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    Veteran Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Bibliothek des Tempels

    Die Bibliothek des Tempels war an diesem Tag wenig besucht, was womöglich dem schönen Wetter geschuldet war, welches die Novizen und Adlati in den Kräutergarten trieb. Vielleicht war es auch weniger das Wetter als vielmehr einer der Magier; Curt war es einerlei. So konnte er sich zumindest ohne Störgeräusche auf seine Aufgabe fokussieren – die Lösung des Rätsels zu finden, das ihn selbst zum Feuermagier aufsteigen ließ. Dann hätte er selbst die Macht, die niederen Ordensmitglieder zu verscheuchen, wann immer sie ihm mal wieder am Nervenkostüm zerrten. Ein wahrer Segen Innos‘ wäre das!

    Zunächst galt es aber, das Rätsel aufzuschreiben, denn die Worte waren nur einmal gesprochen worden und auf das eigene Gedächtnis wollte sich Curt inzwischen nicht mehr verlassen. Zu lange hatte er seinen Geist wandern lassen und dabei auch so manchen Gedankenfaden aufgedröselt, ohne ihn je wieder vollständig verknüpft zu haben. Diesmal musste er vorsorgen und wenn nicht für sich, dann doch wenigstens für Felia. Vielleicht wäre das Rätsel ja auch ein geeigneter erster Text für die Lehren des Lesens.

    Beim Bibliothekar Vestos konnte er sich Pergament und Schreibutensilien reichen lassen. Der Altmeister konnte es kaum fassen, als er Curt wieder vor sich sah. Vor Jahren war der Novize ein regelmäßiger Besucher der Bibliothek; so einige trockene Witz hatten die beiden schon ausgetauscht. Besonders Curts allgemeines theologisches Interesse und seine Sorgfalt im Umgang mit den geschriebenen Werken schienen Vestos positiv zu stimmen. So sehr, dass er Curt auch darüber aufklärte, wo er Werke über die Geschichte Argans zu Zeiten von Dominique und Immanuel finden konnte. Die Auswahl mochte nicht überwältigend sein, aber immerhin konnte Curt schließlich auf ganze vier Bücher zurückgreifen, mit denen er es sich in einer Nische der Bibliothek gemütlich machte. Wenn er jetzt noch einen Tee hätte, könnte er kaum glücklicher sein.

    Inmitten seiner Recherche platzte jedoch tatsächlich noch ein weiterer Ordensbruder herein. Unruhig begann er mit Vestos zu tuscheln, der ihn schließlich in Curts Richtung schickte. Es war Rüdiger.
    „Oh nein, kommt gar nicht in Frage“, grummelte Curt abwehrend. „Die Bücher habe ich auf meiner Liste, du willst doch nur von meinem Wissen profitieren. Warte gefälligst, bis ich fertig bin!“
    So eine Dreistigkeit! Wie konnte man es sich nur so einfach machen wollen?
    Curts Gedanken wanderten zu Felia. Hoffentlich würden ihre Nachforschungen bei Gabriel gut vorangehen.

  2. Beiträge anzeigen #42 Zitieren
    Lehrling Avatar von Ardan
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Im Kerker

    „Ein neuer Tag und nichts hat sich geändert“, überließ Ardan einige hohle Phrasen der Zelle, die seit einiger Zeit nun schon sein Heim war.
    Er lag auf seiner Pritsche, schaute an die triste Decke und ließ seine Gedanken reisen. Er dachte an seinen Vater, der wohl immer noch in Vengard in seinem kleinen Laden saß und Kunst verkaufte. Doch wie kam er ohne seinen Sohn, den Kopisten zurecht? Bevor Ardan ins Geschäft mit eingestiegen war, war es nicht sonderlich gut gelaufen. Es war mehr ein An- und Verkauf gewesen, der mehr schlecht als recht Geld in die Familienkasse gebracht hatte. Doch nachdem Elios Sohn begonnen hatte Talent zu zeigen, änderte sich dies schlagartig. Nun jedoch? Ohne einen steten Nachschub an Werken und die Möglichkeit auf Anfragen für besondere Stücke liefern zu können, dürfte es seinem alten Herrn schlecht ergehen.
    Vielleicht hast du einen anderen Weg gefunden, Vater, hoffte der junge Mann und sprang gedanklich zur nächsten Themeninsel.

    Wie es wohl den beiden Wächtern, die ihm während der Schiffsreise nach Argaan bewacht hatten, ergangen war?
    Wie waren noch ihre Namen? Lukas und Kani? Ja das war’s, durchforstete er seine Erinnerungen.
    Wenn er sich nicht täuschte, wollten sie einige Tage in Thorniara verweilen, ehe ihnen die Rückreise bevorstand. Waren sie wohl bereits wieder auf offener See? Oder ging Kani seinen Vorlieben nach, die er seiner Frau verheimlichen würde? Hatte Lukas sich vielleicht unter die hiesigen Soldaten gemischt, die andere Seite des Meeres erkundet sozusagen?
    Doch in Wirklichkeit interessierte sich Ardan nicht für die beiden Männer, weshalb sein eigenes Schiff zur nächsten Insel segelte, die etwas für ihn bereithielt, dass von wahrer Bedeutung war.

    Das Gottesurteil. Immer wieder ging er in Gedanken durch, wie es vonstattengehen könnte, nein würde. Wenn es sich um eine ähnliche Prüfung seines Glaubens handelte wie einst beim Koloss von Faring, sah er sich bereits durch die Straßen Thorniaras ziehen. Glühendes Metall hoch über den Kopf erhoben, während er seine Inbrunst für Innos im Gebet verkündete.
    Wenn seine Feuerprobe von ihm verlangte einen Pfad glühender Kohle zu beschreiten, würde er seine Füße willentlich in die heißen Holzreste graben, um seine Hingabe zu demonstrieren. Sollte sich doch das Fleisch von seinen Knochen schälen, solange aller Welt gewahr wurde, dass er stets im Recht war.

  3. Beiträge anzeigen #43 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Gabriel war seit jeher eine äußerst unangenehme Person gewesen.

    Er war ein kleiner, untersetzter Mann, der - das war Felias gänzlich faktenbasierte und absolut objektive Einschätzung - in der Kindheit, Jugend, frühen Phase der Adoleszenz und im Erwachsenenalter von gleichaltrigen, älteren und bisweilen sicherlich auch jüngeren Menschen geärgert und gepiesakt worden war. Zurecht, wie die bildschöne Novizin fand. Aber all diese Ärgereien hatten aus einem kleinen Jungen mit zu viel Masse für den winzigen Kinderkörper und zu wenigen Haaren für den Kinderkopf über die Jahre einen hässlichen, zornigen, sich selbst überschätzenden, speichelleckenden, aufgeblasenen, unfreundlichen, haarverlustgeplagten, knilchigen, milchbubigesichtigen Wicht gemacht, der sich aufgrund seiner gänzlich unverdient eingenommenen Position im Orden zur Aufgabe gemacht hatte, die Schikane, die er in der Vergangenheit erlitten hatte, an ausgewählte Personen weiterzugeben. All das waren keine neuen Informationen. Felia und Gabriel hatten Historie, die bereits in dem Augenblick begonnen hat, als der kleine, dicke Mann zum ersten Mal auf den viel zu großen Stuhl gekraxelt war und mit seinem warzigen, schwabbeligen, schlecht-behosten Hintern darauf Platz genommen und es sich bequem gemacht hatte. Aber die Tatsache, dass er in Gegenwart der obersten Feuermagierin großspurig verkündete, er habe das Rätsel gelöst und dann so schnell es ihm seine kleinen Beinchen erlaubt hatten, aus dem Raum geflitzt war, nur um dann in seinem Büro zu verschwinden und - das konnte Felia zumindest anhand der Geräusche vor der Bürotür des Primus' erahnen - erst mal mit seinen Nachforschungen begann, das setzte dem Ganzen wirklich den hässlichen Hut auf den runden, mit Geheimratsecken gezeichneten Kopf.

    Eine gute halbe Stunde hatte die schönste aller Novizinnen ihre zierlichen Ohren gespitzt und gelauscht, was in der Stube des Primus' vor sich ging. Aber abgesehen von recht uneindrucksvolen Selbstgesprächen - es war keine Überraschung, dass Gabriel in Gesprächen mit sich selbst ähnlich wenig wortgewandt, langweilig und einschläfernd war wie in Gesprächen mit anderen - und dem gelegentlichen Kramen in Bücherregalen und dem Blättern in alten Wälzern, war aus dem Inneren des Büros nichts zu vernehmen. Der dickliche, kleine Mann war, so Felias Schlussfolgerung, war ein aufgeblasener, großohriger, fettstirniger, faltengeplagter, stinkfüßiger Lump, der bei der Lösung des Rätsels anscheinend genauso weit fortgeschritten war wie sie selbst.

    Enttäuscht und zufrieden sogleich entschied sie sich daher dazu, Informationen zu sammeln. Da die Bücherei und die darin befindlichen Bücher von Curt abgedeckt waren und darüber hinaus aus einem anderen, aber viel weniger bedeutsamen Grund, für Felia nicht die sinnvollste Anlaufstelle für die Suche nach Informationen war, entschied die wunderschöne junge Frau sich für die nächstsinnvolle Anlaufstelle für Informationen und stapfte mit kleinen, aber bestimmten Schrittchen auf die Hafentaverne zu.

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    Neuling Avatar von Ashac Aulac
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    Vom Schiff zum Hafenviertel

    „Wir müssen bereits angekommen sein“, flüsterte eine ängstliche Stimme.
    „Bist du dir da so sicher?“, fragte eine andere Stimme.
    Dunkel war es, das Holz knarzte, die Wellen krachten gegen das Schiff. Die Gruppe von Jugendlichen wussten nicht, ob es Tag oder Nacht war. Hier unter Deck war es jeder zeit sehr Dunkel, sowie sehr eingeengt. Ashac selber saß gedankenversunken in seiner Zelle. Seine Gruppe von Freunden, mit denen sie in Vengard ihre Abreise geplant hatten. Sowie sämtliches Geld zusammengespart hatten, saßen alle zusammen in dieser Zelle, unterhalb des Schiffes. Sie waren auf Halunken reingefallen, würden jetzt sicherlich irgendwo hingebracht werden, wo sie als Sklaven arbeiten mussten. Doch Ashac, war der älteste von allen. Er hatte die Aufgabe, alle zu beschützen, und wollte dies auch tun.

