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    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Ska’ris Herz schlug bis zum Hals, während sie über den Felsen hinweg spähte, hinter dem sie sich verkrochen hatten, und versuchte, irgendetwas in der Dunkelheit zu erkennen. Aber das war hoffnungslos. Auch wenn die Gach Luk ihres Wissens blind waren – was sollten ihnen Augen auch bringen, da sie ihr Leben in der vollkommenen Finsternis einer Höhle fristeten – hatten die Orks ihre Fackeln auf den Boden gelegt, so dass sie möglichst keinen großen Lichtschein produzierten. Sicher war sicher. Aber das bedeutete zugleich, dass sie ähnlich blind waren wie die Crawler – nur ohne andere Sinnesorgane, um diese Blindheit auszugleichen…
    Ska’ri wagte kaum zu atmen und hielt den Griff ihres Schwertes umklammert, um es notfalls sofort ziehen zu können. Sie lauschte angestrengt. Leises Klicken, Zischen und eine Art Zirpen drangen vom anderen Ende der Halle in ihre Richtung. Kam es näher? Sie war sich nicht sicher. Die Geräusche schienen von überall gleichzeitig zu kommen. Es war eine verdammte Schnapsidee gewesen, in diese beschissene Höhle zu kriechen! Sie nahm sich vor, ihrem Bruder ordentlich die Leviten zu lesen, sobald sie wieder draußen waren.
    Falls sie jemals wieder hier heraus kämen…

    Plötzlich tauchte in dem schwachen Restlicht der blasse Umriss einer der spinnenartigen Kreaturen auf. Ska’ri hielt die Luft an. Sie hatte so ein Biest noch nie lebend gesehen – nur ein paar Köpfe und Zangen, die als Trophäen in den Hütten einiger besonders mutiger (oder dummer?) Krieger hingen. Es war größer, als sie es sich vorgestellt hätte, fast so groß wie ein Ork…
    Der Gach Luk verharrte kurz und fing an, mal nach links und mal nach rechts zu wippen, während sich seine Mandibeln rhythmisch öffneten und schlossen. Es sah so aus, als würde er versuchen, auf diese Art seine Umgebung abzusuchen…
    Und vielleicht hatte er auch genau das getan, denn plötzlich hob er drohend die Vorderbeine in Richtung der beiden Orks und stieß ein schrilles Kreischen aus.
    Ska’ri fluchte. Im selben Moment aber sprang sie mit einem Satz über den Felsen hinweg, zog dabei ihren Scimitar und rammte dem Crawler, der den Angriff nicht kommen sah, die Klinge genau zwischen die Mandibeln. Das Kreischen des Biests wurde schriller und es schlug blind mit den langen Vorderbeinen nach dem Angreifer, während es rückwärts taumelte. Ska’ri duckte sich unter den ungezielten Schlägen hindurch, zog ihr Schwert aus dem Maul der Kreatur, ließ es einmal kurz kreisen und trennte dem Crawler mit einem gezielten Hieb ein Bein ab. Das verwundete Biest zog sich zurück, immer noch kreischend.
    „Das war ja gar nicht so…“, begann Ska’ri, aber Krul schnitt ihr das Wort ab:
    „Das war nur ein Arbeiter! Los, wir müssen hier weg, bevor noch mehr von denen auftauchen!“
    „Ja, lass uns endlich verschwinden, hier gibt es sowieso nichts!“
    Sie nahm wieder ihre Fackel zur Hand, wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren und blieb wie angewurzelt stehen.
    Khurak! Ich glaube, wir haben ein Problem…“
    Zwischen ihnen und dem Weg nach draußen hatten sich mehrere Gach Luk eingefunden, die sich jetzt unisono in ihre Richtung drehten. Und mindestens zwei sahen anders aus als der, den Ska’ri gerade bekämpft hatte. Sie waren noch größer, ihre Panzer wirkten deutlich widerstandsfähiger und ihre vorderen Gliedmaßen waren mit scherenartigen Zangen bestückt, groß genug, um einem Ork den Arm abzutrennen.
    Krul packte Ska‘ri und zog sie in die entgegengesetzte Richtung. Sie ließ sich nicht lange bitten und folgte ihm. Zwar wusste sie nicht, welches Ziel ihr Bruder vor Augen hatte, aber solange es den Abstand zwischen ihnen und den Gach Luk vergrößerte, war sie einverstanden. Nach einigen Schritten sah sie es dann auch: Ein Durchgang, der sie hoffentlich in einen weiteren Tunnel und nicht in eine Sackgasse führen würde. Oder mitten ins Nest der Gach Luk…
    Zeit, sich groß Gedanken zu machen, hatten sie jedenfalls keine. Hinter sich hörten sie wütendes Zischen und das Klicken chitingepanzerter Beine auf dem Fels.
    Die Crawler hatten die Verfolgung aufgenommen.

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    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
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    „Au! Au! Au!“ Ska’ri fluchte, als sie auf ihrem Hinterteil den schmalen Tunnel hinabrutschte. Der Boden war durch den nassen Lehm so glitschig, dass sie ordentlich Fahrt aufnahm, aber das hieß auch, dass jeder Stein und jede kleine Felsnase einen unangenehm schmerzhaften Eindruck hinterließen. Ganz zu schweigen von…
    „Kopf runter!“, konnte sie gerade noch so rufen, als eine tiefhängende Felskante vor ihr im Licht der Fackel auftauchte. Sie schaffte es noch, sich auf den Rücken zu legen und unter dem Hindernis hindurchzuschlittern, aber von Krul, der die Rutschpartie kurz nach ihr begonnen hatte, hörte sie ein hohles Tock! gefolgt von einer Fluchtirade, wie sie ihr sonst so zurückhaltender Stiefbruder sich nur für die allerunangenehmsten Situationen aufhob.
    Also Situationen wie diese, in der sie durch einen schmalen Felsspalt ins Ungewisse rutschten, hinter ihnen blutgierige Gach Luk, vor ihnen nur Dunkelheit, in der sich sonst etwas verbergen konnte – ein metertiefer Schacht, in den sie schreiend stürzen würden, um dann auf den scharfkantigen Felsen am Boden als rote Pampe zu enden? Eine enge Sackgasse, in der sie einfach stecken bleiben würden, um auf ihren Hungertod zu warten? Das Nest der Gach Luk, in dem sie ihr Ende als frei Haus gelieferte Snacks für die Crawler finden würden? So viele Wege, zu sterben…

    Und es lief wohl auf Möglichkeit eins hinaus. Plötzlich hatte Ska’ri keinen Boden mehr unter sich und segelte haltlos durch die Luft. Ihre Fackel verlosch, um sie herum war nur noch Dunkelheit.
    Das wa–
    Bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte, klatschte sie schmerzhaft gegen einen Felsen. Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen, so dass sie, als eine Sekunde später Krul mit voller Wucht gegen sie prallte, nicht einmal mehr den Atem für einen Schmerzensschrei hatte. Und, was viel schlimmer war, auch nicht für einen der Situation völlig unangemessenen anzüglichen Kommentar, als die beiden Orks zu Boden fielen und aufeinander zum Liegen kamen. Aber zumindest lebten sie noch…

    Krul rappelte sich als erster wieder auf, während Ska’ri ein paar Sekunden brauchte, um wieder Luft zu bekommen. Das Atmen stellte sich dabei als eine unangenehm schmerzhafte Prozedur heraus, einige ihrer Rippen hatte sie sich mit Sicherheit geprellt, wenn nicht schlimmeres.
    Um sie herum war es stockfinster. Ihre Fackeln waren bei der unfreiwilligen Flugeinlage verloschen. Die Dunkelheit unter der Erde war schon etwas anderes, nicht vergleichbar mit der Nacht draußen, selbst bei Neumond… Sie war so absolut, dass Ska’ri ständig den Eindruck hatte, sie würde in den Augenwinkeln etwas sich bewegen sehen, aber das war natürlich nur Einbildung. Sie konnte mit ihrer Hand direkt vor ihrem Gesicht herumwedeln und denken, sie würde etwas erkennen, aber eigentlich spielte nur ihr Hirn verrückt und versuchte, den aus unerfindlichen Gründen ausgefallenen Sehsinn durch Imagination zu ersetzen.

    Krul war jedoch schon dabei, Abhilfe zu schaffen. Funken flogen, als er mit dem Stahl auf den Feuerstein schlug, und kurze Zeit später loderte eine kleine Flamme an einer neuen Fackel auf. Ska’ri entzündete eine ihrer Fackeln an der Seinen und sie sahen sich um.
    Sie befanden sich wieder in einer größeren Halle. Der schmale, rutschige Tunnel, durch den sie gekommen waren, befand sich auf etwa zwei Metern Höhe über dem Boden. Und ihm gegenüber, kaum einen Schwertstreich entfernt von dem Platz, an dem sie standen, gähnte ein Abgrund. Ska’ri ging vorsichtig ein wenig näher heran und spähte nach unten. Sie konnte nur Dunkelheit erkennen. Versuchshalber warf sie einen Stein hinunter und zählte. Sie war bei fünf angelangt, als der Stein erstmals auf etwas traf, aber er war nur irgendwo abgeprallt und sie hörte ihn noch zwei weitere Male gegen den Fels schlagen, bevor es endlich ruhig wurde. Der Schacht war sicher mindestens einhundert Schritte tief, wenn nicht sogar noch tiefer…
    Der Orkin lief ein Schauer über den Rücken. Der einzige Grund, warum sie nicht in den Abgrund gestürzt waren, war ein Felsblock, der genau zwischen dem Schacht und dem Ende des rutschigen Tunnels lag und der ihren Flug unterbrochen hatte, bevor sie in die Tiefe stürzen konnten.
    „Kommst du, oder was?“, rief Krul. Er war inzwischen zum gegenüberliegenden Ende der Halle gewandert und hatte einen weiteren Tunnel entdeckt, der groß genug war, dass sie ihn relativ bequem begehen konnten.
    „Jaja…“, knurrte Ska’ri und folgte ihm, wobei sie sich die Hand auf die schmerzenden Rippen presste. „Meinst du, die Gach Luk verfolgen uns noch? Oder haben wir sie abgehängt?“
    Bevor Krul etwas sagen konnte, hörten sie ein Zischen hinter sich und eine bleiche, spinnenartige Kreatur zwängte sich aus der Öffnung des Tunnels, in dem sie ihre Rutschpartie hingelegt hatten. Krul sah Ska‘ri nur kurz an und zuckte mit den Schultern: Da hast du deine Antwort. Sie fluchte und begann zu rennen.

