks mit?"

    Fuhr sie fort, die Hände in die Hüften gestemmt, während sie einen Schritt näher auf den Mann zu ging. Dabei war es gar nicht so einfach die Balance zu halten, denn ihr Bauch war inzwischen eine riesige Kugel. Er lächelte selbstgefällig und sie hätte ihn für diese ganze Überheblichkeit am liebsten geschlagen, beherrschte sich aber.

    "Ihn befragen nehme ich an, aber warum liegt er dazu nicht in Ketten?"

    Hielt Randall lässig dagegen und brachte Redsonja somit erneut in Verlegenheit. Eine Erinnerung daran ihn nicht zu unter- und sich selber nicht zu überschätzen. Sie hätte sie nicht gebraucht.

    "Meistens ja, doch gibt es Umstände, in denen dies unangebracht ist. Aber ich bin nicht hier, um darüber zu diskutieren..."

    Sprach sie und wurde dann von einem anderen unterbrochen, den sie noch nie gesehen hatte.

    "Und warum sie nicht darauf geantwortet hat, wo sich Sral und Anyi befinden wissen wir ja alle. Ich glaube es ist langsam an der Zeit zu handeln."

    Er schaute sich nach Bestätigung suchend in der Runde um, die augenblicklich verstummt war. Dann ruhten seine Augen auf ihr. Sie wirkten vollkommen gleichgültig und das machte Redsonja am meisten Angst. Dieser Mann war gefährlich und er war nicht der einzige dessen Gesicht sie sich merken sollte.
    Geändert von Redsonja (14.10.2011 um 01:10 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Irgend Jemand ist offline
    Randall war gefährlich, erkannte Kortis. Er schien Tatsachen schaffen zu wollen und der Hauptmann konnte sich ausmalen, dass es für ihn momentan besser war, die Position der Rothaarigen zu stärken, wenn er hier rauskommen wollte.
    „Sral und Anyi sind nicht hier, weil sie ihr Leben für den Schutz eurer Stadt eingesetzt haben“, meldete er sich ungefragt zu Wort. „Und aus dem selben Grund hat sie mich auch hierher gebracht.“
    „Wer hat euch gefragt?“, herrschte ihn einer der schlagfertig wirkenden (nicht auf die rhetorischen Fähigkeiten bezogen) Begleiter von Randall an. „Mund halten.“
    „Sieht für mich nach einem abgekarteten Spiel aus. Die beiden machen doch gemeinsame Sache“, meinte ein anderer.
    „Ich bin kein Spion“, entgegnete Kortis. „Oder warum sollte ich dann diesen Wappenrock hier tragen?“
    „Ein einfacher Soldat seid ihr aber auch nicht“, bemerkte Randall. „Wer seid ihr?“
    „Mein Name ist Kortis, Hauptmann der königlichen Truppen.“
    Randall musterte ihn einen Augenblick. Ob er oder einer der anderen hier Anwesenden wussten, dass König Jorvik einen Bastard mit diesem Namen hatte? Die Möglichkeit bestand, auch wenn darüber im Allgemeinen nicht viel gesprochen wurde. Zumindest nicht in diesen Kreisen.
    „Ob ihr nun Spion seid oder nicht, eure Anwesenheit ist eine Gefahr für uns alle“, erhob Randall wieder seine Stimme, sodass auch niemandem entging, was er zu sagen hatte. „Eine Gefahr, in die uns diese Fremdländerin wissentlich gebracht hat und damit alles gefährdet, was wir uns hier aufgebaut haben. Ihr hättet denselben Mut beweisen sollen wie Sral“, meinte er an die Rothaarige gewandt. „Aber anscheinend bleibt es an uns die missliche Zwangslage zu bereinigen, in die ihr uns gebracht habt.“

    Medin

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    Waldläufer Avatar von Irgend Jemand
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    Sral

    Er und Viraya waren noch immer bei dem alten Ehepaar, dass sie aufgenommen hatten. Es ratterte in Srals Kopf, er wusste nicht was dieses Ehepaar tun würde, wenn sie wüssten, wer er war, er konnte nicht wissen, ob auch sie auf Randalls Worte hereingefallen war. Er konnte nicht wissen, ob es irgendjemanden gab, der noch zu ihm hielt. Zumindest im Verborgenen. Er wusste nicht zu wem er gehen konnte und dieser Gedanke frass ihn indirekt auf.

    »Was zur Hölle ist das?« die Stimme der alten Frau riss Sral aus seinen Gedanken.

    »Wovon redest ...« dann hörte er ebenfalls, was sie meinte, es schien eine Art ... Tumult draußen zu geben. Für ihr Alter schien die Frau noch sehr gut zu hören, besser als er. Kein besonders aufbauender Gedanke, doch im Moment vollkommen unwichtig.