    Seit einiger Zeit waren keine Wachen mehr da gewesen, sie bekamen immer wieder zu Essen und zu trinken, auch ihre Eimer wurden gelehrt. Doch nun waren sie seit einigen Stunden unbewacht. Wie konnten sie aus dieser Situation entkommen. Meistens hatten sie es immer irgendwie geschafft, aus brenzligen Situationen zu entfliehen aber dieses mal sah es leider schlecht aus. Ihre Kleidungen stanken, sie hatten kein Bettzeug und seit einigen Tagen waren die jüngsten kränklich. Plötzlich öffnete sich die Luke und einer der Seemänner trat fluchend ein.
    „Wie konnte ich auch verlieren beim Kartenspiel, mein Blatt war siegessicher“, fluchte der Kerl genervt. Ashac beobachtete ihn eine weile und merkte, das er betrunken war.

    „Die Bälger füttern und versorgen, solch eine dumme Aufgabe. Ich hoffe die Zahlen gut! Bin froh, wenn wir sie los werden“, sprach der betrunkene Seemann mit sich selbst. Er stellte den Eimer voller Essen, wahrscheinlich wieder irgendwelche reste, ab um das Tor aufzuschließen. Ashac saß zum Glück ziemlich nah am Tor, so konnte er warten, bis der Kerl reingetorkelt kam, um dann seine Chance zu nutzen. Er versuchte, aus der Zelle zu fliehen, bevor der Kerl irgendwas bemerkte. Als er die Leiter zum Oberdeck erreichte, bemerkte der Seemann, das Ashac geflohen war, einige stärkere Jugendlichen, griffen den Kerl an und rangen ihn zu Boden.
    „HOL SCHNELL HILFE“, rief einer seiner Freunde.

    Doch als er, das Tagesblick erblickte, taten ihm die Augen weh, von der Sonne. Er versuchte, schnell die Orientierung zu finden, um vom Schiff zu kommen. Er hatte lück, die Besatzung musste sich irgendwo in einer Taverne am Hafen befinden. Er hatte keine Zeit, um lange nachzudenken, der Kerl würde sich gleich befreien, um dann Ashac zu jagen oder Alarm auszulösen. Also nahm er die Beine in die Hand, stürmte die Planke runter in die Hafenstadt, er rannte, bis er irgendwo in einer dunklen Gasse nicht mehr konnte. Sein Herz pochte gegen seine Brust und so blickte er sich unsicher um. Anscheinend hatte ihn niemand verfolgt.

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    Lehrling Avatar von Isidor
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    Hafenviertel

    „Götter, endlich wieder harten Boden unter den Füßen“, stieß Isidor erleichtert aus, als er den Steg verlassen und tatsächlich bearbeiteten Stein unter seinen Sohlen spürte.
    Viel zu lange hatte die Seereise gedauert, die ihn mehr als nur eine Mahlzeit gekostet hatte, wann immer das Gewässer etwas rauer wurde. Anfangs hatte die Mannschaft ihn belächelt, später hingegen hatte man ihm einige schrumpelige, gelbliche Wurzeln angeboten, die gegen die Übelkeit und das Erbrechen helfen sollten. Tatsächlich wirkte das seltsame Gewächs auch, jedoch nur für kurze Zeit, bevor der Kopfschmerz wieder einsetzte und die Tortur von Neuem begann. Schlussendlich hatte man ihn mit einem Eimer unter Deck gesteckt, wo er mit sich selbst beschäftigt sein konnte.
    „Nie wieder geh ich auf so ein Teil!“, verkündete er lautstark und ließ sich zu einer Drohgebärde dem Kahn gegenüber hinreißen, wobei er ein wildes Grinsen zeigte.
    „So ‘ne Landradde wie dich will ich auch nie wieder auf meinem Kahn seh’n!“, tönte die Stimme des Kapitäns zu ihm herüber.
    Der bärbeißige Veteran erwiderte sein Grinsen mit einem beinahe zahnlosen Lachen seinerseits. Einige der Matrosen winkten dem blonden Hünen zum Abschied. Auch wenn er die meiste Zeit als Häufchen Elend unter Deck gehockt hatte, war er während ruhiger Fahrt ein gern gesehenes Gesicht unter der Crew gewesen. Seine Späße hatten jedes Mal die Laune gehoben und am Becher – wenn sein Magen es zu ließ – war er dem ein oder anderen erfahrenen Seemann ebenbürtig gewesen. Ein seltsamer Respekt hatte sich zwischen ihm und der Mannschaft entwickelt.

    „Beinahe tut’s mir leid euch Meerschweinchen zurückzulassen, aber da fällt mir doch glatt noch ein Lebewohl ein“, erwiderte er, den Blick auf den Kapitän gerichtet, „Denkt immer dran – auf jedem Schiff, was schwimmt und schwabbelt, gibt’s irgendein der dämlich sabbelt.“
    Buhrufe erklangen und doch war das ein oder andere Lachen zu hören.
    „Das wärs‘ dann wohl du“, rief einer der Matrosen und grinste keck.
    „Dem kann ich nicht widersprechen“, lachte Isidor, ehe er die Hand hob und seine Reisetasche schulterte, „Ahoi meine Freunde!“
    Mit wackeligen Schritten, da er sich erst wieder an die nicht schwankende Welt gewöhnen musste, betrat er das Hafenviertel Thorniaras. Es roch nach Salz und Fisch wie schon auf dem Meer und doch mischte sich der Odor der Zivilisation dazu und kreierte einen einzigartig widerlichen Gestank, der dem jungen Schmied ein weiteres Grinsen entlockte.
    „So sollte es in einer Hafenstadt riechen“, entschied er und schaute sich gespannt um.

    Verkäufer boten ihre Ware dar, Fische, Planken, Netze. Alles, was das Seemannsherz begehrte. Nichts jedoch, womit Isidor etwas anfangen konnte. Zwar bewunderte er die Handwerkskunst hinter den sauber gearbeiteten Holzplanken, doch einen Nutzen würde er in seinem Metier dafür nicht finden. Dabei sei gesagt, dass er ohnehin nicht wusste, ob er in naher Zukunft noch einmal den Schmiedehammer würde schwingen können. Für den Moment hatte er nur ein Eisen im Feuer und das erforderte seine volle Aufmerksamkeit. Der Gedanke an sein Vorhaben und die daran geknüpfte Bedingung vertrieb das Lachen aus seinem Gesicht. Ein ernster Ausdruck hatte sich seiner bemächtigt, als er mitten auf der Straße innehielt und seine Tasche öffnete. Einige Leute ließen ihrem Ärger Luft, als er ihnen urplötzlich den Weg versperrte, doch das kümmerte den Hünen nicht sonderlich. Viel mehr wollte er das Stück Pergament finden, das ihm vor der Reise anvertraut wurde. Es enthielt einen Namen sowie Ort und Tageszeit, wo er die Kontaktperson treffen sollte. Er entrollte das Schriftstück und überprüfte noch einmal dessen Inhalt

    Armond
    Marktschenke
    Vormittags
    Er wird auf dich zukommen

    Die Marktschenke sollte sich doch finden lassen und es ist noch so früh, dass ich das Treffen vielleicht schon heute abwickeln kann, überlegte Isidor, nachdem er den Sonnenstand abgeschätzt hatte.
    Den Weg zur Schenke würde er erfragen müssen, doch das stellte das kleinste Problem dar. Viel mehr besorgte ihn, dass er kaum noch finanzielle Mittel besaß und außerhalb der Mauern dieser Stadt auf sich allein gestellt sein würde. Irgendwie musste er es schaffen überzeugend genug zu sein, dass ihm der genannte Soldat in der Hinsicht etwas unter die Arme greifen konnte. Auch war er sich nicht sicher, wie genau er schaffen sollte, was man von ihm verlangte. All die Fragen, die er bis jetzt verdrängt hatte, brodelten wie kochendes Wasser in ihm auf. Wie sollte er diesen Vasallen des Reichs unterwandern? Wie reagierten sie auf Leute, die plötzlich vor ihren Toren auftauchten und Einlass begehrten? Wie sollte er, ein einfacher Schmied ohne Schmiede, es schaffen an relevante Informationen zu gelangen, die dem Reich nutzten? Und noch so viele mehr, auf die er keine Antwort fand.
    „Kommt Zeit, kommt Rat“, ließ er den Sturzbach an Fragen für den Moment versiegen und suchte nach dem erstbesten Menschen, der aussah, als würde er sich in diesem Inselstaat auskennen.

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    »Marktschänke?«
    Angewidert verzog die bildschöne Novizin das Gesicht auf die Frage des fremden Mannes und musterte den viel zu groß geratenen Tunichtgut, der sie um gut zwei Köpfe überragte. Ihr Gegenüber roch auf die nur denkbar unangenehmste Weise, als habe er die letzten Wochen in einem alten Fischfass verbracht und instinktiv, aber nicht ohne Vorsatz, trat sie einen großen Schritt zurück.
    Oh Innos, dieses Gesicht ist wahrlich ein Fluch., schoss es ihr durch den Kopf und gedanklich legte sie sich angestrengt die Hand an die Stirn. Wahrlich, du prüfst deine fähigsten Anhänger mit dem schwersten Schicksal. Felia seufzte leise ob ihres schweren Schicksals und der nächsten Prüfung, die der oberste alle Götter ihr an diesem heutigen Tage auferlegt hatte.

    »Die Hafenkneipe« Sie betonte das Wort so deutlich, dass selbst ihr Gegenüber Weitsicht genug besitzen sollte, um zu verstehen, dass der vermutlich recht bescheidene Geldbeutel - sofern denn dann überhaupt einer vorhanden war - für einen Besuch in der Marktschänke nicht ausreichen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass Odeur und Exterieur zur Hafenkneipe bedeutend besser passen würde. »befindet sich in dieser Richtung.« Mit der gesamten Hand wies sie in die Richtung des Hafens, aus der sie auf der Suche nach Informationen eben erst gekommen war. Die kleine Schneiderin hatte sich dazu entschieden, ausgerechnet an dem vermutlich schmutzigsten Ort im dreckigsten Fleckchen einer insgesamt doch recht widerlichen Stadt zu beginnen. Denn so sehr sie die alkohol- und sumpfkrautgeschwängerten Luft in den fragwürdigen Etablissement, die sie "Schänke", "Schenke" und "Taverne" schimpften mitsamt deren Gästen auch verabscheute, sie hatte in ihrer Zeit als Bardin dort stets die wirklich wichtigen Informationen erhalten. Und im Rätsel der obersten Feuermagierin war unmissverständlich von einem Fenster die Rede, das sich erst jüngst geöffnet hatte. Wenn also in Thorniara irgendwo irgendein Fenster aufgegangen war, dann wussten es die Trunkenbolde, Waschweiber und Nichtsnutze, die sich am helllichten Tage dort betranken.