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    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Ska'ri ist offline
    Jeder Schritt schickte eine neue Welle stechenden Schmerzes durch ihren Brustkorb und Ska’ri atmete zischend durch die zusammengepressten Zähne, während sie Krul durch den sich windenden Tunnel folgte. Hinter sich hörte sie das Zischen und Klicken der Gach Luk. Sie konnte sie wegen der Biegungen, die der Gang machte, nicht sehen, aber sie war sich sicher, dass die Kreaturen aufholten. Langsam, aber stetig.
    War es das also? Ska’ri hoffte nur, dass sie Krul im Jenseits wiedersehen würde. Sie würde ihm dermaßen den Arsch versohlen, und wenn sie alle neunundneunzig Höllenkreise nach seiner verfluchten selbstgefälligen Seele absuchen musste…

    Der Tunnel wurde weiter und führte wieder in eine geräumigere Halle. Krul blieb plötzlich stehen, so dass Ska’ri fast in ihn hineingerannt wäre.
    Tshagama! Warum bleibst du stehen?“, rief sie aus. Dann sah sie es selbst.
    Etwa ein Dutzend Schritte vor ihnen, auf einem Felsen, stand ein Ork. Sein Körper war über und über mit einer hellbraunen Lehmschicht bedeckt, als wäre er seit Tagen oder Wochen hier unten, und er hatte einen grob geschnitzten Bogen in der Hand. Ein Pfeil lag auf der Sehne und er zielte in ihre Richtung.
    „Keinen Schritt weiter!“, befahl der Ork. Seine Stimme war ein heiseres Krächzen und die Worte schienen ihm nur mühsam über die Lippen zu kommen, als hätte er seine Stimmbänder schon lange nicht mehr benutzt, „Wer seid ihr? Wer schickt euch?“
    „Wir sind…“, setzte Krul an, aber Ska’ri verdrehte genervt die Augen und schob sich an ihrem Stiefbruder vorbei. Sie deutete auf den Tunnel, aus dem sie gekommen waren: „Gach Luk! Viele! Alles andere können wir später klären!“
    Die kleinen, gelben Augen des seltsamen Orks fixierten sie kurz, dann fiel sein Blick auf irgendetwas hinter ihr. Er hob den Bogen und spannte ihn zugleich mit einer fließenden Bewegung. Im nächsten Augenblick sauste ein Pfeil so dicht an Ska’ris Ohr vorbei, dass sie den Luftzug spürte, und schlug irgendwo in der Dunkelheit hinter ihr ein. Ein Crawler, den Ska’ri nicht einmal sehen konnte, kreischte wütend auf. Der Ork schickte inzwischen schon den nächsten Pfeil in die Dunkelheit.
    „Wir müssen hier weg! Es sind zu viele!“, drängte Ska’ri.
    „Rennen?“, spottete der Schütze. Er stand seelenruhig auf dem Felsen und verharrte einen Augenblick mit gespanntem Bogen, sein Blick verfolgte etwas in der Dunkelheit. Dann ließ er die Sehne los, wieder ertönte ein wütendes Zischen in der Finsternis. „Vor den Gach Luk kann man nicht davonrennen. Also akzeptiert euer Schicksal und kämpft.“
    Als die ersten Crawler ins Licht kamen, wo auch Ska’ri sie endlich sehen konnte, legte der seltsame Ork seinen Bogen zur Seite und zog zwei gebogene Dolche aus seinem Gürtel. Er warf Ska’ri einen Blick zu, den sie nicht so recht zu deuten wusste. War es Belustigung? Fatalismus? Oder schlicht Wahnsinn, der da in den kleinen, stechenden gelben Augen aufblitzte?
    „Ich hoffe, ihr könnt kämpfen, NanOraka…“, knurrte er und sprang von seinem Felsen. Mit wenigen Schritten war er an den beiden verdutzt dastehenden Orks vorbei und stürzte sich auf den ersten Gach Luk, der in die Höhle gekrochen war. Ein Arbeiter, dem bereits ein Pfeil im Hinterleib steckte – wie beim Tscherpak hatte er das Biest überhaupt sehen können?? –, wodurch es in seinen Bewegungen gehindert war. Der Ork-Bogenschütze fackelte nicht lange. Er bewegte sich mit einer Schnelligkeit und Sicherheit, die Ska’ri in Erstaunen versetzte. Der unebene, von losem Geröll übersäte Boden schien ihm überhaupt nichts auszumachen. Er balancierte über die glitschigen Steine mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es das Normalste auf der Welt. Die Bewegungen des Gach Luk schien er zu kennen, bevor dieser sie überhaupt ausführen konnte, und wenn das riesige Insekt attackierte, war er jedes Mal bereits ganz woanders. Seine Dolche fanden zielsicher die Schwachstellen in der Chitinpanzerung und es dauerte nur wenige Sekunden, bis der Arbeiter tot zu Boden sackte. Seine Beine zuckten noch einmal, dann lag er still.

    Aber er war nicht der Einzige. Weitere Gach Luk kamen aus dem Tunnel gekrochen, unter ihnen auch die beiden Krieger. Der seltsame Ork machte keinerlei Anstalten, die Flucht zu ergreifen, er hob nur seine beiden Dolche, von deren Klingen das gelbliche Blut des Crawlers tropfte, und wartete.
    Ska’ri presste mal wieder einen Fluch zwischen ihren Zähnen hervor und zog ihr Schwert.

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    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Der Kampf war kurz, aber hart. Insgesamt sechs weitere Arbeiter und zwei Krieger der Gach Luk kamen aus dem Tunnel hervor und griffen ohne Gnade an. Der seltsame Ork mit seinen Dolchen war offensichtlich erfahren im Kampf mit derartigen Biestern und erledigte zwei der Arbeiter mit gnadenloser Effizienz, aber selbst er wäre allein wahrscheinlich der schieren Überzahl erlegen.
    Krul hatte es am schwersten, denn so gut er mit den Fäusten auch war, damit war gegen die gepanzerten Insekten nichts auszurichten. Aber auch Ska’ri hatte es nicht leicht, die Schwachpunkte zwischen den undurchdringlichen Chitinplatten zu treffen. Es zahlte sich letztlich aus, dass die beiden unfreiwilligen Geschwister trotz aller gegenseitigen Sticheleien schon so lange Seite an Seite standen. Sie fanden schnell in einen gemeinsamen Rhythmus – Krul ging die Gach Luk direkt an, umklammerte ihre Beine, um sie an der Bewegung zu hindern, drosch mit Steinen auf sie ein und lenkte sie ab. Damit verschaffte er Ska’ri die Gelegenheit, mit ihrem Schwert die verwundbaren Stellen zu treffen und die Biester eines nach dem anderen zu Beliar zu schicken. Oder wo auch immer Gach Luk nach ihrem Tod hinkamen…

    „Scheiße… ich hoffe, das war der Letzte!“, keuchte Ska’ri, als der seltsame Ork seine beiden Dolche aus dem Kopf des Kriegers zog, auf dessen Rücken er saß wie ein Reiter beim Snapper-Rodeo. Sie ließ sich erschöpft auf einen Felsen sinken und betastete vorsichtig den tiefen Schnitt in ihrem linken Oberarm, wo der Krieger sie mit einer seiner Zangen erwischt hatte. Das sah nicht gut aus… die Wunde war tief und die Wundränder ungleichmäßig, Blut lief dick und heiß ihren Arm hinunter.
    „Der Letzte für den Augenblick“, murmelte der seltsame Ork, „Aber es werden mehr kommen. Ich weiß nicht wie, aber wo auch immer einer von ihnen hin geht, folgen ihm andere. Los, wir müssen hier weg! Deine Wunde muss warten.“
    „Wohin?“, fragte Ska’ri.
    „Zu meinem Lager. Und dann raus aus der Höhle. Das heißt, wenn ihr überleben wollt. Ich zwinge euch natürlich nicht…“ Er nahm seinen Bogen und marschierte los, ohne sich nach Krul und Ska’ri umzusehen, die sich beeilten, ihm zu folgen.
    „Wer bist du?“, fragte Ska’ri, während sie sich bemühte, mit ihrem Führer Schritt zu halten. Sie hatte erstmals die Gelegenheit, ihn etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Er hatte die etwas gebeugte Haltung und die im Verhältnis zu Körper und Beinen überproportional langen Arme eines Orks aus Khorinis, auch sein grobschlächtiger Akzent deutete darauf hin, dass er zu der isolierten Ork-Population dieser Insel gehörte. Aber was machte er dann hier auf Argaan? Er war nicht mehr der Jüngste, sein Haar hing ihm in dicken, schmutzigen Strähnen vom Kopf; die Haarfarbe war nicht zu erkennen, da es durch den in ihm klebenden Lehm einheitlich Grau erschien. Er trug simple, weiche Lederkleidung ohne Verzierungen oder Rüstungsteile – Ska’ri wurde schnell klar, dass diese glatte, einfache Kleidung mit der Absicht, die Bewegung in Höhlen zu ermöglichen, hergestellt worden war. Ebenso der simple Lederhelm, den er auf dem Kopf trug, und der sicherlich nicht dem Hieb eines Schwertes standhalten würde, dafür aber Halterungen für Kienspäne oder Kerzen oder anderes Beleuchtungsmaterial aufwies und den Träger davor schützte, sich wie Krul den Kopf an tiefhängenden Felsen anzustoßen. Was auch immer er hier unten wollte, dieser Ork war gut vorbereitet und sicher nicht zum ersten Mal unter Tage.
    „Wer seid ihr?“, antwortete er auf Ska’ris Frage mit einer Gegenfrage, „Ich hatte den Bären im Mineneingang platziert, damit mir niemand folgt, und dann kommt ihr zwei Lugrash hier reingeplatzt und bringt gleich noch einen Trupp Gach Luk mit. Habt ihr es so eilig zu sterben?“
    „Ich… heiße Ska’ri, und das ist mein Bruder Krul. Es war seine Idee, er ist immer auf der Suche nach Hinweisen, die ihn auf… Also, ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was der Spinner eigentlich sucht. Ich glaube, das weiß er nicht einmal selbst so recht. Er sieht etwas, und dann meint er: Oh, da muss ich rein! Unbedingt! Keine Ahnung, was das soll… Aber wenn ich ihn allein loslaufen lasse, bricht er sich nur das Genick. Oder wird gefressen. Oder er ertrinkt. Oder wird erschlagen. Oder erschossen. Oder verbrannt. Oder… Naja, du weißt, was ich meine. Und das Schlimmste ist: Er würde als Jungfrau sterben!“
    Der alte Khorinis-Ork warf Krul einen kurzen Blick zu. „Redet sie immer so viel?“
    Krul zuckte mit den Schultern: „Leider ja…“
    „Mein Name ist Kar’Kashor, und ich bin auch auf der Suche“, erklärte der Khorinis-Ork, bevor Ska’ri etwas erwidern konnte. „Seit Krushaks Todesschrei sich in meinen Kopf eingebrannt hat und er mir in einer letzten Vision einen Auftrag erteilte… Ich bin nun schon seit fast zwei Dekaden auf der Suche. Jede Höhle, jeder Spalt in der Erde, ich suche und suche und suche… Bis jetzt hatte ich noch keinen Erfolg, aber ich weiß… ich weiß! Eines Tages werde ich sie finden!“
    Sie bogen um einen Felsblock, der irgendwann – vielleicht vor Millionen von Jahren, vielleicht auch erst vor wenigen Tagen – von der Decke gestürzt war und erreichten das kleine Biwak ihres neuen Bekannten. Neben einer Feuerstelle, in der noch etwas Glut im Dunkel glomm, lagen ein Schafpelz, der auch schon einmal bessere Tage gesehen hatte, ein lederner Rucksack mit Proviant und zwei lange, ordentlich aufgerollte Seile.
    „Macht euch nützlich und nehmt die da!“, knurrte Kar’Kashor und deutete auf die Seile, während er seine restlichen Habseligkeiten im Rucksack verstaute, „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Es gibt einen natürlichen Ausgang aus der Höhle nicht allzu weit von hier, aber die Gach Luk können verflucht schnell sein.“
    „Wen suchst du?“, fragte Krul, während er sich eines der Seile über sie Schulter warf. Kar’Kashor hielt kurz inne, fixierte den Rotork mit seinen kleinen, gelben Augen und verzog die Lippen zu einem Grinsen.
    „Das verlorene Volk, NanOrak. Das verlorene Volk…“
    Spätestens jetzt war Ska’ri klar, dass der Kerl völlig irre war. Sie schaute zu Krul in der Hoffnung, in seinem Gesicht dieselbe Erkenntnis aufblitzen zu sehen, aber ihr Stiefbruder sah stattdessen nur vollkommen fasziniert aus.
    Ska’ri seufzte und schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht.