    »Habt ihr eventuell eine Ahnung, was los sein könnte?« fuhr Sral fort.

    »Nein, zumindest war keine Versammlung für heute angekündigt, erst nächste Woche wieder.« erwiderte der alte Mann, doch Sral hatte sich schon erhoben und sah aus der Tür nach was passierte. Er konnte nicht erkennen, was es war. Doch es war definitiv eine aufgebrachte Masse an Menschen, die sich kontinuierlich in eine Richtung bewegte, der Mitte der Stadt, die damals unbebaut geblieben war, wahrscheinlich war es schon längst nicht mehr die Mitte, doch sie erfüllte noch ihren Zweck.

    »Komm mit.« sagte er zu Viraya und erntete einen fragenden Blick.

    »Ich will wissen was dort los ist, in der Masse fallen wir kaum auf.« erwiderte er und Viraya willigte ein, sichtlich nicht besonders von der Idee begeistert. »Du solltest jedoch Dein Haar unter irgendwas verbergen.« Er würde Recht behalten. Sie fielen tatsächlich nicht auf, die Masse riss sie genauso mit, wie sie jeden Menschen mitriss ... und jeden Stein, jedes Staubkorn und einfach alles was nicht niet- und nagelfest war. Es zog sie direkt zum Platz, wie es Sral vermutet hatte. Der Anblick gefiel ihm ganz und gar nicht.

    Dort wo man sonst nur einen kreisförmigen freien Platz vorfand ward ein Podest errichtet, ein Henkerspodest. Er war zu schockiert um es zu glauben, diese ganzen Massen waren tatsächlich aus keinem anderen Grund hierher gekommen, als um eine Hinrichtung zu beobachten. Die Sensationsgeilheit ekelte ihn an, doch er musste wissen wer hier gehängt werden sollte. Während er sich vorkämpfte, begann Randall auf dem Podest zu reden, Sral nahm die Worte nicht wahr.

    »und wegen diesen Verrates hängen wir diesen Mann!« rief Randall, als Sral direkt vor dem Podest angekommen war.

    »Hier wird niemand gehängt, verdammt nochmal!« schrie er in die nach der Rede entstandenen Stille hinein und schwang sich mit einem entschlossenen Ruck auf das Henkerspodest.

    Marvin

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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    "Führt sie ab."

    Das waren die letzten Worte, die Redsonja von ihm gehört hatte. Dann war er verschwunden gewesen. Schweigen folgte, wo keiner es wagte sich zu rühren. Ihre Chance also. Sie hatte lange genug gewartet, bis Randall sich von der Hütte entfernt haben musste.

    "Ihr wolltet frei sein und akzeptiert so schnell einen neuen Herrn? Ich dachte ihr wolltet euch etwas eigenes aufbauen? Merkt ihr nicht wie faul diese ganze Geschichte ist?" Fragte sie eindringlich.

    "Und was hast DU mit Sral und Anyi gemacht? Sind sie tot? Was ist dein Teil darin?" Forderte eine der bis jetzt ruhigen Stimmen zu erfahren. "Du machst es uns einfach Randall zu glauben."

    "Anyi ist gefallen. Er hat gut gekämpft, als wir von der Inquisition überrascht wurden. Kortis und seine Männer haben unseren Rücken gedeckt. Die Männer sind ebenfalls gefallen. Aber Sral lebt und ist wild entschlossen Mandalei nicht aufzugeben. Er ist bereit sein Leben dafür zu geben. Wir konnten nicht riskieren ihn Randall in die Hände zu geben. Einige von euch wissen das genau." Sprach sie voller Leidenschaft und fixierte ein paar Menschen mit ihren Augen, die sie eher für Verräter hielt. Sie brauchte ihre Verbündeten ja nicht gleich zu verraten.

    "Knebelt sie." Kam dann der Befehl dessen, den Redsonja als gefährlich eingestuft hatte.

    "Nein!" Sprach sie und ihre Hände wanderten auf die Griffe der Waffen. "Das werde ich nicht zulassen."

    "Du bist hochschwanger." Spottete der Wüstling.

    "Noch nie etwas von einer Löwenmutter gehört, die ihre Jungen verteidigt?"
    Kam die Antwort prompt und liess keine Frage, dass sie es absolut ernst meinte alle um sich herum mit in den Tod zu reissen, wenn es nötig war. Aber zum Glück waren die meisten hier eher Politiker und Redner, als Kämpfer. Schade war Randall nicht mehr hier. Sie verspürte zwar keine akute Mordlust, aber wenn es zu einem Kampf kam, dann wäre er als Opfer die erste Wahl gewesen, so lange sie die Drahtzieher nicht kannte.

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