    Statt sich aber ein wenig zu überschwänglich zu bedanken, Felia mit unangemessenen aber äußerst wahren Komplimenten über ihr makelloses Äußeres und ihre bezaubernde Stimme zu schmeicheln und schließlich gänzlich nervös und unangemessen direkt auf einen Umtrunk einzuladen - eine Einladung, die Felia selbstverständlich aus mehreren Gründen danken abgelehnt hätte - blickte ihr Gegenüber sie stur lächeln an, zückte eine abgenutzte, alte Tabakpfeife und begann wortlos, diese zu stopfen.
    Erneut seufzte Felia. Diesmal mit deutlich mehr Nachdruck.
    Innos - du hast wahrlich eine treue Dienerin in mir gefunden!, sandte sie gen Himmel und schüttelte dann den Kopf.

    »Wie der Zufall es will, bin ich tatsächlich auf dem Weg zur Marktschänke.« Der grobschlächtige Knilch mit seinem an viel zu wenigen Stellen dich gewachsene, schlecht rasierte und schlichtweg ungepflegt aussehende Gesichtshaar starrte sie aus seinen grünen Glubschaugen treudoof an und folgte ihr dann, als sie sich in Bewegung setzte.
    Wortlos sandte sie ein Stoßgebet gen Innos, dass sie dort die Informationen finden mochte, die sie im Hafenviertel nicht hatte finden können.
    »Seid ihr schon länger in Thorniara?«, fragte sie, um die unangenehme Stille zu füllen, die sich in der Gegenwart des vernarbten Mannes breit machte.

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    Lehrling Avatar von Isidor
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    Scheinbar war das Glück ihm nicht hold gewesen, was seine erste Wahl betraf. Anhand der Aufmachung hatte Isidor sich dazu entschieden, eine junge Frau anzusprechen, die ihm vielleicht bis zum Brustbein reichte, und wohl im Dienste Innos stand. Gewöhnlich entgegneten die Diener des Herren seinen Schafen mit Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, mal mehr, mal weniger aufrichtig. Doch dieses anmutige Wesen schien weder für die eine, noch die andere Eigenschaft viel übrig zu haben. Viel mehr ließ sie ihn mit jedem Wort spüren, dass sie nicht dazu bereit war, auch nur einen Nerv für die Fragen eines fremden Mannes zu entbehren.
    Doch der Hüne nahm es gelassen hin. Diese Dame schien Klasse zu haben und er sah aus wie ein Straßenköter, der in ein Fischfass getunkt wurde. Zwar sah er sich gern als charismatisch an, doch gegen sein derzeitiges Äußeres konnte er wenig tun. Seelenruhig kramte er stattdessen seine Tonpfeife hervor und ein Säckchen mit Apfeltabak, welches er noch von einem varantischen Händler aus Vengard hatte. Behutsam stopfte er die krümeligen Überreste des Krauts in die Öffnung, während er ihr zuhörte.

    „Ich muss leider darauf bestehen, die Marktschenke aufzusuchen“, warf er ein, als sie ihm die Hafenkneipe ans Herz zu legen versuchte.
    Seine Anweisungen waren eindeutig und auch, wenn er dort nicht als gern gesehener Gast empfangen werden würde, plante er nicht sich davon abhalten zu lassen. Er zog genussvoll an seiner Pfeife, ehe er etwas zu hören bekam, womit er nicht gerechnet hatte.
    „Wie der Zufall es will, bin ich tatsächlich auf dem Weg zur Marktschänke“, bot sie ihm indirekt an, ihn zu führen, ehe sie auch schon das Tempo vorgab.
    Einen Moment lang schaute der Schmied ihr verdattert hinter her, kam nicht umhin den sanften, wellenartigen Schwung ihrer Hüften zu bewundern, bevor er sie mit einigen Schritten seiner langen Beine einholte.
    „Danke, das ist sehr freundlich von Euch“, brachte er zwischen zwei Zügen von seiner Pfeife hervor, wobei der Rauch seine Stimme noch tiefer klingen ließ, als sie es ohnehin schon war.
    Sie winkte nur unwirsch ab, während sie schnellen Schrittes durch die Straßen eilte. Gern hätte Isidor sich die Zeit genommen seine Umgebung zu betrachten, doch dazu ließ ihm die feurige Dame kaum Zeit.

    „Seid ihr schon länger in Thorniara?“, wollte sie unwillkürlich wissen, durchbrach damit das Schweigen, welches zwischen ihnen angehalten hatte.
    „Gerade erst vom Schiff gestiegen. Ein Höllentrip, den ich gern vergessen würde. Ich kam weder dazu mich zu rasieren, noch ordentlich zu waschen. Entschuldigt also bitte den Geruch“, versuchte er ihr ein besseres Bild von sich zu vermitteln.
    Immerhin sollte er bald schon dafür Sorgen in den Reihen eines anderen Volkes willkommen geheißen zu werden. Da war es sicherlich nicht verkehrt seiner Zunge etwas Übung zu verschaffen. Doch weshalb musste es direkt eine derart schwierige erste Lektion sein, der er ausgesetzt wurde?
    „Ihr hingegen wirkt wie eine stolze Blume inmitten dieses tristen Gartens. Sagt, seid Ihr etwa Feuermagierin? Und das in so jungen Jahren schon? Mir ist Eure Robe aufgefallen“, versuchte er sich an Schmeicheleien, konnte jedoch nicht einschätzen, ob er damit Erfolg hatte.

    Während sie ihn durch die Stadt führte, sog der Hüne all die neuen Eindrücke in sich auf. Zu seiner Rechten befand sich ein Viertel, welches fast ausschließlich aus Prunkbauten bestand. Auch war das Aufkommen der Gardisten dort deutlich höher, was dafürsprach, dass dort die gut betuchten Einwohner lebten. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bot sich jedoch ein weit eindrucksvollerer Anblick. Etwas erhöht über Stufen erreichbar, erstreckte sich ein Viertel, das wohl der Hingabe Innos gewidmet war. Zusammen mit der aufsteigenden Steilküste erhob es sich im Norden der Stadt, einige rotgewandte Männer und Frauen eilten über den Platz oder boten Bürgern, die nach Beistand suchten ein Ohr und Rat an. Über all die eindrucksvollen Bauten erhob sich ein Innos geweihter Tempel, der majestätisch im Licht der morgendlichen Sonne strahlte.
    „Der Tempel könnte größer sein, als der in Vengard“, mutmaßte Isidor, der einen Augenblick innegehalten hatte, um jenes Bild, das sich ihm bot, angemessen bewerten zu können.
    Seine Begleiterin jedoch, schien keine Zeit für derartige Trödeleien zu haben.
    „Zum Markt geht es hier entlang“, erinnerte sie ihn daran, dass sie gerade dabei war ihre eigene Zeit für ihn zu opfern, wobei er gefälligst nicht zu vergessen hatte, ihr dafür angemessen zu danken.
    „Lebt Ihr dort?“, wollte er wissen, und schloss wieder zu ihr auf.

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    Provinzheld Avatar von Die Feuernovizen
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    „Ahahaha!“, lachte Gabriel erfreut auf, als er endlich die richtige Seite gefunden hatte, „Hier steht es doch! Das wird die schnellste, bestandene Prüfung des Feuers in der Geschichte des Ordens!“
    Er sprang auf, machte sich nicht einmal die Mühe das Buch zuzuschlagen, und machte sich daran seinen Reisebeutel zu suchen.
    Ein gefüllter Schlauch mit Wasser, einer mit Wein, einige Münzen, etwas Proviant und noch einige Kleinigkeiten, ja, ging der Primus in Gedanken seine Liste für essentielle Reisegegenstände durch und packte alles in seine Tasche, die er sich über die Schulter schwang, nachdem alles verstaut war.
    Er tätschelte leicht seinen Schreibtisch zum Abschied.
    „Dich werde ich bald nicht mehr brauchen, wenn ich in bessere Unterkünfte einziehe und endlich dieses nutzlose Pack los bin, dass sich heutzutage Adlatus und Novize nennen darf.“
    Damit war alles gesagt und er trat aus seinem Büro, schloss die Tür hinter sich und legte die Hand auf das glatte Holz. Wärme breitete sich in seiner Körpermitte aus, die seinen Arm entlang auf seine Finger überging von wo aus ein kaum sichtbarerer Schleier über die Tür wanderte.
    „Der Schlüssel bin ich“, murmelte er mit geschlossenen Augen, als das Magische Siegel sich über den Eingang zu seinem Arbeitszimmer legte.

    Zufrieden mit seinen Vorkehrungen, brach er schließlich auf. Seine Reise würde einige Zeit in Anspruch nehmen und es brauchte nun wirklich niemand in seinen privaten Besitztümern und Pergamenten herumschnüffeln, während er nicht zugegen war. Während er über den Tempelhof stapfte, wandten sich seine Gedanken der Konkurrenz zu.
    „Konkurrenz, pah!“, prustete er amüsiert, „Bruder Felia, Bruder Curt und Bruder Rüdiger werden sich noch wundern, wo ihr geschätzter Primus hin aufgebrochen ist. Diese ewigen Novizen werden schon sehen, wie es ist, wenn man seine Studien nur halbherzig angeht.“
    Gabriel nahm den direkten Weg durch das Reichenviertel, schenkte den hier stationierten Stadtwachen jedoch keinerlei Beachtung. Er war im Auftrag des Ordens unterwegs und Zeit war von höchster Priorität! Während er sich bereits durch das Westtor schreiten sah, würden die anderen noch planlos in der Bibliothek sitzen oder sich verzweifelt die Haare raufen. Diese Prüfung würde ganz zu seinen Gunsten verlaufen.

    Ardan

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Wenn Felia gewusst hätte, dass ihr schier unendliches Mitgefühl und ihre enorme Opferbereitschaft, die sie beide förmlich dazu gezwungen hatten, die verlorene Seele in die Taverne im Marktviertel zu leiten, schlussendlich aber dazu geführt hätten, dass sie jetzt als Reiseleitung seinen endlosen, dummen Fragen schutzlos ausgeliefert sein würde, hätte sie mit Sicherheit ihr großes Herz zu kontrollieren versucht.

    »Die meisten meiner Ordensgeschwister leben im Tempelviertel.«, erklärte sie knapp und nur widerwillig. Aber alles war besser als weiter schweigend neben diesem Fremden herzulaufen. »Aber nicht alle von uns. Eigentlich finden sich überall in Thorniara Unterkünfte für Angehörige des Ordens. Mit Ausnahme des Reichenviertels dor-« Sie blieb abrupt stehen und riss den vernarbten Hünen mit einer ungewollten Ruckartigkeit zurück. Diesen mies frisierten Dickschädel erkannte sie quer durch Thorniara! Gabriel, Primus des Ordens und ihr ärgster Konkurrent in der Prüfung des Feuers, stolzierte mit einem siegessicheren Grinsen und einer hässlichen Reisetasche über den unförmigen Körper geschwungen in Richtung Reichenviertel. Entgegen ihrer ersten Einschätzung musste dieser dickliche, kleine, hässliche, knilchige Wichtigtuer es tatsächlich geschafft haben, durch eine glückliche Fügung einen der Hinweise zu entschlüsseln.