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    Lehrling Avatar von Krul
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    Krul ist offline
    Ich hasse mein Leben manchmal. Während Krul bei den Crawler-Arbeitern noch die Mandibeln rausreißen konnte, waren die Krieger hingegen für ihn nicht beizukommen. Verschissene, laufende Festungen. Aber sie hatten ja nun Hilfe in Form eines neuen Freundes. Wie alle Freunde des Rotorks war auch dieser, wie sollte es auch anders sein, ein Irrer. Aber, und Ska'ri tat ihm jetzt schon dafür leid, der Orkopa hatte etwas angesprochen, dass Krul vor vielen Jahren bereits einmal versuchte nachzuverfolgen, jedoch bei der Engstirnigkeit der Nordlandorks abprallte.

    „Das alte Volk? Jharkendar. Irgendwo im Norden von Khorinis. Untergegangen, weil Adanos es so wollte. Soweit ich weiß haben die khorinischen Orks, wahre Or-Aks, diese „Erbauer“ zeitweise versklavt um beispielsweise den Tempel Krushaks zu bauen. Oder Ritualplätze. Mehr weiß ich nicht. Wieso suchst du nach einer toten Kultur, wenn unsere eigene Kultur doch am Abgrund steht?“

    Er versuchte Ska’ris Starren zu ignorieren. Ja, er hatte gerade mehr am Stück gesagt als teilweise in einem Monat. Aber das war auch nötig. Krul wollte weg von Argaan. Hier gab es keine Zukunft für ihn. Lediglich Dahinsiechen und Selbstbeweihräucherung zeichneten die Argaanorks aus. Das festland war vermutlich noch schlimmer, da man den Krieg wohl gewonnen hatte. Aber Khorinis? Die Erzinsel wie sie manchmal genannt wurde. Daran hatte Krul gar nicht gedacht. Aber wozu auch? Dort gab es nichts Interessantes. Dachte er zumindest. Er war gespannt wie der greise Ork reagierte.

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    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Ska'ri ist offline
    „Gerade weil sie am Abgrund steht!“, knurrte Kar’Kashor unwirsch und schulterte seinen Rucksack, „So, und jetzt genug geredet. Sehen wir zu, dass wir nach draußen kommen!“
    Der Khorinis-Ork führte sie zielstrebig durch ein Gewirr von Tunneln, bei dem Ska’ri schon nach kurzer Zeit völlig die Orientierung verloren hatte. Für sie sah alles gleich aus – Felsen, Felsen und noch mehr Felsen. Kar’Kashor hingegen zögerte an keiner Abzweigung auch nur eine Sekunde lang. Er wusste immer genau, wo er lang musste, und bewegte sich dabei mit einer Trittsicherheit und Geschicklichkeit, die sie nur bewundern konnte, insbesondere angesichts seines fortgeschrittenen Alters. Die beiden Jungorks hatten ihre liebe Mühe, mit ihm mitzuhalten. Dass sie dabei jeder ein schweres Seil schleppen mussten, machte die Sache nicht besser – Wie bei Beliar hat der Alte den ganzen Kram nur allein hier hineingebracht? Ska’ri klebte bald das Haar schweißnass im Gesicht und sie fluchte bei jedem zweiten Schritt leise vor sich hin.

    Wenn sie nicht zu erschöpft gewesen wäre, hätte sie gejubelt, als endlich der erste Schimmer von Sonnenlicht durch einen schmalen Felsspalt fiel und die völlige Finsternis, in der sie die letzten Stunden verbracht hatten, verdrängte. Als sie sich durch die Öffnung zwängte und wieder ins Freie trat, wo ihr eine Wand warmer Luft entgegenschlug, bemerkte sie wohl zum ersten Mal wirklich bewusst, wie reich an Gerüchen die Welt eigentlich war. In der Höhle roch alles nur nach nassem Stein und Erde… Aber hier draußen, da war der Geruch der Gräser, Moose, Bäume, Blumen, Pilze, der Tiere und ihrer Hinterlassenschaften. Sie hätte nie gedacht, dass sie den Gestank frischer Bergziegenköttel einmal als großartig empfinden könnte – aber hier war sie nun und ließ sich mit einem zufriedenen Seufzer einfach ins Gras fallen.

    ***
    Nach einer kurzen Rast hatte Kar’Kashor sie weitergeführt, ein Stück den Berg herunter, wo sie in einer Senke im Wald schließlich ein provisorisches Nachtlager einrichteten. Jetzt saßen sie um ein Feuer, über dem eine frisch erlegte Molerat brutzelte.
    „Halt still, verdammt nochmal!“, knurrte der alte Ork und Ska’ri biss die Zähne zusammen, als er den nächsten Stich setzte, um ihre Armverletzung zu vernähen. Er ging dabei nicht gerade zimperlich vor und sie fragte sich immer mehr, ob es so eine gute Idee war, den Irren an ihr herumdoktern zu lassen. Im Tageslicht betrachtet sah er noch heruntergekommener und dreckverkrusteter aus als in der Höhle, wo er sich irgendwie nahtlos in die Umgebung eingefügt hatte. Aber hier… und er roch auch ziemlich streng… Streng genug, dass ihr kein einziger Spruch über Doktorspielchen über die Lippen kam. Nein, es gab Grenzen!

    Als er endlich fertig war und seinen Selbstverarztungs-Krempel wegpackte, bewegte Ska’ri vorsichtig ihren Arm. Es tat weh, natürlich, aber die Naht sah solide aus. Soweit sie das beurteilen konnte, zumindest. Sie würde wahrscheinlich nicht so rasch aufreißen. Was ihr viel mehr Sorgen bereitete…
    „Ich hoffe, der fault mir morgen nicht ab!“, raunte sie zu Krul, der die Molerat am Spieß drehte, „Wenn doch… meinst du, es gibt einen Fetisch für fehlende Arme? Wahrscheinlich schon, oder? Ich meine, es gibt doch nen Fetisch für alles… Also… sonst hab‘ ich wirklich ein Problem!“
    Puh, beängstigende Vorstellung! Ska’ri beschloss, die Verletzung so rasch wie möglich von einem anständigen Heiler behandeln zu lassen.

    Kar’Kashor setzte sich wieder ans Feuer und säbelte mit einem seiner gekrümmten Dolche ein Stück von der Molerat herunter. Dass sie noch fast roh war, störte ihn offenbar kein bisschen. Während er auf dem Fleisch herumkaute, sah er nachdenklich zu Krul.
    „Interessiert dich wirklich, warum ich diese Suche auf mich nehme?“, fragte er schließlich, „Also gut. Ich suche nicht nach einer toten Kultur, Junge. Sondern nach einer, die noch immer existiert. Irgendwo da draußen… da unten!“ Er deutete mit einer ausholenden Geste in Richtung des Gebirges und dann auf den Erdboden. „Ich habe leider nicht viele Anhaltspunkte. Aber als Krushak verbannt wurde von diesem dreimal verfluchten Morra, sandte er mir eine Botschaft… eine Vision. Ich weiß nicht, ob er mich persönlich für diese Mission auserwählte, oder ob es noch andere gab, aber ich habe niemanden sonst getroffen, der sich meiner Suche angeschlossen hätte. Ich sah Orks… Orks, die unter der Erde leben, in einer Zuflucht tief in den Bergen, und den alten Wegen folgen. Wegen, die viel älter sind als alles, was ihr Nordland-Orks für ‚alt‘ haltet.“
    „Wir sind keine Nordland…“, protestierte Ska’ri, aber Kar’Kashor brachte sie mit einem eiskalten, stechenden Blick zum Schweigen.
    „Wir Orks haben unsere Stärke einst aus der direkten Verbindung zum Schöpfer bezogen, zu Beliar. Aber unsere Wege wurden verwässert. Im Norden wurden die Orks ‚zivilisiert‘ wie ihr es nennt. Ich nenne es ‚schwach‘. Auf Khorinis bewahrten wir die alten Wege zumindest teilweise unter der Obhut Krushaks… Aber seit wir seiner Führung beraubt wurden, herrscht auch in Khorinis nur noch Verwirrung. Die Morras gewinnen mehr und mehr an Boden. Und warum? Weil wir begonnen haben, ihre Wege und Ideale zu übernehmen! Pah!“
    Kar’Kashor schwieg kurz und blickte grimmig ins Feuer. Schließlich fuhr er fort.
    „Deswegen bin ich auf der Suche nach den Verlorenen. Sie sind die einzige Hoffnung für unser Volk. Wenn wir uns nicht auf unsere Ursprünge besinnen, werden die Morras uns eines Tages auslöschen.“ Er seufzte und sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. „Aber mir läuft die Zeit davon. Habt ihr auch nur den Hauch einer Ahnung, wie viele Höhlen es in diesen Bergen gibt? Tausende! Und manche von ihnen erstrecken sich über hunderte von Meilen. Ich fürchte, ich werde sterben, bevor ich die Verlorenen finde. Trotzdem… aufgeben kommt nicht in Frage.“ Der alte Ork warf das halb aufgegessene Stück Fleisch achtlos bei Seite und starrte in die Flammen. „Wenn ich nur wüsste, wo ich suchen muss…“

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    Lehrling Avatar von Krul
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    Krul ist offline
    Der alte Ork versuchte also wirklich allen Ernstes eine vor Ewigkeiten in Khorinis beheimatete Ork-Zivilisation ausgerechnet hier, in den Höhlen der Berge Argaans zu finden. Lächerlich. Krul hatte so viel Hoffnung, dass der irre Greis etwas Nützliches, oder wenigstens Spannendes von sich geben würde. Aber er war nunmal was er war: ein irrer Greis.