    »Es tut mir leid, dass ich euch so früh um einen Gefallen bitten muss. Aber der Mann da drüben in der Novizenrobe, er ist mein...« Alles in ihr Sträube sich gegen das nächste Wort. »Freund.« Ekel stieg in ihr auf. Sie und dieser menschgewordene Altherrenwitz? Aber wie schon hunderte Male zuvor zwang sie sich zu einem hinreißenden Lächeln. »Weißt du, er ist ein guter Mann, mein Gabriel.«, sagte Felia.
    Ja, wahrlich gut darin, der allergrößte Wicht der Welt zu sein, dieser blöde Gabriel!, dachte Felia.
    »Er wurde jüngst vom Orden auf eine wichtige Mission ausgesandt und ich fürchte, dass es gefährlich werden könnte.« Eine einzelne Träne kullerte langsam über Felias Wange, während sie schluchzend ihr Gesicht in den Händen vergrub und die Schulter hängen ließ. Die kleine Frau sank merklich in sich zusammen und mit jedem Schluchzen wurde sie ein winziges bisschen lauter. Es war eine Vorstellung, die die Bardin über Jahre hinweg perfektioniert hatte.
    »Es. Tut. Mir so. Leid.« Sie brachte jeden Satzfetzen angestrengt zwischen ihren gespielten Schluchzern hervor. »Eigentlich habe ich mir geschworen, nicht mehr zu weinen.« Sie wischte sich mit dem Handrücken falsche Tränen von den Wangen. Stumm sandte sie ein Stoßgebet gen Innos und hoffte, dass sie durch diese kleine Einlage heute Abend nicht vollkommen aufgequollen und verheult aussehen würde. Wenn doch, würde sie höchstpersönlich Curt und Samira damit beauftragen, nach Flüchen zu suchen, mit denen man Gabriel belegen konnte.
    »Ich möchte doch nur wissen, wohin er unterwegs ist. Falls ihm etwas passiert, weißt du? Das würde mich sehr beruhigen! Könntest du... aber wir kennen uns doch kaum« , stammelte sie und begrub wieder das Gesicht in den Händen.
    Zufrieden beobachtete die Bardin durch die Finger, wie ihr noch immer namenloses Gegenüber kurz mit sich rang, dann aber schnellen Schrittes in Richtung Reichenviertel eilte. »Und bitte verrate ihm nicht, dass ich dich geschickt habe. Das würde ihn während seiner Reise zu sehr belasten.«, log sie dem Blondschopf hinterher.

    Einige Herzschläge lang wartete Felia noch ab, dann aber ließ sie sich auf einer nahen Bank nieder. Sollte der Dummkopf sich verquatschen, wollte sie vermeiden, dass Gabriel sie mit seinen hässlichen Glubschaugen quer über den Platz hinweg erblicken konnte. Er war auf die Entfernung bereits unansehnlich genug.
    Nervös tippelte Felia mit dem Fuß und beobachtete den jungen Mann. Der Weg kam ihr in diesem Augenblick so endlich lang vor, dass sie schon fürchtete, er würde Gabriel eventuell aus den Augen verlieren. Aber der hilfsbereite Trottel stapfte tapfer auf den Primus zu, der mit seinen Stummelbeinen und dem dicken Bauch nicht wirklich schnell von der Stelle kam.

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    Lehrling Avatar von Isidor
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    Gerade wollte die etwas kratzbürstige Dame ihn über seine falsche Annahme der Behausungen der Tempeldiener aufklären, als sie jemanden entdeckte, dessen Anblick ihren Gesprächsfaden abreißen ließ. Gleichzeitig packte sie ihn am Unterarm und zog ihn zurück. Was war denn jetzt los?
    Mit einer Miene, die das Herz erweichen konnte, erklärte sie ihm, dass der Mann dort vorn, ein Novize mittleren Alters, etwas fülligerer Status und leicht zurückgehendem Haar ein Freund von ihr war, dem eine gefährliche und gleichwohl wichtige Aufgabe bevorstand. Tränen begannen über das Gesicht seiner anmutigen Begleitung zu laufen, benetzen die reine Haut hinterließen rote Spuren der Aufregung. Isidor stand betreten vor ihr, schaute auf die immer kleiner werdende Frau herab und wusste nicht, wohin mit sich. Wie verhielt man sich gegenüber einer Dame, die in Tränen ausbrach und vor lauter Schluchzen nur einzelne Worte über die Lippen brachte? Vorsichtig hob er eine seiner großen Hände, wollte sie ihr auf die Schulter legen, doch da blickte sie ihm schon wieder entgegen, das Gesicht ganz verquollen, ein herzzerreißender Anblick.
    „Ich werde sehen, was ich tun kann. Wartet hier einen Moment!“, erklärte sich der Hüne kurzerhand bereit der Frau in Nöten auszuhelfen.
    Er stapfte mit großen Schritten hinter dem vollschlanken Novizen her, der im Begriff war das Tor zum Reichenviertel zu passieren.
    „Und bitte verrate ihm nicht, dass ich dich geschickt habe. Das würde ihn während der Reise zu sehr belasten!“, rief ihm die Tempeldienerin hinterher.
    Mit einem Winken gab er ihr zu verstehen, dass er sie gehört hatte, ehe er einen Schritt zulegte. Er wusste nicht, was die Wachen tun würden, wenn er an ihnen vorbeilaufen wollte.

    „Gabriel!“, rief Isidor laut über den Platz, doch der Angesprochene wandte sich nicht um, „Gabriel, wartet!“
    Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren, während er versuchte eine Idee zu formen, mit der er erfahren würde, wohin die Mission den Novizen führte, ohne dabei die Dame ins Gespräch zu bringen. Die Torwachen schauten ihn bereits warnend an, als er sich ihnen näherte, doch Isidor hatte nicht vor ihren Argwohn zu stärken.
    „Gabriel, so wartet doch bitte!“, schrie der Blonde fast und brachte den untersetzten Mann endlich dazu sich umzudrehen.
    „Was wollt Ihr?“, fragte er kalt und seine Brauen verengten sich, während er von der einen Seite des Tores zu dem Hünen blickte.
    „Erinnert Ihr euch nicht mehr? Meine Frau versprach Euch eine großzügige Spende für das erhellende Gespräch nach der letzten Predigt“, schüttelte er sich eine halbherzige Lüge aus dem Ärmel.
    Das muss überzeugender gehen!, spornte er sich selbst an.
    „Sie war hin und weg von Eurer Hingabe und plant sogar unser Erstgeborenes nach Euch zu benennen. Einen Moment Eurer Zeit…bitte?“, setzte er nach.
    Zu dick aufgetragen, schalt er sich selbst, konnte das Gesagte jedoch nicht zurücknehmen.

    Aus den verengten Brauen wurden erhobene, die gleichwohl Verwirrung und Überraschung verrieten.
    „Ah ja, die Predigt letzten Freitag. Ich erinnere mich. Eure Frau ist eine wahrhaft fromme Gläubige“, lenkte der Novize ein und ein Lächeln schlich sich in sein etwas verschwitztes Gesicht.
    In seinen Augen glitzerte Gier.
    Wie in Vengard. Kaum erwähnt man eine Spende, werden sie aufmerksam wie Bluthunde auf der Jagd, gratulierte sich Isidor selbst, ehe er die Arme einladend ausbreitete.
    „Ihr seht, ich bin soeben erst von einer längeren Schiffsreise zurückgekehrt und sie hat mir sofort von Euch erzählt. Wann können wir Euch die Spende überreichen?“
    „Wenn Ihr sie dabeihabt, dann…“
    „Leider habe ich so viel Gold nicht bei mir. Das wäre mir zu gefährlich“, unterbrach der Schmied den Groschenzähler, was ihn beinahe spucken ließ, als er die Worte „so viel Gold“ und „gefährlich“ im Kopf zusammenzurechnen schien.
    „Dann wird das auf meine Rückkehr warten müssen“, meinte er und Isidor sah, dass er sich die Spende lieber jetzt gleich abholen wollte.
    „Verratet mir, wohin es Euch zieht und ich bring Euch die Spende persönlich“, bot der Hüne mit einem Lächeln an.
    „Ja…ja, das wäre eine Möglichkeit. Also gut, sucht mich in Stewark auf. Dort werde ich mich für die nächste Zeit aufhalten müssen“, gab der Novize preis und machte sich bereits wieder daran, seinen Weg fortzusetzen, „Ich bin in Eile, also entschuldigt mich bitte. Ich werde auf Eure Spende warten.“
    „Verlasst euch darauf!“, rief Isidor ihm nach und wandte sich ab.
    Die Torwächter, welche den Austausch mit regem Interesse verfolgt hatte, schauten ihm fragend hinterher. Woher sollte so ein abgerissener Kerl wie er auch genügend Gold für eine großzügige Spende an den Tempel haben?

    Mit einem gewinnenden Lächeln kehrte er zu der Dame zurück, die sich auf einer Bank niedergelassen hatte. Noch immer wirkte sie etwas aufgelöst, doch zumindest war ihr Gesicht weniger gerötet.
    „Sein Auftrag bringt Euren Gabriel nach Stewark. Ich habe Euch nicht erwähnt. Ohnehin kenne ich Euren Namen nicht. Meiner ist Isidor“, stellte er sich schlussendlich vor und dachte, dass das Überbringen guter Neuigkeiten die Reserviertheit der Tempeldienerin etwas lösen würde.
    Er bot ihr seine Hand an, um ihr von der Bank aufzuhelfen, immerzu freundlich lächelnd.

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia hätte den merkwürdig riechenden Mann küssen können.

    Selbstverständlich hätte sie das aus ganz unterschiedlichen Gründen niemals getan. Zuvorderst war da die Tatsache, dass sie fürchtete, sich alle von Beliar höchstselbst ersonnenen Krankheiten einfangen zu können, sollte sie dem Fremden zu nahe kommen. Dazu kam selbstverständlich die Tatsache, dass Curt vermutlich äußerst eifersüchtig geworden wäre, wenn er darüber in Kenntnis gesetzt werden würde, dass seine... was auch immer Felia jetzt für ihn war, andere Männer küsste.
    Daher begnügte sie sich vorerst damit, die ausgestreckte Hand Isidors zu ergreifen, sie kräftig zu schütteln und in einem Anflug von überschwänglicher Euphorie presste sie sogar ihre zweite Hand auf die seine und behielt die schwielige, schmutzige, haarige Hand des blonden Hünen für einige Augenblicke zwischen ihren. Etwas, das bei der Größe ihrer kleinen Händchen eine echte Herausforderung darstellte, wie sie feststellen musste.

    »Felia, oberste Novizin des Orden Innos' in Thorniara und enge Vertraute der obersten Feuermagierin Françoise höchstselbst.« Sie deutete einen Knicks an. »Innos zum Gruße, Isidor. Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen.«, vollendete schließlich die Begrüßung, die der Vernarbte sich durch seine tatkräftige Unterstützung und seine Leichtgläubigkeit mehr als nur verdient hatte. »Es freut mich, dass ihr ein reines Herz habt und einer armen Dame in Not eure uneigennützige Unterstützung angeboten habt. Das spricht für euch!«
    Ihr leichtgläubiger Tor., fügte sie in Gedanken an. Sie hatte seit jeher ein gewisses Gespür für gutgläubige Menschen, die sie zu ihren Gunsten formen konnte. Aber mit diesem Isidor hatte sie den perfekten Narren in exakt dem richtigen Augenblick gefunden.
    Oh Innos,, dachte sie und blickte gen Himmel. Du magst deinen fähigsten Anhängern zwar die schwierigsten Prüfungen auferlegen, aber du unterstützt die Deinen in den Zeiten der Not.

    Sie wandte sich wieder Isidor zu.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, führt dich dein Weg in die Marktschänke. Wir haben es nicht mehr weit.«, berichtete sie und stapfte wie bereits zuvor mit kleinen Schrittchen vor. Der blonde Hüne hatte schnell genug aufgeschlossen und tat sich ganz offensichtlich noch etwas schwer, die Richtige Geschwindigkeit und Schrittweite zu finden, um im korrekten Tempo neben ihr hermarschieren zu können. Felia kümmerte es wenig. Sie hatte kein Interesse daran, zu eilen und ebenso wenig hatte sie die Zeit, durch Thorniara zu schlendern, wenn der kurzbeinige Gabriel bereits auf halbem Weg in Richtung Westtor unterwegs war und sich damit einen wertvollen Vorsprung erarbeitet hatte. Wobei man zugegeben von erarbeiten nicht sprechen konnte. Sicherlich hatte der alte Novize nur mit viel Glück oder durch eine niederträchtige List den ersten Hinweis entschlüsseln können. Sie schüttelte innerlich den Kopf vor so viel Niederträchtigkeit. Es war eine absolute Schande, dass ein Anhänger Innos' sich und den gesamten Orden auf diese Art und Weise beschmutzte. Innos war der Gott des Feuers, der Gesetze und des Rechts und als solches sprach ein Diener Innos' immer wahr! Felia war schwer enttäuscht. Sie hatte zwar von Gabriel nichts anderes erwartet, aber bei der Prüfung des Feuers zu betrügen und sich auf niederträchtige Listen zu verlassen, um sich gegenüber den anderen Novizinnen und Novizen einen Vorteil durch Lug und Betrug zu ergaunern, das war ein absolutes Unding. Felia war menschlich schwer enttäuscht. Und irgendetwas sagte ihr, dass sie damit nicht allein sein konnte.

    »Wenn ihr mir die Frage gestattet, Isidor.« Die Marktschänke war bereits in Sichtweite und es wäre ein Leichtes gewesen, den fremden Mann hier zu verlassen und sich seiner selbst zu überlassen, aber es konnte nicht schaden, sich leichtgläubige und einfach zu beeinflussende Menschen warm zu halten. »Wieso habt ihr die lange Reise auf euch genommen? Und wieso führt euch euer Weg postwendend in die Marktschänke?«

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    Wie Rüdiger Feuermagier wurde - der Geschichte erster Teil

    Warum musste ihn Innos auch immer so hart Prüfen? Nicht nur im Alltag, sondern jetzt auch wortwörtlich durch die Prüfung des Feuers? Tatsächlich war er ja froh, dass die oberste Feuermagierin und so auch Innos ihn für würdig hielt in den Kreis der Magier aufzusteigen. Und der Gedanke, dass all diese Hürden dann endlich ein Ende haben würden, gaben ihm die nötige Kraft um diesen letzten Akt frohen Mutes zu bestreiten. Auch wenn er wieder einmal zu spät kam...

    "Es tut mir außerordentlich Leid, doch Bruder Curt hat das Buch nach dem du suchst, bereits von mir ausgehändigt bekommen. Sogar noch einige weitere. Aber vielleicht wird er sie mit dir teilen, wenn du höflich fragst.", schlug Vestos vor. "Wenn ich mich nicht irre habe ich ihn zu Reihe 12D hinüber laufen sehen. Dort befindet sich ein Tisch...sicher erinnerst du dich!"

    "Habt vielen Dank Meister Vestos! Ich werde ihn gleich fragen gehen!", meinte Rüdiger und verbeugte sich höflich. Beinahe hätte er seinen Kopf dabei gegen das Pult des Altmeisters schlagen lassen, verfehlte dieses jedoch um einige Zentimeter. Auch wenn er den Gedanken nicht mochte einem seiner Kontrahenten bei dieser Prüfung um etwas zu bitten, so hatte Meister Vestos doch Recht in dieser Sache: Fragen kostete nichts und sicherlich konnte Bruder Curt nicht in allen Büchern auf einmal lesen!

    Als Rüdiger den besagten Tisch in Reihe 12 schließlich fand und herangetreten war, wurde er jedoch sogleich von seinem Ordensbruder abgewiesen, noch bevor er auch nur ein einziges Wort hatte aussprechen können. Mit offenem Mund stand er für einen Moment da und rang nach Worten. Ihn auf diese Art abzuweisen...das war doch unerhört!
    "Du kannst doch unmöglich in allen Büchern auf einmal lesen!", gab Rüdiger schließlich zurück und klopfte mit der Faust auf das dickste der Bücher, welches geduldig an der Tischkante auf seinen Einsatz wartete. "Du hast mich ja noch nicht einmal zu Wort kommen lassen! Wenn ich etwas finde, würde ich dir natürlich das Wissen auch zuteil werden lassen. Solch ein unbrüderliches Verhalten hätte ich von Schwester Felia erwartet, aber nicht von dir!“ bei diesen Worten hackte er noch weiter auf dem Buch herum, um seinen Worten einen gewissen Nachdruck zu verleihen und seinem Frust ein Ventil zu verschaffen. Dadurch wackelte der Wälzer weiter an der Tischkante entlang bis er schließlich herunter fiel. Durch den lauten Knall sichtlich erschrocken, fuhr Rüdiger zusammen und bückte sich sogleich um das Buch aufzuheben. Dieses hatte sich beim Sturz aufgeschlagen und offenbarte dem Prüfling eine höchst interessante Seite. Als Rüdiger den Namen Dominique erspähten, konnte er nicht anders und überflog die folgenden Worte in Windeseile.
    „Oh? Das kann doch nicht...“, sprach er erstaunt, ergriff das Buch und hievte es wieder auf den Tisch. „Ich glaube ich habe gefunden, wonach wir suchen Bruder Curt! Hier im vierten Absatz...“, begann Rüdiger und tippte mit dem Finger auf einer bestimmten Zeile herum.
    „Im Gegensatz zu dir bin ich kein Unmensch, also lasse ich dir die Seite aufgeschlagen so liegen! Jetzt geht es nur darum wer schneller ist!“, meinte der baldige Feuermagier siegessicher, drehte sich um und machte sich flinken Fußes davon. Dabei blieb seine Kluft an der Buchkante hängen und zog dieses wieder vom Tisch. Mit einem weiteren Knall schlug dieses abermals zu Boden, klappte dabei jedoch zu.

    "Bruder Curt! Ich darf doch Bitten!", kam eine mahnende Stimme. Altmeister Vestos war vom Lärm angelockt worden und in einiger Entfernung hinter einem Regal hervorgetreten. Jetzt sah er eines seiner wertvollsten Bücher auf dem Boden liegen und war darüber sichtlich erschüttert. Von Rüdiger war jedoch längst keine Spur mehr!

    Mina Argon
    Geändert von Die Feuernovizen (14.04.2024 um 15:12 Uhr)

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    Isidor spürte ihre weichen Hände auf seiner von Arbeit gebeutelten Haut, fühlte jedoch auf Schwielen an Zeigefinger und Daumen, sie sie fester zudrückte. Kurz setzte sein Herz einen Schlag aus, als er ihren dunklen Augen begegnete. Das anmutige Gesicht strahlte, als sie zum ersten Mal lächelte und das lockige Haar ihr über die eigene Wange strich, getragen vom Wind.
    Sie entließ seine Hand und vollführte einen Knicks, als sie sich vorstellte.
    Oberste Novizin also und auch noch eine enge Vertraute der Obersten Feuermagierin, dachte er erstaunt und voller Bewunderung.
    „Eure Hingabe für Innos muss groß sein, wenn Ihr bereits so hoch in seiner Gunst steht. Gesegnet mit Eifer und Schönheit gleichermaßen“, sprudelte es aus ihm heraus, ehe er bemerkte, was er eigentlich gesagt hatte, „Verzeiht, das war unangemessen.“

    Als sie ihren gemeinsamen Weg fortsetzten, haderte der Hüne etwas mit seinen Gedanken. Was, wenn er diesen Gabriel wiedersehen würde? Er hatte kein Gold für eine Spende, schon gar nicht für eine großzügige. Zwar hatte er durch den Erfolg mit dem plumpen Novizen die Distanz zwischen sich und der äußerst attraktiven Dame etwas geschmälert, doch war es das wert gewesen?
    Vielleicht, wenn in Zukunft ihre Beziehung zur Obersten Feuermagiern einen Vorteil für mich darstellt, überlegte er und musste erneut seine Schritte bremsen, um sich nicht abzuhängen.
    „Wenn Ihr mir die Frage gestattet, Isidor. Wieso habt ihr die lange Reise auf euch genommen? Und wieso führt euch euer Weg postwendend in die Marktschenke?“, riss die Oberste Novizin den Schmied aus seinen zuweilen düsteren Gedanken, die sich auf seinem Gesicht gespiegelt hatten. Sofort jedoch setzte er wieder ein Lächeln auf, als Felia zu ihm aufsah.

    „Ah, ich habe vor einer wichtigen Hinrichtung beizuwohnen. Wichtig für mich jedenfalls. Der Mörder wurde kürzlich nach Thorniara gebracht, obwohl seine Taten in Vengard stattfanden“, begann er zu antworten und merkte kaum, wie seine Stimme immer leiser und kälter wurde.
    Auch das gerade aufgesetzte Lächeln schwand zunehmlich und die Adern auf seinen entblößten Unterarmen wurden deutlich sichtbarer, als er die Pranken zu Fäusten ballte.
    „Ich warte bereits lange auf den Tag, an dem der Gerechtigkeit genüge getan wird und ich lasse einige hundert Seemeilen nicht zwischen mich und den Augenblick kommen, an dem ich das Leben aus den Augen dieses Monsters fliehen sehe“, fuhr er fort, gefangen in seinen eigenen Gedanken, denen er nur eine Melodie gab.
    Einige Momente verstrichen, in denen sein Brustkorb sich schnell hob und senkte und seine Hände sich abwechselnd an- und entspannten. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und er sah starr geradeaus, den Kiefer verhärtet.
    Langsam beruhigte er sich wieder, traute dem Ausdruck seiner Augen jedoch noch nicht genug, um auf Felia hinabzuschauen.
    „Entschuldigt, ich hätte wohl nicht so ehrlich sein sollen. Schließlich kennen wir uns kaum.“
    Erleichtert bemerkte er, dass die Kälte in seiner Stimme wieder der üblichen freundlichen Wärme gewichen war.