    "Ich stimme dir Großteils zu. Sie auch. Unsere Kultur ist am Arsch weil man sich auf den Taten der Vergangenheit ausruht und dafür Kompromisse eingegangen ist. Und da wo die Nordorks kompromisslos waren, da waren sie bloß dämlich. Aber eines geht mir nicht in den Kopf, alter Mann. Wieso hängst du an Krushak? Du selbst sagst, dass der ursprüngliche Weg keine Umwege macht und direkt zu Beliar führt. Das sehe ich auch so. Dafür braucht es aber keinen Mittelsmann in Form eines Erzdämonen oder Drachen oder sonst was. Klingt vielleicht bizarr aus dem Mund eines Jungorks wie mir, aber ich denke du gehst nicht weit genug."

    Der alte ork starrte ihn zuerst verdutzt, dann aber durchdringend an. Offenbar war er es nicht gewohnt, dass man seine Philosophie selbst als nicht hart genug ansah
    "Und wo wir gerade bei weit gehen sind. Lasst uns weiter. Hier in der Nähe gibt es Morras. Die lagern immer wieder in den alten Türmen und deren Trümmern. So kommen wir an neuen Proviant und weitere Nützlichkeiten. Und wer weiß, vielleicht redet einer von denen sogar und kann uns erzählen ob er irgendetwas seltsames in letzter Zeit mitbekommen hat. Und danach essen wir ihn..."

  8. Beiträge anzeigen #68 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    „Waf fum…?“, fluchte Ska’ri mit dem Mund voller Moleratfleisch, als ihr Stiefbruder plötzlich aufsprang und irgendwelche Morra-Türme im Gebirge auskundschaften wollte, um… Morras zu essen? „Fir habm hier ein gampfem Pfraten, du Fpinner!“ Sie deutete energisch auf die noch nicht einmal zur Hälfte aufgegessene Molerat, die über dem Feuer vor sich hin brutzelte. Manchmal schien Krul wirklich in einer komplett anderen Welt zu leben. Ob das mit den Geschichten zusammenhing, die der Alte ihnen gerade erzählt hatte? Der jedenfalls hob auch nur verwundert die buschigen Augenbrauen.
    „Also, ihr könnt ja machen, was ihr wollt“, brummte er, „Aber ich werde hier die Nacht verbringen. Und morgen setze ich meine Suche fort.“ Er wirkte einen Moment nachdenklich. „Die Morras… Ich glaube nicht, dass sie irgendetwas wissen, was für meine Suche von Belang sein könnte. Aber falls du doch etwas herausfinden solltest, NanOrak – sag Mag’ul gro-Barrag Bescheid. Er ist Schmied unten im großen Lager und stellt meine Spezialausrüstung her, daher suche ich ihn von Zeit zu Zeit auf. Hält mich zwar für nen Spinner, aber er wird mir sicherlich die Nachrichten übermitteln.“
    „Mag’ul, klar, den kenn‘ ich!“, rief Ska’ri grinsend, „Der schwingt nen ordentlichen Hammer…“
    Kar’Kashor warf ihr einen fragenden Blick zu, Krul winkte hingegen nur ab.
    „Schön“, sagte der Rotork, „und jetzt lass uns…“
    „…essen und dann schlafen, und nein, das steht nicht zur Diskussion! Deine Morras sind morgen auch noch da, pra sha tshaga! Die wachsen eh überall wie Unkraut!“

    ***
    Auf seine wie üblich äußerst charmante Art weckte Krul Ska’ri am nächsten Morgen, indem er ihr einen Becher Wasser ins Gesicht kippte. Als sie zeternd und spuckend wissen wollte, was bei Beliar das sollte, sie war ja nicht einmal betrunken gewesen am Vorabend, erklärte er ihr seelenruhig wie einem Kleinkind, dass es sich nun mal um die schnellste und effizienteste Art handelte, sie wach zu kriegen. Und irgendwie ließ sich schlecht dagegen argumentieren…
    Ska’ri rieb sich den Schlaf aus den Augen und sah sich um. „Sag mal… Wo steckt denn der Alte?“
    Krul zuckte nur mit den Schultern. „Weg“, sprach er das Offensichtliche aus. Weder von Kar’Kashor, noch von seiner Ausrüstung war irgendetwas zu sehen.
    „Hast du mitbekommen, wann er…?“
    Krul schüttelte den Kopf. Ska’ri runzelte die Stirn. Die Sonne war kaum über den Horizont gestiegen, der Alte musste also irgendwann mitten in der Nacht aufgebrochen sein, als es noch dunkel war. Andererseits, wenn er auch nur annähernd so viel Zeit unter der Erde verbrachte, wie es den Anschein hatte, dann dürfte Dunkelheit für ihn wohl das geringste Problem darstellen.
    Ska’ri zog ihren Dolch, setzte sich an die mittlerweile verloschene Feuerstelle und schnitt sich etwas von dem Moleratfleisch herunter. Der Braten war zwar mittlerweile kalt, aber er war trotzdem noch essbar.
    „Was?“, fragte sie, als Krul sie schon wieder missbilligend anstarrte, „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mit leerem Magen im Gebirge herumklettere? Manchmal – manchmal – solltest du dir wirklich ein Beispiel an unserem Dicken nehmen… Setz‘ dich hin, iss was, und dann gehen wir Morras gucken!“

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    Lehrling Avatar von Krul
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    Krul ist offline
    Wie lang waren die beiden nun schon unterwegs um die gebirgshänge abzugrasen? Eine Woche? Länger? So oder so würde es Krawall geben mit Ul'rosh. Sie sollten ja bloß die Mine erkunden und binnen eines Tageslaufes Rückmeldung geben. Aber wen interessierte schon Ul'rosh. Und da es sowieso Gebrüll gab, fielen ein paar Tage länger auch nicht ins Gewicht. Also stapften Krul und Ska'ri weiter durch da Geröll auf der Suche nach... ja wonach suchten die beiden eigentlich? Morras? Orkopas? Crawler? Krul beantwortete solche Fragen gern einfach damit, dass man das schon wisse wenn man es findet. Keine hilfreiche Antwort, aber passend zur Frage.

    "Krul..."
    "Was?"

    Ihre Antwort war nicht viel mehr als das zeigen ihres Speeres in Richtung eines alten Wehrturms. Hach wie stolz sie doch war auf ihren selbst geschnitzten Speer. Krude und für einen Handwerker wie Krul ein Beispiel dafür, warum Kunst nunmal Kunst heißt. Es kam von können und nicht von wollen. Sonst würde man es ja Wunst nennen. Doch seine Ziehschwester richtete in der Regel nicht leichtfertig mit ihrem wunstvollen Speer in die Weite. Was er der Wollüstigen leider immer wieder respektvoll anerkennen musste waren ihre scharfen Augen. Auch mit zugekniffenen Schlitzaugen konnte der Rotork genauso viel erkennen wie mit weit aufgerissenen Augen. Nichts. Aber er vertraute ihr. Wem auch sonst? Die Auswahl war gering und in der Regel von Enttäuschungen geprägt.

    Sie stoppten. "Sag mir was du siehst." Es folgte eine nicht zwingend effiziente aber immerhin genaue Beschreibung von zwei Morras in der Turmspitze und wohl weiteren am Fuße des Bauwerks. Auch meinte sie etwas von improvisierten Zelten oder Hütten gesehen zu haben.
    "Hütten? Also ein längerfristiges Lager. Zu viele um die zu zweit aufzumischen. Immerhin haben wir nun etwas woran Ul'rosh seinen Frust ablassen kann. Und dein Bettfreund kann wieder zeigen, dass er mehr kann als Fressen. Lass uns zurück und ein kleines Lagerduell einläuten."

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    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Einen halben Tag später, zurück im Späherlager...

    „Ihr…“
    Ul’rosh versuchte nicht einmal, seine Abscheu zu verbergen, als Krul und Ska’ri vor ihn traten. Der Möchtegern-Urkmar, der gerade dabei war, die restlichen als Späher eingeteilten Jungorks beim Waffentraining zu beaufsichtigen, verschränkte die mächtigen Arme vor der Brust und kniff die Augen zusammen.
    „Ich hatte gehofft, ich wäre euch endlich los“, knurrte er missmutig, „Hättet ihr nicht dort bleiben können, wo auch immer ihr euch hin verpisst hattet in den letzten Tagen?“
    „Wir haben nur unseren Auftrag erfüllt“, konterte Ska’ri, „Die Mine erkunden. Und dabei sind wir auf Gach Luk gestoßen.“ Sie deutete auf die Verletzung in ihrem Oberarm, die sich zu ihrer eigenen Überraschung noch nicht entzündet hatte, sondern tatsächlich recht gut zu verheilen schien.
    „Gach Luk, klar…“, spottete Ul’rosh und rümpfte die Nase, „Als ob die Brut eines ehrlosen Feiglings sich mit Gach Luk anlegen würde.“
    Ska’ri fletschte die Zähne und machte impulsiv einen Schritt auf Ul’rosh zu, bis Krul sie an der Schulter packte und wieder zurückzog. Ul’rosh grinste gehässig.
    „Tja, die Wahrheit tut weh, was?“, spottete er.
    „Die Wahrheit ist, dass er nur tot ist wegen solchen beschissenen Arschlöchern wie dir und eurem albernen Getue von…“
    Ul’roshs Arm schoss schneller vor, als Ska’ri es für möglich gehalten hätte, und er verpasste ihr einen Schlag mit der Rückhand, der sie einige Sekunden lang Sterne sehen ließ. Sie taumelte und wäre hingefallen, wenn Krul sie nicht gestützt hätte.
    „Hüte deine Zunge, Mushga!“, drohte Ul’rosh mit erhobenem Zeigefinger, „Ehrloses, verweichlichtes Pack wie du ist der Grund, wieso wir den Krieg gegen die Morras nicht schon längst gewonnen haben!“
    Eher der Grund, wieso wir noch nicht ausgestorben sind…, dachte Ska’ri, verkniff es sich aber, das laut zu sagen. Ul’rosh weiter zu reizen, konnte gefährlich werden. Ein ‚ehrenvollerer‘ Ork als sie hätte vielleicht die Konfrontation gesucht, auch auf das Risiko hin, von dem alten Schleifer umgebracht zu werden. Aber sie bevorzugte es, am Leben zu bleiben, um irgendwann Ul’rosh verrecken zu sehen.
    „Wir haben ein Lager der Morras entdeckt“, sprang Krul ein, um Ul’roshs Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Der Späher-Anführer zog fragend die Augenbrauen hoch.
    „Ein Lager der Morras? Wo? Wie viele?“
    „Einen halben Tag von hier… in dem alten Wachturm am Pass“, knurrte Ska’ri und wischte sich Blut vom Mundwinkel, „Ich hab‘ mindestens acht Morras zählen können. Wahrscheinlich sind es mehr. Sie haben dort eine einfache Hütte und ein paar Zelte aufgebaut, mit einem provisorischen Palisadenwall drum rum. Vielleicht ein Kundschafter-Posten der Armee.“
    Ul’rosh strich sich nachdenklich über das Kinn und nickte. „Kundschafter also. Gut! Als ihr zwei aufgetaucht seid, dachte ich, der Tag könnte nur noch beschissen werden, aber das sind tatsächlich mal erfreuliche Nachrichten. Vielleicht seid ihr ja doch nicht komplett nutzlos. Zur Abwechslung mal wieder ein paar Morras zu erledigen, wird etwas Schwung in den verlotterten Haufen hier bringen. Ich werde eine Nachricht ans Große Lager schicken, sie sollen uns ein paar erfahrene Kämpfer zur Seite stellen, allein mit euch Schwächlingen wird das sonst nichts… Und in der Zwischenzeit habe ich für euch zwei zur Belohnung eine ganz besondere Aufgabe: Das Schweinegehege muss mal wieder ausgemistet werden. Was schaut ihr so dämlich? Los, das ist ein Befehl!“

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    Kämpfer Avatar von Vareesa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Bergkette zwischen Orkwald und Tooshoo~

    "Bald sind wir da, kleiner Spatz. Bald sind wir da."