    „Weshalb es ausgerechnet die Marktschenke sein muss…Nun, ich treffe dort einen alten Freund, der mir in den ersten Tagen etwas unter die Arme greifen will. Ich habe nicht viel mitnehmen können, bin schließlich nur ein einfacher Schmied“, beantwortete er auch die zweite Frage der wohl schönsten Blume in Innos‘ Garten, „Für ein Dankeschön, dass Ihr mir den Weg weist, reicht mein Gold jedoch noch, wenn Ihr mir erlaubt Euch einzuladen?“
    Endlich schaute er wieder zu der anmutigen Form herab, die neben ihm lief, ein frisches Lächeln im Gesicht.

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    Im Kerker

    Die Kerkerzelle, ein Ort der Dunkelheit und Verzweiflung. Hier saß Ardan, gefangen mit seinen eigenen Gedanken, die dicken Steinmauern um ihn herum. Dem spärlichen Licht, welches aus dem kleinen Fenster drang, folgte er mit seinem verschleierten Blick. Allmählich zerrte das Warten auf das Gottesurteil an seiner Psyche, ließ ihn rastlos werden. Der muffige Geruch von feuchtem Stein und Moder hing in der Luft.
    Er schaute hinab auf seine Hände, rau von der unwirtlichen Umgebung. Ihm war kalt, die Feuchtigkeit drang durch seine Kleidung und er fragte sich, wie lange er schon wartete. Die Tage verschmolzen miteinander, obwohl es noch nicht so lange sein konnte, dass er den ersten Fuß auf Argaan gesetzt hatte.
    Seine spröden Lippen bewegten sich immerzu, schienen etwas zu flüstern. Worte, die nur für Innos bestimmt waren.
    „Ich spüre deine Anwesenheit, auch wenn ich dich nicht sehen kann“, wisperte er leise, „Deine Flamme brennt in meinem Herzen, und ich klammere mich an sie, wie ein Ertrinkender an ein Rettungsseil.

    Oh Innos, mächtigster der Götter, unermesslich in Deiner Herrlichkeit“, begann er die erste Zeile eines Gebetes zu rezitieren, seine Stimme brach, doch er setzte fort, „Dein Licht durchdringt die tiefsten Schatten, Deine Flamme leuchtet ewiglich.
    Die Worten spendeten ihm Trost, boten ihm eine Zuflucht inmitten der Finsternis seines Seins.
    Ich, Dein ergebenster Diener, rufe zu Dir in demütiger Verehrung“, flüsterte er, „Erhöre mich, oh Innos, und schenke mir Deine göttliche Erlösung.
    Hoffnung auf das Sprengen seiner Ketten erfüllte ihn, die Aussicht, die letzten drei Jahre hinter sich lassen zu können.
    Deine Weisheit ist unendlich, Deine Gerechtigkeit unbestechlich, in Deinem Namen verdamme ich die Dunkelheit und ihre Heimtücke“, langsam sank er auf die Knie ohne ein Wort zu missen.
    Oh Innos, lass Deine Feuer meine Seele läutern, und verbrenne alles Unreine, das sich in mir versteckt“, flehte er, ein leiser Zweifel in der Stimme, ob sein Handeln nicht doch den Zorn des Einen beschworen haben könnte.
    Doch er ließ sich nicht von den giftigen Gedanken beirren, folgte dem Gebet Vers für Vers.
    Oh Innos, Du bist das Schwert gegen das Böse, Dein Schild schützt mich vor der Finsternis.
    Er wünschte sich selbst Schwert und Schild Gottes zu sein, einzustehen für den Willen seines Herrn. Beliars Schergen sollten unter seinem gerechten Zorn erzittern und nicht länger das Antlitz des Heiligen Landes mit ihrer Anwesenheit besudeln.
    Ich, Dein treuer Anhänger, stehe fest an Deiner Seite, in Deinem glorreichen Kampf, ohne Furcht oder Neid. Dein Licht ist mein Pfad, Deine Worte mein Gesetz, in Deinem Namen strebe ich nach Reinheit und Glanz.
    Reinheit des Körpers und der Seele. Kein Alkohol oder Rauschmittel sollte ihn davon abhalten dem Pfad zu folgen, den Gott ihm erleuchtete.
    Oh Innos, lass Deine Gerechtigkeit mich leiten, und führe mich zur Wahrheit, mit sicherer Hand. Ich verpflichte mich Dir, in unerschütterlicher Treue, meine Seele Dir geweiht, in Ewigkeit verbunden.“
    Mittlerweile hatte seine Stimme an Festigkeit gewonnen und die Worte waren klar und deutlich durch den Kerker zu vernehmen. Hinter ihm wurde bereits gegen das Gitter einer anderen Zelle geschlagen, doch er hörte die Worte nicht, die ihm entgegengeschleudert wurden, blendete sie aus.
    Oh Innos, sei mein Leuchtturm in stürmischer See, und lass mich in Deiner Gnade geborgen sein.

    Das Gebet beendet verharrte Ardan noch eine ganze Weile in kniender Position. Er ließ die Macht der Verse auf sich wirken, glaubte die Wärme Innos‘ um sich und in sich zu spüren.

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Sie mochte diesen Mann irgendwie.

    Ein Gedanke, der Felia in den letzten Wochen öfter kam, als sie es gewohnt war. Ob sie nach all der Zeit im Orden weich geworden war? Sie hatte schon immer ein großes Herz und eine aufopferungsvolle Seite an sich gehabt, aber augenscheinlich war sie in den letzten Jahren noch weicher geworden. Erst Uli, der stoische Paladin mit dem grimmigen Blick, für den sie trotz seiner ruppigen und etwas unnahbaren Art ein Platz in ihrem Herzen gefunden hatte, dann Curti, der trotz seines grobschlächtig anmutenden Äußeren und seinem - zugegeben ebenfalls recht grimmigen Blick - ihr Herz sogar erobert hatte. Und jetzt dieser menschgeworden Straßenköter, der sie - und das dachte sie mit aller Sanftheit, die sie aufbringen konnte - entgegen seines äußerst unansehnlichen Äußeren tatsächlich auf eine ganz besondere Art emotional berührt hatte. Ein wenig mochte die Tatsache helfen, dass er ein herrlich naiver Mann war, der ihrem Charme, ihrem Witz und ihrer geballten Kompetenz schlicht erlegen war und in ihren Fingern daher ebenso formbar war wie der Stoff, den sie zu formen pflegte.
    Schlussendlich hatte Isidor selbstverständlich aber auch mit seinem hervorragenden Frauengeschmack und seinen durchaus angemessenen Komplimenten gepunktet. Selbst wenn diese Komplimente bei der schönsten aller Novizinnen den gewünschten Effekt nicht hatten, so war es durchaus angebracht, wenn einem ab und zu die in ein schönes Kompliment verpackte Wahrheit gereicht wurde.

    »Ich wünsche euch von Herzen, dass die Gerechtigkeit unseres Herrn Innos diesen Schuft ereilen wird, für den ihr eine solche beschwerliche und lange Reise auf euch genommen habt.«, antwortete Felia auf die Ausführungen des jungen Mannes ehrlich. Das kleine Flämmchen, das in dem Fremden brannte, war auch ihr nicht fremd. Vor nicht all zu langer Zeit hatte sie sich selbst auf eine Reise gemacht, um diesen weißhaarigen Dämon Trilo, der entgegen aller Bemühungen allerdings auch heute noch sein Unwesen trieb, seinem gerechten Schicksal zuzuführen. Sie konnte das Bedürfnis sehr gut nachvollziehen, dann vor Ort zu sein, wenn Sündern ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden. Sie selbst würde die oberste Feuermagierin auf Knien darum anflehen an dem Tage zugegen sein zu dürfen, an dem Trilo im Feuer ihres Herrn seinen letzten Atemzug tat.
    Sie schloss die Hände vor der Brust und für einen kurzen Augenblick die Augen, in dem sie stillschweigend zu Innos betete, um ihrem Wunsch den nötigen Nachdruck zu verleihen.

    »Allerdings fürchte ich, dass meine Pflichten für den Orden mich zwingen, das Angebot ausschlagen zu müssen.«, gestand sie und deutete erneut einen Knicks an. »Sollten sich unsere Wege erneut kreuzen, komme ich gern auf euer Angebot zurück, Isidor. Auf dass sich zu diesem Zeitpunkt euer Wunsch nach Gerechtigkeit bereits erfüllt haben mag.«, wünschte sie ihm zum Abschied und verließ ihn dann.
    Ihre Schritte, so klein sie auch sein mochten, führten sie vorerst in die Bibliothek, wo ihr Liebster vermutlich tief in mindestens eins der Bücher dort versunken war. Sie konnte es kaum abwarten, ihm zu verkünden, dass ihre Schönheit sich ein weiteres Mal als das wichtigste Werkzeug in ihrem schier endlosen Täschchen voller Fähigkeiten erwiesen hatte.
    Geändert von Felia (14.04.2024 um 21:05 Uhr)

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    Marktschenke

    Etwas benommen von dem wilden Ritt durch seine eigene Gefühlswelt, ertappte Isidor sich bereits zum zweiten Mal, wie er die sich entfernende Form der Novizin betrachtete. Insbesondere den hypnotisch schwingenden Hüften folgten seine Augen von allein, sodass er sich zwingen musste den Blick abzuwenden.
    „Diese Frau...“, murmelte er beinahe lautlos, doch ließ den unziemlichen Gedanken unausgesprochen.
    Überhaupt wunderte er sich, dass sie ihn so sehr beeinflussen hatte können. In Vengard war er meist von der Damenwelt ignoriert worden. Anfangs hatte man ihm noch Mitleid entgegengebracht, doch während er mit der Zeit in Alkohol und Tabak verkommen war und er seine Arbeit ruhen ließ, hatte auch das Interesse an ihm nachgelassen. Vermutlich war es neben Mitleid mit dem Waisen, auch das beträchtliche Wergeld gewesen, was ihn für manch junge Frau in die engere Auswahl gebracht hatte. Gold wog scheinbar selbst seine entstellte Erscheinung auf. Immerhin war er nicht mit Blindheit geschlagen. Er konnte sehen, wie die Augen der Leute sich weiteten, ehe sie schnell ihre Blicke von ihm abwandten. Ihm war bewusst, dass die alten Brandwunden abstoßend aussahen und auch die wulstigen Erinnerungen der Holzsplitter, die ihm der Barbier aus dem Gesicht hatte entfernen müssen.

    Wenn er länger darüber nachdachte, kam er nicht an einer Frage vorbei, die bereits auf ihre Chance gewartet zu haben schien.
    Was, wenn mein Gesicht der Grund dafür sein wird, dass ich für die bevorstehende Aufgabe ungeeignet bin?
    Sollte man nicht eher unauffällig und anpassungsfähig sein, wenn man einen aufständischen Vasallen seines Königs unterwanderte? Vielleicht, doch es war müßig sich in diesem Moment den Kopf darüber zu zerbrechen. Er war hier in Thorniara auf Argaan, ein Ozean zwischen sich und dem Festland. Vor sich befand sich bereits die Marktschenke, die erste Anlaufstelle seines neuen Lebenskurses und einen Rückzieher würde er nicht jetzt und auch nicht in Zukunft machen.
    „Ich habe es mir damals geschworen“, flüstere er, „Nie wieder renne ich davon, nur um zu überleben.“

    Isidor zog den Gurt seiner Reisetasche fester und wandte den Blick gen Himmel. Die Sonne war noch nicht in ihrem Zenit, er war noch nicht zu spät für den heutigen Tag. Selbstbewusst trat er durch die Tür der Schenke, welche sich derzeit im Zeitraum zwischen Frühstück und Mittagessen zu befinden schien. Einzelne Tische waren besetzt, doch ansonsten verbrachten die emsigen Schankhände ihre Zeit damit aufzuräumen, zu fegen und weitere Vorbereitungen für den erwarteten Mittagsansturm zu erledigen. Erst jetzt, wo der Hüne den öffentlichen Ort wirklich als solchen sah, wunderte er sich, dass er gerade hier jemanden treffen sollte, der ihm wichtige Informationen zukommen ließ. Wäre ein Ort, etwas abgeschieden von den üblichen Sammelplätzen der Bürger, nicht besser gewesen?
    Die Aufmerksamkeit einiger Schankhände wanderte kurz zu ihm, wobei sie seine Erscheinung abschätzig musterten. Doch noch ehe einer von ihnen die Chance ergriff ihn zu fragen, was er hier verloren hatte, ertönte eine Stimme durch den Schankraum.
    „Isidor, hier drüben! Ein dunkles Paladiner für meinen Freund und mich, guter Wirt.“
    Der Schmied bahnte sich einen Weg zwischen den Stühlen und Tischen hindurch, bis er vor seinem „Freund“ stand.
    „Es ist gut dich zu sehen, Armond“, grüßte Isidior den ihm völlig fremden Mann, der ihn mit einem breiten Grinsen anschaute.
    Geschätzt hätte ihn der Blonde auf Ende dreißig, kurzes, schwarzes Haar, gespickt mit einzelnen grauen Strähnen, ein glattrasiertes Gesicht und stechend blaue Augen. Er trug eine feine Weste und edle Hosen. Isidor vermutete, dass er im Reichenviertel ein- und ausging, doch wie viel konnte er aus der Erscheinung eines Mannes lesen, der vermeintlich mit der Informationsbeschaffung betraut wurde?

    Armond bot ihm einen freien Stuhl an, woraufhin sich Isidor setzte.
    „Gut, du bist nicht auf den Kopf gefallen“, stellte der Fremde mit sehr leiser Stimme fest, womit er wohl darauf anspielte, wie der Schmied auf ihn reagiert hatte.
    „Hast du Hunger?“, fragte er dann wieder lauter, „Such dir etwas aus, ich lade dich ein um der alten Zeiten willen.“
    „Danke“, lächelte der Hüne und orderte dasselbe, was sein neuer Freund aß.
    Es duftete außer ordentlich verlockend und sein Magen jubelte Zustimmung.

  17. Beiträge anzeigen #57 Zitieren
    Veteran Avatar von Curt
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    Curt ist offline
    Dieser Rüdiger war wirklich der Gipfel der Torheit! Curt spielte bereits mit dem Gedanken, seinen Namensvettern, den Esel Rüdiger, umzubenennen, um ihn nicht in Verruf zu bringen. Aber immerhin war der Kerl jetzt wieder fort, fast wie von der Blutfliege gestochen. Was bildete sich seine Konkurrenz eigentlich ein, wie einfach und schnell sie dieses Rätsel lösen konnten? Sie mussten die oberste Feuermagierin ganz gewaltig unterschätzen, denn allein der Name Dominique kann unmöglich zur Lösung führen. Es mussten gewiss alle Strophen des Gedichts berücksichtigt werden und er würde nicht planlos einfach alle Wirkstätten des großen Paladins abklappern. Zumal es eigentlich um den etwas unbekannteren Immanuel ging.

    „Vierter Absatz, was?“
    Curt schlug das Buch wieder auf. Es war kein Zufall, wenn ein Buch beim Sturz auf einer bestimmten Seite liegenblieb, oftmals waren das die Seiten, die besonders häufig gelesen wurden. Er musste dem inneren Drang unterdrücken, das Experiment zu wiederholen, das Buch mehrmals auf den Boden zu werfen. Damit würde er bei Meister Vestos keine Punkte sammeln und überhaupt war das die Methode der Narren und Degenerierten. Nein, er schaffte das auch, indem er behutsam durchblätterte und bei manchen Seiten, die sich besonders leicht öffneten, kurz innehielt und den vierten Absatz prüfte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, da hatte er besagte Stelle gefunden.
    „Sir Dominique und Sir Immanuel galten auch als große Vertreter der Badekultur. So wurde auch ein Badehaus zu ihren Ehren im Tempelviertel von Thorniara eröffnet.“
    Curt runzelte die Stirn. Vermutlich suchte Rüdiger am Grund der heißen Quellen und zwischen den Schenkeln der Alten und Versehrten nach dem mysteriösen Artefakt aus dem Rätsel. Er legte das Buch, das sich vornehmlich um die Kulturgeschichte drehte, beiseite und steckte seine Nase in jenes, welches von den großen Schlachten handelte.

    Als die Kerze an seinem Tisch fast heruntergebrannt war, hatte er sich ein gutes Bild gemacht. Seine Suche würde ihn ins Feindesland führen, in die Baronie Stewark, genauer gesagt zu den Klippen, auf denen die einzigartige Stadt lag. Hier soll Immanuel seinen legendären, silbernen Dolch verloren haben, das passte doch gut zu der Beschreibung im Rätsel. Aber was hatte es mit dem besagten Fenster auf sich? Und was mit den Gestalten in Kettenhemden? Ob es sich wohl um ein Massengrab handelte? Um andere Krieger, die ebenfalls von der Klippe stürzten?
    Wahrscheinlich wussten die verdammten Wassermagier aus Stewark mehr darüber. Es schauderte ihn, wenn er daran dachte, in die Brutstätte des Bösen einkehren zu müssen. Er würde noch einige Vorbereitungen treffen. Vielleicht würde er mit Felia ebenfalls noch einen Ausflug ins Badehaus machen. Zum Beispiel um Mitternacht, wenn sie ihre Ruhe hatten. Danach konnten sie frisch gebadet und gestärkt aufbrechen.
    Geändert von Curt (15.04.2024 um 16:29 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Es dauert nicht lange, bis der Schmiedesohn aus Vengard die kleine Mahlzeit vertilgt und erste, oberflächliche Banalitäten und Floskeln ausgetauscht waren. Allen anwesenden ging es gut, die Reise war zumindest halbwegs erträglich und äußerst ereignislos gewesen und Isidor war positiv überrascht von Thorniara. Also keinerlei nennenswerte Information, die Armond nicht bereits von anderer Stelle erhalten hatte. Er empfand es als seine Pflicht, in dem kleinen Notizbüchlein, das er stets bei sich trug, einige scheinbar zusammenhanglose Begriffe niederzuschreiben, die für die Uneingeweihten aussehen mussten wie die Einkaufsliste einer alten Dame.

    »Feuerprobe.«, sagte er ruhig und stellte einen kleinen Becher mit zwei Würfeln auf den Tisch. Isidor schaute ihn sichtlich verwirrt an. »Das Würfelspiel. Kennst du es?« Der Schmiedesohn nickte ungläubig. Armond lächelte freundlich und klopfte seinem Gegenüber über den Tisch hinweg gegen die Schulter.
    »Jetzt schau nicht so bedröppelt. Wir sind in einer Kneipe.«, stellte er fest. »Entweder du säufst, fickst oder spielst.«, sagte er lautstark und lachte. Ein Betrunkener in der Ecke lallte zufriedene Zustimmung. Armond prostete ihm mit seinem Humpen zu. »Das Bier hier schmeckt zu scheiße, um mehr als eins runterzukriegen, du bist mir ehrlich gesagt zu hässlich, als dass ich dich ranlassen würde, also müssen wir spielen.« Er zuckte mit den Schultern, nahm das Würfelbecherchen zur Hand. Mit einem lauten Knall stieß er es auf den Tisch, lugte vorsichtig darunter und verkündete dann »Zweiundvierzig.«

    »Was wir von dir verlangen ist simpel.« Der Schwarzhaarige beugte sich natürlich vor, während er den Wurf seines Gegenübers abwartete. »Beschaffe dir Zugang zu Stewark und warte auf weitere Anweisungen.«
    »Fünfundvier- nein. Vierundfünfzig.«
    Armond blickte dem jungen Mann tief in die Augen und atmete ruhig. »Du wirst doch wohl nicht gleich beim ersten Wurf betrügen oder, Jungchen?« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er funkelte Isidor düster an. Doch der hielt seinem Blick stand. Nicht mühelos, aber er hielt stand. Armond griff nach dem Becher.

    »Wie du rein kommst, ist mir egal.« Er hob den Becher und schaute hinter vorgehaltener Hand auf die Augen der Würfel. »Ob du als Schiffbrüchiger an Land paddelst, als reisender Schmied deine Arbeit anbietest oder deine scheiß Oma besuchen willst, juckt mich nicht. Aber du hast nur einen Versuch.« Er tippte nervös mit seinen Fingern auf dem Tisch herum und hob zum zweiten Mal den Becher so an, dass der Schmiedejunge nicht darunter blicken konnte. »Einundsechszig.«, verkündete er und schob dem jungen Mann den Becher hin. Ohne Zögern griff er danach und würfelte.