    Tiefe Atemzüge durchwanderten die Lunge der Wanderin. In einer Felsspalte saß sie, die Kapuze über den Kopf und die Beine fest an sich gezogen. In stiller Andacht schweifte der Blick der meerblauen Augen über die Landschaft und den Regen der sich darauf ergoss. Es war ein kleiner Schauer. Er würde vorüber gehen. Ein einfacher Sommerregen. Die Wolke würde weiter wandern und mit ihr auch Vareesa. Sie war nun seit einiger Zeit wieder auf Argaan und bereiste die Wildnis ganz für sich. Frei. Allein. Nun, nicht ganz allein. Lediglich der kleine Spatz den sie auf ihren Wegen aufgelesen und aufgepeppelt hatte, war seitdem ihr ständiger Begleiter. Eines Tages fand sie arme Tierchen zurückgelassen und alleine am Fuße eines Baumes wieder. Hoch darüber das Nest aus dem es offensichtlich bei dem Versuch zu fliegen gefallen war.

    "Dir hilft wohl auch niemand, armer kleiner Spatz.", waren die ersten Worte die sie damals an das kleine Wesen gerichtet hatte, ehe sie ihn mit beiden Händen aufnahm und begutachtete.

    Und nun saß er hier. Auf der Schulter ihres Ponchos unter dem die Frau aus Myrtana das Mahnmal an ihre Vergangenheit verbarg. Doch es störte sie nicht. Nicht bei dem kleinen Wesen und Freund der sie auf eigentümliche Art und Weise gelehrt hatte das Verhalten und vor allem die Gefühle der Tiere zu deuten. Es war damals ganz natürlich geschehen. Ein Zeichen dafür, dass der gewählte Weg der richtige war. Wie lange war das schon her? Die Worte des Wolfs von Tooshoo. Oft hallten seine Worte in ihren Ohren wieder. Wenige Worte. Einprägsame Worte. Und, für seine doch so seltsame Art... Aufmunternde Worte.

    "Das ist nur der Anfang, einer wirklichen Reise im Leben. Wir werden sicherlich wieder aufeinander treffen.", hatte der so eigenartige Mann mit den roten Tätowierungen im Gesicht zu ihr gesagt. "Du kennst nun die Grundlagen unserer Magie. Lerne mehr über sie. Lerne, dass du nicht nur Licht schaffen kannst und wenn du dich bereit fühlst für mehr, dann such uns Druiden wieder auf. Wir werden dir den Weg weisen."

    Und sie hatte gelernt. Nicht so schnell wie andere. Nicht so einfach wie jene, die um und auf dem großen Baum lebten. Aber sie hatte gelernt. Auf einer langen Reise, sich selbst und ihre Gefühle kennenzulernen. Zu verstehen, wo die Grenzen des Giftes in ihren Adern lagen und was die Herrin der Schlangen duldete, gut und schlecht hieß. Bei weitem war das Verständnis darüber, was sie heimsuchte und wie dieses Wesen wirkte noch nicht erreicht. Doch war die Zeit in einsamer Pilgerschaft eine große Hilfe gewesen, jene Dinge die ihr der Wolf beigebracht hatte auszubauen. Und der kleine Spatz auf ihrer Schulter... War in mancher Hinsicht ein guter Lehrer gewesen. Und selbst? Sie selbst hatte eine kleine, wenn auch nicht ganz so schwache Entdeckung gemacht... Drei Zauber. In der langen Zeit hatte sie drei Zauber beherrschen gelernt die sie am Leben hielten. In gewisser Weise. Und die Jahre hatten Weisheit gebracht. Zumindest hatte sie das Gefühl. Oder sie war älter geworden. Reifer. Erfahrener. Doch dann... Hob sie den Kopf und schüttelte eben jenen, sodass die Kapuze zurück in ihren Nacken fiel. Alt? Sie? Niemals! Der Spatz fiepte aufgewühlt über die plötzlichen Erschütterungen und hüpfte unruhig hin und her. Stimmte er zu oder schimpfte er? Er... Schimpfte. Natürlich.

    "Tut mir leid, kleiner Spatz. Die lieben Tagträumereien... Oh?"

    Der Seelenspiegel der Wanderin tat, namensgebend ihres selbst gegebenen Titels, seine Arbeit und wanderte gen Himmel. Ein mahnendes Grollen und die kühle, heulende Bergluft scheuchte die Wolken davon. Doch kampflos gaben diese faszinierenden und launischen Himmelskörper nicht auf. Einige wenige Tropfen pressten sie noch hervor. Von denen einer direkt auf der Stirn der Frau mit dem farbenfrohen Haarschopf fiel. "Bleeh..." stieß sie nur hervor. Das Gefühl einzelner Wasserperlen die ihr ins Gesicht prallten war schon immer so ein merkwürdiges Gefühl! Aber was sollte es schon! Das Unwetter zog von dannen und auch für Vareesa war es an der Zeit. Also stand sie auf, schulterte Köcher und Bogen, zog sich die Kapuze auf den Kopf und streckte sich noch einmal ausgiebig. Der große Baum war nicht mehr fern. Ob man sich vielleicht nicht doch entschieden hatte, Schwarzwasser wieder aufzubauen? Was in ihrer Abwesenheit wohl alles geschehen war? Ihre Augen schweiften in Richtung Tooshoo. "Ob... Man sich noch an mich erinnert? Mich vermisst hat?"

    Mahnend pickte das kleine Federvieh mit der blauen Schleife um den Flügel gegen ihre Wange. Er hatte sich angewöhnt, es sich an der Seite zwischen Kapuzenstoff und ihrem Hals gemütlich zu machen wenn sie reisten. Und er spürte, wenn sie einmal wieder drohte in Selbstzweifel zu verfallen. Wie auch immer er das schaffte. Doch Vareesa... Schmiegte sich nur sachte an die weichen Federn.

    "Bald sind wir da, kleiner Spatz. Bald sind wir da."

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    Lehrling Avatar von Krul
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Krul ist offline

    Ein kleiner Außenposten der Orks in einem Gebirgstal auf halbem Weg zwischen Orkwald und Silberseefe

    Irgendwann, ja irgendwann werde ich Ul’rosh nieder machen. Oder ihn an irgendetwas verfüttern. Oder wenn er von irgendetwas anderem gefressen wird, werde ich in der Nähe sein und Beifall klatschen.

    Es dauerte zwar nicht lang bis Ska’ri und Krul die Schweineställe wieder auf Vordermann gebracht hatten, aber dennoch war es wieder eine dieser Befehle bei denen man an der Zurechnungsfähigkeit seines Vorgesetzten zweifeln konnte. Kruls Vorschläge das Lager zu skizzieren und vor allem Einfallmöglichkeiten über die Berghänge zu planen, wurden vollkommen ignorieren und sogar als Anmaßung deklariert. Immerhin dauerte es nicht lang bis tatsächlich um die 20 Orks erschienen. Darunter auch Chror. Chror war der Ausbilder von Ul’rosh gewesen und so ziemlich das einzige Wesen vor dem Ul’rosh kuschte. Ja, man konnte echte Angst in den Glubschern des Schleifers erkennen als dieser erkannte welcher Ork ab sofort das Kommando hatte. Der große Vorteil Chrors war, dass der Typ intelligent war. Intelligenter. Zwar war alles unter Elitekrieger für ihn nur Kriechtier, aber er war kein Betreiber von Folter oder Unsinnigkeiten in den eigenen Reihen. Nein, wahrlich nicht. Das hob er sich für Feinde auf.
    Schwarzes Fell, bernsteinfarbene Augen, schwarze Rüstung und knapp über drei Meter groß. Ein Monster. Weder Skrupel noch gewissen hatten in seinem militärischen Denken irgendeine Chance auf Daseinsberechtigung. Unterorks, so nannte er alles was unter ihm im Rang stand, waren ersetzbar. Und da er selbst fast 20 Kinder hatte, herrschte auch die Meinung, dass der Ersatz fließend ging. Er war ein Befehlshaber, welcher für den Sieg alles opferte. Grandiose Aussichten also für Krul und Ska’ri, welche am untersten Ende der Nahrungskette standen.

    „Ul’rosh. Sammel dein Pack. In 2 Stunden ist Abmarsch. Alles was nicht für den Einsatz gebraucht wird, bleibt hier. Wir bleiben schnell. Ich habe auch noch andere Sachen zu tun als … das hier.“

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    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques Percheval ist offline

    Außenposten der Roten Hand an einem alten Wachturm im Gebirge...

    Da wären wir! Willkommen in eurem neuen Zuhause!“, verkündete Johar grinsend und deutete auf die Ruine eines alten Wachturms, der sich an einem Felshang erhob und wohl einmal dazu gedient hatte, den darunterliegenden Pass zu kontrollieren, aber offensichtlich schon lange nicht mehr genutzt wurde. Jedenfalls nicht von seinen ursprünglichen Erbauern, denn genutzt wurde er: Um den Turm herum war ein Lager errichtet worden. Eine mannshohe Palisade diente der Verteidigung und das Dach eines einfachen, provisorisch wirkenden Holzhauses ragte über die angespitzten Pfähle.
    „Ein bisschen mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf!“, unkte Johar angesichts der verhaltenen Reaktion seiner Gefangenen, „Ihr werdet die nächsten Wochen erst einmal hierbleiben, also… freundet euch lieber damit an! Glaubt mir, so gemütlich wie in eurer kuscheligen Kerkerzelle in Thorniara machen wir es euch hier allemal!“
    Mik drehte sich um und warf Val ekelhaft grinsend einen vielsagenden Blick zu, bei dem Jacques dem Arschloch am liebsten direkt an die Gurgel gegangen wäre.
    „Ich werd‘ nicht zulassen, dass er dir etwas antut…“, raunte er zu Val, „Eher schlag ich diesem Schwein den Schädel ein!“

    Nach einem kurzen Aufstieg hatten sie das Lager erreicht. Ein windig aussehendes Tor in der Palisade wurde geöffnet und man trieb die Gefangenen in die Mitte des Areals, wo eine permanente Feuerstelle mit einem großen Kessel und einem Bratspieß sowie einigen aus Baumstämmen gefertigten Bänken darum angelegt worden war. Zelte standen entlang der Palisade und dienten wohl als Unterkunft für die Bewohner des kleinen Lagers, während das Holzhaus versperrt war und von einem gelangweilt aussehenden Kerl in abgewetzter Lederrüstung bewacht wurde.

    Ein Mann kam auf sie zu. Er war großgewachsen und hatte ein bärtiges, wettergegerbtes Gesicht, seine mit Grau durchsetzten Haare hingen ihm strähnig und ungewaschen auf die Schultern. Er trug ein einfaches Kettenhemd über derber, erdfarbener Kleidung, an seinem Gürtel hingen ein Breitschwert und ein schartiger Parierdolch.
    „Johar“, begrüßte er die Neuankömmlinge wortkarg. Er musterte den Assassinen mit einem durchdringenden Blick seiner wässrig blauen Augen, seine Miene blieb ausdruckslos.
    „Gareth. Wie immer eine Freude, dich zu sehen“, erwiderte Johar mit erkennbar sarkastischem Tonfall. Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern, während er etwas aus einer Tasche an seinem Gürtel holte – ein kleines Stück Papier, in das er irgendwelche getrockneten Kräuter krümelte. Jacques bemerkte, wie Griffins Blick sofort auf dem klebte, was auch immer Gareth da nebenbei fabrizierte.
    „Ist das die Ware?“, fragte Gareth und deutete dabei knapp mit dem Kinn in Richtung der Gefangenen. Johar nickte.
    „Ja. Ich erwarte, dass sie in brauchbarem Zustand bleiben, bis wir die weitere Verschiffung organisiert haben.“
    „Ach, wirklich? Ich hatte eigentlich vor, sie zu essen“, stellte Gareth trocken fest. In seiner Stimme schien keine Spur von Humor mitzuschwingen.
    „Sehr witzig“, knurrte Johar, „Du weißt, was du zu tun hast.“
    Gareth hatte inzwischen die getrockneten Kräuter in das Papierchen gerollt und sich den Stängel in einen Mundwinkel geschoben. Aus seiner Tasche holte er einen noch glühenden Zunderschwamm hervor und zündete ihn damit an. Er inhalierte einen tiefen Zug und blies den würzig riechenden Rauch ungerührt in Johars Richtung. Der Assassine kniff ungehalten die Augen zusammen.
    Ich weiß, was ich zu tun habe“, erklärte Gareth trocken. Johar funkelte ihn giftig an, die Spannung zwischen den beiden war fast greifbar. Ein paar Sekunden lang glaubte Jacques, der Varanter würde diesem Gareth gleich an die Kehle springen. Am Ende aber wandte sich Johar ab.
    „Gut“, knurrte er, „Ich mache mich auf den Weg zurück in die Stadt. Du wirst von mir hören. Meine Leute lass ich dir hier.“
    Gareth zog zweifelnd die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Johar nickte den Gefangenen zum Abschied noch einmal grinsend zu: „Keine Angst, wir sehen uns sicherlich wieder, meine Freunde. Bis dahin wird Gareth sicherlich ein guter Gastgeber sein. Auch wenn seine Manieren manchmal ein bisschen zu Wünschen übriglassen.“

    Nachdem Johar das Lager verlassen hatte, zog Gareth kurz die Mundwinkel nach unten.
    „Aufgeblasener Fatzke…“, knurrte er und nahm einen weiteren Zug von seinem Sumpfkrautstängel. Er trat an die Gefangenen heran und blies ihnen den Rauch in die Gesichter.
    „Also. Willkommen hier im Lager. Die Regeln sind einfach: Macht keinen Ärger, und ihr kriegt keinen Ärger. Macht Ärger…“, er zuckte mit den Schultern, „und ihr kriegt mehr Ärger, als ihr euch vorstellen könnt. Das wars auch schon.“
    Er wandte sich ab und winkte ein paar anderen Banditen, die, wie er selbst, mehr wie Waldläufer wirkten. Mit unsanften Stößen wurden die Gefangenen in Richtung des Turms getrieben, wo, wie sich jetzt zeigte, ein großer, hölzerner Käfig aufgebaut worden war, in dem man sie nun zusammenpferchte.

    Erschöpft ließ sich Jacques zu Boden sinken. Ihre Situation hatte sich zwar nur unwesentlich verbessert, aber zumindest war die strapaziöse Reise fürs erste vorbei. Vor allem Griffin würde vermutlich allen Göttern dafür danken.
    „Tja, da wären wir wohl…“, murmelte Jacques mehr zu sich selbst und sah sich um, „Aber wie kommen wir hier jetzt wieder raus?“

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    Hexenmeister Avatar von Trilo
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    Außenposten der Roten Hand an einem alten Wachturm im Gebirge...

    Die letzten Tage waren ebenso Nerv raubend wie langweilig verlaufen. Es passierte quasi nichts. Griffin hatte offenbar den Tiefpunkt seiner Zwangsentwöhnung überwinden. Val versuchte sich dabei nützlich zu machen. Jacques erholte sich immer mehr von seinen letzten Abenteuern mit Mik, während Sunder... ja, was machte Sunder eigentlich? Der alte Mann flog so weit unter Trilos Radar, dass der ehemalige Ritter vermutlich nicht mal mitbekommen hätte, wenn Sunder abgehauen wäre.

    Auch die Entführer drehten Däumchen. Sehr zum Unmut des Anführers, aber vor allem ging dies Mik ans Gemüt. Seine immer wieder aufkeimenden Absichten Vals 'körperliche Unversehrtheit zu prüfen' wurde von Gareth dauerhaft unterbunden. Offenbar wollte der Chef dieses Zirkus jetzt zum Ende doch keine Ware mehr verlieren.
    Geändert von Trilo (03.08.2023 um 17:39 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
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    Im Käfig voller Helden

    “Einunddreißig…. Zweiunddreißig… uuufff… dreiund… dreißig… vier… hnnnng…“
    Klimmzug Nummer 34 am Käfigdach wollte nicht mehr gelingen. Ächzend ließ sich Jacques wieder zu Boden sinken und schüttelte die Arme aus. Ihr aktueller Wächter – es war immer ein Mann am Käfig postiert, der die Gefangenen im Auge behielt, offenbar trauten die Banditen ihrer Holzkonstruktion allein nicht – sah ihm gelangweilt bei seinen Übungen zu, sagte aber nichts.
    Er unterschied sich darin kaum von den anderen Gestalten im Lager. Die Männer, die hier die Stellung hielten, waren größtenteils wortkarg und schienen kein großes Interesse an den Gefangenen zu haben. Seit sie hier waren, hatte man sie nicht gefoltert, nicht zu niederen Arbeiten gezwungen, nichts – sie bekamen einmal am Tag einen Kessel mit grauenhaft abgeschmeckter Suppe und etwas Brot, und das war auch schon so ziemlich alles an Interaktion, die mit ihren Bewachern stattfand. Lediglich dieser verdammte Mik streunte immer mal wieder in der Nähe des Käfigs herum…

    Sie hatten also jede Menge Zeit totzuschlagen, und Jacques wollte sicherstellen, dass er in Form war, wenn es darauf ankam, also hatte er begonnen, regelmäßig zu trainieren. Und vielleicht, aber nur vielleicht, wollte er auch Val ein klein wenig beeindrucken.
    Val…
    Während Trilo und Sunder die meiste Zeit für sich blieben, hatte Jacques sich mit ihr zusammen weiter um Griffin gekümmert, dem es glücklicherweise langsam wieder besser ging. Dabei hatte er sich in den vergangenen Tagen oft mit ihr unterhalten, und was er dabei erfahren hatte, stimmte ihn mehr als nur nachdenklich.
    Anfangs hatte Jacques geglaubt, er könnte ihr helfen, indem er ihr Mut zusprach und ihr versicherte, dass er alles in seiner Macht Stehende tun werde, um sie zu beschützen, aber es stellte sich schnell heraus, dass es eigentlich Val war, die mit der Situation deutlich besser zurechtkam als Jacques selbst. Ihm war schon auf der Wanderung aufgefallen, dass das Mädchen alles erstaunlich gelassen und stoisch hinzunehmen schien, und inzwischen wusste er auch, warum: Es war mehr oder weniger ihr Alltag, seit Jahren…
    Anders als Jacques, der im behüteten Nest seines abgeschiedenen Bergdörfchens aufgewachsen war, hatte Val seit ihrem achten Lebensjahr ein Sklavendasein geführt, über dessen Details sie Jacques mit erschreckender Offenheit aufklärte. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, was die Missbräuche und Misshandlungen betraf, die sie hatte ertragen müssen, und berichtete davon mit einer Gleichgültigkeit, als würde sie über das Wetter reden. Und ebenso gleichgültig und losgelöst schien sie ihrem aktuellen Schicksal entgegenzusehen. Man würde sie wieder verkaufen, hatte sie Jacques zwischen zwei Bissen Brot schulterzuckend erklärt, und ihr Leben als Lustobjekt für ekelhafte alte Säcke würde weitergehen. Ein neuer Tag, und nichts hätte sich geändert…
    Jacques wusste noch immer nicht so recht, wie er damit umgehen sollte. Vals Erzählungen hatten ihm seine eigene Naivität mal wieder deutlich vor Augen geführt. Er war schockiert, wütend… aber vor allem hilflos. Zugleich aber war entschlossener als je zuvor, alles zu versuchen, um Val eine Fortsetzung ihres bisherigen Lebens zu ersparen. Nur dass er wenig tun konnte, solange sie gut bewacht in diesem verfluchten Käfig festsaßen.
    Aber sie würden nicht für immer hier drinsitzen. Irgendwann mussten ihre Entführer sie herauslassen, spätestens, wenn sie sie letzten Endes in die Sklaverei verkaufen wollten. Und was auch immer dann passieren würde, er musste bereit sein!
    Jacques warf dem Wächter vor dem Käfig einen finsteren Blick zu und packte wieder die Strebe im Käfigdach, die ihm als Klimmzugstange diente.
    „Eins… zwei…“

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Es war bereits einige Zeit her, seit der Braunhaarige sich das letzte Mal übergeben hatte. Der Tremor war beinahe gänzlich aus seinen Händen gewichen und er konnte mittlerweile wieder klare Gedanken fassen. Das einzige, was ihm geblieben war, war das ständige Verlangen. Der Wunsch - nicht seines Körpers, sondern seines Geistes - sich endlich wieder mal ein kühles Bierchen zu gönnen oder an einem Stängel Sumpfkraut zu ziehen. An guten Tagen konnte er den Geschmack von Alkohol beinahe auf seinen Lippen erahnen. Je nach dem, wer an ihrem Käfig wache hielt, konnte er sich auch am Duft frisch angezündeten Stängel laben und auch wenn das sein Verlangen nach einem Zug nur verstärkte, half es auf verquere Art und Weise doch irgendwie.