    »Du könntest auch bei deiner neuen Freundin Felia vorbeischauen und dir ein paar schöne Sachen schneidern lassen.« Ein süffisantes Lächeln huschte über die Gesichtszüge des Mannes, während er genüsslich die Überraschung beobachtete, die sich langsam auf dem Gesicht seines Gegenübers ausbreitete. Armond hob abwehrend die Hände.
    »Ehm... Fünferpasch.«, murmelte Isidor halblaut. Armond lächelte.
    »Nichts für ungut, mein Freund, aber du wirst sicher Verständnis dafür haben, dass wir ob der...« Er schnalzte mit der Zunge und es wirkte für einen Augenblick, als müsse er die nächsten Worte abwägen. »... besonderen Natur unserer weiteren Zusammenarbeit bestimmte, nennen wir es mal Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wir wollen ja nicht, dass dir auf dem Weg irgendetwas passiert, nicht wahr?« Er zwinkerte schelmisch, aber die zugrundeliegende Drohung war deutlich: Wir wissen was du tust. Jeden Augenblick von jedem Tag an jedem Ort.
    Selbstverständlich war er sich sicher, dass derlei Einschüchterungsmaßnahmen bei Isidor vergebene Liebesmüh waren. Der junge Mann wurde als eine durchaus nützliche Unterstützung bei der Unterwanderung der feindlichen Streitkräfte eingestuft. Die Berichte seiner Kolleginnen und Kollegen auf dem Festland waren dahingehend recht eindeutig gewesen. Und im schlimmsten Fall würde Isidor in wenigen Tagen über dem Haupttor Stewarks baumeln und hätte auch nach Stunden der Folter nicht mehr vorzuweisen als den Namen eines ganz normalen, vollkommen unbeeindruckend aussehenden Mannes aus Thorniara, der nicht existierte. Armond zuckte gedanklich mit den Schultern. Der Tod des jungen Mannes war ein Opfer, das Armond zu erbringen durchaus bereit war.

    »Aber Spaß beiseite.« Für einige Herzschläge lang kramte er in seinem Mantel und zog dann ein kleines Ledersäckchen hervor, das leise klimperte. Dan rumpelten die Würfel leise im ledernen Becher. »Kleidung. Waffen. Ein Reittier. Proviant. Eine Nacht im Bordell.« Er lächelte schelmisch und knallte dann den Würfelbecher neben das Goldsäckchen. »Das Geld steht dir zur freien Verfügung. Niemand wird dich fragen, was du damit angestellt hast. Aber bitte komm nicht nach morgen vorbei und frag nach mehr.« Sein Blick wurde schärfer, ohne dass dabei das Lächeln auf seinem Gesicht erstarb. »Kauf dir, was du benötigst.« Eine kurze Pause folgte. Isidor nickte. »Irgendwelche Fragen?« Eine weitere Pause.

    »Bei Innos, heute scheint mein Glückstag zu sein: Dreizehn.«, verkündete er, ohne den Becher umgedreht zu haben. »Damit habe ich wohl gewonnen.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und taxierte den Schmiedejungen wie eine Raubkatze ihre Beute.
    »Es sei denn, du vertraust mir nicht?«

    Felia
    Geändert von Die Bürger (16.04.2024 um 20:02 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Isidor
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Was auch immer Isidor erwartet hatte, als er den Bedingungen des Ordens zugestimmt hatte, passte so gar nicht zu dem, was er nun mit Armond erlebte. Am helllichten Tag, es war noch nicht einmal Mittag, spielten sie ein beliebtes Kneipenspiel, während sie sich scheinbar nonchalant über alltägliche Dinge austauschten. Natürlich kannte der Schmied die Regeln in- und auswendig, hatte er doch manch lustigen Abend bei mehr als einem Dutzend Krügen Bier damit verbracht, sich darüber zu amüsieren, wenn jemand auf seine Täuschungsversuche hereingefallen war. Im Kern war es ein einfacher Zeitvertreib, sodass sogar Betrunkene nicht vergaßen, wie man es spielte. Abwechselnd würfelten die Spieler und verkündeten eine Augenzahl. Die anderen konnten dann nacheinander entscheiden, ob sie dem Würfler glaubten oder eben nicht. Der erste, der eine Lüge witterte, durfte den Würfelbecher anheben. Wenn die gewürfelten Augen mit dem übereinstimmten, was verkündet wurde, war der Zweifler raus und musste trinken – obwohl Letzteres wohl eher eine Sonderregel im Innern einer Schenke darstellte. Sollte sich herausstellen, dass der Würfelnde geflunkert hatte, war er oder sie raus. Gewinner nach jeder Runde war derjenige, der die höchste Summe gerollt oder erschwindelt hatte. Alle anderen mussten trinken. Den Gesamtsieg erlangte man, indem man fünf Runden gewann. Es galt also ein hervorragender Lügner zu sein oder auf das Würfelglück zu hoffen. Die einzige Ausnahme war es, wenn die Würfel zusammen dreizehn ergaben. Dies führte sofort zum Ende des Spiels. Dreizehn Jahre weinte Innos, aus Trauer über den bevorstehenden Kampf gegen seinen Bruder. Eine heilige Zahl in seiner Gefolgschaft. Es galt als frevelhaft zu lügen, wenn man diese Augenzahl würfelte.

    Intensiv musterte Isidor sein Gegenüber. Würde Armond, ein vermeintliches Mitglied des Ordens, lügen, wenn es um ein derartiges Thema ging? Die Antwort war ein klares Vielleicht. Der Hüne wusste nichts über diesen Mann, außer dass er außerordentlich gut informiert war. Das brachte es wohl mit sich, wenn man für die Informationsbeschaffung tätig war. Er konnte verstehen, dass der gut gekleidete Herr vor ihm Wissen über sein Leben in Vengard besaß. Auch, was auf der Schiffsreise geschehen war, hatte er sicher einfach in Erfahrung bringen können, doch dass er auf Felia getroffen war, lag kaum eine Stunde zurück und in dieser Zeit hatten sie durchgehend am selben Tisch gesessen. Wie hatte Armond so schnell davon erfahren können? Isidor war die Farbe aus dem Gesicht gewichen, als der Vermittler für ihn die malerischen Drohungen nahezu buchstabierte. Doch natürlich hatte er nicht damit gerechnet, dass die Erwartungen ihm gegenüber leichtfertig genommen wurden. Immerhin sollte er als Spitzel dienen. Doch je mehr Zeit er mit diesem Mann verbrachte, desto weniger vorbereitet fühlte er sich. Konnte er nicht einfach Isidor sein, der vorgab sich ein Leben in Stewark aufbauen zu wollen? Vielleicht, doch wäre das klug?

    „Vertrauen hat selten mit Logik zu tun“, äußerte Isidor schließlich nach einer ganzen Weile des Abwägens, „Es ist niemals klug bei Feuerprobe einfach hinzunehmen, dass jemand eine dreizehn gewürfelt haben will. Kommt er mit der möglichen Lüge durch, gewinnt er, hat er die Wahrheit gesagt, gewinnt er. Einzig die Frömmigkeit der Leute hindert sie daran zu prüfen, ob jemand gegen die Ethik verstößt, nur des Gewinnens wegen.“
    Ruhig erklärte der Hüne seine Gedanken, während er immerzu den Becher anstarrte, unter dem sich die Wahrheit verbarg. Natürlich wogen mehr Kriterien in seiner Erklärung, die er unausgesprochen ließ. Wie früh im Spiel traute sich jemand die dreizehn auszurufen, ohne sie zu haben? Waren noch mehr als zwei Spieler im Rennen und würde der andere eventuell die Lüge aufdecken wollen? War der Spieler gewöhnlich eher ein Täuscher oder hielt er die Wahrheit hoch? Was verriet die Körpersprache über sein Ergebnis? In Armonds Fall war es absolut uneindeutig.
    Doch es war, wie Isidor sagte. Verlieren würde er ohnehin, wenn er nicht nachsah. So als würde er die Niederlage einfach akzeptieren, aufgeben, bevor das letzte Wort gesprochen war. Langsam streckte er die Hand nach dem Würfelbecher aus, doch noch ehe er seine Finger darum schließen konnte, griff sein Spielpartner danach und ließ Würfel und Becher verschwinden.
    „Interessante Antwort“, gab Armond zu, der sich weiter über den Tisch lehnte und so tat, als würde er dem Schmied freundschaftlich auf die Schulter klopfen, „Mutig, aber auch einfältig. Hör lieber auf dein Bauchgefühl, als auf deinen Verstand, wenn du jemandem gegenübersitzt, der dir soeben zu verstehen gegeben hat, dass er am längeren Hebel sitzt.“
    Plötzlich lachte der Ältere laut auf.
    „Es war gut dich wiederzusehen, mein Freund. Wir sollten das bald mal wiederholen!“
    Ein letztes Mal klopfte er mit der Hand auf die breite Schulter des Blonden, packte aber fest zu, sodass es schmerzte. Ohne ein weiteres Wort erhob er sich und machte sich auf den Weg zur Tür.
    „Das sollten wir!“, rief Isidor ihm nach einem Moment des Zögerns nach und grinste breit. Doch die Freude erreichte seine Augen nicht.
    Ob er jemals herausfinden würde, welche Augenzahl der seltsame Kerl gewürfelt hatte?

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    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Gänsekiel und Tintenfässchen standen schon bereit, als Maximus nachdenklich mit dem Zeigefinger auf einem leeren Pergament tippte. Er hatte die Auskunft von Tingalf erhalten, wonach sich ein Mann im Kerker befand, der in den Diebstahl der Kisten verwickelt sein sollte. Als Reaktion wollte der Graf eigentlich ein Schreiben aufsetzen, auf dass der Gefangene durch einen seiner Männer verhört werden sollte. Doch je mehr Maximus darüber nachdachte, desto mehr hielt er das Alles für die falsche Vorgehensweise.

    Der Auftraggeber war noch immer im Dunkeln gehüllt und der Sinn des Diebstahls konnte auch nach Wochen nicht ergründet werden. Der Graf hatte bereits vermutet, dass man ihn damit aus der Reserve locken und zu Fehlern verleiten wollte. Fehler, wie die unrechtmäßige Befragung eines Mannes im Gewahrsam des Ordens. Gewiss hatte Maximus einflussreiche Freunde und so manches Problem konnte durch Intervention des Feuermagiers Daron bereits aus der Welt geschaffen werden. Solche Karten durfte man aber nicht zu oft ausspielen, wenn sie ihre Wirkung behalten sollten.

    Da man zwischenzeitlich alle Kisten wieder aufgefunden hatte und kein nennenswerter Schaden entstanden war, entschied sich der Graf zu einem Zug, den sein Gegenspieler möglicherweise nicht einkalkuliert hatte. Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und legte das unbeschriebene Pergament zurück. Er wollte die Sache zunächst auf sich beruhen lassen und sich wieder auf die Stärkung seiner eigenen Position in Thorniara konzentrieren. Allzu lange würde es ohnehin nicht mehr dauern, bis Galbor aus dem Herzogtum Rivellon zurückkehrte und sich so neue Möglichkeiten des Handelns offenbarten.

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