    Die meiste Zeit aber verbrachte er im Käfig mit Langeweile. Jetzt, da sein Zeitgefühl wieder zurück war und er klare Gedanken fassen konnte, wurde ihm erst bewusst, wie langweilig so eine Entführung tatsächlich war. Unterhaltungen zwischen den Gefangenen war kaum möglich, denn je nach Aufpasser wurden diese mit einem unfreundlichen »Haltet ihr wohl euer Maul!«, einem »Fresse halten!« oder einem wortlosen Schlag gegen die Holzstreben ihres Gefängnisses unterbrochen. Meistens waren es die Abendstunden, in denen sie sich austauschen konnten. Im Laufe der Zeit aber waren die meisten Geschichten, die man zu erzählen bereit war, bereits erzählt und sonderlich viel Neues erlebte man nicht. Das spannendste der letzten Tage war gewesen, als Griffin von einem Tier berichtet hatte, das er beim Pinkeln im Wald zu gesehen geglaubt hatte. Nicht alle hatten ihm geglaubt und Valeria hatte ihn mit ihren grauen Rehaugen besorgt angesehen und gefürchtet, die Halluzinationen seien zurück. Er hatte das Mädchen beruhigen können, aber geglaubt hatte sie ihm trotzdem nicht.

    Gelangweilt spielte er mit dem abgewetzten Lederriemen, der seine Hose am Hintern hielt und sah dabei dem Blondschopf zu, wie er sich mal wieder körperlich ertüchtigte. Die Kleidung des ehemaligen Hüters war im Laufe der Zeit lockerer geworden. Er drohte nun nicht mehr, bei jeder noch so kleinen Bewegung aus den einfachen Stoffen zu platzen. Und für die wenigen Schritte, die er zum Wasser lassen außerhalb des Käfigs tätigen durfte, musste er sich dann und wann sogar die Hose festhalten, damit sie nicht von seinem Hintern glitt. Der ausgeleierte Lederriemen war eigentlich nur noch Dekoration und erfüllte schon längst seinen ursprünglichen Zweck nicht mehr. Er war noch immer sehr weit davon entfernt, zu alter Form zurückzukehren, aber er spürte, wie ihm Bewegungen nicht mehr wie ein absoluter Kraftakt vorkamen. Ja, hin und wieder fühlte er sich förmlich energiegeladen. In solchen Situationen hatte er schon häufiger darüber nachgedacht, dem trainierenden Blondschopf Gesellschaft zu leisten, hatte sich dann aber stets dagegen entschieden. Wenn er verkauft werden sollte, dann wollte er doch bitte aufgrund seiner inneren Werte einen hohen Preis erzielen und nicht wie ein Stück Fleisch nur aufgrund des Körperlichen!

    Gähnend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und blickte kurz Valeria an, die sich nicht nach den ersten Klimmzügen des angehenden Ritters augenrollend in seine Nähe gesetzt hatte. Er grinste sie wissend an, sagte aber nichts, bevor er den Blick gen Himmel wandte.

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    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Unterdessen, nicht weit vom Lager der Roten Hand entfernt, im Marschlager der Orks…

    „Sicher mindestens 23 Morras“, meldete Ska’ri, nachdem sie von ihrer Mission, das Lager der Morras beim alten Wachturm auszukundschaften, zurückgekehrt war, „Aber ich vermute, es sind insgesamt um die 30.“
    Chror nickte und grinste zufrieden.
    „Gut, dann wird der Spaß nicht zu schnell vorbei sein“, knurrte er und tätschelte mit der Pranke den Griff seiner Krush Brok Dar, einer schartigen, brutalen Axt, die so groß war, dass kaum jemand außer Chror sie überhaupt hätte heben können. In den Händen des Giganten wirkte sie hingegen fast wie ein Spielzeug. Ska’ri fragte sich nicht zum ersten Mal, ob nicht eines von Chrors Elternteilen ein Troll sein musste. Hoffentlich die Mutter, andersherum wäre es sicherlich schmerzhaft gewesen…
    „Es gibt eine Stelle hinter dem Holzhaus, das sie neben dem Turm errichtet haben“, fuhr Ska’ri fort. Dass Ul’rosch, der neben Chror geradezu winzig wirkte, bereits missbilligend die Augenbrauen zusammenzog, ignorierte sie geflissentlich, „wo ein Felsüberhang besteht, der es ermöglichen sollte, über die Palisade drüber zu gelangen. Mit etwas Glück sogar, wenn wir vorsichtig sind, ohne dabei von den Wachen bemerkt zu werden. Man muss nur ein wenig klettern können, dann könnten wir die Morras über… chhhh…“
    Chrors Pranke schoss vor, er packte Ska’ri am Hals und drückte ohne Anstrengung ihre Luftröhre zusammen. Die junge Orkin schlug panisch auf den Unterarm des Riesen ein, aber genauso gut hätte gegen einen Felsen schlagen können. Chror zog sie zu sich heran, wobei ihre Füße den Kontakt zum Boden verloren, und starrte ihr voller Verachtung in die hervorquellenden Augen.
    „Was glaubst du, wer wir sind?“, grollte der gewaltige Schwarzork. Sein Atem stank nach Fäulnis und Tod. „Unbemerkt anschleichen? Überraschungsangriff? War das die Methode von euch Schwächlingen vom Silbersee? Kein Wunder, dass ihr so verweichlicht seid. Ihr glaubt wohl wirklich, das Leben eines jeden Wurms unter euch wäre etwas wert! Pah! Nein, kleine Satqua*, wir werden keinen Überraschungsangriff durchführen. Wir sind Krieger. Wir haben Ehre! Und wer sich nicht im direkten Kampf behaupten kann, gegen lumpige Morras, ist es nicht wert, das Antlitz der Erde mit seiner wertlosen Existenz zu verpesten!“
    Ska’ris Gesichtsfeld engte sich immer weiter ein und Sterne begannen vor ihren Augen einen wilden Tanz aufzuführen, während sie weiterhin panisch, aber ohne jegliche Aussicht auf Erfolg versuchte, sich aus Chrors Schraubstockgriff zu befreien. Sie war sich bereits sicher, dass der Elitekrieger sie umbringen würde. Er brauchte nur seinen Griff noch ein klein wenig zu verstärken, und ihr Genick würde brechen wie ein Strohhalm. Oder er wartete einfach, bis sie erstickte…
    Wenige Sekunden, bevor sie das Bewusstsein verloren hätte, schleuderte Chror sie verächtlich in eine Ecke des Kommandozeltes. Ska’ri spürte kaum, wie sie unsanft auf dem steinigen Boden landete. Sie sog gierig Luft in ihre brennenden Lungen und krümmte sich hustend zusammen. Chror trat vor sie und stupste sie naserümpfend mit dem Fuß an, als wäre sie ein Haufen Scheiße, den er untersuchen musste, ohne ihn berühren zu wollen.
    „Wir werden uns bemerkbar machen. Wir geben ihnen die Zeit, die sie brauchen, um sich vorzubereiten“, erklärte der Schwarzork, „Dann gehen wir durch das Haupttor. Und du, kleine Satqua, wirst in der ersten Reihe stehen.“

    „Und?“, erkundigte sich Krul, als Ska’ri, noch immer etwas wackelig auf den Beinen, aus dem Zelt kam. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.
    „Beschissen“, knurrte sie und stapfte einfach an ihm vorbei in Richtung ihres eigenen Zeltes, wo sie sich auf ihre Schlafpelze fallen ließ und zur Decke starrte. Krul setzte sich mit überkreuzten Beinen neben sie und wartete einfach, seine Miene ausdruckslos wie immer.
    „Der Trollarsch will einen Frontalangriff durchführen“, seufzte sie schließlich, „Du weißt schon, Kriegerehre und blablabla. Er hat mich nicht einmal ausreden lassen, als ich ihm den Weg über den Bergpfad hinter dem Haus der Morras vorschlagen wollte. Scheiße, er hat mich fast umgebracht!“ Ohnmächtige Wut stieg in ihr hoch und sie setzte sich mit einem Ruck auf. „Wir sind für ihn nur Dreck, Krul!“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Er würde sich nen beschissen Ast freuen, wenn wir heute draufgehen!“ Ska‘ri seufzte und ließ niedergeschlagen den Kopf hängen. „Und deswegen will er, dass ich in der ersten Reihe stehe.“


    * Ehrlose

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    Lehrling Avatar von Krul
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Krul ist offline
    Es war wieder einer dieser Tage, schon wieder einer dieser Tage. Ein neues arrogantes Ober-Arschloch kam, Ska'ri konnte ihr Maul nicht halten und ging dann fast deswegen drauf, Krul versuchte abzutauchen um nicht genauso etwas abzukriegen, und am Ende waren alle ein klein wenig unzufriedener als vorher.

    "Du? In erster Reihe? Toll. Ich dann wohl auch."
    Wortkarg wie die meiste zeit beendete er seinen Gedankenprozess mit einem langgezogenen Seufzer, welcher all den Frust, Unmut und Widerwille seines Innersten zum Ausdruck bringen sollte. Er war noch nie ein Ork der Worte gewesen. Work? Er lies das Wortspiel fallen. Das war selbst für ihn unter aller Sau.

    "ABMARSCH IHR MADEN!"
    Groß, laut, schwarz. Man könnte auch einfach ein gigantisches Jagdhorn anmalen und dahin stellen. Die strategischen Fähigkeiten würden sich kaum unterscheiden. Wie Krul auch bereits befürchtete, wurde er durch Ul'rosh an die Frontlinie beordert. Ein klobiges Orkschwert gab es gratis dazu. Es war unter den Orks bekannt, dass Krul keine Waffen nutzte. Ein weiterer Grund ihn zu belächeln. Mit Ausnahme seiner Ausbilder, und auch davon nicht alle, hatte er jeden Herausforderer in den ach so beliebten Prügelein in den Lagern besiegt. Absolut unnötig das Ganze... Er schaute noch einmal zu seiner Schwester rüber.
    "Mal sehen wie viele sich verlaufen..."

  19. Beiträge anzeigen #79 Zitieren
    Neuling Avatar von Die Rote Hand
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    Die Rote Hand ist offline

    Im Lager der Roten Hand...

    Mik pulte sich mit Hilfe eines Dolches ein paar Fasern des Moleratbratens aus den Zähnen und schnippte sie achtlos irgendwo hin. Molerat… Seit Tagen gab es kaum etwas anderes! Diese verdammten Waldschrate unter Gareths Kommando hatten keinen Sinn für Kultur. Die fraßen einfach, was ihnen über den Weg lief. Molerats mit Wurzelgemüse, jeden Tag aufs Neue. Mik wollte kotzen…
    Er hasste das Lager. Er hasste Gareth. Er hasste Johar, diesen Arsch, der ihn dazu verdonnert hatte, hier zu bleiben, wahrscheinlich nur, um ihm eines auszuwischen. Der blöde varantische Wichser…
    Die Tage verstrichen mit öder Langeweile. Es gab kaum etwas zu tun für ihn. Man ließ ihn nicht einmal die Wache bei den Gefangenen übernehmen, dabei wäre ein bisschen Zeit mit der braunhaarigen Schlampe so ziemlich das einzige, wovon er sich vorstellen könnte, dass es ihm den Tag ein wenig versüßen konnte. Das, und vielleicht ein bisschen Gewalt. Aber Gareth war ein ebenso spaßbefreiter Penner wie Johar, er wollte die Ware nicht beschädigt haben. Als ob die Kleine Schaden nehmen würde, wenn er sie mal ein bisschen rannahm! So, wie die aussah, würde sie doch glatt freiwillig das ganze Lager durchvögeln, wenn man sie ließ… Niemand konnte Mik erzählen, dass sie sich damals am Boot nicht völlig mit Absicht den Rock auf Minimallänge zurechtgekürzt hatte! Wahrscheinlich hatte sie gehofft, sich eine bevorzugte Behandlung erficken zu können. Tja, zu dumm, dass Johar auf sowas nicht ansprang (der lutschte wahrscheinlich eh Schwänze, der perverse varantische Schwarzarsch!). Aber ihren Fick hätte sie trotzdem ruhig haben können, fand Mik.

    Müßig kickte er einen Stein weg, der vor seinem Fuß lag, und schlenderte durch das Lager. Es war so wenig los wie immer. Nur ab und an kamen mal irgendwelche Typen vorbei und brachten etwas. Manche sahen aus wie Straßenräuber, die ihre Beute für einen viel zu niedrigen Preis an die Rote Hand verhökerten. Diese Transaktionen gingen allerdings meist ziemlich schnell und ohne großes Aufsehen über die Bühne – Mik hatte nicht erlebt, dass irgendeiner der Räuber je versucht hätte, zu verhandeln. Sie mussten einfach mit dem Preis leben, den die bekamen. Dann wanderte die Beute ins Lagerhaus, und damit hatte sich die Sache.

    Gareths Leute vertrieben sich die Zeit damit, Würfel zu spielen oder einfach tatenlos in der Gegend herumzuliegen und zu rauchen. Sie alle rauchten Sumpfkraut wie am laufenden Band. Mik hatte zwar gegen einen Stängel ab und an nichts einzuwenden, aber die Burschen hier schienen keine Sekunde ohne einen glimmenden Stumpen im Maul auskommen zu können. Über dem gesamten Lager hing ständig dieser würzige Geruch des Krautes. Ob Johar wusste, dass Gareth und seine Bande nonstop das Zeug wegrauchten, für das man in Thorniara und vor allem auf dem Festland Unsummen einstreichen konnte?

    „Aber Hauptsache die Ware wird nicht beschädigt…“, murmelte Mik zu sich selbst, die beiden Anführer nachäffend. Sein Blick wanderte zum Gefangenenkäfig, in dem Blondie mal wieder seine Turnübungen durchführte. Wahrscheinlich wollte er das kleine Fickstück damit beeindrucken. Beliar, wie gern er dem Bubi die Fresse zu Mus dreschen wollte… Das war eines der Highlights gewesen, als der blonde Idiot versucht hatte, sich mit ihm anzulegen! Wenn der verdammte Fettsack dann nicht dazwischengefunkt hätte…
    Die Kleine saß derweil auf dem Boden und schien vor sich hin zu dösen. Mik blieb stehen und starrte ungeniert auf ihre schlanken Beine und die Brüste, die sich deutlich unter dem dünnen Stoff ihrer zerlumpten Tunika abzeichneten. Unwillkürlich leckte er sich die Lippen. Vielleicht wurde es langsam Zeit, dass er einen Abgang machte. Die Rote Hand zahlte gut, aber inzwischen wurde sie ihm doch ein wenig… lästig. Und er war durchaus bestens in der Lage, für sich allein zu sorgen.
    Oder für sich und ein kleines Fickstück.
    „Ja, wart’ s nur ab“, murmelte er grinsend, „Onkel Mik wird dich hier rausholen. Und dann…“
    Plötzlich riss ihn ein Schrei vom Tor her aus den Gedanken:
    „OOOORKS!“

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    Abenteurer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
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    Sie standen einfach da.
    Chror, riesig und unverrückbar wie ein Fels, hatte sich an der Spitze der Kriegerschar in Sichtweite des Morra-Lagers aufgebaut und beobachtete mit verschränkten Armen die fieberhafte Aktivität, die jenseits der Palisade ausgebrochen war. Die Morras bewaffneten sich, bemannten ihre Verteidigungspositionen, bereiteten sich auf den Kampf vor.
    Und die Orks, die Angreifer… standen da und taten verflucht nochmal gar nichts!
    Das einzig Positive, was Ska’ri der Lage abgewinnen konnte, war, dass ihre Wut über die bewusste Ignoranz ihrer Befehlshaber ihre Angst überlagerte. Ja, sie hatte Angst – die Morras mochten kleiner und schwächer sein als Orks (vor allem verglichen mit Freaks wie Chror), aber verfügten oft über gute Waffen und waren geschickte, disziplinierte Kämpfer, die man nicht unterschätzen sollte. Vor allem, wenn man ihnen die Zeit ließ, sich vorzubereiten
    Nervös wechselte sie ihren Speer immer wieder von einer Hand in die andere und prüfte zum hundertsten Mal, ob ihr Haarband auch richtig fest war, damit ihr nicht im falschen Augenblick mitten im Kampf die Haare ins Gesicht flogen. Krul, der neben ihr stand, wirkte so gelassen wie immer. Ausnahmsweise beneidete sie ihn darum, dass er die meiste Zeit irgendwie in seiner eigenen Welt zu verbringen schien, mehr oder weniger losgelöst von dem Geschehen, das sich um ihn herum entfaltete.

    „Seht sie euch an, diese Maden!“, grollte Chror amüsiert und hob seine gewaltige Axt auf die Schulter, „Wie sie herumwuseln und glauben, diese Zahnstocher, die sie in den Boden gegraben haben, würden ihnen Schutz bieten. Pah!“
    Er schaute hämisch grinsend zu Ska’ri herunter, die pflichtgemäß neben ihm stand.
    „Heute wirst du erleben, was es heißt, ein wahrer Krieger zu sein, kleine Satqua. Und wenn du Glück hast, findest du vielleicht sogar einen ehrenvollen Tod!“
    Der riesige Schwarzork lachte dröhnend über seinen ‚Witz‘, und Ul’rosch, der verdammte schleimige Verräter, stimmte pflichtgemäß mit ein. Ska’ri biss frustriert die Zähne zusammen.
    Nein, ich werde heute nicht sterben!, schwor sie sich, Und sei es nur, damit es euch Arschlöcher anpisst!

    Nach einer Weile, als Chror wohl beschlossen hatte, dass den Morras genug Zeit gegeben worden war, sich auf den Angriff vorzubereiten, hob er die Axt in die Höhe und brüllte. Sein tiefer, kehliger Kriegsschrei war ohrenbetäubend und wurde von den anderen Orks erwidert, die jedoch zusammengenommen nicht die Lautstärke ihres Anführers erreichen konnten.
    Dann begann der Angriff.
    Chror setzte sich als erstes in Bewegung. Erst verfiel er in einen langsamen Trab, wurde jedoch schneller, je näher er der Befestigung der Morras kam. Ska’ri und Krul folgten ihm auf den Fersen, hinter ihnen Ul’rosch, der offensichtlich vorhatte, sicherzustellen, dass die beiden auch ja in der ersten Reihe waren, wenn das Gemetzel losging. Dann kamen die restlichen Orks, Späher wie Krieger.
    Hinter der Palisade wurden Befehle gebrüllt und die Köpfe von Morras tauchten über der Befestigung auf. Sie waren mit Bögen bewaffnet und kaum eine Sekunde später flog den Orks ein Pfeilhageln entgegen. Ska’ri duckte sich reflexartig und schlug einen kurzen Haken, eines der Geschosse streifte sie dennoch. Im Adrenalinrausch registrierte sie das kurze Brennen der Wunde nur am Rande. Hinter ihr jedoch hatte einer der Jungorks weniger Glück – er schrie auf, als erst einer, dann ein zweiter Pfeil sich in seine Brust bohrte. Ächzend versuchte er, noch weiterzulaufen, aber nach wenigen Schritten brach er zusammen. Die Orkkrieger würdigten ihn nicht einmal eines Blickes, als sie an ihm vorbeistürmten.
    Ska’ri riskierte einen kurzen Blick über die Schulter. Bitterkeit stieg in ihr auf.
    Das hätte nicht sein müssen…
    Der Großteil der Pfeile war allerdings auf Chror gerichtet – eine reine Verschwendung von Munition. Selbst die Geschosse, die nicht einfach in der dicken, aus Leder, Fell, Knochen und Metallplatten zusammengeschusterten Rüstung des Riesen stecken blieben, sondern eine Schwachstelle fanden und sich in sein Fleisch bohrten, wurden von ihm völlig ignoriert. Genauso gut hätten die Morras ihn mit Erbsen bewerfen können.
    Der Schwarzork gewann immer mehr an Momentum. Mittlerweile hatte er das Tor fast erreicht. Ska’ri fragte sich, was sein Plan war – falls überhaupt so etwas wie ein Plan im Kopf dieses ignoranten Arschlochs existierte…
    Als er nur noch wenige Meter von der Palisade entfernt war, nahm Chror eine geduckte Haltung an, eine Schulter vorgeschoben, und setzte zum Sprint an. Ska’ris Augen weiteten sich. Er würde doch nicht etwa…?
    Doch, würde er.
    Chror hatte nicht übertrieben, als er angekündigt hatte, direkt durch das Haupttor zu gehen. Er warf sich einfach mit seiner ganzen Masse gegen die eher provisorische Holzbarrikade. Ein ohrenbetäubendes Krachen und Splittern ertönte, als der lebende Rammbock durch das Tor brach, ohne von der Konstruktion überhaupt merklich verlangsamt zu werden. Seine Axt beschrieb einen weiten Bogen und im nächsten Augenblick flog ein Morra mehrere Schritte weit durch die Luft, Blut spritzte aus seinem zerschmetterten Brustkorb.
    Chror reckte herausfordernd die Axt in die Höhe und brüllte, während Ska’ri über die zerborstenen Reste des Tores sprang, den Speer kampfbereit erhoben.
    „Verflucht seid ihr!“, schrie sie und war sich nicht sicher, ob sie damit mehr die Morras oder ihre eigenen Anführer meinte.
    Das Gemetzel begann.
    Und Ska’ri schwor sich noch einmal: Sie würde heute nicht sterben!

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